Sensei – Erinnerungen an Ivica Osim (6. Mai 1941 – 1. Mai 2022)
Ivica Osim starb am 1. Mai 2022 in seinem Haus in Graz, fünf Tage vor seinem 81. Geburtstag. Er wurde am 14. Mai auf dem städtischen Friedhof Bare in der Allee der verdienstvollen Bürger in seiner Heimatstadt Sarajevo beigesetzt. Tausende Menschen nahmen an der Beerdigung teil, die vom staatlichen Rundfunk BHRT übertragen wurde. Die Gedenkfeier für Osim fand im Nationaltheater in Sarajevo statt. Bei der Beerdigung nahmen hochrangige politische Vertreter und Sportler aus aller Welt Abschied von Sturms Jahrhunderttrainer.
SENSEI
Sensei, Seonsaeng, Tiên sinh oder Hsien sheng/Xiansheng ist ein ostasiatischer Ehrenbegriff, der in Japan, Korea, Vietnam und China verwendet wird. Der Begriff Sensei bezeichnet „eine Person, die vor einer anderen geboren wurde“, oder „jemanden, der zuerst kommt“. Im allgemeinen Sprachgebrauch bedeutet es „Lehrer“. Es ist nicht überraschend, dass Osim in Japan „Lehrer“ genannt wurde. Sie nennen ihn auch heute noch so und erinnern sich sehr gern an ihn, da er unvergessliche Eindrücke hinterlassen hat. Man kann mit Sicherheit behaupten, dass Ivica Osim im „Land der aufgehenden Sonne“ die gleiche Sonne war, eine perfekte Kugel, die niemals hinter dem Berg Fuji untergehen wollte. Eine klare und eindeutige Spur, die bis in die Ewigkeit führt. Deshalb strahlt er unaufhörlich, und das mit voller Kraft!
Heute, nach einem Jahr endlosen Schweigens und einer untröstlichen inneren Leere, bin ich mir fast sicher, dass Osim bereits mehrere Leben gelebt hat, bevor er zum Strauß von Grbavica wurde. Dieser strahlende, bescheidene Junge, ein Komponist mit verträumten blauen Augen, der sehr schnell zu einem Ballvirtuosen geworden ist und dessen Bewegungen auf dem grünen Rasen der Grbavica von Sarajevo auf unerklärliche Weise einem Walzer des berühmten österreichischen Komponisten erinnerten. Allerdings war er diese Oper, ein Rhythmus in den Ohren, der nachhallt und immer nach seiner eigenen Wiederholung verlangt. Ich würde sagen noch perfekter, noch klarer und irgendwie noch vollständiger. Deshalb ist Ivica Osim „derjenige, der zuerst kommt“, derjenige, der den Weg für unsere bessere Zukunft bereitet! Das war seine Mission, die er mit ganzem Herzen angenommen hat und die ihm heilig war. Der Künstler hat den Pinsel in der Hand, ein Relikt der Seele und des Herzens und Osim hat immer sein Wort, sein Versprechen gehalten. Kompromisslos!
Er hat zahlreiche Leben gelebt und unglaubliche Erfahrungen gesammelt. Daraus stammt Osims tiefe Intelligenz, die Weisheit des Philosophen, mit welcher er uns unzählige Male beglückte und uns zu noch besseren Menschen machte. Nicht nur Spieler in den Stadien rund um die Welt, die von einer begeisterten Menge bejubelt werden, sondern Künstler, Ritter, die für das gleiche Ziel kämpfen. Fair, bescheiden, kreativ und vernünftig zu sein. Außerdem würde er sagen: „Lasst uns unser Gesicht wahren“. Lasst diese Welt unser Universum sein, in dem es keinen Platz für knallharte Politik gibt, sondern für einen Dialog, der immer eine Lösung bietet.
Deshalb vereinte Herr Osim mit seiner Vornehmheit und seiner Sensibilität die Menschen. Er war der Botschafter der Irrwege und Labyrinthe, ein Blauhelm der turbulenten Kriegsgeschichten und Wirbelstürme ohne erkennbares Ende. Mit seiner Art zu denken und einer langfristigen, unbestechlichen Vision schaffte er es, kleine Vereine groß, stark und stabil zu machen. Daher ist es im heutigen Sport äußerst wichtig, diese Vision zu haben. Osim trug sie immer bei sich wie einen Heiligenschein oder ein Anerkennungszeichen. Ivica Osim hat es lange, lange vor allen anderen geschafft!
Strauß von Grbavica war ohne Zweifel ein begeisterter Intellektueller, ein offenes Buch des Wissens und mehr als nur ein Fußballtrainer und Zauberer. Er wurde im gesamten ehemaligen Jugoslawien verehrt. Später auch in Österreich, wo er teilweise seine Wurzeln hat und schließlich auch in Japan, was ihn zuletzt zu dem inspirierte, was er wirklich ist – nämlich ein Lehrer. Oder ein nicht das Schicksal verhindernder Mathematiker. Es freut mich, dass Ivica Osim auch mein Sensei war, unglaubliche vierzig lange und magische Jahre lang. Ich hatte dieses Privileg und natürlich auch die Ehre, deren ich mir zu seinen Lebzeiten vielleicht nicht ganz bewusst war. Noch heute bedaure ich, dass der Tod eine Kette von Gedanken und Ideen unterbrechen muss. Vor allem bin ich froh, weil es ein Vermächtnis bleibt. Wie ich sagte, eine Spur oder die Sonne noch weit vor dem Berg Fuji, die ich bewahren und weitergeben kann, dies zu spüren und mich immer wieder darauf zu freuen und zu bewundern. Deshalb sagt man auch oft, dass Legenden ewig leben.
Mit dem Abschied von Ivica Osim, dem „Lehrer aller Lehrer“, hat die Fußballwelt einen großen Verlust erlitten. Es bleibt eine große Lücke, die nur schwer zu füllen sein wird. Irgendwo da oben, da bin ich mir fast sicher, wo unsere Ohren eine Symphonie nicht hören können, die nur für diesen ausgewählten Kreis der Größten geschaffen wurde, hüpft ein Ball, der vom Strauß aus Grbavica gespielt wird. Und hinter ihm eine Gruppe von Schülern.
