„Fenerbahce ist nicht irgendeine Mannschaft“
Mit einem 2:3-Gesamtscore hat sich der SK Sturm Graz gegen Fenerbahce aus dem internationalen Geschäft verabschiedet. Nichts wurde es aus dem Wunder von Istanbul, nichts mit dem Einzug in das Quali-Play-Off. Dabei wäre im Sükrü Saracoglu für Sturm sogar noch mehr als ein Remis möglich gewesen. Was bleibt, sind Frust und Stolz. Wir haben direkt nach dem Spiel mit einigen Hauptakteuren und Sportdirektor Günter Kreissl gesprochen, die Statements gibt es hier zum Nachlesen/Nachhören.
Philipp Huspek:
Wie ist dein Resümee zum Spiel?
„Ich bin mega stolz auf die Mannschaft. Ein 1:1 in Istanbul kann sich sehen lassen, auch wenn es sehr bitter ist, weil mehr möglich gewesen wäre. In der ersten Halbzeit hatten wir zu viel Respekt. Den haben wir in der zweiten Halbzeit abgelegt, das 1:1 geschossen und zum Schluss wäre noch mehr möglich gewesen. Der Stolz überwiegt jetzt und es ist eine riesen Erfahrung, die wir mitnehmen.“
Du selber konntest dich auch wieder mit einem Tor belohnen. Was sagst du dazu?
„Es ist schnell gegangen. Der „Peda“ (Peter Zulj, Anm.) hat mir den Ball super runtergespielt. Ich habe schon gesehen, dass ein Gegenspieler kommt, den ich umspielen musste. Dann bin ich schon vor dem Tor gestanden und bin froh, dass ich ihn reingehauen hab.“
Trotz Ausscheiden aus dem Europacup ist aber schon auch ein bisschen Stolz dabei, oder?
„Ja sicher ist man stolz. Ich meine, Fenerbahce ist nicht irgendeine Mannschaft. Ich glaube, dass wir uns super geschlagen haben. Hätten wir im Hinspiel nicht zwei solcher billigen Tore bekommen, dann wäre die Ausgangsposition für das Rückspiel besser gewesen. Wir haben in Istanbul aber nicht verloren und man kann trotzdem auch ein bisschen stolz sein.“
Beachtlich auch, dass ihr das Tempo durchhalten und kontinuierlich gefährliche Angriffe nach vorne setzen konntet.
„Ja es war das Ziel, dass wir bis zum Schluss nicht aufgeben und alles probieren. Es ist bitter, dass wir nicht zumindest in die Verlängerung gekommen sind, heute wäre das möglich gewesen. Im Großen und Ganzen müssen wir auf die Mannschaft stolz sein. Heute sind wir zwar noch enttäuscht, aber morgen geht es schon wieder weiter. Wir haben am Sonntag ein wichtiges Spiel in Mattersburg.“
Was sagst du zum Stadion mit dieser Stimmung?
„Ja, unglaublich. Ich bin überglücklich, dass mich der Trainer aufgestellt hat. So eine Erfahrung nimmt man mit und das erlebt man nicht oft. Gewaltig die Stimmung, wirklich unglaublich. Ich bin stolz, dass ich dabei sein durfte.“
Philipp Zulechner:
Was sagst du zum Spiel?
„Ja schwer. In der ersten Halbzeit haben wir uns nicht so viel zugetraut. In der zweiten Halbzeit haben wir dann gesehen, was möglich wäre. Sicher sind sie auch zu zwei Top-Chancen gekommen, aber man muss auch sagen, wenn wir aufmachen, dann ist klar, dass so eine Mannschaft zu Chancen kommen kann.“
Ist man trotzdem auch stolz auf die Mannschaftsleistung, da man sich nie aufgegeben und oft nach vorne gekämpft hat?
„Ich glaube, davon geht man aus, oder? So soll ja wirklich jedes Spiel sein, dass man immer 100% gibt. Manchmal läuft’s halt ein bisschen besser, manchmal bisschen schlechter. Aber wir können schon zufrieden sein mit der Leistung, auch wenn wir nur unentschieden gespielt haben.“
Frust ist trotzdem dabei?
„Ja, natürlich. Wir haben uns schon vorgenommen, dass wir noch irgendwie das 2:1 bringen. Aber ich glaub, wir können trotzdem mit der heutigen Leistung zufrieden sein. Jetzt können wir uns auf den Cup und die Meisterschaft konzentrieren.“
Wie hat dir die Stimmung hier in Istanbul gefallen?
„Ja, war etwas Neues. In Deutschland waren die Stadien zwar auch ziemlich voll, aber von der Stimmung, gibt das hier nochmal ein eigenes Flair.“
Dario Maresic:
1:1 in Istanbul – was sagst du zum Spiel?
„Am Anfang hat man schon gemerkt, dass wir alle richtig nervös waren. Wir waren eigentlich nicht die Mannschaft, die wir immer sein wollen. Wir haben uns – schirch gesagt – angeschissen vor die und deren Fans. In der zweiten Hälfte haben wir dann super gespielt, das 1:1 geschossen und zum Schluss hat uns ein bisschen das Glück gefehlt. Ich glaube, wenn wir in den ersten Minuten so gespielt hätten, wie in der zweiten Halbzeit, dann wäre es möglich gewesen, die Partie zu drehen und weiterzukommen.“
Überwiegt eher der Stolz auf die gute Leistung oder ist da auch ein Frust dabei?
