Franco Foda: „Sturm hat es in der eigenen Hand“
Tag 5 – Vormittag
Bei strahlendem Sonnenschein und angenehmen 10 °C ging es nach einem Tag Regeneration für uns und den SK Sturm heute wieder auf den Trainingsplatz des Sueno Hotel Deluxe Belek. Dort angekommen erwartete uns sogleich eine Überraschung in Form von Ex-Sturm-Coach und Nationalteam-Trainer Franco Foda, begleitet durch sein Trainergespann Imre Szabicz und Thomas Kristl. Gemeinsam mit Geschäftsführer Sport Günter Kreissl unterhielt man sich auf der Tribüne über die gesamte Trainingszeit prächtig.
Die Mannschaft trainierte überraschenderweise nach wie vor auf dem immer brauner werdenden Naturrasen rechts von der Tribüne, obwohl Günter Kreissl im Interview vor drei Tagen angekündigt hatte, nach zwei Tagen auf einen anderen Platz zu wechseln. Zu Beginn fanden wie gewohnt erste Aufwärmübungen statt, ehe man das Training wieder intensivierte. Während Stefan Hierländer und Markus Pink individuell trainierten, machte Markus Lackner einen Teil des Teamtrainings mit. Lukas Grozurek war ebenso wie Namensvetter Fadinger (krank) heute nicht am Rasen zu finden und spulte Einheiten in der Kraftkammer ab. Roman Mählich teilte die restliche Mannschaft in drei Teams auf, wobei zwei davon jeweils das Ballbesitz- und Kurzpassspiel auf zwei Tore forcierten. Nach zehn Ballberührungen einer Mannschaft durfte auf eines der zwei Tore abgeschlossen werden. Das dritte Team trainierte auf der anderen Hälfte des Feldes hohe Bälle in die Tiefe, Laufwege und den Torabschluss. Nach zwei Stunden war für die Mannschaft Schluss, wir haben jedoch noch Franco Foda um ein paar Fragen gebeten. Kurz davor war dieser noch mit seinem Ex-Schützling Joachim Standfest im Gespräch, dem er als Anspielung auf das momentane Trainergespann beim SK Sturm mit einem Schmunzeln mitteilte: „Früher haben sie nach eineinhalb Stunden Training schon gejammert, heute sind sie Trainer.“
Herr Foda, wie geht es Ihnen? Vermissen Sie die tagtägliche Arbeit am Platz?
Generell geht es mir sehr gut. Es ist natürlich schon ein Unterschied, ob man Vereinstrainer oder Teamchef ist. Wenn man zehn Jahre am Stück Vereinstrainer war und täglich mit Spielern zusammengearbeitet hat, ist es normal, dass einem das hin und wieder fehlt. Das wusste ich aber im Vorhinein, insofern freue ich mich umso mehr auf den nächsten Lehrgang im März, wenn ich meine Teamspieler wiedersehe. Dort werden wir uns dann gezielt und intensiv auf die zwei Länderspiele gegen Polen und Israel vorbereiten.
Wie haben Sie Sturms Herbstsaison von außen erlebt? Sie haben das ja sicher verfolgt.
Klar. Wir verfolgen die gesamte österreichische Liga, dementsprechend auch Sturm. In Graz gibt es vor allem ja auch einige Teamkanditaten für uns. Peter Zulj ist ja jetzt nach Anderlecht gewechselt, aber mit Hierländer, Siebenhandl und Maresic gibt es einige Kandidaten, die in unserem Fokus liegen. Insofern haben wir die Spiele von Sturm oft angesehen. Es liegt aber nicht in meinem Ermessen, die Leistungen von Sturm zu beurteilen, das sollen andere tun. Jeder sollte immer vor der eigenen Tür kehren.
Es gab bei Sturm auch einen Trainerwechsel. Konnten Sie diese Entscheidung nachvollziehen und was halten Sie vom neuen Coach Roman Mählich, mit dem Sie ja selbst zusammengespielt haben?
