Koch: „Ich kann mir ein Karriereende bei Sturm gut vorstellen“
Nach zwei erfolgreich gestalteten Testspielen hatte die Mannschaft des SK Sturm an ihrem vierten Tag im Trainingslager in Belek einen freien Nachmittag zu genießen. Fabian Koch hat sich für ein SturmNetz-Interview trotzdem die Zeit genommen und redet über die Mentalitätsfrage in der Europa League, Rum und ein mögliches Karriereende bei Sturm.
Fabian, du hast deinen Vertrag vor kurzem bis 2021 verlängert – du fühlst dich also wohl in Graz?
Auf jeden Fall! Mir geht’s sehr gut. Es passt alles hervorragend. Jetzt müssen wir noch ein bisschen in die Spur kommen und dann passt das Sportliche auch wieder.
Was zeichnet für dich Sturm Graz aus?
Sturm ist ein sehr familiärer Klub. Alles ist sehr eng beieinander, vom Vorstand bis zu den Fans. Das klingt ein bisschen abgedroschen, ist aber so. Ich habe mich von Anfang an wohlgefühlt, bin super aufgenommen worden und habe mich dann nochmal einen Schritt weiterentwickelt.
Wie stehst du zum Support in Graz?
Der ist hervorragend! Auch in schwierigen Zeiten haben sie uns immer unterstützt und auch in guten natürlich. Beim Cuptitel …! Es ist ein Wahnsinn, wie viele Leute nach Klagenfurt mitgefahren sind – so etwas habe ich noch nie erlebt.
Was waren in deinen zweieinhalb Jahren beim Verein deine bisher schönsten Momente?
Der Cuptitel natürlich, das war sensationell. Für mich war es das dritte Mal, dass ich im Finale war. Eigentlich sind wir da ja als Underdog reingegangen und dann haben wir das mit den Fans im Hintergrund gewonnen.
Du hast in Österreich schon alles gewonnen, was es zu gewinnen gibt: einmal Cupsieger mit Sturm, einmal Meister mit Austria Wien und einmal Meister in der 2. Liga mit Wacker Innsbruck. Was war dein emotionalster Titel?
(Überlegt) Ich glaube, der Meistertitel mit der Austria war sehr überraschend, ähnlich wie der Cuptitel. Der Cupsieg ist jetzt noch nicht so lange her, deswegen ist der noch näher in Erinnerung. Aber ich habe mich bei allen drei Titeln immens gefreut. Es ist alles irgendwie zum rechten Zeitpunkt gekommen, der Aufstieg in jungen Jahren, wo ich viel gespielt habe und der Meistertitel, wo ich zuvor eigentlich eine schwierige Zeit hatte, in der Saison dann aber viel spielte und wir auch noch den Punkterekord geholt haben. Beim Cuptitel hat man uns eigentlich nicht viel zugetraut, haben den aber geholt und sind zusätzlich noch Vizemeister geworden.
Du bist im Jahr 2016 von der Austria ablösefrei zu Sturm gekommen. Was waren damals die Gründe für die Trennung mit dem FAK und warum ist es Sturm geworden?
Warum die Austria nicht verlängern wollte, müsstet ihr die Austria fragen. (lacht)
Also gab es keine konkreten Gründe für die Nicht-Verlängerung?
Nein, ich habe damals auch nicht wirklich nachgefragt. Es war auch für mich ein neuer Schritt willkommen, ich war der Ansicht, dass auch mir eine Veränderung gut tun könnte. Mit Sturm trat dann der aus meiner Sicht perfekte Verein an mich heran und dementsprechend war das der für mich logische Schritt. Der Wechsel ging sehr schnell über die Bühne und darüber war ich froh, denn ich bin kein Spieler, der in solchen Angelegenheiten lange herumpokert. Ich habe gerne früh Gewissheit darüber, wie es weitergeht. Im Nachhinein muss ich sagen, dass Gott sei Dank alles so gelaufen ist, wie es ist.
