Geschichte geschrieben: Auswärts ins Achtelfinale!
Wenn man im Februar am Donnerstagabend eine internationale Auswärtsfahrt machen darf, dann hat dein Verein irgendetwas richtig gemacht. Und das geografische Losglück Slovan Bratislava nahmen zahlreiche Sturm-Fans an, um sich mit Tickets auf den Weg zu machen. Zwischenrunde der UEFA Conference League erreicht. 4:1 im Hinspiel gewonnen. Rückspiel und der damit verbundene Aufstieg in Griffweite. Ja, tatsächlich: Der SK Sturm Graz könnte ein europäisches K.O.-Duell im Frühjahr überstehen.
Die Anspannung vor dem Spiel war groß, aber im Stadion nicht ganz greifbar. Das lag vor allem am Stadion-DJ von Slovan Bratislava, der sich zur Aufgabe gemacht hatte, jegliche Form von Fan-Kultur bis zum Anpfiff zu übertönen und alle Hadern aus den letzten 15 Jahren Mainstream-Stadionerlebnis aus der Konservendose zu schälen. Auch von den slowakischen Polizeibehörden wurde das Duell als “Hochrisikospiel” eingeordnet. Von groben Zwischenfällen gab es aber nichts zu berichten – die Sturm-Fans kamen jedoch sehr knapp mit den Fanbussen an und erst kurz vor Einzug der Teams ins Stadion. Auch der Fotograf von Sturmtifo hatte leider Probleme an seine Akkreditierung und rechtzeitig ins Stadion zu kommen. Zu diesem Zeitpunkt hatte TV-Experte Sebastian Prödl bereits auf ein 2:2 getippt.

Die Schwoazen in Europa mit Karlsruher und Bremer Unterstützung im Block | (c) Sturmtifo.com
90 Minuten, um den Aufstieg zu fixieren!
Sturm ging nominell mit einer Fünferkette, in der Gazibegovic nach dem rüden Einsteigen eines Rapidlers am Sonntag geschont wurde, ins Spiel, aus der Lavalée aber eigentlich als defensiver Freigeist immer auf die zweite Sechserposition aufrückte. Vorne bekamen „Euro-Willi“ Böving und Neuzugang Biereth das Vertrauen. Gerson Rodrigues stellte sich dem „weißen Ballett“ aus Graz in der dritten Minute mit einem Foul an David Affengruber vor. Max Johnston suchte aus etwa 30 Metern mit einem wuchtigen Weitschuss den Abschluss. Der kanadische Nationaltorhüter Borjan konnte den Ball nur mit Mühe abwehren.
Wie im Hinspiel hatte das Tempo schlagartig zugenommen. Ein gutes Zeichen, wollte man meinen, wenn man es mit Sturm hielt, sahen die Steirer im ersten Aufeinandertreffen doch, ob des deutlich jüngeren Kaders, körperlich stärker aus. Diese Minuten im Zeichen der Intensität zeigten vor allem viele Ballbesitzwechsel, kleine Fouls, jedenfalls weniger Spielfluss. Mehrfach blieben Spieler nach Luftduellen am Boden liegen und hielten sich ihren Kopf. Dann, nach einer kurzen Behandlung des Slovan-Kapitäns Kucka, ein langer Ball aus dem Halbfeld in den Strafraum. Alle Sturmspieler orientierten sich an Rodrigues, unterliefen den Ball, der durchrutschte zu einem freien Slowaken und den Ball aufs Tor brachte, doch Gregory Wüthrich klärte auf der Linie. Es begannen die stärksten Minuten von Slovan Bratislava in der ersten Hälfte.
In der 30. Minute ein Freistoß aus guter Position halbrechts vor dem schwoazen Strafraum nach einem Lavalée-Foul, doch der Schuss ging über Viteslav Jaros‚ Tor. Es war zu erkennen, dass die Außenverteidiger als die Schwachstellen von Sturm ausgemacht wurden, trotzdem hielten Schnegg und Johnston zusammen mit ihrem Team dagegen und überstanden die Druckphase. In der 36. Minute blieb Jon Gorenc-Stankovic nach einer Reihe von Mittelfeld-Duellen mit dem Kapitäns-Gegenüber aus der Slowakei am Feld liegen, wohl nicht nur um sich behandeln zu lassen, sondern auch um seinem Team ein Durchschnaufen in einem hitzigen Spiel zu ermöglichen, in dem man viel hinterherlaufen und hin und herlaufen musste.