IVANS KINDHEIT
Ivan „Ivica“ Osim wurde am 6. Mai 1941 in der damaligen Eisenbahnvorstadt Hrasno in Sarajevo geboren. Benannt wurde er nach seinem Großvater Johan. Er wuchs in einer Arbeiterfamilie auf. Vater Mihailo, der aus der Ehe eines Slowenen und einer Deutschen stammte, war Schlosser in einer Eisenbahnwerkstatt und spielte gelegentlich Ziehharmonika. Seine Mutter Karolina entstammt der Ehe eines Polen und einer Tschechin. Sie war Hausfrau, Aktivistin beim Roten Kreuz und Mitglied verschiedener gemeinnütziger Organisationen. Für ihr humanitäres, kulturelles und künstlerisches Engagement erhielt sie die höchste Auszeichnung der Stadt Sarajevo, den 6.-April-Preis. Osim besuchte die Grundschule in Hrasno und danach das Gymnasium. Dort war er dann einer der besten Mathematiker, sodass er von der Maturaprüfung befreit wurde. Nach der Matura begann er sein Studium an der Fakultät für Mathematik in Sarajevo. Bereits für seine ersten Klausuren bekam er stets Bestnoten. Doch das Schicksal hatte andere Ziele und Pläne für den jungen Osim.
KARRIERE ALS FUSSBALLER
Bereits 1954, im Alter von 13 Jahren, spielte Osim für die Jugendmannschaften des Fußballvereins Željezničar aus Sarajevo. Sein Debüt für die erste Mannschaft erfolgte 1959 in einem Spiel gegen NK Proleter aus Osijek. Aufgrund seiner herausragenden Technik, guten Ballbehandlung, effektiven Dribblings und seiner guten Schüsse erhielt er den Spitznamen „Strauß von Grbavica“ und wurde sehr schnell zum Publikumsliebling.
„Ivica Osim nahm den Ball an. Der Strauß von Grbavica dribbelt jetzt einen, den zweiten und den dritten Spieler aus. Da die Gegner Osim den Ball nicht abnehmen können, spielen wir für Sie, liebe Hörer, einen Wiener Walzer“. Der legendäre Sportkommentator von BiH, Mirko Kamenjašević, soll dies einmal in einer Radiosendung gesagt haben.
Im Jahr 1968 wechselte er zum niederländischen Fußballverein Zwolle, wo er wegen einer Knieverletzung nur drei Monate blieb. Danach kehrte er wieder zu Željezničar zurück und nach insgesamt elf Jahren beendete er 1970 seine akative Zeljo-Karriere. Insgesamt absolvierte Osim 250 Pflichtspiele und schoss dabei 75 Tore. 1967 wurde er zum besten Spieler der jugoslawischen Liga gewählt, selbstredend gilt er noch heute als einer der besten Spieler und Torschützen seiner „Eisenbahner“.
Osims Onkel Eduard spielte ebenfalls in der ersten Mannschaft von Željezničar und absolvierte sein Debüt ein Jahr nach der Gründung dieses Vereins im Jahr 1922. In der langen Klubgeschichte zieht sich der Nachname Osim durch Vereinsbücher, Fachzeitschriften und Zeitungsartikel, also von Eduard über Ivica bis hin zu Ivicas ältestem Sohn Amar, der derzeit erfolgreichster Trainer dieses Vereins und gleichzeitig auch erfolgreichster Trainer der bosnischen Fußballliga ist. Nach seiner Ära bei Željezničar ging er erneut in das Ausland, zum französischen RC Strasbourg. Bei diesem Verein spielte Osim zwei Jahre von 1970 bis 1972. Er bestritt 58 Spiele und schoss 16 Tore. Danach wechselte er für drei Spielzeiten zu CS Sedan. Vor einigen Jahren wurde Ivica Osim zum besten ausländischen Spieler der Grün-Roten in den letzten fünfzig Jahren erklärt. Švabo, wie er auch aufgrund seiner blonden Haare genannt wurde, bestritt 105 Spiele für CS Sedan, in denen er 16 Tore erzielte. Von CS Sedan aus ging es weiter zum FC Valenciennes, wo er ein Jahr lang blieb und 30 Spiele absolvierte.
In der Saison 1976/77 folgte eine Rückkehr zu RC Strasbourg, der gleichzeitig sein letzter Verein in seiner Spielerkarriere war. Er bestritt 32 Spiele und erzielte vier Tore. Im Alter von 37 Jahren erklärte der Strauß seinen Rücktritt vom aktiven Fußball.
TEAMSPIELER JUGOSLAWIENS 1964-1969
Ivica Osim hatte auch eine beeindruckende Karriere als Nationalspieler hinter sich. Zunächst 1962 bis 1963 in der U21-Auswahl, von 1964 bis 1969 16 Mal (acht Treffer) für die A-Nationalmannschaft. Der Strauß von Grbavica nahm mit der Nationalmannschaft an den 18. Olympischen Sommerspielen 1964 in Tokio teil. Damals debütierte der junge Osim für die jugoslawische Nationalmannschaft in der Gruppenphase im Spiel gegen die marokkanische Nationalmannschaft. Dieses wurde am 13. Oktober 1964 im Mitsuzawa-Fußballstadion in Yokohama gespielt, und die „Blauen“ gewannen 3:1. Im Viertelfinale verlor Jugoslawien gegen Deutschland mit 0:1 und belegte in der Endtabelle den sechsten Platz.
Zusammen mit Slaven Zambata, der fünf Tore erzielte und Rudolf Belin (4) war Ivica Osim einer der besten Torschützen der jugoslawischen Mannschaft. Einen seiner vier Treffer gelang ihm bereits in der ersten Minute des Spiels gegen die favorisierten Ungarn am 15. Oktober 1964. Während des gesamten Turniers trug Osim die Nummer neun auf dem Rücken. Als der populäre Švabo nach Japan kam, um den Verein JEF United Chiba zu trainieren, zeigten ihm die Journalisten vor Ort Videos von seinen Spielen bei den Olympischen Spielen, die einen besonderen Eindruck bei ihnen hinterließen.
Bei der Europameisterschaft 1968 in Italien leistete Ivica Osim einen großen Beitrag zum Gewinn der Silbermedaille, damals unter Coach Rajko Mitić. Er wurde zusammen mit zwei anderen Jugoslawen, Dragan Džajić und Mirsad Fazlagić, in das UEFA-Allstar-Team gewählt. Im zweiten Finalspiel verlor Jugoslawien gegen Italien mit 0:2. Das erste Spiel endete 0:0, und da es damals keine Verlängerung und kein Elfmeterschießen gab, musste das Spiel wiederholt werden. Sein letztes Spiel für die „Blauen“ bestritt er am 30. April 1969 in Barcelona, ein Qualifikationsspiel für die WM 1970 in Mexiko gegen Spanien.