Du kamst von Wien nach Graz, im Sommer sind viele Fixgrößen bei Sturm nach Wien abgewandert. Wie beurteilst du, was sich da am Ende der letzten Saison trotz Cupsieg, Vizemeistertitel und Champions-League-Qualifikation transfertechnisch abgespielt hat?
Es wurde natürlich auch intern darüber gesprochen. Ich fand es sehr schade, weil ich mit allen, die gegangen sind, super ausgekommen bin, da waren echt super Typen dabei. Sind sie ja immer noch. (lacht) Aus ihrer Sicht verstehe ich es, sie wollten halt den nächsten Schritt machen. Ob er bei allen gelungen ist, sei mal dahingestellt.
Ist es in Österreich wirklich ein Schritt nach vorne, wenn man von Sturm nach Wien wechselt? Du kannst das ja sicher beurteilen, hast auch schon bei der Austria gespielt.
Das interpretiert jeder einzelne Spieler anders. Ich, aus meiner Sicht, würde jetzt nicht mehr zurückwechseln. Das ist aber nur meine persönliche Meinung, da denkt jeder anders. Eventuell ist es einfach die ein wenig höhere Wahrscheinlichkeit, einmal international dabei zu sein. Das war jetzt im Sommer zwar auch nicht bei beiden Wiener Vereinen der Fall, aber wie gesagt, ich möchte da nicht über andere und deren Entscheidungen urteilen. Jeder trifft im Leben seine eigenen Entscheidungen. Die gilt es zu akzeptieren, verstehen muss man sie nicht immer.
Du kannst also schon den Unmut der Fans in Graz über den abgewanderten Sturm-Kapitän zu Rapid nachvollziehen?
Ich verstehe von jedem Fan Unmut, wenn ein guter Spieler wechselt, vor allem zu einem direkten Konkurrenten. Aber ich persönlich kann jeden Fußballspieler auf der Welt verstehen, wenn er wechselt, denn er hat seine Gründe – welche auch immer das sein mögen. Der Deni hat sich bei uns zu 100 % wohlgefühlt, aber er hat halt einfach einen Grund gehabt zu wechseln. Das gilt es dann zu akzeptieren.
Bevor du zu Sturm gewechselt hast, war die Rechtsverteidigerposition eine ewige Baustelle. Seitdem du in Graz spielst, wird über diese Position eigentlich gar nicht mehr diskutiert, weil man bei einem Fabian Koch weiß, was man bekommt. Wieso läuft es für dich auch sportlich beim SK Sturm sehr gut?
Ich fühle mich einfach sehr wohl und bekomme auch das Vertrauen vom Verein und von den Trainern. Da kann man dann befreiter aufspielen und das tut jedem gut, vor allem, wenn man schon etwas älter ist. Die Leistungen haben großteils gepasst, ganz zufrieden bin ich aber natürlich nicht mit jedem Spiel. Potenzial ist immer da, im Training noch mehr Gas zu geben und sich zu verbessern.
Natürlich kann es schon einmal passieren, dass man jemanden mitnimmt.
In der Position vor dir wird deutlich öfter rotiert als auf deiner. Wen hast du am liebsten vor dir am Feld?
Lieblingsspieler gibt es da keinen, würde ich jetzt sagen. Ich bin mit dem Hussi (Philipp Huspek, Anm. d. Red.) im Zimmer und verstehe mich mit ihm dementsprechend auch privat sehr gut, habe mit ihm auch schon am meisten zusammengespielt. Am Platz verstehe ich mich aber mit allen.
Du rackerst unermüdlich auf der rechten Abwehrseite und schonst auch deine Gegner nicht. In über 200 Bundesligaspielen hast du dennoch noch nie glatt Rot gesehen. Was ist dein Rezept?
Ich probiere halt, dass alles immer im Rahmen bleibt. Natürlich kann es schon einmal passieren, dass man jemanden mitnimmt, man schaut aber trotzdem, dass man denjenigen nicht verletzt. Taktische Fouls passieren halt, da kriegt man Gelb, aber Brutalofouls sind nicht mein Ding und werde ich auch hoffentlich nie machen.
