Avlonitis: „Es stört mich, dass für Fußballer solche Summen bezahlt werden“
Es ist der 13. Dezember, es weihnachtet sehr am Färberplatz. Ein Schilcherglühwein nach dem anderen geht am Christkindlmarkt vor dem Grazer Innenstadtlokal Dionysos über die Holztheke. Wir tauschen den Duft von adventlichem Alkohol mit jenem frischer Zwiebeln und betreten das griechische Restaurant, wo Georg Politis an der Bar bereits auf uns wartet. Seit 25 Jahren wohnt der Grieche bereits in Österreich, vermietet Wohnungen an Sturm-Spieler und fungiert als Dolmetscher für unser bevorstehendes Interview mit Anastasios Avlonitis. Direkt vom Training kommend trifft der Innengrieche einen halben Gyros später ein. Während wir fertig essen, scrollt Avlonitis durch seine Instagram-Timeline. Bei einem Bild stoppt sein Daumen die Scrollbewegung. Avlonitis nimmt den Bildschirm vor seinen Mund und gibt der Frau auf dem Foto einen flüchtigen Kuss. Es ist der 13. Dezember, Gedenktag der Heiligen Lucia von Syrakus.

Auch Charalampos Lykogiannis und Anastasios Avlonitis werden im Dionysos verehrt (c) SturmNetz
Der Glaube spielt bei Dir offenbar eine wichtige Rolle? Auch beim Einlaufen aufs Feld hast Du immer die rechte Hand an der Brust und richtest den Blick Richtung Himmel.
Ja, das tut er. Ich bete vor jedem Spiel, dass sich keiner der Spieler – egal ob von meinem Team oder vom Gegner – verletzt. Und erst dann, dass Gott mir beisteht, eine gute Leistung zu erbringen. Ich denke, all die Erfahrungen, die ich machen darf, mein schönes Leben, all das hab ich in gewisser Weise auch Gott zu verdanken. (Anm.: Anastasios Avlonitis ist griechisch-orthodoxen Glaubens. Ursprünglich Teil der römisch-katholischen Kirche, hat sich die Glaubensrichtung ab dem 8. Jahrhundert von dieser abgespalten. Seitdem gehören die griechischen Christen dem orthodoxen Glauben an. Dieser ist seit 1975 auch Staatsreligion in Griechenland. Lucia, „die Leuchtende“, wird in der orthodoxen Kirche als Heilige verehrt.)
Im September 2016 haben wir uns mit Deinem Freund Charalampos Lykogiannis zum Interview in eben diesem Lokal getroffen. Er hat damals gesagt, dass er ohne einen Titel sowieso nicht aus Graz weggeht. Gemacht hat er es dann trotzdem. Es sind Aussagen wie diese, die jeder Fan gerne hören möchte – erfüllt werden sie aber nur selten. Wie stehst Du zu solchen vollmundigen Ankündigungen?
Lyko hat von Cagliari ein sehr, sehr gutes Angebot erhalten. Da ist so ein Schritt doch nachvollziehbar. Er hat Sturm ja keineswegs verraten, nein, er hat dem Klub einiges an Geld in die Kasse gespült. Zudem war er einer, der in Graz immer Leistung gebracht und der Mannschaft geholfen hat. Mir ist klar, dass das jetzt eine sehr diplomatische Antwort war, aber er ist nun einmal mein Freund. (lacht)
Lykogiannis hat uns damals verraten, dass er Dir vor Deinem ersten Engagement den Tipp gegeben hat, gar nicht erst lange zu überlegen, nach Graz zu kommen. Wie lange hast Du wirklich überlegt, den Schritt nach Österreich zu machen?
Das stimmt genau so. Und ich hab auch keine Sekunde überlegt, sondern sofort zugesagt. Ich kannte Babis ja schon von meiner Zeit bei Olympiacos Piräus und wusste, ich kann ihm vertrauen. Nur deshalb habe ich sofort Ja gesagt.
Wie oft bist Du mit Lykogiannis noch in Verbindung? Damals sagte er uns, ihr telefoniert jeden Tag und er hat Dich nach Deinem Abgang dazu gedrängt, wieder zu Sturm zu kommen. Jetzt bist Du da, aber Lykogiannis ist weg. Redest Du ihm auch ein, er soll wieder zurückkommen?
