Endlich wieder Cup

Spielvorschau: ÖFB-Cup-Viertelfinale, SK Sturm Graz vs. RB Salzburg

Der Cup scheint nicht selten das Stiefkind des österreichischen Fußballs zu sein. Oftmals vielleicht als lästige Pflicht empfunden, fristet der ÖFB-Pokal in Österreich ein Dasein, das seinem, aufgrund des Turniermodus (nach Ansicht des Autors) durchaus vorhandenen Potenzial nicht gerecht wird. Ungünstige Spieltermine (wie etwa Mittwoch, 20:30 Uhr irgendwann im Februar) und oft mühsames Vorgeplänkel in den unteren Ligen eines Landes, dessen höchste Spielklasse Platz für Exoten wie Grödig oder Altach bietet, tragen nicht gerade zur Beliebtheit dieses Bewerbs bei. Während die nationalen Pokale in anderen Ländern zumindest im späteren Verlauf der Finalspiele Stadien problemlos füllen, darf in Österreich nicht einmal im Endspiel mit nur annähernd gut gefüllten Rängen gerechnet werden. Dass es auch anders geht, bewies der SK Sturm Graz mit seinen Fans im Jahr 2010. Die Finalteilnahme löste am 16. Mai jenes Jahres eine ungeahnte Völkerwanderung über die Pack nach Klagenfurt aus. 25000 Sturmfans wollten ihrer Mannschaft beim ersten Titelgewinn seit Jahren zujubeln und konnten es schließlich auch. Auf dem gar nicht allzu langen Weg zu diesem schon historischen Sieg musste Sturm natürlich einige mehr oder weniger große Hürden nehmen, eine davon rückt angesichts des kommenden Spiels in dieser Woche natürlich in den Mittelpunkt des Interesses.

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© SturmNetz.at – Sowohl im Cup als auch in der Bundesliga schneite es während der letzten Begegnungen zwischen Sturm und Salzburg

Graz, UPC-Arena, 10. Februar 2010, 22:18 Uhr:

Vor lediglich 4.528 Besuchern – ein eher überschaubarer Teil davon aus Salzburg angereist – musste der österreichische Bundesliga-Krösus anerkennen, dass alles, was seine Schergen an diesem Abend zu leisten vermocht hatten, nicht ausreichend war, um den SK Sturm vom Weg zum späteren Cup-Titel, einem der emotional für wohl viele Fans schönsten Erfolge der Geschichte, abzubringen. Bei widrigsten winterlichen Bedingungen besiegten die Blackies die Roten Bullen aus Salzburg im Achtelfinale mit 2:0 – ein Sieg, der nicht nur aufgrund der Tatsache in Erinnerung blieb, den Angstgegner der letzten Jahre schlechthin geschlagen zu haben. Vor Spielbeginn setzte in Graz nämlich heftiger Schneefall ein und nur zu gut dürfte den damaligen Zusehern noch das Bild von emsigen Schneeschauflern in Erinnerung geblieben sein, die in der Pause der Begegnung zumindest die Strafräume von der üppigen weißen Pracht befreiten. „Ein biathlonähnlicher Bewerb“ (O-Ton: Thomas König, ORF-Kommentator) sollte es werden und war es auch – Bedingungen, derer die Gäste aus der Mozartstadt gar nicht Herr wurden, umso besser allerdings die Gastgeber. Klemen Lavric, später Cup-Held von Klagenfurt per Elfmeter und Roman Kienast (erstes Tor für Sturm) mit einem Heber aus dem Mittelfeld schossen den SK Sturm ins Viertelfinale. Gegen die damals zweitklassige Admira wurde ebenso ein Sieg eingefahren wie später im Semifinale gegen die SV Ried – nur mehr Randnotizen dieser Erfolgsgeschichte.

Déjà-vu?

Morgen um 20:30 Uhr kommt es im Viertelfinale des ÖFB-Pokals erneut zum Aufeinandertreffen jener beiden Klubs, die sich vor genau sechs Jahren schon im Achtelfinale desselben Bewerbs gegenüberstanden und sich im Crossover von Schneeballschlacht und Fußball versuchten. In Bezug auf die Wetterbedingungen werden die Vorzeichen für diese Partie allerdings andere sein als 2010: Eventueller Niederschlag wird, wenn überhaupt, in ausschließlich flüssigem Aggregatzustand vom Himmel regnen und, vertraut man den aktuellen Prognosen, bis spätestens zum Anpfiff ohnehin kein Thema mehr sein. Unverändert ist die Ausgangslage in diesem Duell allerdings in einem wesentlicheren Bereich: in der Frage nach der Favoritenrolle. Diese hat der FC Red Bull Salzburg gegen die Schwarz-Weißen nämlich seit Jahren inne und das wird, so Trainer Franco Foda, auch morgen Abend nicht anders sein. Ein Detail darf an dieser Stelle übrigens nicht ignoriert werden: Im Cup-Viertelfinale 2010 protestierte die Nordkurve geschlossen gegen das in Kraft getretene Verbot von Pyrotechnik im Stadion – in den ersten 45 Minuten schwiegen die schwarz-weißen Fans damals, um ihre Standpunkte diesbezüglich zu verdeutlichen. Dass sie morgen allerdings sicher nicht still sein werden, ist klar.

