Es gibt Klärungsbedarf – Titelverteidiger trifft auf rote Wegblockierer

Spielvorschau: Grazer AK vs. SK Sturm Graz

Die Losfee hat ein eiskaltes Händchen. Zum zweiten Mal in Folge bescherte sie dem Achtelfinale des ÖFB-Cups ein echtes Highlight und Graz das 199. Derby der Vereinsgeschichte. Auf dem Weg zur Titelverteidigung muss der SK Sturm Graz einen alten Bekannten aus dem Weg räumen.

Man sieht sich immer zweimal

Schon im Vorjahr duellierten sich Sturm und der Grazer AK im Pokalachtelfinale. Die Rivalität zwischen den Schwoazen und den Roten trieb damals bunte Blüten. Der GAK reizte das Ticketkontingent auf fragwürdige Weise aus, eine rot beschmierte Sau grüßte von einer nahe gelegenen Autobahnbrücke, der polizeiliche Einsatzkommandant Willibald Gutschi befürchtete das Schlimmste und bereitete sogar Wasserwerfer vor.

Das Geschehen auf dem Spielfeld wurde dem Geplänkel im Vorfeld kaum gerecht. Im herbstlichen Nebel von Liebenau rührte der sportlich unterlegene Zweitligist fleißig den Beton an, Torchancen blieben lange Zeit Mangelware. In der 65. Minute brach Albian Ajeti – liebe Grüße nach Gaziantep – schließlich den Bann, versenkte den Ball im Netz, zerstörte die Cornerfahne und erlöste die schwarz-weißen Herzen.

Wenige Monate später holte sich der SK Sturm Graz im Klagenfurter Wörtherseestadion zum sechsten Mal den ÖFB-Cup. Ein wunderschöner Abend – untermalt von der wohl beeindruckendsten Choreo aller Zeiten.

Im Vorfeld der diesjährigen Partie blieb es verhältnismäßig ruhig. Die Polizeibehörden befürchten lediglich ein Verkehrschaos, denn zeitgleich findet in der Grazer Stadthalle ein Sido-Konzert statt. Bei vielen Fans dominiert daher die Sorge, keinen Parkplatz zu bekommen. Die organisierte schwarz-weiße Fanszene möchte sich gegen 16 Uhr bei der ehrwürdigen Gruabn treffen und zwei Stunden später mit der Corteo beginnen.

Tabellenführer trifft auf Tabellenführer

Sportlich sind die Verhältnisse längst geklärt. Der SK Sturm Graz ist klarer Favorit. Immerhin befindet man sich 2023/24 auf Augenhöhe mit der nominell stärksten Mannschaft Österreichs und schleift die Roten Bullen am Nasenring durch die Bundesliga. 

Auch nach der am Sonntag gegen die Wiener Austria erlittenen ersten Bundesliga-Niederlage 2023/24 ist der SK Sturm Graz österreichischer Tabellenführer. Drei Tage vor der unglücklichen Niederlage gegen die Mannschaft vom Verteilerkreis bewies man in der Europa League unglaublichen Kampfgeist. Trotz numerischer Unterzahl luchste man Atalanta Bergamo ein 2:2-Unentschieden ab.

Zwei Spiele, die in einem direkten Zusammenhang stehen, wie Dimitri Lavalée betonte: „Wir haben viel Energie unter der Woche liegen gelassen. Das ist keine Entschuldigung, aber uns hat es ein bisschen an Klarheit gefehlt und an Frische.“ Trainer Christian Ilzer stieß in dasselbe Horn: „Drei Tage nach dem Spiel gegen Atalanta muss der Kopf griffig und scharfsinnig sein, um die richtigen Entscheidungen zu treffen.“

(c) SturmTifo.com

Vor dem Spiel am Donnerstag (20:30 Uhr) sind Otar Kiteishvili und William Bøving noch fraglich. Ilzer warnte auf der Pressekonferenz am Mittwoch eindringlich vor dem kommenden Gegner: „Der GAK ist heuer weiter als im letzten Jahr. […] Du bist nicht umsonst acht Punkte voraus in der Liga, das ist schon beeindruckend. Es ist hinten wie vorne ein Spiel, das eine klare Handschrift trägt.“ Aber: „Am Ende sind wir davon überzeugt, dass wir der Favorit sind.“

Trauma von Dornbirn

Wenngleich Sturm auf dem Papier die klar bessere Mannschaft ist und der Klassenunterschied für deutliche Verhältnisse sorgen sollte – Ilzers Einwände sind berechtigt. Seit acht Spielen ist der GAK wettbewerbsübergreifend ungeschlagen. Aktuell ist man in der 2. Liga Spitzenreiter – mit klarem Vorsprung auf SW Bregenz. 

Vor elf Jahren wurde der Spielbetrieb beim roten Nachbarn eingestellt, es folgte die Neugründung. Verzweifelt versucht man seitdem, in die höchste Spielklasse zurückzukehren und dem SK Sturm die Ansprüche als Nummer eins in Graz streitig zu machen. Bislang blieb es beim Versuch. Auch, weil man am letzten Spieltag der vorherigen Saison alle Trümpfe selbst in der Hand hatte – und stümperhaft verspielte. Das Trauma von Dornbirn scheint Trainer Gernot Messner motiviert zu haben, früh in der Saison die Weichen Richtung Aufstieg zu stellen.

Bester Saisontorschütze beim GAK ist Daniel Maderner, der in der 2. Liga bereits sieben Treffer erzielen konnte – zuletzt aber angeschlagen fehlte. Das eigentliche Prunkstück ist jedoch die Defensive. In zwölf Ligaspielen kassierte Messners Team nur neun Gegentore. Milos Jovicic ist der klare Abwehrchef und hat in der laufenden Saison noch keine einzige Pflichtspielminute verpasst.

