Gewinner trotz Niederlage

Spielercheck: SK Rapid Wien vs. SK Sturm Graz

Die SturmNetz-Leserbewertungen der einzelnen Spieler sowie des Trainers und des Schiedsrichterteams der letzten Partie sind abgeschlossen und alle Einsendungen sind ausgewertet. Wir haben den Durchschnitt aus allen eingegangenen Benotungen zu jedem Spieler berechnet sowie eine (subjektive) schriftliche Beurteilung hinzugefügt. Nach jedem Match wollen wir nicht nur Noten, sondern auch den ehrenvollen Titel „Man Of The Match“ an den Spieler mit der besten durchschnittlichen Gesamtbenotung vergeben.

Euer „Man of the Match“©Martin Hirtenfellner Fotografie

David Nemeth – Note 2,5

Der junge Leihspieler von Mainz 05 zeigte gegen Rapid zum ersten Mal in dieser Saison eine weniger ansprechende Leistung, umso überraschender war es für den Autor, dass Nemeth von unserer Leserschaft zum Mann des Spieles gewählt wurde. Einige entscheidende Stellungsfehler kennzeichneten sein Spiel und es wirkte so, als würde an diesem Tag die Kommunikation in der Grazer Hintermannschaft nicht stimmen. Beim Zwei zu Eins rückte er unnötigerweise aus der Viererkette heraus, dies ermöglicht Schick überhaupt erst den Laufweg in den freien Raum. Auch beim nächsten Gegentreffer stimmt die Zuordnung in der Abwehr nicht, denn Nemeth verschätzt sich beim Eckball, dies ermöglicht Barac den Kopfball zu setzen, den Siebenhandl zwar stark pariert, letztlich jedoch ohne den gewünschten Ertrag. Bei so einem jungen Spieler, mit so viel Potenzial verzeiht man solche Auftritte jedoch klarerweise, auch weil die Leistungen davor sehr ansprechend waren. Bis auf die angesprochenen Patzer, war es aber ein guter Auftritt vom 19-jährigen Innenverteidiger.

Gregory Wüthrich – Note 2,68

Der Schweizer ist wohl jener Akteur in der Abwehrreihe des SK Sturm Graz, der gegen Rapid mit dem höchsten Maß an Souveränität agierte. Es gelang ihm viele brenzlige Situationen zu vereiteln und somit bewahrte er seine Mannschaft ein ums andere Mal vor einem Gegentor. Vor allem Wüthrichs körperliche Präsenz ist dabei beeindruckend und ligaweit gibt es wohl nur wenig vergleichbare Spieler. Trotz alldem muss man auch ihm beim zweiten Gegentreffer einen Vorwurf machen, denn da verlor er seinen Gegenspieler aus den Augen, sodass Schick letztendlich nur mehr einschieben musste.

Kevin Friesenbichler – Note 2,68

Der Stürmer glänzte gegen Rapid hauptsächlich als Vorbereiter und war an vielen Offensivszenen beteiligt. Am ehesten bleibt wohl sein schönes Zusammenspiel mit Kiteishvili in Erinnerung. Friesenbichler ist ein mitspielender Stürmer, der sich permanent für das Team aufreibt. Oftmals fehlt es dann jedoch an der Strafraumbesetzung, Sturm gelang es in Durchgang Zwei nicht mehr die wichtigen Zonen zu besetzen, was auch teilweise seinem Spielstil geschuldet ist. Das soll an dieser Stelle kein Vorwurf sein, sondern eher eine Erklärung dafür, weshalb man sich mit zunehmender Spieldauer in der Offensive nicht mehr so häufig durchsetzen konnte. Prinzipiell war es aber ein guter Auftritt des Stürmers.

Stefan Hierländer – Note 2,83

Hierländer hätte die Möglichkeiten gehabt, um die Partie für Sturm in eine andere Richtung zu lenken, auch wenn jene zugegebenermaßen nicht einfach zu verwerten waren. Beim Eckball in der zweiten Minute reagiert Strebinger stark, zudem schließt der Kapitän mit dem schwächeren linken Fuß ab. Auch mit seinem Heber scheitert er am Rapid-Schlussmann, betrachtet man diese Situation genauer, so erkennt man, dass es für ihn nicht wirklich viele erfolgsversprechende Alternativen gegeben hat, da auch hier Strebinger sehr stark reagiert. Unterm Strich muss man wohl sagen, dass der Kapitän eine der beiden Chancen verwerten muss. Trotzdem war es erneut eine gute Leistung des Kärntners, der vor allem durch seine Laufarbeit bestach.