39. Minute ein Gegenspieler vernascht David Schnegg an der äußeren Strafraumgrenze mit einem „Gurkerl“ und zieht den Ball flach auf die kurze Ecke – ans Außennetz. Der einzige Schuss aufs Tor sollte in Hälfte eins bei Sturm jener von Max Johnston zu Spielbeginn bleiben. Als die Nachspielzeit von drei Minuten angezeigt wurde, spielte Slovan über rechts Strelec im Strafraum frei. Sein Abschluss fiel allerdings zu schwach aus. Jaros konnte diese 100%-Chance dadurch leicht festhalten. Und die letzte gefährliche Aktion war ein weiter Ball vom Ex-Rapidler Kevin Wimmer, den David Schnegg unterschätzte. Hinter ihm kam ein Slowake an den Ball, konnte ihn aus guter Position jedoch nicht besser vor Jaros‘ Tor bringen, der fing den Ball sicher ab. Mit dem Pausenpfiff gab es eine gelbe Karte für Strelec, der Lavalée legte.
Ein mühsames Spiel ging aus Grazer Sicht in die Pause. Slovan hatte angedrückt, auch zwei, drei sehr gute Möglichkeiten erspielt, aber die Schwoazen hielten sich in der Defensive mit Glück und Einsatz schadlos und somit ihren Drei-Tore-Vorsprung fest.

Mehr Kampf und Krampf als feines Scheiberln von Sturm Graz in Hälfte eins | (c) Sturmtifo.com
In besagter Pause gab Andreas Schicker im Interview an, Sturm wäre „gut bedient“ mit dem Ergebnis und erwartete sich eine taktische Reaktion auf das Spiel. Auch TV-Experte Prödl sprach von einem eher glücklichen Spielverlauf für Sturm und bestätigte die Aussagen des Geschäftsführer Sport. Die Stimmung im Stadion war bis zu diesem Zeitpunkt übrigens hervorragend. Die Heimfans, bei denen einige violette Fetzen ebenfalls auszumachen waren, sorgten für laute Gesänge. Doch die Schwoazen aus der Grazer Nordkurve, die auch wieder Unterstützung aus Karlsruhe und Bremen bekamen, hielten mit guter Stimmung trotz leichter Unterzahl auch auswärts stimmlich mehr als nur dagegen.
Noch 45 Minuten bis zum Aufstieg!
Los ging es in Durchgang zwei! Nach einem Eckball für Slovan, der nichts einbrachte, schlug erst Lavalée links einen Ball weit nach vorne und überraschte damit beinahe den Georgier Guram Kashia. In letzter Sekunde putzte er aus, bevor Böving alleine auf das Tor zulaufen konnte. Doch nur eine Minute später drosch Affengruber einen Johnston-Einwurf rechts nach vorne, der erste Verteidiger verschätzte sich, den zweiten Verteidiger ließ Mika Biereth aussteigen um flach ins kurze Eck zu vollenden. Plötzlich waren nur noch die Sturm-Fans zu hören und der Treffer zeigte auch auf dem Feld Wirkung (52. Minute). Direkt nach dem Gegentreffer stieß der gegnerische Keeper den reklamierenden Mika Biereth während einer Unterbrechung rüde um, dafür hätte es auch Gelb geben können, der Schiedsrichter beließ es aber (wie so oft in dieser sonst gut geführten Partie) bei einer Verwarnung. Natürlich musste es für Slovan Bratislava frustrierend sein, dass der SK Sturm nach dieser ersten Hälfte führte, dennoch durfte das kein Grund zur Unsportlichkeit sein.
59. Minute: Stankovic erkämpfte sich den Ball im Mittelfeld, ließ den Gegner mit einer Finte aussteigen und schickte Johnston, der brachte die Flanke gefährlich an die kurze Stange, doch der Keeper war einen Tick schneller als Biereth. Es folgten die ersten zwei Wechsel des Heimteams und zwei Standardsituationen für Sturm, die nichts einbrachten. Und schon in der 61. Minute vergab die Chance auf die Vorentscheidung. Böving dribbelte sich durch, spielte auf Kiteishvili und der sah Biereth im Rückraum – leider fuhr er über den Ball, der vom Torhüter entschärft werden konnte. Der SK Sturm war wieder im Spiel und zu diesem Zeitpunkt das Weiterkommen eigentlich nur noch Formsache.
