Gelukkige 50ste verjaardag, Frank Verlaat!
Gegen Ende einer Zeit spektakulärer Verpflichtungen des SK Sturm zog es einen schon nicht mehr ganz jungen Niederländer – das heutige Geburtstagskind – an die Mur, der dem Image des „Legionärspensionisten“ in Graz ganz und gar nicht gerecht wurde. Als Innenverteidiger hinterließ er große Spuren und sorgte mit seinen Einsätzen als routinierte Defensivstütze der Jungen Wilden für Furore!
Innerhalb eines Jahres gleich zwei 36-jährige Legionäre zu engagieren, auf so eine Idee konnte auch nur das Duo Kartnig/Schilcher kommen, doch im Gegensatz zu vielen anderen teuren Stars in der Endphase der Ära des großen Zampanos waren die beiden Oldies letztendlich ihr Geld mehr als wert: Zum einen der im Sommer 2003 verpflichtete Franzose Franck Silvestre, zum anderen der im darauffolgenden Jahr zunächst von der Wiener Austria ausgeliehene Holländer Frank Verlaat. Da der Routinier am Verteilerkreis kaum noch zu Einsätzen kam, sich damals aber noch zu fit dafür fühlte, auf der Bank zu versauern, entschloss er sich, kurz vor Ende des Sommer-Transferfensters zu einem Wechsel vom Tabellenführer zum damaligen Achten der österreichischen Bundesliga.
Der Niederländer war nach Peppe Giannini die wohl schillerndste Verpflichtung in der langen Vereinsgeschichte des SK Sturm: Bereits 1987 wurde er mit Ajax Amsterdam Europapokalsieger, danach zog es den Libero für drei Jahre zum FC Lausanne in die Schweiz, für den er sogar 15 Treffer erzielen konnte. 109 Pflichtspiele beim unter Guy Roux aufstrebenden AJ Auxerre (bereits in der französichen Ligue 1 bildete er mit Silvestre ein Innenverteidiger-Paar) weckten dann das Interesse des VfB Stuttgart, wo er gemeinsam mit dem magischen Trio Krassimir Balakov, Giovane Elber und Fredi Bobic (und auch mit seinem späteren Trainer Franco Foda) den Klub als Kapitän zum Cupsieg führte und in der darauffolgenden Saison in das Endspiel des Europokals der Pokalsieger einzog. Bei der Finalniederlage gegen den FC Chelsea kam der Niederländer allerdings nicht zum Einsatz. 1999 überwies Verlaats einstiger Klub Ajax Amsterdam 4,4 Millionen Euro, bereits nach einem Jahr in der Heimat, zog es ihn zurück in die deutsche Bundesliga, wo er bei Werder Bremen drei Jahre lang als uneingeschränkte Abwehrchef fungierte.
Einmaliges Erlebnis Elftal
Trotz all der Erfolge reichte es für Verlaat zeit seiner Karriere nur zu einem Länderspiel für die Niederlande. Diesen Umstand erklärte er unlängst gegenüber SPOX so: „Zum einen war die Konkurrenz in der Innenverteidigung immer groß: Frank de Boer, Jaap Stam, Bart Konterman, Kees van Wonderen, Winston Bogarde. Zum anderen hatten die Trainer offenbar eine Spielidee im Kopf, zu der ich mit meinem Stil nicht so gepasst habe. Dennoch war ich natürlich vor allem zu meiner Zeit in Stuttgart erstaunt, dass ich nie eingeladen wurde.“ Beschwert habe er sich darüber aber nie, denn „so etwas macht man nicht. Wenn man nicht eingeladen wird, dann eben nicht. Betteln habe ich nicht nötig.“
Nach nur einer vollen Saison bei der Austria, wechselte er 2004 in die steirische Landeshauptstadt und sollte fortan beinahe drei Jahre lang kein Spiel für die Blackys verpassen. Bereits ab dem Winter gehörte er nun auch dem SK Sturm, da ein anderer Frank (Stronach) in die Spendierhose schlüpfte und entschied, den sich bereits in finanzieller Misere befindlichen Hannes Kartnig Verlaat einfach mal so zu schenken. Mit dem Abstieg, wie noch in der Saison 2003/2004 hatte der Sportklub Sturm fortan nichts mehr zu tun. Bildete Verlaat anfangs im Verbund mit Günther Neukirchner und Franck Silvestre eine echte Methusalix-Abwehr, profitierten in seiner letzten Saison in Graz vor allem Jungspunde wie ein Sebastian Prödl von seiner reichhaltigen Erfahrung. Und auch sportlich zeigte die Leistungskurve klar noch oben: In Verlaats dritten Jahr an der Mur belegte die voll mit Talenten übersäte Elf von Franco Foda (mit dem der Niederländer so manchen Disput auszufechten hatte) sportlich bereits einen Europapokal-Platz, der sich jedoch aufgrund der von der Bundesliga aufoktroyierten 13-Punkte-Strafe nicht im Endklassement niederschlug. Der letzte seiner 628 Profieinsätze sollte für Verlaat noch einmal ein sehr emotionaler werden: Am 17. Mai 2007 gewann er mit den Blackys das letzte Grazer Derby und beendete danach, bereits 39-jährig, seine Karriere.
Vom grünen Rasen in den Bürosessel
Obwohl Verlaat nach dem Ende seiner Laufbahn die B- und A-Trainerlizenz erlangte, zog es ihn – weder als Trainer, noch als Manager – nie wieder so richtig zurück in das Fußballgeschäft. Als er im April 2016, justament in jener Zeit, als der Sportklub Sturm sich auf der Suche nach einem Sportdirektor befand, im VIP-Klub der Merkur Arena auftauchte und dort den 4:1-Sieg über Altach miterlebte, munkelte man vielerorts gar über ein Comeback des Holländers in Schwarz-Weiß. Doch daraus wurde bekanntlich nichts. Verlaat lebt heute an der portugiesischen Algavre und arbeitet bei einer Versicherung, die sich auf Arbeitsunfähigkeitsversicherungen im Spitzensport spezialisiert hat. Trotzdem besucht er noch regelmäßig auch andere Fußballstadien: Etwa auch jenes von Werder Bremen, da sein Sohn Jesper an der Weser unter Vertrag steht. Zu einem Bundesligaeinsatz hat es für den mittlerweile 21-jährigen Innenverteidiger – der einst auch im Sturm-Nachwuchs seine Fußballschuhe zerriss – noch nicht gereicht, 72 Mal kam Jesper Verlaat jedoch bereits für die Zweite Mannschaft der Werderaner in der 3. Liga zum Einsatz.
Alles Gute zum Runden, Frank Verlaat!
Älteste eingesetzte Spieler in der Bundesliga-Geschichte des SK Sturm
- Josef Schicklgruber, 18.10.2008, Mattersburg – Sturm 5:6, 41 Jahre 2 Monate 27 Tage
- Filip de Wilde, 07.12.2003, Rapid -Sturm 1:1, 39 Jahre 5 Monate 2 Tage
- Frank Verlaat, 17.05.2007, Sturm – GAK 1:0, 39 Jahre 2 Monate 12 Tage
- Franck Silvestre, 08.12.2005, Pasching – Sturm 3:1, 38 Jahre 8 Monate 3 Tage
- Heinz Russ, 25.03.1978, Rapid – Sturm 4:1, 38 Jahre 5 Monate 20 Tage
Anzeige Mobil
Anzeige
RECENT POSTS