Wie dein Mitspieler Anastasios Avlonitis, der dich im Training vor kurzem ziemlich umgesenst hat – da warst du offensichtlich nicht so glücklich darüber.
Ja, vor allem, weil er mit mir gespielt hat. (lacht)
Du zählst bei Sturm als Stammkraft und bietest laufend überzeugende Leistungen. Gab es in deiner Zeit beim Klub einmal Anfragen von anderen Vereinen?
Das weiß ich gar nicht. Ich habe mit meinem Manager ausgemacht, dass er mich nur kontaktieren soll, wenn irgendwas Konkretes kommt. Vor der Vertragsverlängerung haben wir noch geredet, was alles möglich wäre. Da war aber nichts Konkretes dabei und ich habe mich darauf auch gar nicht erst eingelassen, weil ich mich sehr wohl fühle bei Sturm. Für mich hat es persönlich auch gar nicht viele Optionen gegeben.
Trotz deiner beständigen Leistungen wirkt es für viele so, dass du immer etwas im Hintergrund stehst. Du präsentierst dich auch nicht auf diversen Social-Media-Kanälen, wie es viele deiner Mitspieler machen. Stehst du nicht gerne im Rampenlicht?
Ich glaube, dass ist auch viel der Position geschuldet, auf der ich spiele. Ich mache vielleicht einmal einen Assist oder schieße ein Tor – selten, aber doch – aber es sind andere, die im Fokus stehen. Zuletzt war das Peter Zulj, der ja auch hervorragende Situationen kreiert und schöne Tore geschossen hat. Für mich ist es einfach wichtig, dass wir gewinnen. Ob ich da jetzt brilliere oder nicht, oder einfach nur meinen Teil dazu beitrage, ist mir relativ egal. Ich muss nicht im Vordergrund stehen und glaube, mir ist das so auch fast lieber.
Haben Offensivspieler da schon einen Vorteil, wenn es darum geht, die Show zu stehlen?
Das ist im Fußball ja immer so. Die Offensiven sind mehr im Mittelpunkt, stehen dafür aber auch teilweise eher in der Kritik, wenn es nicht so läuft. Aber das ist so und das passt so. Ich fühle mich wohl damit. Ich weiß, was ich an meinem Job habe und schätze das sehr, kann es aber auch sehr gut für mich behalten.
Mit welchen Aufgaben am Platz vertraut fühlst du dich am wohlsten?
Am liebsten wäre mir, ich müsste gar nichts sagen und alles läuft perfekt. Nein, ich schaue, wo ich mich einbringen kann, wenn mir irgendetwas auffällt, dann spreche ich das an. Das ist dann aber egal, ob man 29 Jahre alt ist oder 19. Das ist mir eigentlich recht wichtig, dass jeder in der Mannschaft das Selbstvertrauen und Bewusstsein hat, darüber reden zu können, was falsch läuft und was besser laufen muss.
Du bist wohl das, was man Vorzeigeprofi nennt und auch ein Vorbild für junge Spieler. Bei den Trainings und am Flughafen haben wir gesehen, dass dein Namensvetter Tobias oft bei dir mitgelaufen ist. Habt ihr innerhalb der Mannschaft ein Buddy-System oder war das nur Zufall?
Ein Buddy-System gibt es grundsätzlich nicht. Wenn ein junger Spieler auf deiner Position dabei ist, kann man dem natürlich mehr weiterhelfen, als ich das jetzt zum Beispiel bei einem Stürmer könnte. Ich rede aber eigentlich mit allen jungen Spielern gerne und viel. Ich habe das früher selber geschätzt, wenn ältere Spieler mit mir geredet haben und mir weitergeholfen haben. Man kann ja oft etwas mitnehmen, manchmal ist ein Blödsinn dabei, manchmal ist was Gutes dabei. Das kann ja dann jeder für sich selbst entscheiden. Ich denke aber, sich nach oder während desTrainings auszureden, ist gut. So lernt man am meisten.
Wie schätzt du die diesjährige Saison im Vergleich zum Vorjahr sportlich, im Bezug auf die ganze Mannschaft aber auch persönlich, ein?
