„Einen Wetl wird Giannini nicht ersetzen können“ (Ivica Osim, 1996)

Als ein Sturmspieler aus Eibiswald in die große Fußballwelt eintauchte

„Um die Gegenwart zu verstehen, muss man die Geschichte kennen.“ Genau aus diesem Grund blicken wir von SturmNetz.at in regelmäßigen Abständen zurück in die Historie eines Vereines, der so viele Hochs und Tiefs überwunden hat, wie wohl nur wenige andere Klubs, der beispielsweise einst europaweit für Furore sorgte und danach finanziell in der Gosse landete. Ivica Osim brachte es wunderbar auf den Punkt: „Sturm deckt alles was schwarz ist in meinem Leben. Alles was weiß ist aber auch.“ Wir erzählen in dieser Rubrik „Gschichtn“, stürmische Gschichtn eben. 

SCHAUPLATZ SARAJEVO – SCHAUPLATZ EIBISWALD

Als im Frühjahr 1985 der FK Zeljeznicar Sarajevo gegen den FC Videoton in allerletzter Minute den Einzug in das UEFA-Cup-Finale verpasst, trainiert beinahe zeitgleich im 600 Kilometer entfernten Eibiswald ein junger Bursche für den bevorstehenden Sichtungstest des BNZ Graz. Was diese beiden Ereignisse miteinander zu tun haben, ist schnell erklärt: In Sarajevo ist gerade Ivica Osim als Trainer des bosnischen Vereines tätig, der talentierte Nachwuchskicker aus der Weststeiermark heißt Arnold Wetl. Und beide sollten ein Jahrzehnt später zu den Hauptinitiatoren eines Grazer Fußballwunders in Schwarz-Weiß werden. Damals hatten beide mit dem SK Sturm noch wenig am Hut: Im Falle von Osim keine Überraschung, bei Wetl verwundert dieser Umstand schon eher:

„Ich hatte zu dieser Zeit nicht so etwas wie einen Lieblingsverein. Meine Begeisterung galt dem Fußballsport an sich. Und ich hatte nur das Ziel ein guter Kicker zu werden. Bei welchem Verein, war zu dieser Zeit für mich noch eher nebensächlich.“

Bereits in diversen Nachwuchsmannschaften des SV Eibiswald hat Wetl als Stürmer so manchem Gegner im Alleingang den Garaus gemacht, auch in steirischen Auswahlmannschaften kann er stets überzeugen. Da er beim daraus resultierenden Sichtungstest des Grazer Fußballleistungszentrum ebenfalls besticht, erfolgt der erste wichtige Schritt für eine erfolgreiche Karriere als Fußballer. Wetl übersiedelt nach Graz und ist fortan Teil der zur damaligen Zeit bestmöglichen Fußballausbildung in der Steiermark. Er besucht die Handelsschule, wo er allerdings eher mit Nachlässigkeiten glänzt. Wichtiger ist ihm schon damals, jede Minute seiner Freizeit mit Kicken zu verbringen.

Der eingeschlagene Kurs stimmt von Beginn an: Über das Bundes-Nachwuchs-Zentrum führt sein Weg direkt in die U-18 von Sturm, wo Robert Kaiser – ein Arsenalbezwinger von 1970 – sein Trainer ist. Gute Leistungen in der U21 – die zu dieser Zeit noch die Vorspiele bei Bundesligaspielen des SK Sturm in der legendären Gruabn bestreiten dürfen – ermöglichen ihm recht bald mit der Kampfmannschaft mittrainieren zu dürfen. Und unter Trainer Walter Ludescher erfolgt für Wetl am 6.7. 1988 die Feuertaufe: Beim Intertoto-Spiel in Stainach gegen den dänischen Vertreter Ikast FS trägt der damals 18-Jährige erstmals in einem Bewerbsspiel das Sturm-Trikot. Arnold wurde zur Pause gegen einen gewissen Gerhard Goldbrich ausgewechselt und das Spiel endete 1:1. Wetl gehört jetzt dazu, auch wenn der nächste Einsatz einige Zeit auf sich warten lassen soll: Im damals sogenannten Mittleren-Play-Off ist er wieder aktiv. Der endgültige Durchbruch gelingt aber erst später.

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(c) Johann Dietrich

STERNSTUNDE IM ÖFB-CUP IN LEWANDOWSKIMANIER

Am 4. September 1990 ersetzt  Wetl den verletzten Goran Radojevic in der Cup-Begegnung gegen die Klagenfurter Austria. Und wie: Nach 68 Minuten steht es 4:0 für Sturm, vierfacher Torschütze Arnold Wetl. Und schon knapp 10 Monate nach dieser Sternstunde im nasskalten Waidmannsdorfer Stadion der nächste Karriere-Höhepunkt: Am 18. April 1991 wird er im Wiener Prater Stadion in einem enttäuschenden Länderspiel der österreichischen A-Nationalelf gegen Norwegen fünf Minuten vor Abpfiff eingewechselt. Wohlgemerkt zu einer Zeit, in der die österreichische Auswahl beinahe nur aus Spielern aus Wien und Innsbruck bestand. Im darauffolgenden EM-Qualifikationsspiel gegen die Färöer Inseln steht er schon in der Startelf und erzielt sein erstes Länderspieltor zum 3:0-Endstand. Doch trotz dieses Raketenstartes, macht Wetl erst eine ominöse Muskelverletzung zu jenem Musterprofi, als der er all die Jahre hindurch galt: Im Herbst 1991 setzt ihn diese außer Gefecht und Wetl wird bewusst, dass der Körper eines Fußballprofis das größte Kapital ist. Von da an lebt er nun noch intensiver für den Fußballsport und findet die richtige Einstellung zu seinem Beruf. Disziplinlosigkeiten ärgern den sonst so ruhigen Spieler am allermeisten.