Unterschiedliche Vorzeichen

Unterschiedlich schnitten beide Kontrahenten auch beim Frühjahrsauftakt der Bundesliga am vergangenen Wochenende ab. Während Sturm in Altach in letzter Sekunde noch einen Punkt erretten konnte, entführten die Salzburger drei Zähler aus der Südstadt. Das Bundesliga-Debüt von Neo-Trainer Óscar García ist also gelungen, auch wenn seine Mannschaft im Spiel gegen die Admira unübersehbare Startschwierigkeiten hatte – eine Parallele zu Sturm, denn auch die Grazer verschliefen am vergangenen Samstag den Spielanfang und einen großen Teil der ersten Halbzeit. Sie gerieten im Gegensatz zu den Bullen aber schnell in Rückstand, wenn auch sicher zum Teil aufgrund eines gravierenden Fehlers des Schiedsrichterteams. „Wenn man nach zehn Minuten mit 2:0 hinten liegt, ist das sehr schwer. Man hat gesehen, dass die Mannschaft unter Schock stand“, gab Thorsten Schick beim gestrigen Mediabriefing zu. Gegen den Tabellenführer bedeutet ein solcher Start, wie ihn Sturm in Vorarlberg hinlegte, allerdings das sichere Cup-Aus. Somit ist Trainer Foda gefragt, seine Mannschaft auf das so wichtige Spiel einzuschwören.

Apropos: Franco Foda beklagte zurecht eindeutige Fehlentscheidungen in der vergangenen Bundesligarunde. Mit diesen haderten die Blackies allerdings auch schon vor sechs Jahren in ebenjenem beinahe geschichtsträchtigen Achtelfinale: Schiedsrichter Gerhard Grobelnik verweigerte dem SK Sturm nämlich nicht nur einen klar zu gebenden Strafstoß, sondern sprach auch einem regulären Tor aufgrund eines vermeintlichen Stürmerfouls seine Gültigkeit ab.

Rochaden?

Eine Änderung der Startelf, wie sie in Altach auf das Feld geschickt wurde, schließt Foda nicht aus: Lukas Spendlhofer nahm gestern wieder am Mannschaftstraining teil. Daniel Offenbacher ist derzeit leicht angeschlagen und sein Einsatz somit fraglich. Wie gewohnt ließ sich der Trainer allerdings nicht in die Karten schauen. Es darf vermutet werden, dass Roman Kienast von Beginn an spielen und Bright Edomwonyi, der seine Leistung im Spiel vor der Winterpause beim Frühjahrsauftakt nicht bestätigen konnte, vorerst auf der Bank Platz nehmen wird. Der Neuzugang in der Innenverteidigung, Anastasios Avlonitis, hat schon in seinem ersten Spiel für den SK Sturm einen eindrucksvollen Auftritt hingelegt, den unsere Leserinnen und Leser mit dem Titel des „Man Of The Match“ ehrten. Es darf also damit gerechnet werden, dass er auch morgen wieder in der Startformation zu finden sein wird.

Spieldaten

SK Sturm Graz – FC Red Bull Salzburg
Mittwoch, 10.02.2016, 20:30, UPC-Arena

Mögliche Aufstellung:
Sturm Graz (4-2-3-1) Esser; Kayhan, Spendlhofer, Avlonitis, Lykogiannis; Kamvuaka, Lovric; Schick, Stankovic, Klem; Kienast

Ersatz: Gratzei, Edomwonyi, Offenbacher, Jeggo, Potzmann, Gruber, Horvath

Es fehlen: Avdijaj (Oberschenkelprobleme), Piesinger (Kreuzbandriss)

SturmNetz.at wird selbstverständlich via Liveticker ab 20:00 aus dem Stadion berichten.

 

8 Kommentare

  1. Nock-74 sagt:

    ….Fanshops  (Girardigasse, Stadion Liebesau am Spieltag ab 16:00 Uhr geöffnet)!

    Auf der offiziellen Sturmhomepage! 🙂 So wie das Stadion beinand ist würd es eh schön langsam diesen Namen verdienen. Da hat sich wohl jemand absichtlich einen „Spaß“ erlaubt, das „n“ und „s“ sind doch ein wenig getrennt auf der Tastatur!