Uns ist in den vergangenen beiden Jahren gelungen, dass, auch wenn wir nicht so gut gespielt haben, trotzdem die Spiele gewonnen und einen Lauf gestartet haben. Wir hatten immer das Gefühl, jedes Spiel gewinnen zu können, einfach weil es von Anfang an gut gelaufen ist; wie gesagt selbst dann, wenn wir nicht gut gespielt haben. Heuer war es erstmals so, dass wir teilweise besser als der Gegner waren, die Partien dann aber unglücklich nicht für uns entscheiden konnten. Wir haben uns viele Chancen herausgespielt, haben aber blöde Tore bekommen. Das ist uns die Jahre zuvor nicht passiert. Das war vermutlich auch unsere Schuld, die der Verteidiger, dass wir leichte Tore aus dummen Situationen bekommen haben.
War das auch dem geschuldet, dass durch die vielen Abgänge im Sommer das Mannschaftsgefüge vielleicht ein bisschen durcheinander gekommen ist? Als Stammspieler vorgesehene Kicker wie Philipp Hosiner oder Filipe Ferreira haben auch nicht sofort die Leistungen abgerufen, die man sich vermutlich erwartet hatte.
Dem würde ich zustimmen, wenn wir nicht so gut gespielt hätten. Wenn es überhaupt nicht gelaufen wäre, wir sagen hätten müssen, dass wir uns jeden Punkt haben erkämpfen müssen, das war ja nicht der Fall. Meiner Meinung nach haben wir ja recht gut gespielt! So habe ich das am Platz empfunden. Klar waren einige Spiele dabei, die einfach grottig waren, da brauchen wir gar nicht viel darüber reden. Aber die haben wir in der Vorsaison ja auch gehabt, nur haben wir es trotzdem geschafft, dass wir die dann noch irgendwie gewonnen haben.
Könntest du uns verraten, wie du die Neuzugänge einschätzt? Mit Gideon Mensah, Arnel Jakupovic und Ivan Ljubic kamen im Winter ja drei Verstärkungen.
Ich habe einen tollen Eindruck von den Dreien bisher. Der Ivan hat sich super weiterentwickelt in dieser Halbsaison bei Hartberg, wo er regelmäßig gespielt hat. Gestern im Test hat er auch gleich eine Top-Leistung gezeigt. Mit den anderen beiden habe ich leider in noch keinem Test zusammengespielt, aber im Training zeigen sie ihre Qualitäten ganz klar. Jakupovic hat natürlich mit seinen zwei Hattricks gleich einmal gezeigt, was er drauf hat. Mensah hat ein mörderisches Tempo und ist auch mit dem Ball gut. Aus meiner Sicht sind wirklich alle drei tolle Verstärkungen.
Und wie siehst du deine eigene Leistung im Vergleich zur Vorsaison?
Am Anfang bin ich natürlich nicht zufrieden gewesen mit mir. Woran das gelegen ist, kann ich nicht sagen. Es war im Team irgendwie nicht ganz so das Vertrauen in uns selbst, dass wir die Spiele noch drehen können, wie es schon mal der Fall war. Ich glaube, dass keiner von uns zu Beginn der Saison seine besten Spiele gespielt hat. Es ist einfach schwierig zu sagen, woran es gelegen hat.
Ich habe meine alten Schussstiefel wieder ausgepackt.
Sehen wir bald wieder mehr Weitschusstore von dir?
Ja, ich habe meine alten Schussstiefel wieder ausgepackt, weil die anderen kaputt geworden sind. (lacht) Nein, es würde mich natürlich freuen, wenn ich wieder einmal einen Distanzschuss reinhaue, aber darauf wetten würde ich jetzt nicht.
Hat das auch mit dem vorhin angesprochenem Selbstvertrauen zu tun? Du haust wahrscheinlich eher in Phasen, in denen es gerade gut läuft, einfach einmal drauf, oder?
