Hartberg siegt und zieht mit Sturm gleich

Spielbericht: TSV Hartberg vs. SK Sturm Graz (3:2)

Noch einmal die Zähne zusammenbeißen, hieß es für den SK Sturm Graz am Sonntagnachmittag im oststeirischen Hartberg, bevor es in die wohlverdiente Länderspielpause ging. Den Schwoazn bot sich die verlockende Gelegenheit, diese sicher bitter notwendige und ruhebringende Unterbrechung ihres dichtgedrängten Terminplans mit 10 Punkten Vorsprung auf Rang drei anzutreten. Aufgrund der nun doch schweren Verletzung Otar Kiteishvilis rückte Manprit Sarkaria in die Startelf vor, außerdem nahmen David Affengruber und Jusuf Gazibegovic zu Beginn auf der Bank Platz. Für sie liefen Lukas Jäger und Niklas Geyrhofer von Beginn an auf. Die Hartberger ihrerseits mussten auf Dario Tadic, ihren Torschützen vom Dienst, verzichten. Einem spannenden Nachbarsduell bei besten Bedingungen und vor vollen Rängen stand dennoch nichts im Wege.

| © Martin Hirtenfellner Fotografie

Unglücklicher Swete

Auch wenn die Grazer mit Anpfiff das Kommando übernahmen, waren es die Hausherren, die erstmals für einiges an Gefahr sorgen konnten. Ex-Blacky Donis Avdijaj holte sich den Ball im Mittelfeld ab und schickte Noel Niemann mit einem fast perfekten Pass in den Lauf nach vorne. Fast perfekt, weil Tormann Jörg Siebenhandl den Ball vor dem Deutschen Offensivmann abfangen und im Nachfassen sichern konnte. Kurz darauf scheiterte Kelvin Yeboah nach schnellem Angriff über die linke Seite an Rene Swete, der die Situation gut überblicken und rechtzeitig aus dem Tor herauskommen konnte, um sich vor dem italienischen U21-Nationalteamspieler aufzubauen. Eine Glanztat, die der Kapitän der Hartberger mit einer Verletzung zu bezahlen hatte – er musste in der 9. Minute bereits ausgewechselt werden.

Doppelschlag in die Magengrube

Nach einigen ereignislosen Minuten fasste sich der Hartberger Matija Horvat ein Herz und schloss aus gut 25 Metern ab. Damit überraschte er Siebenhandl ganz offensichtlich, denn der Ball landete im kurzen Eck (19. Minute), 1:0 für die Gastgeber. Dem nicht genug: Nur 120 Sekunden später patzte sich die gesamte Hintermannschaft der Schwarz-Weißen in die Bredouille – ein heilloses Chaos samt Überforderung nutzte Niemann für das 2:0. Unfassbare Szenen! Sämtliche Zuordnung fehlte in diesem Moment. Fassungslosigkeit – nach nur 21 Minuten lag der haushohe Favorit mit 0:2 zurück. In den folgenden Minuten rang Sturm um Fassung, nur gelingen wollte vorerst gar nichts mehr. Sichtlich im Gedanken um etwaige Maßnahmen, eine Pleite zu verhindern, verfolgte Trainer Christian Ilzer das Geschehen zunächst ruhig an der Seitenoutlinie stehend. Woher kam diese plötzliche Überforderung?

| © Martin Hirtenfellner Fotografie

Keine Erholung

Sturm wirkte bemüht, sämtliches Streben, in dieses Spiel irgendwie wieder reinzukommen, blieb bis zur Pause allerdings ergebnislos. Die Oststeirer stellten ihren Sechzehner zu und lauerten auf Konter. Es schien, als gäbe es für Sturm (vor der Pause) einfach nichts zu holen. Zu viele Fehler im Aufbau, zu einfache Ballverluste. Die um sechs Minuten verzögerte Pause sehnlichst erwartet. Es gab genügend zu bereden. Wie würde sich Sturm in dieser verfluchten Begegnung einen Zündfunken erarbeiten, mit dem sich ein Feuer starten ließ? Jedenfalls kam man stark verändert aus der Kabine. Sarkaria, Jäger, Andreas Kuen und Amadou Dante blieben draußen. Ivan Ljubic, Anderson Niangbo, David Prass und Jusuf Gazibegovic wurden eingewechselt. Niangbo prüfte Keeper Sallinger gleich aus der Distanz und dann plötzlich Elfmeter für Sturm: Foul an Jon Gorenc Stankovic, Jürgen Heil der Übeltäter. Jakob Jantscher ließ sich diese Gelegenheit nicht entgehen und erzielte den Anschlusstreffer sicher. Kurz darauf scheiterte Avdijaj an Siebenhandl – da fehlte auf den neuerlichen Zwei-Tore-Vorsprung nicht viel.