Ivica Osim sollte dann noch beim Abschiedsspiel von Edson Arantes do Nascimento Pele (1940-2022), den viele für den besten Fußballspieler aller Zeiten halten, für Jugoslawien gegen die brasilianische Mannschaft spielen. Dieses Spiel fand am 18. Juli 1971 im berühmten brasilianischen Maracana-Stadion vor 190.000 Zuschauern statt. Leider konnte er aufgrund einer Verletzung nicht an dieser Partie teilnehmen, es hätte sein Abschied vom jugoslawischen Nationalteam werden können. Allerdings spielte Švabo ein Jahr zuvor gegen Pele, als Santos auf Jugoslawien-Tournee war (Zagreb, Belgrad, Kragujevac und Sarajevo). Dieses Spiel fand am 19. September im Koševo-Stadion in Sarajevo statt und der Gegner war Željezničar, inklusive eines Gastspielers vom Lokalrivalen FK Sarajvo. Das Spiel endete 1:1, wobei Pelé in der 78. Minute den Ausgleichstreffer erzielte. Nach dem Spiel überreichte Pelé Osim persönlich sein Trikot mit der Nummer zehn. Dieses wird noch immer in einer umfangreichen Familiensammlung aufbewahrt.
Im Jahr 2001 wurde in Österreich ein Buch über Švabo „Ivica Osim – Das Spiel des Lebens“ von Gerald Enzinger und Tom Hofer publiziert. Der Verlag war die Deutsche Steirische Verlagsgesellschaft. Auf den ersten Seiten des Buches wurde ein Brief und eine Glückwunschbotschaft von Pele an Ivica Osim zu seinem 60. Geburtstag beigefügt.
KARRIERE ALS TRAINER
Nach der Beendigung seiner Spielerkarriere begann Ivica Osim seine Laufbahn als Trainer. Die erste Mannschaft, die er betreute war natürlich sein FK Željezničar, dessen Kampfmannschaft er von 1978 bis 1986 trainierte. Im Finale des „Maršal Tito Cup“ (jugoslawischer Pokal), das am 24. Mai 1981 im Crvena- Zvezda-Stadion stattfand, verlor seine Mannschaft mit 2:3 gegen Velež aus Mostar, der damals vom serbischen Trainer Miloš Milutinović geführt wurde, dem älteren Bruder des viel berühmteren Bora Milutinović. Die Wege von Osim und Milutinović kreuzten sich noch zweimal. Švabo wurde sein Nachfolger als jugoslawischer Nationaltrainer und später als Trainer der ersten Mannschaft des FK Partizan Belgrad.
Seine beste Platzierung in der jugoslawischen Meisterschaft erreichte er in der Saison 1983/84, als „Željo“ mit 42 gewonnenen Punkten den dritten Platz in der Tabelle belegte (punktgleich mit dem Zweitplatzierten, Partizan), zwei weniger als der damalige Meister Crvena Zvezda (Roter Stern) aus Belgrad. So schaffte „Zeljo“ damals die Teilnahme am UEFA-Pokal. Daraus resultierte der größte Erfolg mit Zeljeznicar, das UEFA-Pokal-Halbfinale 1985 gegen den ungarischen FC Videoton. Im Hinspiel wurde „Željo“ auswärts mit 3:1 besiegt. Im Rückspiel, das am 24. April im überfüllten Grbavica stattfand, führte Osims Mannschaft bis zum Ende des Spiels durch Tore von Bahtić und Ćurić mit 2:0. Dieses Ergebnis hätte für das Finale gereicht. Doch in der 87. Spielminute erzielte József Csuhay, ehemaliger ungarischer Nationalspieler und Teilnehmer an zwei Weltmeisterschaften (1982 und 1986), ein Tor zum Endstand von 2:1. Somit schaffte es Videoton, mit viel Glück, ins Finale, wo sie auf Real Madrid trafen, welches am Ende diesen Pokal mit einem Ergebnis von 3:1 aus zwei Spielen gewinnen konnte.
Das Ende des Spiels war einer der schwierigsten sportlichen Momente in der Geschichte des FK Željezničar, aber auch in der Trainerkarriere von Ivica Osim. Besonders beeindruckend war die Szene, die von der Kamera des TV Sarajevo eingefangen wurde, als Švabo sich nach dem Gegentreffer fassungslos an den Kopf fasste. Das Spiel zwischen Željezničar und Videoton wurde zur Legende und ist bis heute nicht nur in Bosnien und Herzegowina, sondern im gesamten ehemaligen Jugoslawien kollektive Erinnerung.
COACH DER PLAVI 1986 – 1992
Anfang 1986 wurde Ivica Osim zum Trainer der jugoslawischen Nationalmannschaft ernannt und war gleichzeitig der erste Trainer aus Bosnien und Herzegowina, der die Plavi (die Blauen) führte. Sein Debüt gewann er am 29. Oktober 1986 in Split in der EM-Qualifikation gegen die türkische Nationalmannschaft mit 4:0. Mit der jugoslawischen Nationalmannschaft gelang ihm als Nationaltrainer die Qualifikation für die FIFA-Weltmeisterschaft 1990 in Italien und zwei Jahre später zur UEFA-Europameisterschaft 1992 in Schweden. Im Viertelfinale der Weltmeisterschaft in Italien gegen Maradonas Argentinien verlor Osims Jugoslawien erst im Elfmeterschießen. Die „Blauen“ belegten einen hervorragenden fünften Platz und dies war einer der größten Erfolge der jugoslawischen Nationalmannschaft in der Ära des modernen Fußballs. Es ist auch der letzte Auftritt Jugoslawiens bei diesem prestigeträchtigen Fußballturnier, und Ivica Osim war der letzte jugoslawische Nationaltrainer. Auf der „blauen“ Bank sitzend, hat Osim die meisten Spiele als eigenständiger Nationaltrainer absolviert, insgesamt 51. Außerdem ist „Švabo“ der erfolgreichste Trainer Jugoslawiens, mit den meisten Siegen (27).