Und doch steckte Slovan Bratislava nicht auf. Eine Dreifach-Chance blockten Lavalée und Stankovic weg, die Null blieb bestehen. Es waren dies die letzten Spielminuten für Otar Kiteishvili und Mika Biereth, die für Tomi Horvat und Szymon Wlodarczyk Platz machten. Der junge Pole konnte sich in der 68. Minute gleich im slowakischen Strafraum vorstellen, als er eine sehr gute Hereingabe von Schnegg nur knapp über das Tor köpfelte. Quasi im Gegenzug vergab Barseghyan eine Doppelchance im Grazer Strafraum. Es ging wieder hin und her, auch wenn der Gesamtscore von 5:1 mehr als nur ein Wirkungstreffer für die Moral des Heimteams gewesen sein musste.

Foto: SturmTifo.com
Das Spiel flaute schließlich endlich etwas ab – ganz im Interesse von Coach Ilzer und seinen Grazern. Hierländer und Sarkaria kamen ins Spiel und lösten den gelb-gefährdeten Stankovic und William Böving ab (75. Minute). Und schon kurz nach der Einwechslung schickte Sarkaria Horvat nach einem Ballgewinn im Mittelfeld, der zog auf Borjans Tor und schloss überlegt ab. Doch leider war Horvat um wenige Zentimeter im Abseits angespielt worden. Das vermeintliche 2:0 aus Grazer Sicht wurde daher zurückgenommen. Bis zum nächsten Wechsel (Camara für Prass in der 83. Minute) passierte auf dem Feld nichts Erwähnenswertes. In der 90. Minute brachte Camara noch einen Stangler gefährlich auf Wloda in die Mitte, doch der Pole wurde geblockt. Schade aus Grazer Sicht, denn das wäre ein Boost für das Selbstvertrauen der beiden jungen Spieler gewesen. Und ein anderer Spieler zog mit einem starken Antritt noch alleine aufs Tor zu, wurde aber mit einem Foul von Blackman gestoppt. Blackmann sah für die Verhinderung einer klaren Torchance die rote Karte und Sarkaria setzte den Freistoß danach in die Mauer. Schlusspfiff und Auswärtssieg – am Ende sogar für 30 Sekunden in Überzahl!
Sturm Graz stieg gegen Slovan Bratislava verdient ins Achtelfinale auf. 4:1 im Hinspiel und 1:0 im Rückspiel ergeben 5:1 im Gesamtscore und ein verdientes Weiterkommen. Slovan Bratislava konnte nach 21 europäischen Spielen hintereinander zum ersten Mal nicht treffen, was für die Grazer Defensive spricht. Trotzdem muss man auch Slovan Bratislava Respekt aussprechen, das nie aufsteckte, bis zum Schluss um seine Tore kämpfte und nicht nachließ. Doch der SK Sturm war in diesem Duell das bessere Team und blickt nun gespannt der Auslosung für die nächste Conference League-Runde entgegen. Wir sagen Pr0,0st und gute Heimreise an alle schwoazen Fans, die den Weg ins Nachbarland friedlich antraten, ohne die Toiletten-Infrastruktur im slowakischen Nationalstadion beschädigen zu müssen!
Aus der ersten Chance, das entscheidende Tor gemacht – dahinter steht eine „gewisse Reife“.
schwächster Mann? Eindeuting sky-Kommentator Pater Nina! Er hat u.a. Slovan – wortwörtlich – einen Treffer gegönnt! So ein A!
rroganter 😉
Das war aber im Kontext der Mannschaft, die sich nicht aufgegeben hat, weiter FAIR gekämpft hat und den Fans, die ihre Mannschaft bedingungslos angefeuert hat. Im Vergleich zum Hinspiel, wo sich die Mannschaft aufgegeben hatte und mit Brutalität reagiert hatte.
In dem Kontext hätte ich Slovan auch ein Tor gegönnt – nur uns den Sieg halt noch mehr 😉
@abcdre: das war doch nur das Highlight! Der hat doch die ganzen 90+ Minuten Sturm heruntergemacht! Ausnahme: das vermeintliche 0:2, da ist er aber – wenn auch knapp – falsch gelegen!