Zweites Gesicht

Jetzt wirkte Sturm plötzlich viel präsenter, konnte das Mittelfeld auch wieder viel einfacher überspielen. Nach einer schöner Kombination scheiterte Stefan Hierländer in der 56. Minute nach Vorlage von Kelvin Yeboah mit seinem zu hoch angetragenen Schuss von der Strafraumgrenze aus. In der 58. Minute prüfte Gazibegovic die Aufmerksamkeit des Hartberger Torhüters aus gut 30 Metern. Den sehr zentralen Schuss konnte Sallinger parieren. In der 62. Minute spielte Jantscher eine wunderbare Heringabe auf Niangbo, der allerdings nicht mehr an den Ball kam, da die Hartberger im Fünfmeterraum gut aufpassten – Sturm drängte nun auf den Ausgleich. Die Wechsel Ilzers zeigten deutlich die erwünschte Wirkung.

| © Martin Hirtenfellner Fotografie

Turbulente Schlussminuten

Sturm schnürte den Gegner nun phasenweise ein, ließ kaum mehr Bälle in die eigene Hälfte und suchte beinahe brachial nach Lösungen dafür, das Abwehrbollwerk der Oststeirer zu sprengen. Vor allem David Prass brachte viel Schwung in das Spiel und lieferte immer wieder brauchbare Hereingaben von der Seite, die es auch brauchte, denn die Mitte wurde von den Gastgebern geschickt zugestellt.  Nach einem Jantscher-Freistoß scheiterte Yeboah in der 79. Minute per Kopf an Sallinger. Die Zeit lief. Schwarz-Weiß hatte das Ruder wieder in der Hand, aber das Spielende rückte unangenehm schnell näher. Es schien, als sei Sturm dennoch auf Schiene und dann kam Sturm, nämlich Philipp Sturm, der plötzlich unaufhaltbar und vollkommen allein auf Siebenhandl zulief. Ein Stich ins schwarz-weiße Herz – 3:1 für die Gäste. Dann aber plötzlich der erneute Anschlusstreffer … nein doch nicht. Yeboahs Kopfball landet im Netz, aber Stürmerfoul. Eine Fehlentscheidung, wie sich herausstellen sollte. Das kann doch nicht sein! Dann aber Niangbo – plötzlich ist Sturm dran. Nach einem Corner versenkt er das Spielgerät per Kopf im Tor. Diesmal gab es seitens der Spielleitung keine Einwände! Die Chance auf einen Punkt lebte! 89. Minute – ein Eckball brachte wildes Gestocher im Hartberger Strafraum. Ein Abschluss, abgeblockt.

Kein Stich mehr

Dann Aufregung auf der Gegenseite, der TSV will einen Elfmeter, bekommt ihn aber nicht. Alles korrekt! Nachspielzeit: Jantscher richtet sich den Ball her. Es wird ein langer Freistoß, denn Stankovic bekam Stecs Stollen knapp nach der Mittellinie zu spüren. Der Ball kommt gut, aber es gibt nur Corner. Und dann noch einen. Und noch einen. Vergebens. Schließlich siegte der TSV Hartberg mit 3:2 und zog im direkten statistischen Vergleich mit Sturm gleich (je 4 Siege). Die Grazer verpassten hingegen die Chance auf einen unglaublich komfortablen Vorsprung in der Tabelle.

Spieldaten

 

5 Kommentare

  1. Ivaneijew sagt:

    Kurz zusammengefasst: 1. Hälfte verschlafen, Hartberg clever und effizient.

    Was solls, man steht immer noch gut da und jetzt mal 2 Wochen Akkus aufladen und dann Vollgas weiter Richtung Champions League Quali 2022/23!

  2. Siro sagt:

    Was ist schon eine 2:3-Niederlage im Vergleich zur Vorstellung dass Mario So……… noch das Trikot von Sturm tragen würde.
    (Der Vollzylinder spielt den sterbenden Schwan, lässt sich behandeln dabei war rein gar nix (wegen dieser Szene ist aber kein größerer Zylinder als zuvor, geht nämlich nimmer))

  3. black_aficionado sagt:

    erste Hz der Großteil mit der schlechtesten Saisonleistung – mit Abstand. Negative Ausreißer nach unten einmal mehr Kuen und, so leid es mir persönlich tut, Sarkaria. Wer Ansprüche stellt Stamm zu sein, der sollte auch genau in solchen Partien auf dem Punkt da sein und förmlich alles zerreißen wollen. Wenn man dann aber neben technischen Fehlern nur noch schlechtes Stellungsspiel in die Partie wirft, dann wird es nicht reichen!
    Yeboah diesmal auch wirklich nicht gut; JJ stand bis auf die Standards ebenfalls völlig neben den Schuhen. Und ja, dann kommt so ein Gekicke heraus, wenngleich es spielerisch in der zweiten Hälfte im Vergleich ja fast ein Quantensprung war und das sagt schon einiges aus…

    Sei es drum, vlt. der Dämpfer zur richtigen Zeit. Jetzt kann man in der Länderspielpause die Akkus aufladen und strukturiert aufarbeiten! Danach geht es weiter und die geile Truppe wird uns weiterhin viel Freude bereiten 🙂

    swg

    • ivovastic sagt:

      Besser kann man das Spiel nicht analysieren!!

    • Melvinuss sagt:

      Stimmt. Und hinzufügen möchte ich: Jedes Gegentor, jede Niederlage ärgert mich massiv. Gegen jeden Gegner, egal wie er heißt. Aber wenn ichs mir schon aussuchen könnte, dann am Liebsten doch auch gegen die Hartberger. Die sind ein sympathischer, bodenständiger Verein mit Leuten, die nicht abgehoben sind. Und die sind mir alle mal lieber, als alle Anderen. Man stelle sich vor, gegen Rapid etc. 🙂

      Dass das passieren würde, war klar. Nur wann bzw. gegen wen nicht.

      Auch wenns mich nach wie vor ärgert, vor allem die Leistung in der 1. HZ: Die Mannschaft hat uns/mir jetzt sehr viele tolle Momente beschert, das überwiegt derzeit sicherlich diese Enttäuschung.

      Mit vollen Kräften und mentaler Frische auf zu den nächsten Aufgaben, weiter gehts!

Schreibe einen Kommentar