Glanzloses Remis in Tirol

Spielbericht: WSG Tirol vs. SK Sturm Graz 1:1 (0:0)

Nach dem bitteren Aus im Cup-Halbfinale gegen den Seriensieger Salzburg geht es für Sturm an diesem 20. Spieltag der Tipico Bundesliga nach Tirol zur WSG. Während die Blackys schon sicher in der Meistergruppe mitspielen dürfen, ist für die Heimmannschaft jeder Punkt im Kampf um die Top 6 von großer Bedeutung. Dementsprechend erwarten die Fans vermutlich ein sehr spannendes Duell, das beide Teams unbedingt gewinnen möchten. Im Vergleich zum letzten Spiel rotierte Sturm-Trainer Christian Ilzer auf drei Positionen: Jon Gorenc Stankovic rückt für Gregory Wüthrich in die Innenverteidigung, auf der 6er-Position spielt Lukas Jäger, Jusuf Gazibegovic ersetzt Amadou Dante und Kevin Friesenbichler stürmt neben Jakob Jantscher anstelle von Kelvin Yeboah.

Eine Halbzeit ohne große Highlights

Beide Mannschaften starteten sehr wach und ambitioniert in die Partie. Durch frühes Anlaufen wurden während der ersten 15 Minuten viele hohe Bälle provoziert. In der zehnten Minute kam Jakob Jantscher zum ersten Torschuss, schaffte es aber nicht, den Ball aufs Tor zu bringen. Kurze Zeit später gab es dann auch den ersten Versuch der Wattener, David Nemeth konnte aber noch rechtzeitig blocken. Die WSG wirkte etwas griffiger, jedoch gelangen keine zwingenden Torraumszenen. Durch eine einstudierte Ecke kam es kurz darauf zum zweiten Abschluss der Grazer durch Andreas Kuen, er jagte den Ball allerdings klar über das Gehäuse. Die meist hohen Zuspiele der Grazer Außenverteidiger fanden nicht den gewünschten Abnehmer und stellten die Wattener Defensive vorerst vor keinerlei Probleme. Viele Kleinigkeiten wie beispielsweise Fouls oder Ballverluste störten den Rhythmus der Partie. Weder Sturm Graz noch die WSG Tirol waren in der Lage, das Spiel an sich zu reißen. Auch aus der Ballbesitzstatistik kristallisierte sich kein Vorteil einer Mannschaft heraus. Das logische Zwischenergebnis zur Pause lautete somit noch 0:0.

Kelvin Yeboah rettete gegen seinen Ex-Klub zumindest einen Zähler. (c) Martin Hirtenfellner – Fotografie

Mehr Action im zweiten Durchgang

Zu Beginn der zweiten Halbzeit änderte sich wenig. Frühe Ballverluste hüben wie drüben sorgten dafür, dass sich das Spiel weitestgehend im Zentrum des Platzes abspielte. In Minute 53 testete Rieder Sturm-Keeper Siebenhandl, der glänzend parieren konnte. Oft war es der letzte Pass, der beiden Teams im Offensivspiel verwehrt blieb. Es zeichnete sich immer deutlicher ab, dass ein Treffer dieses Spiel vermutlich entscheiden könnte. Eine sehr strittige Szene sorgte dann in der 63. Minute für Diskussionsstoff: Nach vermeintlicher Abseitsstellung spielte die WSG ihren Angriff weiter und erzielte durch Thanos Petsos einen Kopfballreffer. Erst nach einer Beratung mit seinem Assistenten gewann Schiedsrichter Schüttengruber Klarheit und das Tor wurde zurecht wieder aberkannt.

Zittern bis zum Schlusspfiff

Mit einem Doppeltausch versuchte Sturm-Übungsleiter Christian Ilzer eine Schlussoffensive einzuleiten. Die beiden Stürmer Francisco Mwepu und Kelvin Yeboah kamen auf den Platz. Kurz darauf dann eine Riesenchance für die Heimmannschaft: Nikolai Fredriksen verfehlte das leere Tor nur ganz knapp. Wenig später der große Jubel bei den Tirolern: Tobias Anselm nutzte einen verlängerten Eckball aus und musste die Kugel nur noch einschieben – eine leichte Übung. Nun versuchte Sturm das Spiel in die gegnerische Hälfte zu verlagern, wodurch Räume für Konter entstanden. Während Sturm offensiv tauschte, brachte die WSG weitere Defensivkräfte, um noch mehr Stabilität zu erreichen. Die Blackys drückten den Gegner in der letzten Phase des Spiels weit in die eigene Hälfte. Diese Überlegenheit münzte Sturm in der 92. Minute zum Ausgleich um: Ausgerechnet der Ex-Wattener Kelvin Yeboah lupfte das Spielgerät nach starkem Einsatz von Bekim Balaj ins Tor. Zum Schluss bewies Sturm Moral und erkämpfte sich somit noch einen Zähler. Das Remis war auf die gesamte Spieldauer gesehen wohl ein gerechtes Ergebnis. An die Glanzleistung vom 2:1 Erfolg gegen Salzburg konnte man aber ganz und gar nicht anschließen. Nun bleibt eine Woche Zeit, um die gemachten Fehler zu analysieren, damit gegen die Austria am kommenden Sonntag drei wichtige (Bonus)Punkte für die Meisterrunde eingefahren werden. 

