Gegen die Lethargie
Ich schlendere langsam, noch ein wenig benommen vom Vorabend, an den sich vor dem Stadion tummelnden Menschen vorbei. Verschiedene Personengruppen stehen vor dem Eingang, es ist ein schöner, sonniger Sonntag in Graz. Den Leuten scheint es gut zu gehen, auch ich fühle mich wohl. Die schier endlos scheinende Winterpause ist endlich vorbei und mein Herzensverein spielt wieder. Man findet sich am Stadionvorplatz ein, trifft Freunde, Familie oder sogar Freunde, die mittlerweile zu einer Art Familie geworden sind – zu einer Sturmfamilie eben. Die Fans genießen noch das ein oder andere Kaltgetränk, der Duft von fettigem, aber wohlschmeckendem Essen liegt in der Luft und ruft ein gewisses Gefühl von Vertrautheit hervor. Noch wenige Minuten bis zum Anstoß. Spätestens als der erste Trommelschlag der Nordkurve ertönt, scheint die lange Winterpause und der frustrierende Herbst, ja sogar die bittere Cupniederlage gegen den LASK plötzlich vergessen.
Es ist eine gewisse Art von Ankommen, man durchlebt stets dieselben Rituale, bevor das Spiel beginnt, alles ist so vertraut und doch jedes Mal aufs Neue ein wenig anders. Doch im Endeffekt erleben Körper und Geist stets dieselben Mechanismen, bevor die Partie beginnt. Man möchte schon fast sagen, dass es möglich ist, einer gewissen Lethargie zu verfallen. Einer nicht nur negativen Lethargie, einer Lethargie, in der zwar immer noch das Interesse an Sturm Graz besteht, aber Körper und Geist irgendwie zu ermüden beginnen. Es ist mitunter anstrengend, diesen Verein zu unterstützen, besonders in Zeiten wie diesen, denn eine gewisse Form von Stillstand macht sich breit. Ein Pfiff reißt mich aus etwaigen Gedankenspielen und bevor ich in einen inneren Monolog treten kann, der den Ursachen dieses Problems auf den Grund geht, beginnt endlich das Spiel. Das Warten hat ein Ende.
Gut zwei Stunden später ist nichts mehr von Lethargie, Gedankenspielen oder vertrautem Ankommen zu spüren, nur schier endlos scheinende Wut aufgrund der dargebotenen Leistung. Auf den ersten Blick mag das vielleicht ein wenig paradox erscheinen, doch dieses Gefühl hat auch etwas Positives, denn es lässt mich erkennen, dass Sturm Graz mir nicht egal geworden ist. Ich habe immer noch Träume und Wünsche, die ich gemeinsam mit diesem Verein erreichen möchte und wenn ich in die Gesichter der Personen blicke, die mich im Stadion umgeben, sehe ich dasselbe Bild. Ich sehe immer noch unglaubliche Leidenschaft und spüre Emotionen, doch es hat den Anschein, als könnten diese nicht auf den Platz übertragen werden. Die Mannschaft wirkt träge und müde, ideen- und antriebslos – kurz gesagt: lethargisch.
Eine Woche später trifft man aufwärts auf die Admira und gewinnt glücklich, aber nicht unverdient. Es ist ein unfassbar langweiliges Spiel, selbst für Taktikliebhaber. Dieser Sieg macht mir jedoch im Nachhinein betrachtet mehr Sorgen als die Niederlage gegen Mattersburg, denn ich erwische mich dabei, wie ich mich zwar darüber freue, aber es im Endeffekt nur zur Kenntnis nehme, weit entfernt von ähnlich emotionalen Ausbrüchen wie nach der Niederlage gegen die Burgenländer. Das ist eine Tatsache, die mir Sorgen bereitet, an der ich aber meines Erachtens nach nur wenig Schuld trage. Es liegt ganz einfach an einem Verein, den Fan zu fesseln und ihn für sich zu begeistern. Es liegt an den Funktionären, eine klare Philosophie vorzugeben und diese dann auch zu leben. Es geht nicht immer nur darum, Spiele zu gewinnen, vielmehr muss ein Plan oder eine gewisse Spielidee sowohl auf als auch abseits des Platzes erkennbar sein und genau das fehlt im Moment. Genau das ist der Grund, weshalb sich jeder Stadionbesuch so unfassbar lethargisch anfühlt. Daraus muss man endlich ausbrechen und die Partie gegen die Wiener Austria ist hierfür der perfekte Zeitpunkt.