Jusuf Gazibegovic – Note 2,87

Die defensive Allzweckwaffe der Schwarz-Weißen durfte auch gegen den SK Rapid von Beginn an sein Können unter Beweis stellen. Potenzial ist zweifellos vorhanden, doch Gazibegovic agiert häufig noch ein wenig ungestüm. Gegen die Wiener litt auch er, so wie einige seiner Mannschaftskollegen unter den Abstimmungsschwierigkeiten, so geschehen beim zweiten Gegentreffer, wo die Zuteilung ganz einfach nicht gepasst hat. Ansonsten zeigte der Bosnier durchaus eine ansprechende Leistung, wobei man vor allem sein Pressingverhalten loben muss, welches Sturm die eine oder andere gefährliche Situation ermöglichte.

Jakob Jantscher – Note 2,93

Auch im Frühjahr kann sich Jantscher weiterhin in die Torschützenliste eintragen und es sieht so aus, als würde er seine starke Hinrunde bestätigen können. Er war an vielen Tormöglichkeiten beteiligt, leitete beispielsweise beide Möglichkeiten von Stefan Hierländer ein und überzeugte einmal mehr mit spielerischen Ideen. Auch bei seinem Treffer setzte der Evergreen energisch nach und beförderte das Leder ins Tor. So darf es durchaus weitergehen.

Jörg Siebenhandl – Note 3,01

Es war ein gebrauchter Tag für den Schlussmann der Grazer, denn letztendlich musste er vier Mal hinter sich greifen und den Ball aus dem Netz fischen. Der letzte Gegentreffer geht klar auf seine Kappe, ein Patzer der nicht weiter ins Gewicht fällt und wahrscheinlich zum bestmöglichen Zeitpunkt geschah. Man darf überzeugt davon sein, dass Siebenhandl in den nächsten Spielen wieder an seine bärenstarken Leistungen anknüpfen wird.

Andreas Kuen – Note 3,19

Es war nicht ganz die Partie des spielstarken Mittelfeldspielers, zu selten konnte er mit seinen genialen Pässen glänzen. Kuen war primär mit Laufarbeit und Zweikampfführung beschäftigt und konnte sich diesmal nicht allzu häufig mit in die Offensive einschalten. Nach der Auswechslung von Sandro Ingolitsch, übernahm er wie auch schon gegen den WAC die Position des linken Verteidigers. Dort erledigte der Tiroler seine Aufgaben recht unaufgeregt, auch wenn er beim letzten Gegentor zu weit vom Mann entfernt war.

Sandro Ingolitsch – Note 3,46

Der Außenverteidiger rückte, nachdem er gegen den WAC nicht fit war, wieder in die Mannschaft und absolvierte ein völlig unaufgeregtes Spiel. Weder offensiv noch defensiv strahlte Ingolitsch besondere Präsenz aus, was jedoch nicht zwingend etwas Negatives sein muss. Der Sommerneuzugang erledigte seine Kernaufgaben weitestgehend zufriedenstellend und wurde in der 60. Spielminute durch Ivan Ljubic ersetzt, nachdem er sich fünf Minuten zuvor eine Gelbe Karte abgeholt hatte.

Otar Kiteishvili – Note 3,53

Für den Georgier gilt es, diese Partie ganz schnell zu vergessen, denn viel wollte ihm an diesem Abend nicht gelingen. Hier hätte Ilzer vielleicht ein wenig früher reagieren können, doch einen Spieler mit den technischen Fertigkeiten eines Kiteishvilis möchte man dann wahrscheinlich auch nicht frühzeitig auswechseln. Trotz alldem muss man sich eingestehen, dass es eine enttäuschende Leistung und nicht viel von spielerischem Esprit zu sehen war. Der offensive Mittelfeldspieler vergab zudem die aussichtsreichste Möglichkeit auf den zwischenzeitlichen Ausgleichstreffer überaus leichtfertig.

Jon Gorenc-Stankovic – Note 3,55

Der absolute Königstransfer des SK Sturm Graz offenbarte gegen die Hütteldorfer ungewohnte Konzentrationsschwächen. Beim ersten Gegentreffer verliert Gorenc-Stankovic Kara aus den Augen und lässt diesen ungehindert einschießen. Auch das zwischenzeitliche Drei zu Eins muss man ihm mitankreiden, denn bei der Barac-Hereingabe auf Knasmüllner steht er nicht nah genug beim Gegenspieler und ermöglicht eben diesem, den Ball im Gehäuse unterzubringen. Bei der vorhandenen Qualität braucht man sich aber keine Sorgen machen, denn in den nächsten Partien wird auch seine Formkurve wieder nach oben zeigen.