Noch heute telefonieren wir zumindest einmal in der Woche. Aber in diesen Gesprächen geht es weniger um Fußball, selten um Sturm oder Cagliari. Wir sind Freunde, daher dreht es sich vorwiegend um private Dinge. Lyko fragt zwar ab und an, wie es bei Sturm so läuft und mich freut es, dass Cagliari in der Serie A vorne mitspielt, aber wie gesagt, vorwiegend reden wir über private Sachen. Lyko war zum Beispiel auch zu meiner Hochzeit eingeladen.
Zu Deiner Hochzeit kommen wir später noch. Lykogiannis hat gemeint, Du wärst damals nur „zu gerne wieder Teil der Mannschaft“ und hat uns nahezu versichert, dass wir Dich spätestens im Dezember 2016 wieder in Graz sehen werden. Warum hat sich Deine zweite Sturm-Ära so lange hinausgezögert?
Der Verein wollte mich schon eher zurückholen, aber mein damaliger Manager hat behauptet, er habe längst einen anderen, finanzstärkeren Verein an der Angel und ich solle erst gar nicht nach Österreich fliegen. Leider habe ich mich von ihm beeinflussen lassen, habe den Fehler gemacht, diesem Berater zu vertrauen. Ich habe mich mit ihm daraufhin zerstritten und jetzt ist wieder Kostas Kilikidis mein Berater. Dem kann man vertrauen. Das Fußballgeschäft ist halt so. Nicht alle meinen es ganz ehrlich mit dir.
Dein Wechsel zu Sturm war dann im Frühjahr 2018 fix. Du warst im Stadion, als der SK Sturm zum fünften Mal Cupsieger wurde. Wie hast Du den Titelgewinn miterlebt?
Ich kannte das Gefühl bereits, wie es ist, mit seinem Klub einen Titel zu holen. Ich war dabei, als Olympiacos 2015 das Double eingefahren hat. Dieses Gefühl ist einfach unbeschreiblich. Wobei man schon sagen muss, wenn Sturm einen Titel gewinnt, ist das noch einmal ein anderes Level. Olympiacos ist in Griechenland ja in etwa das, was Salzburg in Österreich ist. Da sind Titel doch oft schon Routine. Natürlich wäre ich noch lieber am Feld gestanden und hätte aktiv zu diesem Erfolg beigetragen. Aber die große Freude über Sturms Pokalsieg überwog der leichten Traurigkeit, dass ich nur als Fan im Stadion anwesend war.
Vergangene Saison warst Du dann wieder im Einsatz, hast aber im entscheidenden Play-Off-Rückspiel gegen den SK Rapid aufgrund Deiner Hochzeit gefehlt. Hast Du heuer im Juni wieder etwas vor? (Anm: Wir imitieren einen Babybauch, ohne dass Avlonitis‘ Gattin, die am Nebentisch sitzt, etwas mitbekommt)
(lacht) Das weiß nur der liebe Gott.
Gab es damals im Anschluss Konsequenzen für Dich?
Da muss ich etwas ausholen: Bereits im Jänner habe ich dem Trainer mitgeteilt, dass ich im Juni heiraten werde. Mir war zu diesem Zeitpunkt bereits klar, dass Play-Off-Spiele anstehen, hielt es aber für unmöglich, dass Sturm dabei eine Rolle spielen wird. Ich weiß das deswegen noch so genau, weil ich mich daran erinnern kann, dass mich Roman Mählich im Wintertrainingslager gefragt hat, ob ich Kinder habe, beziehungsweise ob ich vorhabe, zu heiraten. Mählich hat mir damals zu meiner Entscheidung gratuliert. Konsequenzen gab es für mich keine, aber dass ich in Griechenland dann gewisse Dinge in den Zeitungen lesen musste, hat mich geärgert.
Roman Mählich hat damals ja auch gemeint, dass es für ihn eine gewisse Aussagekraft hätte, wie wichtig dem Spieler der Verein ist. Wie wichtig ist Dir der SK Sturm Graz wirklich?