Ich habe kurz überlegt, ob ich nicht Bingo spiele: bei jedem „Ex-Rapidler“ ein Bier!
5:1
5:fucking1
Da darf man sich als Fan zurücklehnen und einfach mal stolz, dankbar und glücklich sein
Gemma Schwoaze!
Danke Schwoaze!
Super Schwoaze!
Das ist schon sehr beeindruckend dass man mit zwei Siegen und so einem Gesamtscore da so lässig drüber spaziert ist, wirklich extrem geil und Hut ab!
Schon im Hinspiel hat mir gefallen wie man nach 2:1 und 3:1 immer weiter gespielt hat und auch heute haben selbst nach unserem Führungstor wo eigentlich alles endgültig klar war beide Mannschaften noch alles reingeworfen um die Partie zu gewinnen bzw nicht zu verlieren. Jetzt freu ich mich einfach nur auf die Auslosung morgen und hoffe auf ein sportlich machbares Los, am liebsten Plzen oder Haifa, auf keinen Fall bitte Fenerbahce.
Ich freue mich sehr über das Weiterkommen, aber eines muss ich trotzdem los werden: wie oft hat Prass heute versucht, sich allein sich gegen 2-3 Gegenspieler durchzusetzen, bevor er einmal den „einfachen“ Pass spielt!? Wenn es wenigstens 1 x gut gegangen wäre….
eh schon seit dem Herbst so, leider voll den Fokus auf seine Stärken verloren die uns so stark gemacht haben die letzten Jahre und versucht eigentlich primär einmal sich selbst in Szene zu setzen. Die Frage ist, ist das so seit dem geplatzten Sommer Transfer (was ich nicht glaube, das hat er sehr professionell aufgenommen und danach ja auch verlängert), oder seit der Einberufung von Ralf Rangnickt, da wäre er ja nicht der einzige bei uns dem eine solche nicht gut getan hat. Aber ja, schade drum und so wird er sicher zu keinem besseren Klub als Sturm wechseln, aber ehrlich gesagt ist mir das heute alles egal, es gäbe noch 1-2 andere Akteure über die man auch kritische Worte finden könnte aber es steht an so einem Tag mMn auch einfach nicht dafür, das kann man in 1-2-3 Tagen immer noch aufarbeiten jetzt wird sich aber einfach mal gefreut.
Ich glaube es ist eine Kombination aus beiden. Ich hoffe, dass er die Selbstdarstellung wieder aus seinem Kopf bekommt, dann wäre er auch bald mehr wert und für andere interessanter.
Aber insgesamt muss man schon sagen, dass das jammern auf hohem Niveau ist. Vor ein paar Jahren hätten wir einen Spieler mit seinen Leistungen jetzt hochleben lassen, weil er als Leistungsträger herausgestochen hätte. Momentan ist die Qualitätsdichte bei uns so groß, dass jede Schwäche sofort auffällt. Versteht mich nicht falsch, ich bin froh, dass es so ist und es sollte auch der Anspruch von jedem Profi sein, das Maximum fürs Team heraus zu holen. Wir vergessen nur leider oft wie schnell sich Sturm entwickelt hat und ich finde das sollten wir mehr schätzen.
Geschichte geschrieben and going. Bravo Burschen. Weiter So.
Lille ist es geworden – brutal!
Die nächste schwere Verletzung: Borkovic hat sich das Kreuzband gerissen – Ausfall der ca. 6 Monate.
Alles Gute, und rasche Genesung.
Mäßig attraktiv aber mindestens so stark wie Salzburg. Hier fürchte ich Ende Gelände.
ZUm gestrigen Spiel: Mit Pech verlierst du 4-2. Offensiv wieder mal garnicht vorhanden, Böving bitte nicht mehr in die Start-11, da noch lieber Sarkaria oder mal Camara. Defensiv Schnegg eine Vorgabe. Mit diesem Spiel kriegst du gegen Lille so Haue, dass du es dein Leben nicht mehr vergisst.
ich fänd Böving nicht soo schlecht. Er ist halt nicht der richtige Spieler für Kick and Rush, sondern eher einer, mit dem man vorne gut kombinieren kann. Im 1:1 fand ich die Bratislava Verteidiger auch ziemlich gut und kompromisslos. Da wär auch Sakaria in seiner momentanen Form nicht besser vorbeigekommen.
Noch immer besser als Fenerbahce!