Jeder Mitarbeiter dieses Vereins ist dazu aufgefordert, etwaige persönliche Präferenzen hintanzustellen und sich auf die Fortdauer der Saison zu fokussieren! Die Veilchen treten ersatzgeschwächt die Reise nach Graz-Liebenau an und müssen mit Grünwald und Madl auf zwei ihrer wichtigsten Stützen aufgrund einer Gelbsperre verzichten. In den letzten Spielen konnte man bei den Wiener Violetten durchaus einen Aufwärtstrend erkennen. Ausschlaggebend dafür war in erster Linie das Einbinden von jungen Spielern aus dem eigenen Nachwuchs. Solche wie Fitz, oder Borkovic haben mittlerweile Söldner wie Jeggo oder Edomwonyi, die sich nicht mit dem Verein identifizieren, aus der Startformation verdrängt und machen mit guten Leistungen auf sich aufmerksam. Um den quirligen Angreifern der Austria entgegenzuwirken und die Temponachteile auszugleichen, wird man wohl das gewohnte Spiel aufziehen und versuchen, eher tiefer und kompakt zu stehen. Da das Umschaltspiel bei Sturm in den letzten drei Partien überhaupt nicht funktioniert hat, könnte sich diese Taktik jedoch negativ auswirken. Zielführender wäre es womöglich, die Austriaabwehr früh anzulaufen und die Lücken in der Abwehr der Wiener zu nutzen. Ohne Madl und Grünwald wird man im Spielaufbau wohl größere Probleme haben und dies könnte für den SK Sturm ein großer Vorteil sein. Dabei gilt es trotzdem die Balance zu wahren und nicht in allzu viele Laufduelle mit den schnellen Angreifern zu kommen – allen voran mit Christoph Monschein, der sich immer noch in einer ausgezeichneten Form befindet.
Eine ersatzgeschwächte Austria, die sich gerade in einem Selbstfindungsprozess befindet und der man endgültig den Sprung in das Meister-Playoff zu vermasseln vermag, könnte genau jener Katalysator sein, den es braucht, um den Funken zu zünden und endlich aus dieser eingangs beschriebenen Lethargie auszubrechen. Sturm Graz ist ein schlafender Riese mit unfassbaren Potenzial, das im Moment leider nicht ausgeschöpft werden kann. Erkenntnis ist der erste Weg zur Besserung und mit jener sollte man im besten Fall schnellstmöglich beginnen, um eine kräftezehrende Saison doch noch zu einem positiven Ende zu bringen, denn das ist zweifellos möglich und dazu sind die Verantwortlichen bei Sturm Graz auch in der Lage. Vegetiert man aber weiterhin dahin und zieht nach der abgelaufenen Spielzeit die falschen Schlüsse, so könnte es bald ein böses Erwachen geben.
Spieldaten
Österreichische Bundesliga 2019/20, 21. Runde
Sonntag 01.03.2020, 17:00 Uhr, Sturm-Stadion Graz-Liebenau
Schiedsrichter: Markus Hameter
Mögliche Aufstellung:
Siebenhandl; Sakic, Avlonitis, Spendlhofer, Jäger, Hierländer; Dominguez, Kiteishvili; Huspek, Röcher, Balaj
Ersatz: Schützenauer, Schrammel, Geyrhofer, Ljubic, Leitgeb, Jantscher, Friesenbichler
Verletzt: Donkor, Despodov
Lethargie?
Ich schlafe ein bei Sturm, mitnichten, niemals, Kai!
Es fehlt die Marie, um die Erwartungshaltung von so einem großem Verein wie Sturm zu befriedigen.
Die Antwort könnte so einfach sein, leider nicht, der LASK macht es vor, der LASK is wie ein Stachel in der Sturmseele, wenns laft, dann lafts, jetzt auch noch Manchester United, ich will jetzt so richtig digital schimpfen, ich brauch das als Ventil.
Scherz, passt scho Linza, ich bin nicht debil, Respekt.