Seitdem ich Profi bin, habe ich über einen längeren Zeitraum nur für Panionios Athen und Sturm gespielt. Jeweils zweieinhalb Jahre. Deshalb trage ich diese Vereine auch in meinem Herzen. Da ist es nur logisch, dass ich mich über diese Aussage sehr geärgert habe. Nachdem wir beim Play-Off-Hinspiel 2:1 in Wien gewonnen haben, verabschiedete ich mich von der Mannschaft und vom Trainer. Mählich wünschte mir eine gute Reise und meinte sogar, ich soll doch meine Frau recht herzlich grüßen. Als ich dann erfuhr, was in den Zeitungen steht, habe ich Mählich aus Griechenland angerufen und ihm gesagt, dass ich das nicht in Ordnung finde.
Neben Mählich hast Du mit Heiko Vogel und Nestor El Maestro auch zwei Trainer miterlebt, die keinerlei Erfahrung als aktive Profispieler vorweisen können. Haben solche Trainer es anfangs schwieriger, sich den nötigen Respekt innerhalb eines Mannschaftsgefüges zu verschaffen?
Schau dir Jose Mourinho an. Der hat nie Fußball gespielt und ist einer der besten Trainer der Welt. Also für mich spielt das überhaupt keine Rolle. Respekt verschafft sich ein Trainer durch ganz andere Dinge, etwa, wenn er sich gegenüber seinen Spielern fair verhält und ehrlich ist. Dahingehend kann ich behaupten, dass Vogel und El Maestro stets ehrlich uns gegenüber waren. Als Spieler musst du am Feld deine Leistung bringen, als Trainer neben dem Platz. Nur das zählt. Deshalb interessiert es mich genau null, ob mein jeweiliger Trainer früher ein guter Kicker war oder nicht.
Mählich fällt demnach nicht in diese Kategorie?
(Anm.: Avlonitis lenkt bewusst ab) Ich hatte in Graz mit Franco Foda ja auch einen Trainer, der selbst ein guter Fußballer war. Auch vor dem habe ich allergrößten Respekt. Jedesmal wenn ich den derzeitigen Teamchef treffe, begrüßen wir uns herzlichst und plaudern miteinander. Mehr will ich zu ehemaligen Trainern nicht sagen.

Kommt aufgrund von Verkehr eine ganze Viertelstunde zu spät zum Interviewtermin und entschuldigt sich, als hätte er gerade den Gyros abgeschafft (c) SturmNetz
Warum kam es Deiner Meinung nach zur frühzeitigen Entlassung von Vogel?
Wie jeder weiß, stellte sich unter Vogel sehr rasch der Erfolg ein. Sturm ist unter ihm Cupsieger geworden, aber ich denke, Vogel war ein anderes Niveau gewohnt. Wenn man unter Pep Guardiola bei Bayern München arbeitet, könnte es eventuell sein, dass man den Fehler macht, zu denken, so ein Niveau wäre auch in Österreich möglich. Vielleicht wäre er in Spanien oder in Italien erfolgreicher als hier.
Wie hat sich der Verein im Vergleich zu Deiner ersten Zeit bei Sturm verändert?
Vor allem hat sich die österreichische Liga im Vergleich zu 2016 sehr stark verändert. Aber auch bei Sturm hat sich einiges getan. Wenn man sich anschaut, welche Spieler jetzt im Kader stehen, muss man ganz klar sagen, dass aktuell insgesamt viel bessere Fußballer hier sind. Zudem auch viel erfahrenere. Im Allgemeinen wird es für Salzburg diese Saison sicher nicht mehr ganz so einfach, Meister zu werden. Vor drei Jahren sprach man in Österreich gerne von den “Großen 4”: Salzburg, Rapid, Austria und Sturm. Jetzt sind da plötzlich der LASK und der WAC vorne mit dabei. Das sieht man ja schön an den Erfolgen in der Europa League oder auch daran, wie gefragt derzeit österreichische Spieler in der Deutschen Bundesliga sind. Hartberg wird es heuer vermutlich ins Meister-Playoff schaffen, St. Pölten hat es letzte Saison vorgemacht. Alles Indizien dafür, wie sich das Niveau der Bundesliga verändert hat.