„Es ist schon ein Frust dabei, da noch viel mehr drin war. Man kann nicht sagen, dass wir mit Glück ein Tor geschossen haben und dann keine Chance mehr hatten. So war es ja nicht. Wir haben super Chancen gehabt. Auch im Hinspiel hätten wir gewinnen können, oder es hätte auch unentschieden ausgehen können, dann wäre die Ausgangslage besser gewesen. Aber ich bin trotzdem extrem stolz auf die Mannschaft. Wir haben in der zweiten Halbzeit gezeigt, dass wir mit jedem mithalten können, alles geben und uns nicht vor irgendjemanden anscheißen. Eigentlich bin ich stolz, aber auch frustriert, aber das ist normal.“
Wie war es heute für dich gegen R0bin van Persie zu spielen?
„Da ist ein Traum in Erfüllung gegangen. Wie sich ein Stürmer verletzt hat, haben schon die ganzen Fans gerufen: „Robin van Persie! Robin Van Persie!“ Wir haben gesehen, wie er das Dress angezogen hat und da habe ich gewusst: „Puh, jetzt ist es soweit! Jetzt muss ich noch einmal Gas geben“.
Wie hat dir die Stimmung gefallen? Ein einmaliges Erlebnis für dich?
„Das kann man nicht beschreiben. Da stehen nicht nur auf einer Seite Fans, da stehen die ganzen Fans und es ist richtig geil. Das wird man als Spieler nicht vergessen, das ist eine einmalige Sache. Ich bin einfach stolz, dass ich am Platz gestanden bin und es ist richtig geil.“
Romano Schmid:
Was ist deine Analyse zum Spiel?
„In der ersten Halbzeit waren wir nicht gut und sind schlecht ins Spiel gestartet. In der zweiten haben wir uns gesteigert und hatten die ein oder andere Chance. Mit ein bisschen Glück, hätten wir sicher noch in die Verlängerung gehen können.“
Du hast auch ein, zwei gute Chancen gehabt.
„Nein, heute war es einfach nicht so gut von mir, aber es war schwierig reinzukommen. Ich habe glaube ich drei, vier Bälle in den zehn Minuten gehabt. Es war teilweise zu wenig Bewegung vorne im letzten Drittel und deswegen war es auch schwierig.“
Trotzdem habt ihr eine gute Mannschaftsleistung abgerufen. Überwiegt aber der Frust wegen des Ausscheidens?
„Ich glaube jetzt ist schon jeder ein bisschen frustriert. Nur müssen wir das trotzdem abhaken. Ich finde trotzdem, dass wir es gut gemacht haben und wir müssen nach vorne schauen.“
Wie war es für dich heute bei dieser gewaltigen Stimmung?
„Es war eine schöne Erfahrung, aber es war hoffentlich nicht das letzte Spiel in so einem großen Stadion. Und deswegen ist es eigentlich ein normales Gefühl.“
Günter Kreissl:
Was sagen Sie zum Spiel?
Ich bin begeistert von unserer Leistung, speziell in der zweiten Hälfte. Ich glaube, dass wir in der ersten Hälfte auch viel richtig gemacht haben, aber dass uns im letzten Drittel der Zug zum Tor und die Entschlossenheit gefehlt hat. Wir haben in der zweiten Hälfte wieder zulegen können, was mich wirklich verblüfft, wie die Mannschaft in schwierigen Spielen Rückstände hinterherlaufend noch zulegen kann. Wir haben nicht nur den Ausgleich erzielt, sondern auch wirklich auch Chancen gehabt, die Partie komplett zu drehen. Gegen eine Mannschaft auf so einem Niveau so eine Leistung abzurufen, nachdem sie über eine lange Zeit alle drei Tage Belastung gehabt hat, das ringt mir sehr viel Respekt ab.“
Überwiegt der Stolz auf die Mannschaft oder der Frust des Ausscheidens?
Es gibt beides, aber der Stolz auf die Mannschaft überwiegt ganz klar. Ich glaube, dass wir auf einem sehr guten Weg sind. Wenn die Mannschaft sehr fokussiert und normal bleibt und diese guten Leistungen nicht insofern für sich bewertet, dass man glaubt, dass irgendwas von alleine geht, dann glaube ich, können wir uns in dieser Saison auf viele gute Leistungen freuen.“
Was ist nun die Marschroute für die neue Saison?
„Das Maximum rausholen. Ich werde jetzt nicht 15 oder 30 Minuten nach dem Ende von so einem beeindruckenden Spiel meinen Weg verlassen. Wir wissen, dass wir jeden Tag besser werden wollen, dass wir in jedes Spiel mit dem Ziel hineingehen, es zu gewinnen, das hat man auch heute so gesehen. Umso öfter uns das gelingt, desto mehr ist möglich.“
Gibt es durch den Wegfall der Doppelbelastung höher gesteckte Ziele für die Bundesliga?
Man kann nur höhere Ziele stecken, wenn diese nicht so hoch gesteckt sind. Wir kommunizieren diese Ziele nicht nach außen. Schau bei der Austria Wien, wie gut der bisher getan hat, was sie gemacht hat. Also ich finde, dass wir absolut gut beraten sind, bescheiden zu bleiben, fokussiert zu bleiben, im Jetzt zu bleiben, jeden Tag versuchen besser zu werden, jedes Spiel gewinnen zu wollen, dass das reicht. Alles andere ist Populismus, der mich nicht interessiert.“
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