Einwechselspieler

Ivan Ljubic – Note 3,25

Ljubic ersetzte in der 60. Spielminute Sandro Ingolitsch, blieb aber über weite Strecken des Spieles blass und konnte nicht die gewünschten Akzente setzen.

Philipp Huspek – Note 3,36

Wurde in der 78. Spielminute eingewechselt, als das Spiel schon entschieden war.

Lukas Jäger – Note 3,54

Kam gemeinsam mit Huspek für Jantscher und Kiteishvili in das Spiel und blieb ohne nennenswerte Aktion.

Bekim Balaj – Note 4,64

Ungeachtet dessen, dass es sich bei der Roten Karte um eine überaus harte Entscheidung handelt, war es einfach nur extrem dumm, wie sich Bekim Balaj hier verhält. Es ist nicht das erste Mal, dass er zu solchen Aussetzern neigt, dies möge er bitte so schnell wie möglich abstellen. So hat er das Spiel endgültig zu Gunsten Rapids entschieden.

Sonstige Bewertungen

Christian Ilzer – Note 2,99

Der Cheftrainer schickte die bestmögliche Startelf auf den Platz und die erste Halbzeit sollte ihm in dieser Annahme bestätigen. Denn Sturm absolvierte ein richtig starkes Spiel im ersten Durchgang, wobei man vor allem spielerisch den Wienern klar überlegen war. Diese konzentrierten sich primär aufs Reagieren und hatten den Spielverlauf klar auf ihrer Seite. Nachdem die ersten drei nennenswerten Strafraumaktionen Rapids zum Torerfolg führten, schien der SK Sturm gebrochen. Ilzer versuchte mehr Präsenz im Strafraum zu schaffen, indem er Ivan Ljubic und Bekim Balaj in das Spiel brachte, diese konnten jedoch auch nicht für Torgefahr sorgen und Letzterer sorgte mit einer Kurzschlussreaktion für die finale Entscheidung. Mit zwei offensiven Außenverteidigern (Kuen und Gazibegovic) wollte Ilzer versuchen ein Übergewicht im Mittelfeld zu schaffen und somit Überzahlsituationen kreieren. Rapid verteidigte im zweiten Durchgang hervorragend und die Treffer zu psychologisch wichtigen Zeitpunkten sorgten letztendlich dafür, dass Sturm nicht mehr zurück in die Partie fand.

Das Schiedsrichterteam um Dieter Muckenhammer – Note: 4,23

Das Regelwerk im Fußball ist ein sehr dehnbares und nahezu jede Entscheidung lässt sich dahingehend irgendwie argumentieren. In gewisser Weise ist die Rote Karte gegen Bekim Balaj mit Sicherheit vertretbar, doch die Entscheidungen der letzten beiden Partien führen schon zu einer schiefen Optik. Mit unglücklichen Regelauslegungen gegen Sturm hat das nämlich schon bald nichts mehr zu tun. Rapid hätte das Spiel wahrscheinlich auch so gewonnen, aber mit dieser Entscheidung hat Schiedsrichter Muckenhammer die Partie für die Wiener entschieden, nach Balajs Beweggründen für diesen Aussetzer munkelt man übrigens bis heute noch. Diese Entscheidung passte überhaupt nicht zur harten Linie des Schiedsrichterteams und auch ansonsten gab es einige fragwürdige Entscheidungen. Zum Drüberstreuen dürfen sich die Sturmaficionados mit Granden wie Paternina, Janko, Krankl und Konrad auseinandersetzen, für die es schlicht und ergreifend nicht möglich ist, Sturmspiele objektiv zu bewerten. Rechnet man diese ganzen Faktoren der vergangenen zwei Spiele zusammen, so bleibt auf jeden Fall ein fader Beigeschmack.

Das SturmNetz-Team bedankt sich für 301 eingegangene Bewertungen und widmet dem „Man oft the Match“ folgende Nummer:

2 Kommentare

  1. fid82 sagt:

    Gehe mit dem MotM diesmal auch nicht konform, wüsste aber auch nicht, wen sonst. Am ehesten Wüthrich.
    Aber ich hoffe, dass wir Nemeth irgendwie um 1 Jahr können.
    Geyerhofer ist, glaub ich, nicht so stark. Sollte Nemeth aber erwartungsgemäß gehen, müssen wir nachlegen. Außer Komposch oder Nelson können schon den 1.BU mimen.
    Ansonsten würde ich auf einen jungen IV hoffen, der sich mit Geyerhofer um den Stammplatz duelliert.

    Nemeth würde nur die Leihe verlängert bekommen wenn Mainz die Liga hält, was ich bezweifle.

    • Bozo Bazooka sagt:

      Und natürlich ist Oscar Opazo noch immer ablösefrei zu haben …;)

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