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(c) Johann Dietrich

MIT IVICA OSIM AUF ZU NEUEN UFERN

In den turbulenten Prä-Osim Jahren war Wetl immer einer der wenigen Konstanten bei Sturm und seine Tore waren mitentscheidend den 1993 schon beinahe sicher geglaubten Abstieg doch noch in allerletzter Minute zu verhindern. Selber erst 23, ist er doch einer der Erfahreneren rund um die wilden Löwen wie Markus Schopp, Herbert Grassler, Günther Neukirchner, Gilbert Prilasnig oder Mario Haas. Die Saison 1993/94 unter Trainer Milan Djuricic verläuft jedoch so gar nicht nach seinem Geschmack. Das Defensivssystem des Kroaten zermürbt des Öfteren den Offensivdrang von Wetl. Ein starres taktisches Konzept schlägt jugendliche Unbekümmertheit. Doch mit der Verpflichtung von Ivica Osim im darauffolgenden Jahr wird alles ganz anders:

„Ich kann behaupten, dass ich von allen Trainern, die ich bei Sturm erleben durfte, (Anm: Ludescher, Baric, Starek, Jurkemik, Djuricic) etwas mitnehmen konnte. Aber Osim hat uns erst wirklich geformt. Sein Hauptaugenmerk galt dem schnellen Umschaltspiel. Anfangs war die Umstellung für uns Spieler gewaltig, aber alle haben begeistert mitgezogen und erste Erfolge haben sich schneller eingestellt als eigentlich erwartet.“

Zum Meistertitel reicht es nur knapp nicht. Doch Wetl ist das Um und Auf der Mannschaft und steht in allen 36 Meisterschaftsspielen in der Startaufstellung. Daran ändert sich auch in der Folgesaison nichts. Wieder wird Sturm Vize-Meister. Wieder verpasst man den Titel nur hauchdünn. Und wieder ist Arnold Wetl bei Sturm gesetzt. Insgesamt erzielt er zudem in den beiden ersten Osim-Saisonen 18 Treffer und ist einer der jüngsten Kapitäne in der langen Historie von Sturm Graz. Osim deklariert sich immer wieder als echter Wetl-Fan und sagt über ihn: „Wetl ist ein Mann der Extra-Klasse“ und „in Österreich gibt es kaum vergleichbar wertvolle Spieler“. Medial bleibt Arnold stets lieber im Hintergrund, lässt andere an das Mikrofon und doch blicken die „jungen Löwen“ zu ihm auf. In jener Zeit war man bei Sturm von wirklich lukrativen Gehältern noch zwei bis drei Jahre entfernt, doch für Wetl haben andere Dinge ohnehin Priorität: In der immer wieder gern zitierten Sturm-Familie fühlt er sich wohl, hier passt auch das Rundherum und so bleibt auch ein Angebot von Rapid Wien zu jener Zeit schlichtweg ignoriert.

„Bei Sturm hat zu jener Zeit einfach alles gepasst. Die vielzittierte Sturm-Familie hat es damals wirklich gegeben. Wir alle sind oft schon zwei Stunden vor dem Training in Messendorf erschienen und haben uns mit Aufwärmspiele die Zeit vertrieben. Osim war davon schwer beeindruckt, zudem konnte er sich sein Warm-Up-Programm zumeist ersparen. Am Dienstag beispielsweise hat sich die gesamte Mannschaft im Grazer Schuberthof versammelt, wo wir einen Sturm-Stammtisch abgehalten haben. Auch sonst haben wir alle zusammen viele Aktivitäten gemeinsam gemacht.“

HAUPTPROTAGONIST BEIM ERSTEN TITEL IN DER 87-JÄHRIGEN KLUBGESCHICHTE

Der 5. Juni 1996 sollte nicht nur für den Verein, sondern auch für den Eibiswalder ein historisches Datum darstellen. Im Cupfinale gegen die Admira bereitet er mit einem Kopfball an die Stange den Führungstreffer vor und erhöht mit zwei beinahe identen Torerfolgen – jeweils per Weitschuss aus etwa 16 Metern – auf 3:0. Sturm holt sich zum ersten Mal in der Vereinsgeschichte einen Titel. Wetl ist jetzt in aller Munde. Seine Leistungen in der Meisterschaft, aber auch im Nationalteam, wecken das Interesse bei so manchem internationalen Großklub.

