„Ich fühle, dass wir noch nicht am Zenit sind“
Nach dem 2:1-Auswärtssieg über Austria Klagenfurt – in den letzten 14 Partien gab es somit für Sturm nur eine Niederlage – war Cheftrainer Christian Ilzer zu Gast bei Talk und Tore und sprach unter anderem über den Vizemeistertitel, die mannschaftliche Geschlossenheit, das Gefühl „Sturm-Familie“, mögliche Verstärkungen und seine persönliche Zukunft in Graz.

(c) Martin Hirtenfellner Fotografie
Über das Gefühl, die Mannschaft zum Vizemeistertitel geführt zu haben
Nach dem dritten Platz im letzten Jahr den Vize zu holen ist natürlich sehr schön. Es gab viele Hürden zu überwinden – etwa den intensiven Spielplan im Herbst, den Yeboah-Abgang oder den Ausfall so manch eines Schlüsselspielers – doch die Mannschaft hat diese sehr gut überwunden.
Ob Sturm gerade wegen der mannschaftlichen Geschlossenheit derzeit so erfolgreich ist
Das war schon in der letzten Saison ein wesentlicher Punkt. Die Mannschaft hat Charakter, unsere Führungsspieler richten sich ganz klar auf Erfolg aus, beides sind wesentliche Eckpfeiler. Man braucht in einem Team Winner-Typen, die auch in schwierigen Phasen Größe zeigen. Eine Mannschaft, die immer hungrig bleibt, ist für einen Trainer viel leichter zu führen.
Jantschers außergewöhnliche Spielzeit
Ich bin an das Thema Jantscher völlig wertfrei herangegangen und habe mich nur gefragt, wie funktioniert er in meiner Idee. Er hat nicht nur am Platz seine Qualitäten, sondern auch in der Kabine. Er ist ein hervorragender Fußballer, das sieht man nicht nur an seinen Standards oder wie er in den Zwischenlinien agiert. Zudem verfügt Jantscher über eine hohe Bereitschaft im Spiel gegen den Ball, ist ein absolutes Vorbild und ein Schlüsselspieler. Wenn einer 27 Scorerpunkte in einer Saison schafft, zeigt dies, wie wichtig er ist. Da spielt Alter keine Rolle.
Keine Scheu Spieler aus Salzburg zu verpflichten
Wir wollen die bestmöglichen Spieler für unser Anforderungsprofil verpflichten. Wenn dies eben Spieler aus Salzburg oder Liefering sind, warum sollen wir das nicht machen. Es hat sich ja schon mehrfach bewahrheitet, dass wir damit gut gefahren sind. Grundsätzlich ist aber egal, ob der Spieler aus Salzburg oder Kopenhagen kommt, das Profil muss passen.
Über mögliche Verstärkungen für die kommende Saison
Auf den zentralen Positionen sind wir gut aufgestellt. Die Planungen laufen trotzdem, für vorne und hinten sind unsere Augen offen. Auf uns warten 27 oder 29 Spiele in drei Monaten, also ein extrem intensiver Spielkalender im Herbst. Daher haben wir auf gewissen Positionen Bedarf. Listen werden abgearbeitet und wir sind gut vorbereitet. Dadurch dass wir schon zu so einem frühen Zeitpunkt die Vize-Meisterschaft fixiert haben, ist alles planbarer und Andreas Schicker mit seinem Team schon aktiv.
Zu den bereits feststehenden, möglichen Gegnern in der Champions-League Qualifikation
(Anm* Marseille/Monaco, PSV Eindhoven, Benfica und Brügge)
Monaco kennen wir schon, die anderen fallen auch alle in etwa in diese Kategorie. Natürlich wartet da auf uns ein absoluter Top-Gegner und es bedarf einer außergewöhnlichen Leistung an beiden Spieltagen, dann können wir davon träumen, die Champions-League-Hymne in Graz zu hören. Die gibt es ja ab dem Play-Off. Und dafür muss man über so einen Gegner drüber. Mannschaften aus Österreich haben in den letzten Jahren immer wieder bewiesen was möglich ist. Meine Mannschaft hat in der letzten Europacup-Saison viel gelernt.
Sturm Graz, eine Liebesbeziehung?
Die habe ich mit meiner Frau. Sturm ist eine große Emotionalität. Das hat man ja in den letzten Wochen wieder gespürt. Erst die Vizemeisterschaft einzufahren und dann der Tod von Ivica Osim, das zeigt einem, welche Ehre es ist, hier Trainer sein zu dürfen. Ich fühle, dass wir noch nicht am Zenit sind.
Über Osim
Ich war damals Jugendlicher, bin in der Gruabn an den Gitterstäben beim Zaun gehangen und habe diese Mannschaft bewundert. Durch Osim sind Dinge möglich geworden, an die keiner zuvor in Graz geglaubt hat. Vor allem die Art und Weise wie Fußball gespielt wurde. Ich kann mich auch noch an den Rummel bei der ersten Meisterfeier erinnern: Ich hab dort auf einer Laterne Platz gefunden und mir wurde es fast zu viel, dem Osim merklich auch. Ich habe Osim als Trainer bewundert und er hat mich geprägt. Bei seiner Verabschiedung hat man ganz deutlich gespürt, was Sturm-Familie bedeutet. Ivica Osim war von dieser eine echte Leitfigur.
Wie treu ist Chris Ilzer?
Ich habe das Gefühl, dass etwas weitergeht und sehe daher aktuell keinen Grund, Sturm Graz zu verlassen. Es macht riesen Spaß, irgendwelche Versprechungen zu machen ist allerdings schwer, jeder kennt das Fußballgeschäft. Ich muss aber sagen, wenn nicht wirklich etwas Außer-Außer-Gewöhnliches kommen würde, bin ich kommende Saison auf alle Fälle noch Sturm-Trainer. Für mich ist dieses Thema jedoch nicht präsent, ich habe ein Management, dass sich darum kümmert und das ich gebeten habe, solche Dinge von mir fern zu halten. Verschließen will ich mich vor nichts, im Moment fühle ich aber, dass ich bei Sturm Graz am absolut richtigen Ort bin.
Ob es neben Sturm noch einen Lieblingsverein gibt
Ich war immer Sturmfan. Alles andere waren nur Spieler- oder Trainerstationen bei eben zunächst kleineren Vereinen. Ich war in jeder Leistungsstufe aktiv, aber immer ganz klar mit dem Ziel, irgendwann Profi-Trainer zu werden.
Chirs Ilzer ist am besten Weg eine wahre Sturm Legende zu werden!
Ich glaub dazu wird er nicht lang genug bei uns bleiben. Wenn wir weiter so erfolgreich sind, wird da schon bald wer aus Deutschland anrufen..