  2. Hindemith sagt:

    Ich befürchte, es ist ein richtungsweisendes Aufeinandertreffen heute Abend. Gewinnen wir, könnte diese verkorkste Saison doch noch einmal Fahrt aufnehmen, weil ein tolles Ziel zu erreichen ist. Scheiden wir aus, ist das der nächste Dämpfer, und die Perspektivenlosigkeit wird prolongiert. Ich erwarte also volle Konzentration und Fokussierung und hoffentlich „Einsatz total“!

  3. ljnight2 sagt:

    Bin der meinung das ein sieg nach 90 minuten eine sensation ist..
    Ein x (tippe auf 2:2) ist machbar mit ein bisschen glück könnte der aufstieg dann gelingen..
    Awa man braucht sich nix vormachen, salzburg ist salzburg!
    Doch mit leidenschaft, Konzentration und kampf kann vieles möglich werden 🙂

  4. Nock-74 sagt:

    Bin auch der Meinung, dass heute was möglich ist. Wenn man Salzburg erwischen will ist sicherlich jetzt der beste Zeitpunkt. Hab mir das Spiel gegen die Admira angesehen und da war bei weitem noch nicht alles bei 100%. Natürlich bei uns auch nicht. Aber mit Einsatz, Kampfbereitschaft und 100%igem Siegeswillen kann vieles möglich sein!! Auf ins Stadion!

  5. kato sagt:

    salzburg ist heuer schwach wie seit düdelingen nicht mehr. die besten spieler (ausser soriano) sind weg, andere verletzt. der alte trainer hats verkackt, der neue muss sich erst einarbeiten. dazu kommt dass ihr fokus sicher auf der meisterschaft liegt. von daher ist die ausgangslage gut.

    ob sturm derzeit gut genug ist, um das zu nützen, ist fraglich.

    allerdings wirkt das medienbriefing auf mich so, als wär für foda und schick der cup ohnehin nur die oben erwähnte lästige pflicht. den hunger, heuer noch was zählbares zu reissen, hab ich jedenfalls nicht gespührt. vielleicht wollten sie nicht wieder ziele ausrufen, die sie verpassen könnten. aber in einer knockout-partie ausscheiden ist was anderes, als von der meisterschaft träumen und dann ein jahr lang chancenlos zu sein.

    gerade in einer saison wie dieser würd ich mir wünschen, dass sturm für den cup-titel brennt. wenns dann nix wird, ists auch wurscht. aber 3 siege für einen titel und das tor nach europa, da musst du all-in gehen!

     

    • black_aficionado sagt:

      Seh ich auch so! Wer gestern Stuttgart-Dortmund gesehen hat, der weiß was es bedeutet für ein Spiel zu brennen! Mit der Einstellung von Stuttgart müssen wir heute auch in das Spiel gehen (das Ergebnis sollte halt nicht das gleiche sein 😉 )!

      Dieses Bewusstsein fehlt mir oft im österreichischen Cup, 6 Spiele um international vertreten zu sein und einen Titel geholt zu haben. Das kann ich eigentlich, schon gar nicht wenn ich keine Chance auf die Meisterschaft habe, stiefmütterlich behandeln.

  6. ds1909 sagt:

    sehe das so wie meine Vorposter.

    der cup ist heuer die einzige Chance irgendwie die Saison zu retten. Ich erwarte mir schon dass die Jungs sich heute denn ar… aufreißen. Laut Jauk soll ja ein Feuerwerk auf dem Platz gezündet werden, da bin ich mal gespannt. Was ich nicht verstehe ist, warum der Bewerb bei uns so wenig bedeutung hat, immerhin ist der Cup der schnellste Weg nach Europa.

    Und darum: AUFGEHTS SCHWOAZE KÄMPFEN UND SIEHEN!!!!!

  7. ljnight2 sagt:

    Und deswegn versteh ich auch nicht, warum wenig zuschauer zum cup kommen..
    Meisterschaft ist das täglich brot.
    Deswegn muss der cup das gegenteil von lästige pflicht sein, da gehts in kürzester zeit um viel und jeder hat die gleiche chance,.
    Ganz egal ob man ein meisterschafts spiel mit 5:0 oder 8:0 verloren hat oder ob man 20 punkte in der meisterschaft hinten liegt, ein cupspiel beginnt immer bei 0
    Und nochdazu ists spannender weils an diesen tag entschieden wird..
    Und wenn man ins stadion geht, zahlt man nicht für 90 minuten, sonder vl sogar für 120 minuten und elfmeterschießen 😉
    Also alle ins stadion und bloß nicht den orf unterstützen 😉 😀

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