Europa, wir bleiben!
Nach einem langen Tag des Wartens und der Anspannung in der Hauptstadt Portugals ging es am Abend wieder ins Estádio José Alvalade im Norden Lissabons. Bei frischen 10 Grad hatten sich die rund 2000 mitgereisten Sturm-Fans zuvor am zentralen Rossio-Platz getroffen und sich am dortigen Weihnachtsmarkt unter anderem mit Caipirinha verköstigt. In den Stadien prallten an diesem letzten Spieltag der Europa-League-Gruppe D zwei Welten aufeinander. Einerseits die Favoriten aus einer europäischen Topliga, die ihren zweiten Platz bereits einzementiert hatten und für die es somit um nicht mehr viel ging. Andererseits die Underdogs, von denen eine Mannschaft noch ein Ticket für das europäische Überwintern ergattern und damit Vereinshistorisches schaffen konnte. Im Endeffekt sollte es ein Fernduell mit den polnischen Kontrahenten darum werden, wer weniger Tore kassiert.
Stabile Defensive versus individuelle Klasse
Um Punkt 20 Uhr Ortszeit pfiff der schottische Schiedsrichter William Collum das Spiel an. Sturm hatte Anstoß, verlor aber sofort den Ball und ließ den ersten gefährlichen Schuss des Tages durch Sportings Nuno Santos zu, den Kjell Scherpen bravourös parierte. In der 14. Minute fasste sich Alexander Prass ein Herz und zog aus der Entfernung ab. Der Ball ging aber doch recht deutlich am Tor vorbei. Kurz darauf war auf der anderen Seite Linksverteidiger David Schnegg gefordert, der einen gefährlichen Pass in die Spitze abfing. Einige Minuten später wurde der Ball zur Ecke geklärt. Der Corner kam gefährlich, zum Glück fand der Ball aber keinen portugiesischen Abnehmer, nachdem Scherpen ihn verfehlt hatte. Beim Umschalten wurde Seedy Jatta, der nach überstandener Verletzung zum zweiten Mal in Folge in der Startelf stand, übel gefoult und lag länger am Boden. Beim jungen Norweger kommt einem bei solchen Bildern gleich das Bangen, er konnte aber nach kurzer Unterbrechung weitermachen. In Minute 27 dann Tomi Horvat mit der schönen Flanke auf den Kopf von Dimitri Lavalée, der den Ball auch auf das gegnerische Tor brachte. Doch Franco Israel im Tor der Portugiesen entschärfte die Situation mit einer starken Parade. Zu diesem Zeitpunkt stand es im Parallelspiel in Sosnowiec bereits 2:0 für Atalanta Bergamo – für Sturm ein sehr guter Zwischenstand.
Sturm zeigte vor allem defensiv eine routinierte Leistung, sodass Sporting zwar die eine oder andere Torchance hatte, aber nie wirklich gefährlich wurde. Nach einer guten halben Stunde übertrieb es Kapitän Jon Gorenc Stankovič aber mit seiner Zweikampfstärke, als er mit Schiedsrichter Collum von hinten kollidierte und ihm dabei den rechten Schuh auszog. Der schottische Referee zeigte sich davon höchst unbeeindruckt und lief bis zur nächsten Spielunterbrechung einfach mit dem Hand-Schuh weiter. Kurz vor der Halbzeitpause drängten die Gastgeber merklich auf die Führung. Nach einem Dribbling von Francisco Trincão bis in den Strafraum konnte der Kapitän der Schwoazn noch in letzter Sekunde ein Bein zwischen Schuss und Tor bringen und feierte sich dafür zu Recht ab. Wenige Augenblicke später war es dann aber so weit. Matheus Reis brach auf der linken Außenbahn mit einem Übersteiger durch und brachte eine feinen Stanglpass in die Mitte auf Viktor Gyökeres, der schon im Hinspiel gegen Sturm getroffen hatte. Auf der Pressekonferenz vor dem Spiel war David Affengruber noch gefragt worden, ob er denn froh sei, dass der schwedische Nationalspieler wahrscheinlich geschont würde. Nun, der Schwede mit ungarischen Wurzeln wurde nicht geschont und traf erneut zum 1:0 gegen die Blackys – Antwort genug. Somit ging es trotz einer soliden Mannschaftsleistung mit einem 0:1-Rückstand in die Pause. Der guten Stimmung im Auswärtssektor tat das aber ob des Zwischenstands in Polen keinen Abbruch.