Sapperlot, morgen kommt der Alltagstrott, nix Cup, nix Europa League, just Meisterschoft gegen die Austria aus Wien, wir saufen wie da Charlie Sheen, Puntigamer ist unser Medizin, nix Corona, mexikanischer Bier, Steirabuam, Puntigamer, what else, wosn sunnst.
Sturm Graz ist mehr als ein Verein, Sturm Graz ist mehr, ich liebe dich so sehr, bei meiner Ehr, ich schwer, ich bin ehrlich.
2007 Konkurs, Hans Rinner, Hans Fedl und Chri Jauck, danke, Legenden für die Ewigkeit.
GAK ist seit 2007 ein Chaosverein, Derby, geh bitte, die Sigi Nagl Buam schaffen es einfach nicht, so ehrlich muss man sein, GAK in Graz interessiert eh kein Schwein, 3. Liga und das Stadion gehört uns, Sturm Stadion Liebenau.
Lethargie: Zustand körperlicher und psychischer Trägheit, in dem das Interesse ermüdet ist
Das kann ich so nicht stehen lassen. Lethargie ist beim Sk Sturm allgegenwärtig, bei sehr vielen, bei viel zu vielen – aber nicht bei allen.
Eigentlich lethargisch ist der Fussball in Österreich, er besteht leider darin Formationen, Linien oder Ketten zu bilden, welche dann gegeneinander pressen. Jedes Fussballspiel in Österreich besteht aus Zweikampf, Pressing und meinem persönlichen Unwort Satz des Jahres: „Zweite Bälle gewinnen“. So wie mein Vorposter und wie es mein Name vermutlich verratet, komme ich noch von der alten „Gruabn Zeit“. Glaube mir, wir haben viel mitgemacht, wenn man mit 300 Leidgenossen gegen Sportklub in der Gruabn war. Aber auch dort waren wir NIE lethargisch – haben uns genauso die Frage gestellt wie es wohl besser werden kann. Aber wir hatten keine taktischen Forderungen, weil das absolut absurd wäre. Osim hätte uns alle gerettet und vermutlich gesagt: Wenn ich den ersten Ball nicht verliere, brauche ich den zweiten nicht gewinnen…
Angenommen wir spielen so wie du es vermutlich wünscht heute mit 2 Stürmern und ein bisserl „offensives Hollywood“. Da die Austria nicht mehr so schlecht ist verlieren wir dann 0:2 – wer ist dann schuld?? Das nährt wieder nur die Kreissl raus, Trainer raus, Jauk raus, alle raus Suderanten. Ich muss leider erwähnen, dass gerade überall dort wo anonym und online Meinungen verbreitet werden auch bei einem 2:0 Sieg für Sturm viel zu vieles schlecht geredet wird (nicht attraktiv, nicht genug steirisch, nicht genug Junge, nicht Direktpass, nicht Flachpass, nicht schnell, nicht etc.)
Wünschen tut sich jeder, dass Sturm bestehend aus 9 Steirern (davon mind. 5 aus der eigenen Jugend) und 2 geilen Legionären ein offensives Direktpass Spektakel abfeuert. Das ist in der heutigen Zeit leider nicht mehr möglich. Das müssen wir schmerzvoll akzeptieren. Es gibt auch keine Spielmacher und Regisseure mehr, weil diese von 2 bis 3 Spielern angelaufen, gepresst und abmontiert werden. Direktpass, Doppelpass, schöne Flankenwechsel und gefährliche Weitschüsse sind heutzutage nicht mehr durchführbar. Die erfolgreicheren Mannschaften haben einfach andere Ideen im Umschalten, schnellere Spieler, bessere Standartsituationen und vor allem einen Stamm von langjährig eingespielten Spielern.
Muss aufhören, geh jetzt ins Stadion – nicht böse sein, aber bei lethargisch zwickts mich ein bisserl. Und das grösste „Hut ab“ dabei an diejenigen, die Sturm besonders machen: NORDKURVE. Ohne Nordkurve und die Fanclubs dort würden sich die Suderanten im Bier saufen und um die Wette jammern matchen – glaub mir, Anfang der 90er war es so, das will keiner mehr (egal wie lethargisch es sich für dich anfühlt)