Der Trainerwechsel war eine Entscheidung des Vereins. Ich glaube, dass mit Roman Mählich ein Trainer an Land gezogen wurde, der in Wiener Neustadt schon gute Leistungen mit seiner Mannschaft gezeigt hat. Da konnte man schon erkennen, dass er ein guter Trainer ist und das hat er jetzt bei Sturm mit zehn Punkten aus vier Spielen direkt bestätigt. Ich kenne Roman ja gut, habe zum einen selbst mit ihm gespielt, hatte ihn aber auch als Spieler. Eine Mannschaft muss man stetig weiterentwickeln und immer wieder nach neuen Lösungen suchen, um erfolgreich zu sein. Da befindet sich Roman Mählich mit seiner Mannschaft auf einem sehr guten Weg. Im Prinzip muss man dort weitermachen, wo man im Frühjahr aufgehört hat. Es sind im Frühjahr erst einmal noch vier Spiele zu absolvieren, aber ich denke, Sturm hat sich mit den guten Resultaten am Ende der Herbstsaison in eine tolle Ausgangslage gebracht und hat es nun in der eigenen Hand, in die Top 6 zu kommen.
Wie lange sind Sie schon in Belek und welche Teams haben Sie bereits beobachtet?
Wir sind erst gestern Abend angereist. Das ist jetzt das erste Training, das wir uns angeschaut haben. Heute Nachmittag schauen wir uns das Training von Rapid an und am Abend treffen wir uns dann mit den Verantwortlichen von Sturm, mit Roman Mählich und Günter Kreissl. Wir möchten einfach, wie schon im letzten Jahr, mit den Trainern und Sportdirektoren kommunizieren, weil wir ja doch auch von den Vereinen abhängig sind und die Spieler benötigen. Das ist immer ein Nehmen und Geben. Wir wollen vielleicht auch mit dem ein oder anderen Spieler in Kontakt sein. Das ist die Intention, warum wir nach Belek gekommen sind. Morgen sind wir dann bei den beiden Testspielen von Sturm Graz und Rapid Wien, treffen uns am Abend mit den Verantwortlichen von Rapid. Am Mittwoch sind wir dann noch beim Spiel Austria Wien gegen Roter Stern Belgrad und treffen uns am Abend mit Trainer und Sportdirektor der Austria. Am Donnerstag geht es wieder nach Hause. Es ist also ein sehr straffes und enges Programm. Das ist aber gut so.
Mit Deni Alar, Marvin Potzmann und Peter Zulj sind drei Spieler von Sturm abgewandert, die Sie in das Nationalteam geholt haben, Stefan Hierländer und Jörg Siebenhandl sind noch hier. Welche Spieler stehen vielleicht sonst noch im Fokus bei Sturm Graz?
Stefan Hierländer und Jörg Siebenhandl waren ja schon des Öfteren bei uns dabei. Diese Spieler werden wir weiter beobachten, natürlich auch Peter Zulj in Anderlecht. Deni hat bei Rapid natürlich noch nicht die Form gefunden, die er schon hatte, aber gerade als Stürmer erlebt man solche Phasen, wo man keine Tore erzielt. Er benötigt jetzt ein Erfolgserlebnis. Wir haben aber alle Spieler, die schon einmal bei uns im Nationalteam waren, weiter im Blick und im Fokus. Jeder hat immer die Möglichkeit, durch gute Leistungen auf sich aufmerksam zu machen und sich darüber hinaus für den Lehrgang zu qualifizieren. Fußball ist ein schnelllebiges Geschäft, es geht sehr schnell in alle Richtungen.
Bei Sturm steht also sonst niemand im Kader, der vielleicht schon kurz vor dem Sprung ins Nationalteam steht?