Detail am Rande: Im Vorjahr leitete mit Alexander Harkam ein waschechter Steirer das Grazer Derby – diesmal ist der Wiener und Schiedsrichter des Jahres 2020, Harald Lechner, für die Spielleitung verantwortlich.

Das Derby hat eine lange und ehrwürdige Tradition

Fakten, Fakten, Fakten

  • Der höchste Derby-Sieg der Geschichte gelang dem SK Sturm am 16. Juni 1946 in der Steirischen Liga. Sturm gewann mit 10:1 und wurde im selben Jahr souverän steirischer Meister.
  • Sturm-Ikone Andy Pichler hat die meisten Derby-Einsätze hinter sich (40). Rekordtorschütze ist ebenfalls ein Schwoaza: Ivica Vastic (14 Treffer).
  • Das 1997 eröffnete Stadion in Liebenau ist am Donnerstag zum 42.-mal Heimstätte des Derbys. In der Gruabn fanden insgesamt 25 Duelle statt.
  • Sturm hat die deutlich bessere Derby-Bilanz: 81 Siege stehen 49 Unentschieden und 68 GAK-Siegen gegenüber. Kurioserweise ist Sturms Torverhältnis aber negativ – 305:321.
  • Im ÖFB-Cup treffen die beiden Teams am Donnerstag zum siebten Mal aufeinander. 2001/02 spielte man im Finale gegeneinander, die Roten gewannen mit 3:2. Im „Arnold-Schwarzenegger-Stadion“ erzielte Ivica Vastic beide Treffer für die Schwoazn. 
  • Legendär sind die Derby-Wetten. Der Fleischhauermeister Franz Zotter musste 1968 nach einer Niederlage seiner Schwarz-Weißen einen geschlachteten Hammel durch die Stadt tragen. 1981 erleichterte GAK-Profi Leo Weiß den Sturm-Trainer Otto Baric immerhin um 1.000 Schilling. Mitte der 1990er-Jahre musste ein gewisser Hannes Kartnig nach einer Derby-Niederlage im roten Trainingsanzug GAK-Fanartikel feilbieten. 
  • Sechs Sturm-Profis, die beim Derby im Vorjahr in der Startelf standen, stehen noch im Kader: Wüthrich, Affengruber, Dante, Hierländer, Prass, Kiteishvili. Beim GAK haben immerhin acht Profis „überlebt“.  

(c) Stickerfoto Basti Neugebauer

14 Kommentare

  1. django sagt:

    Treffpunkt 16Uhr , Abmarsch ca 18Uhr

  2. Ennstaler sagt:

    Spätestens nach dem Ausscheiden von WSG Tirol und dem WAC gegen DSV Leoben gilt auch im Cup: „Alles ist möglich“, Sturm muss gegen den GAK höllisch aufpassen, das Spiel wird schwieriger als das gegen die Austria und das ging bekanntlich verloren.

  3. Mikelangelo sagt:

    Die Roten werden morgen nicht nur mauern wie letztes Mal, sondern sicher etwas anpressen.

    Kita und Böving fehlen auch. Aber Das daef keine Ausrede sein. Wozu gibt’s sonst eine Bank?

    Hoffe, wie erstarren nicht vor Ehrfurcht und müssen zittern.

    • arrai sagt:

      @Mikelangelo: „Hoffe, wir erstarren nicht vor Ehrfurcht“? Hää?? Vor einem Zweitligisten? Siehe hier, um die Bedeutung des Worts „Ehrfurcht“ zu klären: https://www.duden.de/rechtschreibung/Ehrfurcht

    • @Mikelangelo: mach bitte die Unausprechlichen nicht größer als sie tatsächlich sind.

    • Mikelangelo sagt:

      Ich kenne „Uns“: Die Favoritenrolle ist uns nie gelegen. Noch dazu sind wir eine Klasse schwächer und die Roten um eine stärker geworden als letzte Saison. Denk mal, wir sind zurzeit auch nur um 1 Klasse besser.

  4. Fanatiker sagt:

    Es darf kein „zweites Bayern“ werden!

  5. Ennstaler sagt:

    Wünsche mir Wloda in der Startelf – statt Sarkaria.

  6. fan sagt:

    Wo gibt es denn das „IN GRAZ NUR WIR“ Bild zu kaufen, bzw., in hoher Auflösung digital zu bekommen?

    • fan sagt:

      Ich denke ich habs bei SturmTifo urheberrechtlich gefunden.

    • Mikelangelo sagt:

      Sonst einfach mit Snipping-Tool ausschneiden, als jpeg speichern und dann als Hintergurndbild übernehmen

    • Yannick Steinkellner sagt:

      Das Foto zum Sticker „In Graz nur Wir“ hat Basti, ein langjähriger Sturmtifo-Fotograf geschossen. Mit den Stickern hat er aber nichts zu tun. Dafür müsst ihr wohl in die Kurve. 😉

      Basti ist eine absolute Legende, immer im Dienst für den Verein und die Fans und ein sehr liebevoller Mensch. @basti.neu auf Instagram – folgt ihm rein, er freut sich bestimmt.

  7. Duddy sagt:

    glaub es wird klarer als wir denken. nachdem Austria spiel werdens alle so richtig heiß sein. 4-1

  8. Harald sagt:

    Da Mani wird heit extrem hoass sein auf des Spiel vom Sonntag. 3 x Sarkaria!!!!!

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