Du sagst, es sind derzeit sehr viel erfahrene Spieler bei Sturm. Günter Kreissl bemängelte unlängst, es fehle an echten Leadertypen. Dein Alter, Deine Erfahrung und Deine Position würden doch dafür sprechen, dass Du für diese Rolle prädestiniert wärst.
Ja, schon. Aber ich denke, das bin ich von meiner Mentalität vielleicht gar nicht. Auf alle Fälle aber kann ich diese Rolle nicht vollends ausfüllen, da ich der Sprache noch nicht ganz so mächtig bin. Auch wenn ich jeden Tag lerne.
Was fällt Dir ein, wenn Du an den 4. Juli 2004 denkst?
Der Europameistertitel für unser Land! Ein unerwarteter Triumph. Wir waren alle auf der Straße und haben gefeiert. Ich war damals 14 Jahre alt, natürlich war ich euphorisiert, aber ich muss sagen, für mich persönlich hat sich durch diesen Titel nichts geändert. Für mich war schon vorher klar, dass ich einmal Fußballprofi werden will.
15 Jahre später spielt Griechenland vor nur 3.000 Besuchern in der EM-Qualifikation gegen Liechtenstein 1:1. Was ist mit Deiner Nationalmannschaft derzeit los?
In den beiden letzten Jahren gab es viel Zwist im Verband. Doch mit dem neuen Trainer Johnny van’t Schip geht es wieder bergauf. Wir haben danach immerhin drei Partien gewonnen, auch wenn es in diesen um nichts mehr ging. Er baut um, setzt neue junge Spieler ein. Erfahrene Spieler wie Sokratis von Arsenal oder Kostas Manolas von Napoli sind nicht mehr dabei. Die waren zwar nicht das Problem, aber der Holländer wollte frisches Blut.
Du bist auf der griechischen Insel Euböa geboren, genauer gesagt in deren Hauptstadt Chalkida. Angelos Basinas, Kapitän der Griechischen Europameistermannschaft von 2004, wurde auch dort geboren. War er früher Dein Idol?
Natürlich war er ein Vorbild. Ich kann mich noch gut daran erinnern, wie er in den Sommerferien heimgekommen ist und wir Kinder ihn belagert und um ein Autogramm gebeten haben.
Hast Du das noch wo zuhause herumliegen?
Ich habe es noch, könnte dir jetzt aber nicht sagen, wo genau ich es aufbewahrt habe.
Zu Neujahr feierst Du deinen 30. Geburtstag: Glaubst du noch an Dein Debüt in der Nationalmannschaft?
Ich hoffe schon noch. Ich kann nur versuchen, meine Leistungen in Graz zu bringen, dann muss man schauen. Van’t Schip will zwar umbauen, sucht aber deswegen nicht nur junge Leute, sondern vor allem welche, die bereit sind für die Nationalmannschaft alles zu geben. Ich kann nur sagen: Ich wäre hochmotiviert.
Wäre es da eventuell von einem anderen Verein aus leichter oder ist der Name SK Sturm Graz auch in Griechenland ein Begriff?
Natürlich ist Sturm ein Begriff in Griechenland. Man kennt Salzburg, Austria und Rapid, aber auch Sturm. Vor allem aus den Begegnungen gegen Panathinaikos in der Champions League und der Europa League.
Wurdest Du innerhalb Deiner Familie für den Fußball oder den Sport im Allgemeinen sozialisiert?
Das kann man schon sagen. Mein Vater war Fußballer und Trainer in der zweiten griechischen Liga.
Du hast deine Karriere bei Chalkineos in Griechenland gestartet: Warum bist Du Verteidiger geworden? Hast Du freiwillig diese Position angestrebt oder wurdest Du zum Verteidiger gedrängt?