Sicher, alle die gut sind! (lacht) Dario Maresic zum Beispiel. Sturm hat einige interessante Spieler und auch bei der nächsten Kadernominierung könnte es Überraschungen geben. Ich habe im letzten Herbst auch Thomas Goiginger vom LASK einberufen, der über Wochen und Monate gute Leistungen gebracht hat. Jeder, der über einen längeren Zeitraum gut spielt, hat die Möglichkeit, dass er einberufen wird. Es ist im Fußball so: Das Leistungsprinzip steht an oberster Stelle. Wer gute Leistung bringt, hat es dann auch verdient, für das Nationalteam zu spielen.
Haben Sie auch schon ein Auge auf Neuzugang Arnel Jakupovic geworfen? Er dürfte, Stand jetzt, ja auch noch für das bosnische Nationalteam auflaufen?
Ja, auch ihn haben wir schon länger im Auge, weil er auch U21-Nationalteamspieler ist. Klarerweise arbeiten wir mit unseren U-Trainern eng zusammen, beispielsweise mit Werner Gregoritsch. Uns ist der Spieler daher schon lange bekannt. Ich habe mit ihm vor Monaten schon einmal telefoniert. Er hat schon viele Stationen hinter sich, aber nie viel gespielt. Jetzt ist es wichtig für den Spieler selbst, dass er auf dem höchsten Niveau, das heißt in einer höchsten Spielklasse, regelmäßig zum Einsatz kommt. Ich glaube, da hat er bei Sturm Graz, wenn die Leistungen stimmen – er muss natürlich auch Roman Mählich überzeugen – eine gute Chance. Letztendlich liegt es an jedem Spieler selbst, wie weit er in seiner Karriere kommt.
Hat man also keine Angst darum, dass Bosnien dem ÖFB das Stürmertalent wegschnappen könnte?
Das ist im Fußball immer möglich. Ich bin aber kein Trainer, der – wie das viele andere Nationen machen – einfach einen Spieler einmal einberuft und ihn zwei Minuten spielen lässt, ohne hundert Prozent von ihm überzeugt zu sein, ohne, dass es der Spieler sich vielleicht überhaupt verdient hat. Dadurch kann man auch eine Nationalmannschaftskarriere zerstören, weil man dann einen Spieler einberuft, der automatisch für ein anderes Land nicht mehr spielen darf. Das ist nicht mein Weg, da ich mit meinen Spielern einen ehrlichen und korrekten Umgang pflege. Wenn, dann muss der Spieler so gut und ich so überzeugt von ihm sein, dass er über eine längere Distanz auch wirklich Thema für das Nationalteam sein kann. Wenn er das schafft, dann werden wir ihn auch einberufen. Wenn er sich dann für Bosnien entscheidet oder vielleicht schon davor, dann ist es eben so. Das gehört zum Fußball.
Zum Abschluss möchten wir euch noch zwei Schmankerln von „Crazy-Eze“ nicht vorenthalten, der beim Training immer wieder für Schmäh sorgt. Morgen trifft der SK Sturm Graz um 15:00 Uhr Ortszeit (= 13:00 Uhr in Graz) zuerst auf den dänischen Verein AC Horsens und hat im Anschluss noch einen weiteren Test gegen den kasachischen Klub FK Ordabassy Schymkent um 19:30 Uhr Orszeit (= 17:30 in Graz) anberaumt. Wir starten unsere Liveticker jeweils eine Viertelstunde vor Spielbeginn!
Spendi humpelt angeschlagen vom Feld, erste Frage vom Medical Staff: “Wos los? Eze wieder draufgstiegen?“ 😂 #SturmNetzBelek
— Christian Albrecht (@Da_Kloane) January 28, 2019
Es wird immer besser:
Eze trägt Huspek nach der Trainingseinheit wie ein Kind vom Feld.
“Hussi, hast a Wette gwonnen?“
“Na, er is anfoch a liaba Mensch!“
— Christian Albrecht (@Da_Kloane) January 28, 2019
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