In der Zeit vom 30.4. bis 19.05. 1986 absolvierte Osim gemeinsam mit Ivan Toplak, drei weitere Spiele als Trainer der Nationalmannschaft Jugoslawiens. Der Strauß von Grbavica nahm noch zwei weitere Male, 1984 und 1988, an den Olympischen Sommerspielen teil. Als Assistent des damaligen Trainers der Olympiamannschaft, Ivan Toplak, gewann Jugoslawien in Los Angeles eine Bronzemedaille. Bei den Olympischen Spielen 1988 in Seoul leitete Osim die Nationalmannschaft eigenständig als Trainer und Jugoslawien belegte damals den zehnten Platz von insgesamt sechzehn Mannschaften.
FK PARTIZAN 1991/1992
Von 1991 bis 1992 führte Osim neben der jugoslawischen Nationalmannschaft auch den Belgrader FK Partizan, mit dem er 1992 den jugoslawischen Pokal gewann. Im Finale traf Partizan auf Roter Stern, das im Jahr zuvor den Europapokal der Landesmeister in Bari gewonnen hatte. Partizan schaltete im Halbfinale Osims ehemaligen Verein Željezničar aus Sarajewo aus. Im ersten Spiel, das am 14. Mai 1992 in der Belgrader Marakana stattfand, besiegte Partizan die „Rot-Weißen“ mit 1:0, wobei Vujacic das einzige Tor des Spiels erzielte. Sieben Tage später, am 21. Mai, erspielten sich die beiden Mannschaften im Rückspiel, in einem wirklich spannenden Duell, in dem Roter Stern beide Male führte, ein 2:2-Unentschieden. Der jugoslawische Pokal bzw. der Marshall-Tito-Pokal mit Partizan ist auch Švabos erster Pokal in seiner glanzvollen Trainerkarriere. Es muss betont werden, dass Osims Partizan der letzte Gewinner dieses Pokals im ehemaligen Jugoslawien war. In der nationalen Meisterschaft belegte Partizan in dieser Saison den zweiten Platz, nur vier Punkte hinter Roter Stern. Obwohl Roter Stern zweifellos die bessere Mannschaft hatte, erreichte Partizan mit Švabo in vier Spielen drei Unentschieden und einen Sieg.
Die Mannschaft von Roter Stern ist somit der letzte Meister des ehemaligen Jugoslawiens, der fünf Niederlagen hinnehmen musste, während Partizan als Vizemeister nur zwei Niederlagen zu verdauen hatte. Partizan wurde in dieser Saison mit Osim auch Herbstmeister, aber es sollte sich später herausstellen, dass es nicht für den Titel des jugoslawischen Meisters reichte.
Zwei Tage nach dem Gewinn des Pokals mit den „Schwarz-Weißen“, also am 23. Mai 1992, erklärte Ivica Osim angesichts der Kriegskonflikte in Bosnien und Herzegowina seinen unwiderruflichen Rücktritt vom Amt des jugoslawischen Cheftrainers.
Nachdem er Belgrad verlassen hatte, hinterließ Osim ein großes Erbe beim Fußballverein Partizan. Er schlug vor, ihn auf der Trainerbank durch Ljubiša Tumbaković, den ehemaligen Jugendtrainer zu ersetzen. Schon im nächsten Jahr wurde Partizan nationaler Meister und stellte zahlreiche Rekorde auf. Heute ist Tumbaković der Trainer mit den meisten Trophäen dieses Vereins, den er über zwei Amtszeiten betreute.
Dank der Initiative und Vision von Osim wurde auch das berühmte Sporttrainingszentrum Teleoptik – Partizan, bekannt als Zemunelo, gebaut. Es wurde nach dem Muster des Camps des Fußballclubs A.C. Mailand gestaltet und befindet sich im Belgrader Stadtteil Zemun. Es erstreckt sich über eine Fläche von etwa 100.000 Quadratmetern, auf der alle Mannschaften dieses prominenten Belgrader Vereins, der weltweit für seine Jugendschule bekannt ist, trainieren.
PANATHINAIKOS FC 1992-1994
Nach Partizan und der jugoslawischen Nationalmannschaft übernahm er die Trainerbank von Panathinaikos. Er verbrachte zwei Jahre in der griechischen Hauptstadt und gewann den griechischen Pokal (1992-93), sowie den Superpokal (1993). In seiner ersten Saison in der griechischen Meisterschaft, Alpha Ethniki 1992-93, wurde das Team von Osim Vizemeister mit einem Punkt Rückstand auf den Tabellenführer AEK, der damals sehr erfolgreich vom aus Mostar stammenden Dušan Bajević geführt wurde. In der folgenden Saison gewann AEK den Titel, während Panathinaikos erneut Zweiter wurde. Noch heute sind sich alle Sportexperten, ehemalige Spieler und Trainer, Medienvertreter, die den Verein verfolgten und Panathinaikos-Fans einig, dass in den zwei Jahren, in denen Ivica Osim bei diesem griechischen Fußballriesen tätig war, der Grundstein für die kommenden Jahre gelegt wurde. Dafür stehen die gewonnenen Trophäen, der doppelte nationale Meistertitel (1994/95, 1995/96) und das Erreichen des Halbfinales der UEFA-Champions League in der Saison 1995/96.
STURM 1994 – 2002
Der SK Sturm Graz wurde am 1. Mai 1909 gegründet, an einem 1. Mai starb Osim auch in dieser Stadt. In Graz erlebte er einige der größten und schönsten Erfolge seiner Karriere. Mit den Grazern gewann Osim zwei österreichische Meisterschaften (1997-98, 1998-99), drei österreichische Cups (1995-96, 1996-97, 1998-99) und drei Supercups (1996, 1998, 1999). Darüber hinaus hat der SK Sturm Graz drei Jahre in Folge (1998-2001) in der UEFA-Champions League erfolgreich gespielt. Dies sind die bislang einzigen Teilnahmen von Sturm an diesem elitären Fußball-Wettbewerb. Bis 2022 war der SK Sturm der einzige österreichische Verein, der die Gruppenphase der Champions League überstand und unter den verbleibenden Top-16-Teams spielte. Red Bull Salzburg wiederholte dieses Meisterstück in der Saison 2021/22, erst mehr als zwei Jahrzehnte nach Sturm unter Ivica Osim.