Auch dafür ist ganz eindeutig mein Vater verantwortlich. Er war Verteidiger und hat mich auch von klein an dort hingestellt. Er meinte, durch meine Größe wäre ich für diese Position prädestiniert. Im Gegensatz zu anderen Verteidigern, die ja im Laufe der Jahre erst nach hinten gewandert sind, habe ich dadurch sicher Vorteile. Und natürlich auch dadurch, dass mir mein Vater immer wieder sehr viele hilfreiche Tipps geben konnte.
Gibt er die heutzutage auch noch?
Mein Vater war zweimal in Graz und hat mir auch hier auf die Beine geschaut. Ich muss sagen, er ist bis heute noch sehr streng. Das ist aber gut so. Das hilft mir, besser zu werden. Er schaut sich zudem auch alle Sturm-Spiele von zuhause aus an.

„Vor den Ultras habe ich einen riesigen Respekt – unglaublich, wie die uns immer unterstützen“ (c) Martin Hirtenfellner Fotografie
Was würde Anastasios Avlonitis jetzt gerade machen, wenn es mit dem Profisport nicht geklappt hätte und er sich nicht mit Fragen von SturmNetz auseinandersetzen müsste?
Meine Plan B war es immer, Physiotherapeut zu werden. Hat ja irgendwie auch mit Sport zu tun. Erst als ich dann mit 17 meinen ersten Profivertag abgeschlossen habe, war das dann kein Thema mehr.
Diesen Berufswunsch könntest Du Dir ja nach deiner Karriere noch erfüllen.
Nein, dafür ist es zu spät. In Griechenland ist diese Ausbildung ein Universitätslehrgang und dauert fünf Jahre. Ich habe nur maturiert und mich dann eben ganz auf den Fußball fixiert. Ich denke, dem möchte ich auch nach meiner Karriere verbunden bleiben. Weniger wie mein Vater als Trainer, eher als Sportdirektor oder Manager – das könnte ich mir schon gut vorstellen.
Vielleicht beerbst Du ja dann in vier oder fünf Jahren sogar Günter Kreissl?
Das ist nicht mein Plan. Wie als Fußballer – so zumindest meine Idee – möchte ich auch in dieser Sparte in meinem Heimatland bleiben. Bin ich da erfolgreich, kann es durchaus sein, dass ich dann wieder irgendwo hin ins Ausland gehe. Aber wie gesagt, reine Zukunftsmusik.
Neben Schottland (Anm.: 2017 ein halbes Jahr bei Heart of Midlothian) ist Österreich Deine bisher einzige und längste Auslandsstation. Träumst Du noch von einer „Top-Liga“?
Als Profifußballer darfst du dich nicht solcher Träume hingeben. Ich bin bei Sturm sehr zufrieden. Aber klar ist: Erst musst du deine Leistung beständig abrufen. Kann sein, es passiert gar nichts, es kann aber auch sein, dass plötzlich ein Top-Angebot reinkommt. Natürlich wirst du dir das dann überlegen. Als ich noch bei Olympiacos war, hatte ich ein konkretes Angebot von Atalanta Bergamo. Ich habe mich genau zu jener Zeit verletzt, musste operiert werden und diese Option war weg. Es kann immer alles passieren. Da bin ich Realist.
Bei Sturm steht mit Florian Ferk ein Jungprofi auf Deiner Position unter Vertrag. Was traust Du ihm bei Sturm zu?
Florian ist ein sehr sympathischer, korrekter Mensch und guter Fußballer. Ich denke, wenn der Trainer ihm die Chance gibt, steht ihm eine erfolgreiche Zukunft bevor. Er trainiert hart, aber natürlich braucht es für die Bundesliga jede Menge an Erfahrung.

Florian Ferk wurde Anfang 2019 mit einem Jungprofivertrag ausgestattet, auf seinen ersten Einsatz in der Kampfmannschaft muss der 20-Jährige noch warten (c) Martin Hirtenfellner Fotografie
Ist El Maestro einer, der einem Jungen wie Ferk überhaupt die Chance gibt?
Ich kann nur sagen, dass er in den Trainingseinheiten immer einen hervorragenden Eindruck hinterlässt und mit der zweiten Mannschaft von Sturm Graz sehr erfolgreich ist.
