Gegen Rapid zurück zum Erfolg?

Spielvorschau: SK Sturm Graz vs. SK Rapid Wien

Er steht also wieder an, einer der wenigen ganz großen Klassiker im österreichischen Fußball. Von vielen auch als „das ewig junge Duell“ bezeichnet. Sturm gegen Rapid steht für spannende, emotionale und vor allem kampfbetonte Spiele, sehr oft schon wurden die Grenzen der Regularitäten ausgereizt. Nicht nur am Feld, sondern auch auf den Rängen. Für beide Fanlager sind die Spiele gegen einen der größten Erzrivalen eine willkommene Abwechslung in der sonst eher öden Fanlandschaft der obersten Spielklasse.

Ein Gegner am Weg zum Titel?

Rein sportlich sind die Rollen im Vorhinein klar verteilt. Rapid steht nach dem deutlichen Sieg beim Stadtrivalen Austria Wien auf dem zweiten Rang. In der bisherigen Saison bewegte man sich stets zwischen Platz eins und drei. Besonders zu Beginn waren die Grün-Weißen häufig an der Spitze zu finden. Ausgerechnet gegen den Aufsteiger SV Mattersburg musste man sich aber etwas überraschend in Runde sieben erstmals geschlagen geben. Interessanterweise passierten vier der acht Niederlagen in Duellen gegen vermeintliche Abstiegskandidaten. Neben der Niederlage gegen die Vastic-Elf, kehrte man auch aus Wolfsberg, Mödling und Grödig ohne Punkte wieder heim. Nicht ganz nach Wunsch, manch einer meint, es wäre bereits Tradition, kam das Aus im Cup-Viertelfinale. Mit null zu eins musste man sich der Admira im Heimspiel geschlagen geben.
Von diesem kleinen Dämpfer abgesehen, präsentierte man sich auch sehr stark im internationalen Geschäft. Zumindest bis letzten Donnerstag. Mit fünf Siegen aus sechs Spielen hat man nicht nur souverän den Aufstieg in das Sechzehntelfinale geschafft, sondern wurde sogar Gruppensieger. Für die Runde der besten 32 Teams wurde der spanische Traditionsclub FC Valencia zugelost. Das Hinspiel endete für Rapid in einem Debakel. Bereits in den ersten Minuten war man völlig überfordert, was in einem null zu fünf Rückstand zur Pause gipfelte. In der zweiten Hälfte schaltete der Gastgeber um einige Gänge zurück und verschonte so seinen Gegner. Trotzdem gelang den Spaniern auch im zweiten Abschnitt ein Treffer, der das halbe Dutzend zum sechs zu null Heimerfolg gegen Rapid voll machte. Sollte im Rückspiel kein echtes Fußballwunder geschehen, so können sich die Hütteldorfer voll und ganz auf die Bundesliga konzentrieren, in der es, nach derzeitigem Stand, zu einem Dreikampf um den Titel zwischen Rapid, Salzburg und der Wiener Austria kommen wird.

© Martin Hirtenfellner Fotografie

Anastasios Avlonitis – der Fels in der Brandung, machte Michael Madls Abgang schnell vergessen / © Martin Hirtenfellner Fotografie