Als im Jahr 2003 die Stadt Graz „Kulturhauptstadt Europas“ war, sah man zur Begrüßung des kulturellen und künstlerischen Zentrums Europas an der Nordeinfahrt eine Kunstinstallation in der sich das Porträt des mittlerweile verstorbenen Dirigenten Nikolaus Harnoncourt in jenes von Ivica Osim verwandelte.
Im Jänner 2009 wurde der beliebte Švabo bei der Vereinsfeier zum 100-jährigen Jubiläum des SK Sturm zum Trainer des Jahrhunderts gewählt. Anfang 2019 wurde er bei den 110-jährigen Jubiläumsfeiern des Vereins zur bedeutendsten Persönlichkeit der Vereinsgeschichte gewählt. Er erhielt dann den Longin Award, eine Auszeichnung zu Ehren des Gründers dieses Klubs, Fritz Longin.
JEF UNITED CHIBA 2003-2006
Obwohl er nur weniger als fünf Jahre in Japan tätig war, hat Ivica Osim tiefe und unvergessliche Eindrücke hinterlassen. Von 2003 bis 2006 war er Trainer von JEF United Chiba, mit dem er 2005 den J.League Cup gewann, der erste Titel in der Geschichte des Vereins. Im folgenden Jahr holte sein Sohn Amar als sein Nachfolger auf der Bank den gleichen Pokal. Übrigens bis heute die einzigen beiden Trophäen für diesen japanischen Verein
Das beste Ergebnis in der nationalen Meisterschaft wurde bereits in der ersten Saison 2003/2004 erzielt, als JEF United den dritten Platz belegte, fünf Punkte weniger als der damalige Meister Yokohama F. Marinos.
Im Jahr 2005 verlieh die japanische Profifußballliga (J1-League) an Osim einen speziellen Trainerpreis für seinen herausragenden Beitrag zur Entwicklung der nationalen Liga und des japanischen Fußballs im Allgemeinen.
JAPAN 2006-2008
Der Strauß von Grbavica übernahm am 21. Juli 2006 das Amt des Nationaltrainers von Japan. Er leitete die Nationalmannschaft in genau zwanzig Spielen und verzeichnete eine Bilanz von 13 Siegen, fünf Unentschieden und nur drei Niederlagen. Eine Erfolgsquote von 60 %. Sein Debüt auf der Bank der „Samurai“ gab er am 9. August 2006 in einem Spiel gegen Trinidad und Tobago, in dem Japan 2:0 gewann. Osim war übrigens der Nachfolger der brasilianischen Legende Zico, der in der Zeit von 2002 bis 2006 Nationaltrainer war.
Den ersten Pokal gewann er mit der japanischen Mannschaft beim berühmten Kirin Cup, der vom 1. bis 5. Juni 2007 stattfand. Teilnehmer waren neben dem Gastgeber Japan auch die Mannschaften von Kolumbien und Montenegro. Ivica Osim führte die „Samurai“ beim Asien-Cup 2007 an, der damals von Indonesien, Malaysia, Thailand und Vietnam gemeinsam veranstaltet wurde. Im Spiel um den dritten Platz scheiterten die Samurai nach einem 0:0-Unentschieden in der regulären Spielzeit mit 6:5 im Elfmeterschießen an den Südkoreanern. Japan kehrte mit dem FIFA-Fairplay-Preis und dem Torschützenkönig des Turniers, Naohiro Takahara, nach Hause zurück. Im September 2007 nahm Japan mit Osim am Vier-Nationen-Turnier in Klagenfurt teil, wo er den ersten Platz belegte. Am 17. Oktober 2007 gewann er dann mit den „Samurai“ den afro-asiatischen Nationenpokal. Mit einem klaren 4:1-Sieg gegen Ägypten gewann seine Mannschaft das Turnier, das im Nagai-Stadion in Osaka stattfand. Dieses Turnier wird traditionell zwischen den Siegern des asiatischen und des afrikanischen Nationenpokals ausgespielt.
Am 16. November 2007 erlitt Ivica Osim in seinem Haus in Japan einen schweren Schlaganfall. Danach konnte er bis zu seinem Tod nie mehr als Trainer arbeiten. Wie hoch das Ansehen von Osim in der Welt war, lässt sich daran erkennen, dass UEFA-Präsident Michel Platini und FIFA-Präsident Sepp Blatter ihn im Krankenhaus besuchten. Kurzzeitig, von Juni bis Dezember 2008, war Švabo auch Berater des japanischen Fußballverbands.
FUSSBALLVERBAND BOSNIEN UND HERZEGOWINA
Nachdem der Fußballverband von Bosnien und Herzegowina von der FIFA und der UEFA suspendiert worden war, weil er das Statut, das die Abschaffung von drei Präsidentenmitgliedern vorsah, nicht angenommen hatte, wurde eine Kommission zur Normalisierung des Verbandes gebildet. Ivica Osim stand dieser vor. Michel Platini und Sepp Blatter vermittelten persönlich die Bildung dieser Kommission und die Berufung von Osim als Leiter, den sie als Fußballtrainer und Spieler und vor allem wegen seiner menschlichen Qualitäten sehr schätzten. Nach großen Anstrengungen und unzähligen Treffen mit führenden und prominenten Personen und Politikern des Landes und vor allem dank des unerschöpflichen Enthusiasmus, der Weisheit und des Intellekts von Osim, wurde die Suspendierung zur großen Freude der Fans von Bosnien und Herzegowina aufgehoben. Švabo blieb bis zur Wahl des ersten unabhängigen Präsidenten dieser Organisation Ende 2012 Vorsitzender der Kommission zur Normalisierung des Fußballverbandes.
Von 2012 bis 2018 war Ivica Osim Vorsitzender des Beratungs- und Vermittlungsausschusses des Fußballverbandes. Švabo trug dazu bei, den Kult um die Nationalmannschaft wiederzubeleben. Mit seiner unerschöpflichen Autorität brachte er die Nationalmannschaft und den Verband dazu, bei Treffen mit führenden Personen aus der Wirtschafts- und Medienwelt von Bosnien und Herzegowina wichtige Sponsoren für einen langfristigen Zeitplan zu gewinnen. In seiner Funktion als Verbandsfunktionär gelang Bosnien und Herzegowina die bisher einzige Teilnahme an einer Endrunde, nämlich an der Weltmeisterschaft 2014 in Brasilien. Im Schlussklassement belegte Bosnien und Herzegowina Platz 20 von 32 teilnehmenden Ländern.