Ende gut, alles gut(?)
Sporting startete mit einem Dreifachwechsel in die zweite Hälfte, Trainer Rúben Amorim hatte dabei wohl schon das Spitzenspiel gegen den FC Porto am Montagabend im Kopf. Mit Ex-Admiraner Morten Hjulmand, Matheus Reis und Viktor Gyökeres nahm er drei der bisher gefährlichsten Akteure aus der Partie. Unter anderem mit dem japanischen Nationalspieler Hidemasa Morita kam aber auch von der Bank Qualität ins Spiel. Nur wenige Momente nach seiner Einwechslung kam der Japaner schon zu seiner ersten gefährlichen Torchance, konnte diese aber nicht verwerten. Eine Viertelstunde nach Wiederanpfiff war es dann der ebenfalls eingewechselte Gonçalo Inácio, der nach einem Eckball am höchsten stieg und den Ball am niederländischen Torhüter vorbei ins lange Eck beförderte – 2:0 für Sporting CP. Die Stimmung schlug dadurch nicht nur im Ticker um, auch die Sturm-Fans und die Kollegen auf der Pressetribüne im Stadion wurden angespannter.
Um 21 Uhr 28 nahm das Unheil dann endgültig seinen Lauf, dachte man kurz. Ja, Sturm geriet durch den zweiten Treffer von Inácio mit 0:3 weiter in Rückstand. Doch quasi im selben Moment verbreitete sich im Stadion die Nachricht, dass die Bergamasken mit dem Toreschießen Schritt und Sturm damit vorerst im internationalen Bewerb hielten. Nichts war es mehr mit der defensiven Stabilität der ersten Halbzeit. Von der portugiesischen Bank kam mit Pedro Gonçalves weiter Qualität aufs Feld und das zeigte sich auch an der Schussstatistik. Bei Sturm lief nicht mehr viel zusammen – Coach Ilzer sollte diese Situation später auf der Pressekonferenz als „neu“ und „komisch“ bezeichnen. Ungenaue Zuspiele führten zu vielen Ballverlusten in der Vorwärtsbewegung, die wiederum zu Möglichkeiten für die Heimmannschaft führten und die Wechsel des Trainers fruchteten ebenfalls nicht. Vor 24.733 Stadionbesucher:innen zitterte man sich dem Ende entgegen und hatte wohl auch den Spielstand der Parallelpartie immer im Auge. In der 85. Minute wurde Trincão der Ball im Strafraum aufgelegt, sein Abschluss geriet jedoch zu zentral auf Scherpen, der ihn deswegen auf Raten klären konnte. Marcus Edwards brachte den Ball von rechts sofort wieder in den Strafraum, aber der Schuss wurde geblockt. Fast jede Offensivaktion der Lusitaner hatte in dieser Phase das Potenzial für einen weiteren Treffer. Der Ball sollte an diesem Abend aber kein weiteres Mal den Weg ins schwarz-weiße Netz finden. Der Schwimmkurs wurde bestanden. Das Spiel Raków gegen Atalanta ging mit 0:4 zu Ende, sodass Sturm dank der besseren Tordifferenz (-5 versus -7) zum ersten Mal seit 23 Jahren international überwintert! Ende gut, alles gut.
wir überwintern. rest kannst eh vergessen, die Portugiesen sind halt 2-3 Klassen über uns. was halt kan verwundern darf wenn ma sich den Geldunterschied anschaut.
wär cool in der Confernece league no a runde weiter zukommen. hoff mal auf den leichtesten gegner.
Danke Rasmus, Deine Exkollegen von Atalanta haben Sturm in den europäischen Himmel geschossen!
Schwimmkurs bestanden trifft es leider sehr, sehr gut. Glaube zwar, dass wir in dieser Form in der Conference Leage auch nur Kanonenfutter sind, aber schön, dass wir endlich mal überwintern. Nach letztem Jahr hatte Fortuna einigies wiedergutzumachen. Danke für eure Berichte aus Lissabon!
Slovan Bratislava
Eintracht Frankfurt
Gent
Bodö/Klimt
Ferencvaros
Dinamo Zagreb
Ludogorec Rasgard
Legia Warschau
Bis auf Dinamo, Frankfurt und vielleicht noch Gent sind das alles Gegner auf Augenhöhe. Es wird die Form im Frühjahr entscheiden, aber die Qualität hätten wir schon fürs Achtelfinale.
Bodö/Glimt fände ich richtig cool.
Liegt nördlich des Polarkreises.