Ja, sicher. In guten Phasen denkst du dir einfach „den hau ich jetzt rein!“ und er geht tatsächlich auf. Wenn es dann nicht so läuft, denkst du dir „ich muss jetzt unbedingt irgendwas kreieren, damit wir ein Tor schießen!“ und irgendwie überlegt man dann oft zu lange hin und her, was die beste Lösung für die Situation ist, ob vielleicht ein anderer Spieler besser positioniert ist. So trifft man dann hin und wieder die falsche Entscheidung und die erste Intention, nämlich der Schuss, wäre vielleicht die bessere Option gewesen.
Nach einer langen Serie ohne Sieg kam es schlussendlich zum Trainerwechsel. Die letzten Spiele unter Heiko Vogel waren jedoch bei weitem nicht schlecht und zeitweise war es wie verhext. Unter Roman Mählich ist es dann von Anfang an sofort gelaufen. Auf was ist das zurückzuführen?
Ich glaube, wir haben einfach einen Dosenöffner gebraucht. Dann haben wir gleich im ersten Spiel diese Standardsituation, der Ball wird abgefälscht und der Eze macht den irgendwie rein. Das war ja nicht einmal einstudiert, so etwas passiert halt einfach. Das hat dann einen Knoten bei uns gelöst. Dass wir hinten oft zu Null gespielt haben, hat natürlich auch geholfen. In dem Moment war es wurscht, wie wir die Spiele gewinnen, wichtig war nur, dass wir sie gewinnen. Gottseidank haben wir diesen Turnaround geschafft.
Kam der Trainerwechsel als Impuls trotzdem zum richtigen Zeitpunkt?
Man kann es eh nie sagen, wie es gewesen wäre, wenn der Heiko noch da geblieben wäre. Aber so wie es jetzt im Nachhinein ist, ist es wohl richtig gemacht worden.
Wenn wir jetzt schon von Roman Mählich reden: Der Trainer hat im Herbst hauptsächlich den Fokus darauf gelegt, die Defensive zu stabilisieren. Wie wird das Spiel unter Mählich in Zukunft aussehen?
Im Trainingslager haben wir bereits schon probiert, mehr nach vorne zu machen und uns in der Offensive neue Automatismen einprägen. Das wird immer mehr werden. Am Anfang war natürlich wichtig, dass hinten einmal die Null steht und wir dann auf unsere Konter gewartet haben. Das wird sich alles von selbst regeln, kicken können wir ja. (lacht)
Du hast bei drei großen Vereinen in Österreich gespielt. Welcher Trainer hat dich am meisten geprägt?
Ich hatte echt sehr viele Trainer, das ist schwierig zu sagen. Ein jeder hat mir etwas mitgegeben. Der eine vielleicht mehr, der andere weniger.
Du hast ja auch bei Sturm mittlerweile deinen dritten Trainer. Wie unterschiedlich sind Franco Foda, Heiko Vogel und Roman Mählich?
Sehr verschieden. Ich meine, jeder Mensch ist verschieden, aber die drei genannten haben alle völlig unterschiedliche Zugänge – sowohl persönlich, als auch zum Fußball.
Du hast bei allen drei fix gespielt. Das spricht für dich, oder?
(Lacht) Ja, stimmt. Ich bin mit allen ganz gut zu recht gekommen. Man kann von jedem Trainer was mitnehmen und als Spieler muss man sich halt auch dem Trainer und dem Fußball, den er spielen möchte, ein bisschen anpassen.
Macht ihr euch als Spieler schon Gedanken über die kommenden vier Partien? Durch die Ligareform könnte es schlussendlich ja sein, dass man das Saisonziel bereits ganz früh verfehlt.
Auf jeden Fall. Jetzt gerade ist es noch nicht so im Gespräch, wir befinden uns ja im Trainingslager und haben noch Zeit. Wir probieren jetzt einmal, unser Spiel weiter zu verbessern. Aber natürlich ist das schon irgendwo im Hinterkopf, dass wir vier entscheidende Spiele haben. Im ersten Spiel gegen Mattersburg müssen wir richtig gut starten. Das Spiel ist für mich fast das entscheidende. Aber das ist eine neue Situation für jeden, so ein Spielsystem haben wir noch nie gehabt.
Wäre es aus deiner Sicht klüger, den Grunddurchgang bereits vor der Winterpause abzuschließen?