Zusammen mit dem damaligen UEFA-Präsidenten Michel Platini sorgte Osim auch für die Finanzierung, den Bau und die Eröffnung des nationalen Trainingscamps der bosnischen Nationalmannschaft in Zenica. Der Bau kostete zehn Millionen Euro (acht Millionen wurden von der UEFA und zwei von der FIFA bereitgestellt). Das Trainingscamp wurde am 2. September 2013 in Anwesenheit von Michel Platini offiziell eröffnet.
OSIMS POPKULTUR IN JAPAN UND DER WELT
Osims Äußerungen gegenüber den Medien erlangten bei vielen japanischen Fans an immenser Popularität. Zahlreiche Bücher (bislang 17 an der Zahl) sind veröffentlicht und übersetzt worden. Das Bekannteste ist „Osims Worte“, eine Sammlung seiner Zitate, die 2005 veröffentlicht wurde (auf Englisch „Words of Osim“ und japanisch „Oshima no kotoba“). Das Buch wurde 400.000 Mal verkauft und stand auf den Bestsellerlisten Japans.
Seine Biografie „Ivica Osim – Matches of Life“, vom bosnischen Autor Marko Tomas, wurde auf Englisch und Japanisch publiziert. Das Buch wurde vom renommierten Verlag Chikuma Shobō aus Tokio herausgegeben und von Zen Chida ins Japanische übersetzt. „Games of Life“ in Bosnien und Herzegowina wurde erstmals im Frühjahr 2014 in der Ausgabe Bosnische Porträts des Verlags Vrijeme aus Zenica veröffentlicht. Während Osim für die japanische Nationalmannschaft verantwortlich war, war Zen Chida sein offizieller Übersetzer für den japanischen Fußballverband. Chida ist Autor von zwei Büchern über den „Strauß von Grbavica“. Dies sind „Osims Botschaft“ des japanischen Verlags Misuzu Shobo, erschienen 2009, und das zweite Buch „Osims Taktik“, das von Chuokoron-Shinsha 2010 in Japan veröffentlicht wurde.
Ivica Osim schrieb auch das Vorwort für die japanische Ausgabe des Buches „Childhood at War“ von Jasminko Halilović, einem Autor aus Bosnien und Herzegowina, für das Wartime Childhood Museum in Sarajevo.
Der beliebte Švabo erscheint auch in der Microsoft Werbung für den japanischen Markt. Außerdem trat er in einem Werbespot für das japanische Satellitenfernsehen Sky-PerfecTV als Promoter der Fußballweltmeisterschaft 2010 auf. Gedreht wurde in Sarajevo im Grbavica-Stadion. Darüber hinaus erschien er auf den Titelseiten zahlreicher angesehener japanischer Zeitschriften, Tageszeitungen und Zeitschriften, und zuletzt zierte er das Juli-Cover von Sports Graphic Number von 2022. In dieser Gedenkausgabe gab das Magazin anlässlich seines Todes einen großartigen Überblick über das Leben und Wirken des bosnischen Trainers. Sports Graphic Number ist Japans führendes Sportmagazin, das jeden Donnerstag erscheint und seinen Sitz in der Hauptstadt Japans hat.
Švabo war auch auf dem Cover des beliebten J-League Pro Soccer Club-Videospiels über Tsukuro! 6 Pride of J des berühmten japanischen Herstellers Sega Corporation mit Sitz in Shinagawa.
Neben dem Cover erscheint Ivica Osim auch in der Eröffnungsrede, die den Spielern dieses Videospiels Anweisungen gibt.
Die Wand des Gebäudes am Anfang der Sarajevska-Straße in der serbischen Hauptstadt Belgrad war bis vor kurzem mit Osims Bild geschmückt. Unter der blauen Tafel, auf der der Name der Straße in Kyrillisch und Latein geschrieben steht, hat jemand eine erkennbare Illustration von Švabo aus seiner Zeit als Coach der „Blauen“ angebracht. In der Sarajevoer Siedlung Grbavica, in unmittelbarer Nähe des Stadions des FK Željezničar, befindet sich ein großes gemaltes Wandbild von Ivica Osim mit einem Anthologiesatz aus der Zeit, als Švabo als Trainer der jugoslawischen Nationalmannschaft zurücktrat.
Die berühmte Komödiengruppe „Surrealisten“ aus Sarajewo, die in den achtziger Jahren und bis zum Beginn des Krieges in Bosnien und Herzegowina erfolgreich war, befasste sich in einem Sketch aus dem Neujahrsspecial für Silvester 1990 mit Osim. Es wurde im Fernsehen Sarajevo ausgestrahlt und spricht über Švabos Zweifel und Dilemma über mögliche Kandidaten für Jugoslawiens Auftritt bei der bevorstehenden Weltmeisterschaft in Italien und darüber, wer wirklich auf Švabos endgültiger Spielerliste für die Weltmeisterschaft stehen wird. Dieser mittlerweile legendäre und äußerst witzige Sketch wurde im Nationaltheater in Sarajevo gedreht und vom Geist der Oper inspiriert. Ivica Osim wurde vom berühmten bosnischen Schauspieler mit ständigem Wohnsitz in der slowenischen Hauptstadt Ljubljana, Branko Đurić – Đuro, dargestellt.
Über das Leben und Werk von Ivica Osim wurden zahlreiche Dokumentarfilme und Fernsehserien gedreht, in einigen davon tritt er selbst als einer der Protagonisten auf. 1999 erschien der Dokumentarfilm „Ivica Osim – Mein Sarajevo“, unter der Regie von Günter Schilhan, produziert vom österreichischen Rundfunk, der sein Leben und seine Fußballkarriere erzählt. Im selben Jahr wurde der Dokumentarfilm „Blue Story“ gedreht, produziert vom staatlichen Radiofernsehen BiH – BHRT, unter der Regie des berühmten Sportjournalisten, Kommentators und Autors Sabahudin Baha Topalbećirević. Der Film erzählt von Siegen und Niederlagen von Ivica Osim und dem FK Željezničar. Derselbe Autor produzierte für Al Jazeera Balkans den Dokumentarfilm „Our Brazilian Story“ über die erfolgreiche Qualifikation der bosnischen Nationalmannschaft für die Weltmeisterschaft in Brasilien 2014.