Sieht man da als Profi so einen Rookie eher als potentiellen Gegner um den Stammplatz oder versucht man als erfahrener Spieler mit Rat und Tat zur Seite zu stehen?
Heuer sehe ich ihn noch nicht als Konkurrenz, in der nächsten Saison könnte er mir aber durchaus gefährlich werden (lächelt). Aber natürlich gibt man da schon den einen oder anderen Ratschlag, insbesondere wenn man – wie bei Florian – merkt, dass er auf einen hört.
Wie bewusst sind Dir als Profi die surrealen Summen im Fußball? Gibt es überhaupt Situationen im Alltag, wo Du aufs Geld schaust?
Ich schau sehr wohl auf das Geld, interessiere mich für die Preise. Mir ist bewusst, mit 34 oder 35 ist das alles vorbei. Meinen ersten wirklich guten Vertrag habe ich mit 21 bekommen. Da muss man schon kalkulieren können. Und ja, auf der anderen Seite stört es mich, dass heutzutage für Fußballer solche Summen bezahlt werden, wenn man weiß, dass es auf dieser Welt so viele Menschen gibt, die Hunger leiden müssen.
Wenn Du im Internet liest, dass Anastasios Avlonitis einen geschätzten Marktwert von 900.000 Euro hat – was geht Dir da durch den Kopf?
Ich finde, die Preise für Fußballer sind übertrieben. Nicht nur jene der ganz großen, auch meiner. Das ist doch alles völlig surreal und es wird immer ärger. In zehn Jahren werden wahrscheinlich 200 Millionen für einen Spieler schon ganz normal sein.
Die Fridays-for-Future-Bewegung ist auch in Graz sehr aktiv: Gibt es bei Dir und im Team auch ein Umdenken was Nachhaltigkeit angeht oder lässt Dich der Klimawandel kalt?
Es ist auch bei uns manchmal ein Thema. In meiner Heimat mehr: Da vermeidet man so gut es geht bereits jedwedes Plastik. Ich denke, das ist ein kleiner, aber richtiger Schritt. Ich hoffe, dieses Umdenken erfolgt nicht zu spät.
Geht es mit dem Auto zum Training oder bist Du schon mal mit den Öffis nach Messendorf gefahren?
Nach Messendorf gibt es keine Straßenbahn.
Aber einen Bus.
(lacht) Nein, muss ich zugeben, noch nie.
Wie zufrieden bist Du persönlich und mannschaftlich mit dem Herbst? Sind die Top-6 noch in Gefahr?
Persönlich habe ich in der bisherigen Saison meiner Meinung nach einen Schritt nach vorne gemacht. Genauso wie die Mannschaft. Leider Gottes haben wir zwei, drei Spiele verloren, die wir einfach gewinnen hätten müssen. Nehmen wir nur das Altach-Spiel her: Solche Fehler dürfen einfach nicht passieren. Teams wie der LASK oder der WAC sind einfach konstanter. Das muss sich im Meister-Play-Off – von dessen Erreichen ich hundertprozentig überzeugt bin – einfach ändern. Man wird sehen, ob wir aus unseren Fehlern im Grunddurchgang gelernt haben.

Spielt in seiner Freizeit gerne Basketball und schwärmt von Landsmann Giannis Antetokounmpo(c) SturmNetz
Nestor El Maestro lässt abwechselnd mit 4er- und 5er-Kette spielen – wo fühlst Du Dich wohler?
Ich habe da keine Präferenzen. Klar ist, gegen Salzburg muss man anders spielen als etwa gegen andere Teams. Prinzipiell bin ich der Meinung, haben nur Mannschaften mit einer starken Defensive langfristig Erfolg.
Wenn man das hört, darf man dann behaupten, Tasos Avlonitis mag es, wie El Maestro Fußball interpretiert?
Ich finde die Aufgabenstellungen, die mir unser derzeitiger Trainer gibt, die richtigen. Er weiß genau, was er von einem Verteidiger zu erwarten hat. Die Wahrheit ist: Ein Spiel verliert man öfters wegen individueller Fehler als aufgrund eines Systems des Trainers. Nehmen wir noch einmal das Altach-Spiel her: An dieser Blamage ist weder ein System, noch eine Taktik, noch der Trainer schuld. Jeder von uns war einfach nur schlecht. Daher haben wir verloren.