Das ist eine gute und interessante Frage. Ich finde, Mannschaften, bei denen es am Anfang nicht so gut gelaufen ist, haben noch einmal die Möglichkeit zu reagieren. Ob das fair ist oder nicht, will ich nicht beurteilen. Die mit mehr Kohle haben halt mehr Chancen, noch etwas gutzumachen. Ob es besser wäre, die vier Spiele davor zu spielen, wäre aber auf jeden Fall eine Überlegung wert und man könnte sich in der Winterpause schon auf die neue Situation einstellen. Auf der anderen Seite macht das Format die Vorbereitung noch einmal spannender, dadurch, dass jetzt noch ein Kitzeln da ist. Wenn du weißt, der Zug um das Meisterschafts-Play-Off ist schon abgefahren, ist vielleicht schon etwas Spannung weg. So fiebert jeder noch auf die nächsten vier Spiele hin.
Wir haben vorhin darüber gesprochen, dass die Wiener Vereine den Anreiz, relativ regelmäßig in einer internationalen Gruppenphase dabei zu sein, mit sich bringen. In der Liga liegt Sturm aber meist nicht viel hinter den zweien, im Gegenteil, in den letzten beiden Saisons lag man vor ihnen. Sturm scheitert dennoch Jahr für Jahr in der Qualifikation. Speziell im Vergleich zu Rapid beschleicht einem das Gefühl, die Grün-Weißen hätten international einfach mehr Selbstbewusstsein. Gibt es bei Sturm ein Mentalitätsproblem?
Ich weiß es auch nicht. Natürlich ist man bei internationalen Spielen einen Tick nervöser, die Anspannung ist auf alle Fälle da. Vielleicht müssen wir wirklich ein bisschen anders in diese Spiele reingehen. Woran es genau liegt, kann ich aber nicht sagen. Es ärgert mich ja persönlich auch extrem, dass wir es international nie so rüberbringen wie in der Meisterschaft.
Bei internationalen Testspielen schaut es nämlich immer gut aus, man gewinnt gegen starke Gegner. Sobald dann aber die Pflichtspiele warten….
Ja, es ist wirklich eigenartig. Ich habe auch erst vor kurzem mit dem Spendi (Lukas Spendlhofer, Anm. d. Red) darüber gesprochen, der jetzt schon länger in Graz dabei ist. Es weiß keiner, woran das liegt. Das zieht sich jetzt schon länger, dass man einfach nicht und nicht in eine Gruppenphase kommt. Dabei ist das jedes Jahr das große Ziel. Nur die Qualifikationsrunden sind auf Dauer einfach zu wenig. Ich hoffe und bin optimistisch, dass ich es mit Sturm aber noch schaffen werde.
Das war ein ordentlicher „Owahuler“!
Weil wir gerade davon sprechen: Wie schwer war das heurige Ausscheiden gegen Larnaka zu verdauen? Kannst du jetzt, mit ein bisschen Abstand, erklären, was da vor sich ging, dass man vom zypriotischen Cupsieger mit 7:0 abgeschossen wird?
Das war ein ordentlicher „Owahuler“! Selbst wenn ich jetzt darüber nachdenke, schmerzt es noch. Der Stachel sitzt schon sehr tief. Das kann man sich bis heute nicht erklären, was da los war. Gott sei Dank ging es in der Saison gleich weiter und man hatte nicht die Zeit, viel darüber nachzudenken.
Nun ein bisschen zu dir als Privatperson. Wie schaut es denn mit deiner Familie aus? Wohnt deine Frau in Graz bei dir?
Ja, ich habe heuer im Juni geheiratet. Meine Frau kam eigentlich gleich ein halbes Jahr nach dem Wechsel zu Sturm nach Graz zu mir und begann gleich zu arbeiten. Wir sind echt sehr glücklich in Graz. Meine zwei Schwestern wohnen in Wien, das heißt, die kann ich auch jederzeit einmal spontan besuchen. Bei meinen Eltern in Tirol ist das mit der Zeit schon ein bisschen schwieriger. Es kommen uns aber regelmäßig viele Familienmitglieder nach Graz besuchen, weil auch sie sich sehr wohl in dieser schönen Stadt fühlen, gerne zu Besuch sind und mir auch bei unseren Heimspielen zusehen.