Vier Jahre später veröffentlicht Topalbećirević den international ausgezeichneten Dokumentarfilm „Svabo from Sarajevo“, ebenfalls produziert von Al Jazeera Balkans. Außerdem war Osim Teil von Dokumentarfilmen, die sich mit dem Zerfall und Krieg auf dem Gebiet des ehemaligen Jugoslawiens befassten.
Eines der berühmtesten ist „Elf Freunde“ unter der Regie von Michele Andreoli und Miklós Gimes, aus dem Jahr 1998. Die Musik für den Film wurde vom weltberühmten Musiker Goran Bregović komponiert. Der zweite Film ist „The Last Yugoslav Eleven“ (Het laatste Joegoslavische elftal) aus dem Jahr 2000 unter der Regie von Vuk Janjić.
Der letzte öffentliche Auftritt von Ivica Osim war in der TV-Miniserie Italia 90: vier Wochen, die die Welt veränderten. Die Serie besteht aus drei Episoden, die jeweils fünfzig Minuten dauern, und wurde vom britischen Sender Sky produziert. In der zweiten Folge treten neben Osim auch Faruk Hadžibegić und Dragan Stojković Piksi auf. Zwei Tage nach der Aufzeichnung seines Interviews für die oben genannte Folge starb Osim am 1. Mai 2022 in Graz, Österreich.
Anlässlich seines Todes produzierte das staatliche Radio und Fernsehen Serbiens – RTS – in der Sendung des Oko-Magazins eine halbstündige Sondersendung mit dem Titel „Ivica Osim – ein Mann, der für eine zuvor verlorene Sache gekämpft hat“.
ANERKENNUNGEN, PREISE UND VERDIENSTE
Der Strauß von Grbavica erhielt für seine Arbeit zahlreiche nationale und internationale Auszeichnungen. Hier soll nur eine kleine Auswahl davon genannt werden:
Im Juli 2023 wird der Vorplatz des Liebenauer Stadions in Graz in „Ivica-Osim-Platz“ umbenannt.
Die Versammlung des Kantons Sarajevo hat am 19. April 2023 den Beschluss gefasst, den Straßennamen von „Zvornička Ulica“ in „Bulevar Ivice Osima“ (Ivica-Osim-Boulevard) zu ändern. Diese Straße befindet sich neben dem Grbavica Stadion. In dieser Gegend ist Osim geboren, aufgewachsen und hier hat auch seine Fußballkarriere in Željezničar begonnen.
Ab 2023 wird in der Organisation des Sportverbandes von Bosnien und Herzegowina ein Sonderpreis „Ivica Osim“ vergeben. Dieser Verband organisiert traditionell jedes Jahr eine Veranstaltung für die Wahl von besten Athleten und Sportmannschaften in Bosnien und Herzegowina.
Am 20. November 2022 wurde im Stadion von JEF United, der Fukuda Denshi Arena in Chiba, ein Gedenkspiel zu Ehren von Ivica Osim ausgetragen. Die Teams von Japan und Osims JEF trafen aufeinander. Vor Beginn des eigentlichen Spiels wurde im Stadion von JEF United, das seitdem nach dem prominenten bosnischen Fußballexperten benannt ist, feierlich ein besonderes Tor geöffnet.
Bei einer feierlichen Zeremonie am 10. September 2022 in Tokio wurde der beliebte Švabo in die Football Hall of Fame Japans aufgenommen. Das Freundschaftsspiel, das am 6. Juni 2022 im Nationalstadion in Tokio zwischen der japanischen und der brasilianischen Nationalmannschaft ausgetragen wurde, begann mit einer Schweigeminute für den Strauß von Grbavica. Während der Schweigeminute wurden Fotos des beliebten Švabo auf der großen Anzeigetafel gezeigt.
Anfang letzten Jahres haben japanische Journalisten dafür gestimmt, dass Ivica Osim den größten Beitrag zur Entwicklung ihres heimischen Fußballs geleistet hat. Der Wettbewerb umfasste auch die berühmten Arsène Wenger, Mihailo Petrović und Hans Ooft. In den japanischen Medien ist oft zu hören, dass der beliebte Švabo als Vater des modernen japanischen Fußballs bezeichnet wird.
2021 verlieh das Land Steiermark Osim die höchstmögliche Anerkennung des österreichischen Bundeslandes, nämlich das Große Ehrenzeichen des Landes Steiermark. Anfang Dezember 2020 wurde der Strauß von Grbavica in der Auswahl einer Sonderausgabe des Magazins Bundesliga-Journal, herausgegeben vom Österreichischen Fußballverband, zum Trainer einer Traumelf des Jahrzehnts (für den Zeitraum von der Saison 1990/91 bis 1999/2000) der österreichischen Bundesliga gewählt. Die Jury bestand aus Journalisten, Sportredakteuren und Fußballhistorikern.
Im Dezember 2016 wurde Ivica Osim der Orden der aufgehenden Sonne, 4. Klasse, Goldene Strahlen mit Abzeichen, verliehen. Eine der höchsten Auszeichnungen, die von der Regierung Japans, also dem Kaiser dieses fernöstlichen Landes selbst, verliehen wird, als Anerkennung seines Beitrags zur Entwicklung des Fußballs in Japan und der Förderung des gegenseitigen Verständnisses zwischen Japan und Bosnien und Herzegowina. Die Auszeichnung wurde am 10. April 1875 per Dekret des Staatsrates eingeführt und ist eine der wertvollsten und ältesten japanischen Ehrungen überhaupt.
Švabo wurde am 30. Januar 2016 zum Ehrenpräsidenten des FK Željezničar gewählt, der Fußballverband von Bosnien und Herzegowina zog am 22. Dezember desselben Jahres nach. Im Januar 2015 stellte die japanische Regierung Gelder für das „Projekt zur Renovierung des Sportzentrums in Mostar zur Versöhnung in der Gemeinschaft durch die Förderung des Sports“, d. h. für den Wiederaufbau des Sportzentrums „Kantarevac“, bereit. Unterstützt wird das Projekt von den ehemaligen Kapitänen der japanischen Nationalmannschaft Tsuneyasu Miyamoto und Ivica Osim.
Ende September 2014 wurde Osim mit dem Friedenspreis des Peace Building Network of Bosnia and Herzegovina ausgezeichnet. Der Zweck des Preises ist die Anerkennung herausragender kreativer Leistungen zur Förderung von Toleranz und europäischen Werten, Menschenrechten und Friedensförderung. Der Preis wird symbolisch am Internationalen Tag der Menschenrechte, dem 10. Dezember, verliehen.