Hinten stürmisch – vorne dürftig

In den zwei bisherigen Saisonduellen gegen Rapid konnte Sturm gerade einmal einen Punkt holen. Besonders in Erinnerung bleibt wohl das Spiel der fünften Runde, in dem die Wiener bis zur 70. Spielminute mit null zu zwei hinten lagen und kurz vor dem Schlusspfiff unter kräftiger Mithilfe von Michael Madl noch den Ausgleich erzielten. Im zweiten Spiel hatte Sturm den Wienern nur noch wenig entgegenzusetzen, das Endergebnis von eins zu zwei spiegelte nicht die deutliche Überlegenheit des Heimteams über weite Teile des Spieles wider.
Auch diesmal wird ein Punktegewinn für die Grazer kein leichtes Unterfangen werden. Nach einer eher durchwachsenen Herbstsaison glückte auch der Start in das Frühjahr nicht wie erhofft. Zwar bewies man in Altach ordentlich Kampfgeist und schaffte in letzter Sekunde noch den Ausgleich, im Cup-Heimspiel gegen Salzburg wurden allerdings die letzten Titelchancen zu Grabe getragen. Die beherzte, aber unbelohnte Leistung gegen schwächelnde Bullen wurde jedoch durchwegs honoriert. So erhoffte man sich eine weitere Steigerung im Auswärtsspiel gegen Tabellennachzügler WAC. Was folgte, war bekanntlich Enttäuschung pur. Die im Cup gegen Salzburg teilweise gezeigten und immer geforderten Attitüden Kampf und Spielwitz, waren am letzten Samstag völlig unsichtbar. Während die Abwehrkette, besonders durch die Verpflichtung von Anastasios Avlonitis in den letzten drei Spielen beinahe fehlerfrei agierte, scheiterten Mittelfeld und Angriff im Spiel gegen die Lavanttaler kläglich. Besonders an vorderster Front, welche nach dem Abgang von Josip Tadic sehr dünn besetzt ist, gelang der noch gesetzten Solospitze Bright Edomwonyi absolut nichts. Auch wenn es gewisse steirische Printmedien etwas anders sahen, war im Offensivspiel am letzten Samstag die Verzweiflung augenscheinlich. Wenn man auch laut Statistik das bessere Team war, zwingende Chancen waren bei Sturm praktisch nicht vorhanden.

Immer wieder Sonntags

Um gegen Rapid zu treffen bzw. zu punkten, bedarf es im Spiel nach vorne einer deutlichen Leistungssteigerung. Der letzte Sieg gegen die Wiener datiert übrigens vom Dezember 2013, noch interessanter ist allerdings, dass Sturm nur eines der letzten elf Sonntagsspiele gewinnen konnte. Ebenfalls 2013, unter Interimstrainer Markus Schopp, wurde die SV Ried besiegt.
Trotz der deutlichen Niederlage von Rapid in Valencia rechnet Franco Foda nicht mit einem verunsicherten Gegner. „Bei Valencia hat einfach alles funktioniert, solche Tage gibt es“, meinte er beim Mediabriefing und warnte gleichzeitig vor einer trotzdem starken Rapid-Mannschaft. Trainer Zoki Barisic muss morgen allerdings auf Kapitän Steffen Hofmann und Flügelflitzer Florian Kainz verzichten – beide verletzten sich am Donnerstag und sind nicht einsatzbereit.

Für Sturm hat vorerst das Absichern des vierten Ranges oberste Priorität, wofür drei Punkte immens wichtig wären. Viel zu knapp sind die Abstände auf die dahinter lauernde Konkurrenz. Schon eine kleine Negativserie könnte in dieser Phase schnell Abstiegskampf bedeuten. Auf  den dritten Rang, welcher die sichere Europacup-Teilnahme bedeuten würde, fehlen acht Punkte. Morgen heißt es, diesen Rückstand auf fünf Punkte zu reduzieren!

Ein Video als kleinen Vorgeschmack auf das Spiel:

 

Spieldaten

SK Sturm Graz vs. SK Rapid Wien

Sonntag, 21.02.2016, 16:30, UPC Arena

Mögliche Aufstellung:

Sturm Graz (4-2-3-1) Esser; Kayhan, Avlonitis, Kamavuaka, Lykogiannis; Lovric, Offenbacher; Schick, Horvath, Klem; Edomwonyi

Ersatz: Gratzei, Kienast, Offenbacher, Jeggo, Potzmann, Gruber, Stankovic

Es fehlen: Avdijaj (Oberschenkelprobleme), Piesinger (Kreuzbandriss)

 

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