Spieldaten

5 Kommentare

  1. JPMartens sagt:

    Zuerst möchte ich das positive hervorheben: Die Wechsel WIE sie vergenommen worden sind waren OK und sehr geht von Ilzer, NUR das WANN ist für mich unverständlich! Friesenbichler, Ljubic, Jäger, Kuen und vorallem Ingolitsch hätten sich durchaus schon zur Halbzeit eine vorzeitige Dusche verdient gehabt. Dieses UNspiel muss sich Ilzer heute mit-ankreiden lassen, wenngleich er „ja e reagiert hat“ und 2 Wechselspieler den Treffer „herausgearbeitet“ haben. Dazu hoffe ich, dass die Zeit von Friesenbichler und Balaj (ja, ich weiß Assist zum 1:1) im Sturmdress nun endgültig ein Licht am Ende des Tunnels findet und lieber früher als 30.6.2021 endet.
    Das war es dann schon wieder mit meiner Kritik, dass es solche Spiele wie heute geben wird war klar, die Einsätze von Mwepu und Yeboah stimmen mich sehr zuversichtlich, dass Sie hoffentlich auch mal mehr Spielminuten bzw. einen Einsatz von Beginn an bekommen werden.

    • black_aficionado sagt:

      Mir ist ohnehin schleierhaft warum Kuen immer so gut wegkommt?!
      Der hat so viele haarsträubende Ballverluste in seinem Spiel, das ist nicht mehr schön. Vor allem wenn er eher zentral agiert, da wird es oft so dermaßen brandgefährlich wenn er ohne Absicherung wieder irgendein ein abenteuerliches Dribbling versucht, das passt im Moment gar nicht gut. Auch Ingolitsch ist in dem Punkt aktuell negativ hervorzuheben, viel zu riskante Dribblings die er da tlw. anzieht. Dazu reichen seine Fähigkeiten nicht, dass er das in der eigenen Hälfte, in der letzten Linie, riskieren sollte.

      Ilzer sagt es eh selbst, dass das spielerisch sehr dünn ist/war. Aber gut, das ist ein Prozess und man kann nur hoffen, dass an den richtigen Stellschrauben gedreht wird. Bei aller Kritik ist nach wie vor zu erwähnen, dass im Vergleich zum letzten Jahr sehr vieles total positiv stimmt.
      Yeboah, Gazibegovic, Dante (auch wenns bei ihm im Moment ein bisserl klemmt), Shabi, etc. sind nicht nur Versprechen für die Zukunft, die machen uns aktuell schon besser. Wenn sich da in der Mitte noch ein spielstarker 8er herauskristallisiert (Mwepu? Zettl?), dann kann man schon viel erwarten von der nächsten Saison! Ein Ljubic trägt zwar das Spiel nicht allein, mit guten Mitspieler um ihn herum ist der aber äußerst brauchbar und tut der Balance im Spiel sehr gut.
      Hinter Kitei steht für mich ein großes Fragezeichen: Auch wenn aktuell im Prinzip das ganze Spiel auf seinen Schultern lastet und da nicht immer viel rausschaut, ich wäre dennoch für eine Weiterverpflichtung sollte er das wollen – selbst wenn er den nächsten Schritt nicht macht und zur absoluten „Lichtgestalt“ wird, wir haben endlich Leute im Team mit denen er auch kicken kann. Das war in den letzten Saisonen eher weniger der Fall und ich bin davon überzeugt, dass wenn sich das Team weiter festigt und die angesprochene spielerische Evolution in der Zentrale von Statten geht, dass ein Kitei locker auf 15 Scorer kommen wird!

  2. flo1909 sagt:

    Also ein 1:1 gegen Tirol auswärts ist in der jetzigen Tabellensituation schon ok – auch wenns sicher nicht schön war. Ich schließe mich @JPMartens an: Balaj und Frise sollen abgegeben werden. Dafür brauchen wir dann aber einen echten 1er Stürmer, denn da hamma gar keinen!

  3. Schworza99 sagt:

    Man könnte durchaus mal Yeboah/Mwepu als Spitzr probieren (ja Mwepu soll als 10er aufgebaut werden aber ein Jantscher ist auch kein Stürmer. Die beiden haben gestern deutlich Frische in die Offensive gebracht. Jantscher kann man auch eine Pause gönnen.

  4. rio sagt:

    Trauriges Spiel, jedoch Weltklasse Ausgleichstreffer. Aber: Irgendwie geht mir die ganze (Corona)Saison schon gewaltig auf die Nerven. Das ist nicht der Fußball, der fasziniert, der begeistert, der emotionalisiert, das ist Kickerei auf Vorbereitungsniveau auf irgendeiner Wiese. Die Leistungen sind schwer zu beurteilen, weil es an Stimmung und Emotionen fehlt, es plätschert einfach so dahin, unterbrochen von aufgeregten Traineranweisungen oder schmerzerfüllten Aufschreien von Spielern. Nein, das ist nicht der Fußball, der mich über Jahrzehnte so faszinierte!

Schreibe einen Kommentar