Das Jahr 2019 neigt sich dem Ende zu. Wie hast Du das 110-jährige Vereinsjubiläum miterlebt?
Man bekommt schnell mit, dass man bei einem sehr traditionsreichen Verein spielt. Ich hab mir das angeschaut: Bei uns in Griechenland gibt es nur wenige Klubs, die noch älter sind als der SK Sturm. Da bekommt man schon eine gehörige Portion an Respekt. Mir gefällt das, wenn ein Klub sich auch immer wieder seiner Vergangenheit annimmt.
In wenigen Tagen feiern wir Weihnachten. Wie darf man sich das Fest bei Dir zuhause vorstellen und wie wirst Du Deinen Urlaub verbringen?
Ich denke, ähnlich wie bei euch hier. Man teilt sich die Tage ein, um möglichst der ganzen Familie einen Besuch abzustatten. Und natürlich werde ich mich auch mit einigen Freunden treffen. Dann geht es für mich und meine Frau nach Patras in Westgriechenland, wo meine Schwiegereltern zu Hause sind. Dort spulen wir ein ähnliches Programm nochmals ab. Also alles ganz klassisch.
Dein Vertrag läuft im Juni 2020 aus. Sagst Du trotzdem auch: „Ich gehe erst aus Graz weg, nachdem ich mit Sturm einen Titel gewonnen habe“?
Das werdet ihr nicht von mir hören. (lacht) Ich hoffe es aber. Heuer ist ja im Cup noch der Titel möglich. Auswärts gegen den LASK ist zwar kein einfaches Los, aber in einem Spiel ist immer alles möglich.
Gibt es schon Gespräche über eine etwaige Vertragsverlängerung?
Sollte Sturm an meinem Verbleib interessiert sein, wird es ab Februar zu Gesprächen kommen. Das ist mit Günter Kreissl so vereinbart. Ich würde in solche Gespräche mit einer sehr positiven Grundeinstellung reingehen. Mehr gibt es dazu nicht zu sagen.
BONUS: STEIRERTEST
Steirermen san very good, very very good for?
Was? Keine Ahnung was ihr meint. (lacht)
(Nachdem wir aufgelöst haben) Ah, verstehe. Wegen Schwarzenegger. Ich war mit Lyko sogar einmal im Museum in Thal. (0,5 Punkte)
Was ist ein Schilcher?
Ich habe keine Ahnung. Bei mir gilt: Ein Schluck Wein einmal im Jahr, das war es. Ich war sowieso nie ein Partytiger, also auch nicht vor der Ehe. Ganz im Gegenteil: Meine Frau will öfters ausgehen, aber ich bin am liebsten zu Hause. (0 Punkte)
Welcher steirische Tennisspieler war einst Nummer 1 der Weltrangliste?
Irgendwas war da. Wenn ich den Name höre, kenne ich ihn sicher. Ich kenne Dominik Thiem, auch aus einigen Partien gegen Stefanos Tsitsipas.
(Nachdem wir ihm die Antwort verraten) Klar, Thomas Muster ist mir ein Begriff, ich dachte aber immer, er sei ein Deutscher. (0 Punkte)
Welcher ist kein Grazer Bezirk? Liebenau, Fürstenfeld, Gries oder Lend?
Moment: In Liebenau ist das Stadion, Lend….ich kenne den Lendplatz, Gries…..da gibt es auch einen Platz, nur Fürstenfeld habe ich noch nie gehört. Das sage ich also. (Wir geben ihm STS mit auf den Weg) (1 Punkt)
Wie viele Stufen musst du in etwa steigen, um vom Grazer Hauptplatz aus zum Uhrturm zu gelangen?
Ich bin nur einmal runtergegangen. Und mit dem Lift rauf. Ich rate jetzt: Etwa 300. (Es sind 260, lassen wir also gelten. 1 Punkt)
Was braucht jeder Steirer auf seinem Salat?
Kurbis…..Kurbis…..Kürbiskernöl!!! (1 Punkt)
Ergebnis: 3,5 aus 6 = Mit Ach und Krach, aber dennoch, bestanden!