Du bist mit Philipp Huspek im Zimmer, den wir heute schon bei unserem Live-Chat zu Gast hatten. Er hat vorhin gemeint, es gäbe heute einen Friseurtermin bei ihm. Der wurde wohl verschoben?
Ja, stimmt. Der wurde verschoben.
Was ist da geplant?
Einfach wieder auf Null rasieren.
Und das übernimmt Huspek?
Ja, das macht immer der Hussi. Der kann das richtig gut und hat sich sogar extra einen neuen Rasierer für mich gekauft.
Wer ist von euch beiden der bessere FIFA-Spieler? Laut Hussi müsstest das du sein?
FIFA spiele ich ganz selten, aber da der Hussi überhaupt nie Playstation spielt, würde ich ihn wohl schlagen. (lacht)
Was? Philipp Huspek meinte heute, dass es eine Herkules-Aufgabe sei, dich überhaupt einmal von der Playstation wegzubekommen …
Aber da spiele ich nicht FIFA, sondern Fortnite. Da sieht man wieder, wie viel sich der Hussi auf der Playstation auskennt. (lacht)
Wer ist an sich der beste FIFA-Zocker bei euch im Team?
Ganz klar der Hosi (Philipp Hosiner, Anm. d. Red.).
Habt ihr da intern auch manchmal Turniere?
Ich glaube, das wäre dem Hosi zu fad. Er spielt recht viel und ist richtig stark. Aber es gibt schon auch ein paar andere, die ganz gut spielen.
Du bist jetzt 29, kannst du dir ein Karriereende bei Sturm vorstellen?
Ich könnte mir auf jeden Fall vorstellen, meine Profi-Karriere bei Sturm zu beenden. (Überlegt kurz) Nur eine Saison muss ich noch beim FC Natters einlegen! Das ist mein Heimatverein und da will ich unbedingt einmal auflaufen. Ich hatte nie die Möglichkeit, für die Kampfmannschaft in Natters zu spielen, weil ich mit 16 schon zu Wacker gewechselt bin. Da muss ich einfach einmal auflaufen. Es nutzt nichts. Und wenn das mit 34 oder 35 ist, dann eben erst in dem Alter.
Was sind deine weiteren Ziele mit Sturm?
Da haben wir vorher eh schon kurz darüber gesprochen. Ein ganz großes Ziel von mir ist es, mit diesem Verein in eine internationale Gruppenphase zu kommen. Schön wäre natürlich auch, wenn wir noch einen Titel mitnehmen könnten. Mag sein, dass ich mir die Ziele jetzt etwas zu hoch gesteckt habe, aber möglich ist es auf jeden Fall.
Zum Abschluss: Du bist im tirolischen Rum geboren. Kommt bei dir auch Rum ins Stamperl?
Nein (lacht), wobei… In letzter Zeit habe ich wenn dann Gin getrunken, aber das ist mir jetzt ein bisschen zu viel geworden, weil den plötzlich jeder trinkt. Jetzt muss ich mir wieder etwas Neues suchen. Meine Schwester trinkt gerne Whiskey, da hab ich mich schon ab und zu eingebaut. Vielleicht passt der Rum ja tatsächlich gar nicht so schlecht. Mal schauen. Aber ich habe in Rum ja nie gewohnt. Ich bin dort nur geboren und war eine Woche dort. Da gibt es so eine kleine Privatklinik. Ich war immer in Natters, da bin ich aufgewachsen. Ich bin Natterer, kein Rumer. (lacht)
Schöne Schlussworte. Vielen Dank, dass du dir die Zeit genommen hast, Fabian.
Gerne!
Das Interview führten Stefan Krainz und Christian Albrecht im Sueno Hotel Deluxe Belek.
Cooler Haxn der Herr Koch.
Ich mag die Interviews, die nicht nach einstudierten Stehsätzen klingen.