Im Dezember 2011 wurde Ivica Osim im Festsaal des Rektorats der Universität Sarajevo ein Ehrendiplom und ein goldenes Abzeichen der Universität Sarajevo verliehen.
Im Februar 2010 gewann Ivica Osim den Staatspreis für Sport, der dann zum ersten Mal in der Organisation des Ministeriums für Zivilangelegenheiten von Bosnien und Herzegowina verliehen wurde. Die Auszeichnung ist die höchste Auszeichnung, die Bosnien und Herzegowina für einen außergewöhnlichen Beitrag zur Entwicklung des Sports und zur Bestätigung von Bosnien und Herzegowina vergibt. Im selben Jahr war Osim einer der Förderer von Japans Bewerbung um die Ausrichtung der Weltmeisterschaft 2018 oder 2022.
2005 verlieh FK Partizan Ivica Osim den Crystal Prism Award für seinen außergewöhnlichen Beitrag zur Entwicklung des Fußballs und von FK Partizan im Allgemeinen. In seiner reichen Trainerkarriere war der Strauß von Grbavica in den 1980er-Jahren auch FIFA-Ausbilder in einigen afrikanischen Ländern und damit für die Ausbildung und Lizenzierung junger talentierter Trainer verantwortlich. Bei der Weltmeisterschaft 2002 in Japan und Südkorea gehörte er zum technischen Team der FIFA (Technical Study Group-TSG). Er gehörte zu einem Kreis mit einigen der berühmtesten Trainer und Spieler der Welt wie Abedi Pele (Ghana), Carlos Alberto Parreira (Brasilien), Andy Roxburgh (Schottland), Anghel Iordănescu (Rumänien) und vielen anderen.
Ivica Osim saß zusammen mit dem berühmten kroatischen Trainer Tomislav Ivić (1933-2011) auf der Bank der Weltauswahl, die gegen die kroatische Nationalmannschaft aus dem Jahr 1998 spielte, angeführt von Miroslav Ćiro Blažević (1935-2023). Damals verabschiedete sich der prominente kroatische Kapitän Zvonimir Boban, heute ein angesehener UEFA-Funktionär, vom aktiven Fußball. Dieses Spiel wurde am 7. Oktober 2002 im Maksimir-Stadion in Zagreb ausgetragen.
Der Gemeinderat der Landeshauptstadt Graz 2001 überreichte Ivica Osim die Ernennungsurkunde zum Ehrenbürger der Stadt Graz. In der Zeit von 1999 bis 2001 erhielt Osim drei miteinander verbundene Auszeichnungen, den Goldenen Orden für besondere sportliche Leistungen, verliehen von der Regierung des Landes Steiermark. 1998 wurde ihm von derselben Landesregierung der Goldene Orden für besondere Verdienste verliehen.
Im Jahr 2000 erhielt der Strauß von Grbavica den „Josef Krainer Preis in Würdigung der Leistung im Bereich Fußballsport und Sportphilosophie“ und das Steirische Gedenkwerk für seine Verdienste auf dem Gebiet des Fußballs und der Sportphilosophie.
Von 2000 bis 2003 war Osim der stellvertretende Bürgermeister von Sarajevo. Während seiner Amtszeit wurden in den Stadtteilen von Sarajevo zahlreiche Außensportplätze gebaut, hauptsächlich für Fußball, Basketball und Volleyball.
Anfang Juni 2000 wurde Ivica Osim zum Botschafter der Humanity-Olympics in Sarajevo befördert und erhielt bei dieser Gelegenheit die Goldene Charta. Präsident des Humanity-Olympics-Committee war der berühmte bosnische Dichter und Akademiker Izet Kiko Sarajlić.
Anfang desselben Jahres belegte Osim bei der Wahl des besten Athleten des 20. Jahrhunderts in Bosnien und Herzegowina den dritten Platz, direkt hinter den weltberühmten Mirza Delibašić und Safet Sušić. Im selben Jahr wurde Švabo zum Trainer des Jahrhunderts in Bosnien und Herzegowina erklärt.
Ivica Osim hat mehrfach als Gast, Moderator, Promoter und Dozent des Internationalen Sportsymposiums SIMPOSAR mit Sitz in Sarajevo teilgenommen, dessen Schöpfer und Leiter der bereits erwähnte Sportjournalist Sabahudin Topalbećirević ist.
DIE FAMILIE
Der legendäre Strauß von Grbavica verbrachte fast sechzig Jahre seines Lebens in der Ehe mit seiner Frau Asima, die er während seiner Schulzeit kennengelernt hatte. Sie haben drei Kinder, die Söhne Amar und Selimir, Tochter Irma, drei Enkelkinder und zwei Urenkelkinder. Ivica Osim hatte auch eine jüngere Schwester, Gordana Sokolović, die am 12. März 2016 in Sarajevo starb. Zeit ihres Lebens waren die Eheleute Osim auch in der humanitären Arbeit sehr aktiv. Der Strauß von Grbavica war unter anderem auch ein Förderer der Japanischen Vereinigung für Prävention und Hilfe für Familien und Patienten, die einen Schlaganfall überlebten.
LESEEMPFEHLUNGEN:
81 Dinge über Ivica Osim (sturmnetz.at)
Ein Professor als Brückenbauer – das Jugoslawien des Ivica Osim (sturmnetz.at)
Über den Autor: Bojan Mustur lebt und arbeitet in Doha, Katar. Als von der Qatar News Agency-QNA akkreditierter Auslandssprecher schreibt er für die Tageszeitung Oslobođenje aus Sarajevo. Er ist Mitglied der International Federation of Journalists (IFJ), der International Sports Press Association (AIPS), der Association of Bosnia and Herzegowina Sports Journalists und der Association of Bosnia and Herzegovina Journalists). Mustur berichtete von der Weltmeisterschaft in Katar 2022 (FIFA World Cup Qatar 2022TM), dem FIFA Arab Cup Qatar 2021 (FIFA Arab Cup Qatar 2021TM), der Asian Champions League (AFC Champions League) und vielen anderen katarischen Fußballwettbewerben. Er ist der Neffe von Ivica Osim und hat sein ganzes Leben unter seinem starken Einfluss verbracht.
hab nur die hälfte lesen können….. too much emotions
Ein wunderbarer Artikel, herzlichen Dank!