Das Interview führten Christian Albrecht und Günter Kolb

Vielen Dank an den Inhaber des Restaurant Dionysos in der Färbergasse 6 für Bewirtung und Räumlichkeiten! Danke auch an Georg Politis fürs Dolmetschen! (Foto: © Martin Hirtenfellner Fotografie)
Sympathischer Typ der Avlo. Bei ihm könnte ich mir vorstellen dass das er bei uns die Karriere beendet und bis dahin die jungen Verteidiger unter seine Fittiche nimmt. Ein Schulz der quasi auf dem Platz und in der Kabine funktioniert.
Er ist der Größte Ehrenmann! Nach einem Heimsieg mal in der Stadt beim Essen getroffen (ich glaub es war Hartberg) und er hat uns ein Bier gezahlt während wir uns ganz nettnmitnihk und Kiteishvili unterhalten haben. Beide sehr am Boden geblieben und lässig drauf!
nett mit ihm *
Super Interview! Wirkt sehr symphatisch! Danke and Jungs von SturmNetz!
Sehr guter Verteidiger, spielt mannschaftsdienlich und abgebrüht mit gutem Stellungsspiel, Kopfballhoheit und Übersicht.
Menschlich top. Wie man hört kümmert er sich auch viel um (Neu-)Legionäre – für das Mannschaftsklima vorbildlich.
Was allerdings A. Fasching und R. Mählich bei der PK vor dem Play-Off-Rückspiel gegen Rapid abzogen war menschlich unwürdig. Ich sage eine Sauerei.
Vor einem Spiel schon den einzigen (!) Schuldigen für einen etwaige Misserfolg über die ganze Saison (!) öffentlich an die Wand zu nageln für deren Ursache aber eine ganze Mannschaft verantwortlich ist, ist an Respektlosigkeit nicht zu übertreffen.
Versöhnlicher Abschluss eines in vielen Belangen enttäuschenden Herbst. Sehr sympathischer Bursche.
Super Interview, danke SturmNetz!
Mich stört diese neuerliche schlechte Herbstsasion. „Jetzt dürft ihr mich wieder kritisieren „:). Ich hoffe, dass man es im Frühjahr wesentlich besser macht. Ich glaub dran. Trotz allem wünsche ich jedem hier Frohe Weihnachten und ein braves Christkind 🙂
Danke Chris und Gü!
Sturm Graz is ein grosser Verein, Kultverein.
Sturm Graz ist etwas Besonderes, der Kultverein in der Steiermork.
Sturmbotschaft in Mürzzuschlag, das ist Sturm Graz.
Mürzzugschlag, echte Sturm Fans und die Besten.
Sowas wünsche ich mir in jedem steirischen Bezirk.
Tradition und Emotion, das sind unsere Stärken.
Der moderne Fussball spielt verrückt, sorry, wir sind Sturm Graz und brauchen keine Ölscheichs, Grosskonzerne und Kapitalisten.
Mit Verlaub, not bad, Linzer, Jahrzehnte lang im Nirwana und dank Jürgen Werner im Fussballhimmel, Euphorie, Hilfsausdruck.
Der Fussball is schwarz-weiss.
Entweder, Investoren, Kapitalisten oder Traditionsvereine.
Union Berlin, Eintracht Frankfurt und Co. versus Red Bull, Hertha BSC, Diana Langes-Swarovski, ****KOMMENTAR TEILWEISE GELÖSCHT!!!****
Kein Kicka kommt mehr unter 50000 brutto zu Sturm Graz.
Vorbei sind die Zeiten, Vereinstreue, Gulasch und a Bier, Sturm Graz ein Leben lang.
Burschen, es wär so wichtig, dass wir seit Mai 2018 , wieder ins Cupfinale kommen, Sturm Graz is a sleeping giant, so ein großer Verein.
Und wenn nicht, Sturm Graz, du bist mein Verein, ein Leben lang, schwarz-weisse Farben für immer, is so und wird immer so sein!
Diana Langes-Swarovski, ****KOMMENTAR GELÖSCHT*****