Bis zum ersten Tor fand ich es jetzt nicht so schlecht. Danach sind sie aber unverständlicherweise komplett zerfallen. Ich bin normalerweise eher Optimist, aber ich hab uns da schon draußen gesehen. Es ist vielleicht jetzt ganz gut dass die Winterpause kommt. Hoffentlich sind die Jungs dann im Frühjahr besser drauf!
Also wenn man auf den kompletten Herbst zurückblickt gibt es nicht viel auszusetzen. In der Tabelle ist man nach 17 Runden nur 2 Punkte hinter Dominator Red Bull. Zwei Niederlagen sind da wirklich stark. 28 geschossene Tore überzeugt mich da eigentlich nur nicht. Da fehlt uns einfach noch der Knipser – hoffen wir das es Jatta oder Wlodarzyk noch werden.
Im Cup ist man im Viertelfinale – Titelverteidigung ist möglich.
Im Europacup überwintern wir. Leider wurden die beiden schlechtesten Saisonleistungen in der Europa League gegen Rakow (daheim) und Lissabon (auswärts) gezeigt. Punktemäßig war da der eine oder andere Punkt mehr möglich. Die letze Europacupsaison war aber schwer zu toppen, auch wenn man ausgeschieden ist.
Jetzt bekommen wir Zusatzspiele in der für Sturm wahrscheinlich besseren Conference League. Mit Losglück und guten Leistungen kann man die eine oder andere Runde überstehen. Lassen wir uns überraschen.
Nörgeln darf man aber wirklich nicht. Im Cup dabei, im Europacup dabei und in der Meistetschaft mit 2 Punkten Rückstand Zweiter. Hört sich für mich nach einen gelungenen Herbst an.
Ein großes Dankeschön an Atalanta. Das 4-0 gegen Rakow war dann wohl die „verspätete Bonuszahlung“ an Sturm für den Højlundtransfer.
Beim Stand vom 0-2 hatte Rakow einige Topchancen zum 1-2 vergeben. Hätten die Polen getroffen, dann wäre es das wohl für Sturm gewesen.
Zum Sturmspiel: Sporting mindestens zwei Klassen besser als Sturm. Muss man anerkennen.
wieder ein „Novum“ im EC – Sturm hat es geschafft, in zwei Saisonen drei „Finalmatches“ zu vergeigen – letztes Jahr gegen Dänen, heuer gegen Rakow daheim und gegen Sporting…dahingehend keine Weiterentwicklung und auch das „Überwintern“ macht mir keine wirkliche Freude…erste HZ war ja eigentlich noch gut, sogar eine 100%ige Torchance vorgefunden. was aber in der 2. HZ abging, war schon schauderhaft. vor dem 0:2 komplett leichtfertig den Ball vertändelt. danach ging überhaupt nix mehr, man hat die Verzweiflung und die „Panik“ in jedem Gesicht sehen können. man kann sagen was man will, aber gerade in diesen Spielen sieht man, dass ein echter Leader fehlt, der die Mannschaft durch so eine Phase führen kann! hoffen wir, dass die Mannschaft inkl. Trainer im Frühjahr wieder halbwegs in die Spur finden und uns noch schöne Momente bescheren können. In der Liga und im Pokal wär alles drin, das Zuckerl EC kann man genießen – wobei ich persönlich aktuell keine Lust verspüre, mir das Heimspiel live zu geben…
….. Leider im Frühjahr ohne Scherpen
bin gespannt wer kommt.
Über das gestrige Spiel muss man keine Worte verlieren, hat eh jeder selbst gesehen. Interessant ist dass wir letztes Jahr gefühlt 1 bis 2 Klassen stärker gespielt haben, aber sowohl in der Meisterschaft jetzt eigentlich besser dastehen und in Europa immer noch dabei sind. Fußball ist schon verrückt, aber nachdem was wir da letzte Saison erlebt haben als 4. mit 8 Punkten punktegleich mit dem 1., da war alles Pech der Welt dabei und diesmal ist es zurück gekommen. Ausgleichende (Un-)Gerechtigkeit könnte man sagen, ich freue mich auf die Conference League, hoffe aber gleichzeitig dass die Analyse der Verantwortlichen intern anders ausfällt als nach außen hin und man sich sehr wohl ganz genau anschaut warum wir sowohl als Mannschaft, als auch die Einzelspieler mit sehr wenigen Ausnahmen (JGS, Otar) so weit von der Form des Vorjahres entfernt sind.