„Eigentlich wollte ich von Sturm gar nicht weg. Wir waren zu dieser Zeit zwar schon Profis, doch wir haben nur so gelebt. Die Bezahlung jedoch war für einen Berufsfußballer noch sehr überschaubar. Mein Vertrag, aus dem 93er Jahr, ist zu jener Zeit ausgelaufen, ich war Stammspieler und Kapitän, daher war es für mich logisch, dass der Verein beim Gehalt dementsprechend nachbessert.“

Doch das Duo Kartnig/Schilcher lässt sich bei der Unterfertigung des neuen Kontrakts Zeit. Zu viel Zeit. Ein folgenschwerer Fehler wie sich später herausstellen wird. Wetl bestreitet als vertragsloser Spieler die Saisonvorbereitung 1996/97 und erlebt auch die Ankunft des ehemaligen AS Roma Stars Giuseppe Giannini in der Gruabn hautnah mit. Doch unerwartet und urplötzlich flattert bei seinem Berater Skender Fani in Wien ein Angebot des FC Porto ein. 2 Millionen Schilling mehr Gehalt als in Graz offerieren die Portugiesen dem Eibiswalder. So ein Angebot und vor allem die Chance bei einem international renommierten Klub tätig zu sein, lassen in ihm ein Umdenken stattfinden. Zudem ärgert ihn die Hinhaltetaktik vonseiten der Verantwortlichen bei Sturm. Beeindruckt ist der Mittelfeldspieler auch davon, dass der FC Porto ihn gar nicht testen will, sondern von Videos mit Wetls Auftritten im österreichischen Nationalteam dermaßen schwer beeindruckt ist, dass der portugiesische Meister  ihn ohne ein Probetraining verpflichten will. Osim leidet. Er weiß genau, wie wichtig der Kapitän für das Mannschaftsgefüge ist. Präsident Kartnig ärgert eher, dass er selber, schwer fahrlässig, eine frühzeitige Vertragsverlängerung Wetls auf die lange Bank geschoben hat und dieser somit zum Nulltarif zu haben wäre. Die Drähte zwischen Graz und Wien – wo Wetls Berater Dr. Skender Fani auch schon permanent Porto am Rohr hat – glühen heiß.

„Trainer Osim hat nicht dezitiert versucht, mich zum Bleiben zu überreden. Ich bin mir aber sicher, dass er nicht wollte, dass ich den Verein verlasse. Aber er war nicht der Typ, der sich in Transfers eingemischt hat. Das hat er anderen überlassen. Es hat mich aber natürlich geehrt, dass ein Trainer von Weltformat so viel von mir gehalten hat.“

VERTRAGSUNTERZEICHNUNG BEIM FC PORTO

Am 11. Juli 1996 ist es dann soweit. „Nolde“ nimmt die „Jahrhundertchance“ wahr und ist ab sofort Spieler des FC Porto. Osim trifft der Abgang des Kapitäns besonders hart. Auch die Verpflichtung von Pepe Giannini, einige Tage zuvor, kann Ivan nicht über diesen Umstand hinwegtrösten. Der Bosnier weiß genau, wie wichtig Wetl für das Spiel des SK Sturm war. „Einen Wetl wird Giannini auch nicht ersetzen können“, sagt er in jenen Tagen, angesprochen auf seine Erwartungen für die kommende Saison. Und wie so oft unter Kartnigs Regentschaft wird es nebulös: Der Präsident kämpft und wehrt sich gegen den Transfer mit Händen und Füßen. Oder besser gesagt gegen einen ablösefreien Transfer. Plötzlich gibt es laut Kartnig einen „mündlichen Dreijahres-Vertrag mit Wetl“ und daher fordert der Präsident vom FC Porto 10 Millionen Schilling Ablöse. Außerdem „sei ja enorm wichtige Zeit in der Vorbereitung verloren gegangen“. Daher legt Sturm bei der UEFA einen Protest gegen diesen Transfer ein und schadet der Entwicklung von Wetl nachhaltig. Mehr dazu aber etwas später. Dass der Abgang von Wetl, aber auch jener von Markus Schopp in Richtung Hamburg, nicht zu kompensieren war, zeigt sich in der Herbstsaison 1996. Trotz der Verpflichtung einiger großer Namen läuft es bei Sturm so überhaupt nicht rund um man beendet den Herbst auf Platz 6 der Tabelle. Der in der Osim-Ära mit Abstand schlechteste Wert überhaupt.

PERFEKTER EINSTAND IN PORTUGAL

Wetls Einstand in Portugal läuft richtig rund. Zwar ist sein erstes Trikot noch mit WELT beflockt, ansonsten gestaltet sich der Auftakt bei diesem Verein mit Weltrenommee prächtig. Im Candido de Oliveira, dem portugisischen Supercup, erzielt er beim 5:0 Sieg des FC Porto auswärts gegen Benfica Lissabon im Estadio de Luz den Treffer zum 4:0 und gewinnt somit, nach dem Cupsieg mit Sturm, den zweiten nationalen Titel seiner Karriere.

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Das Team des FC Porto 1996/1997 (c) privat

„Porto war zu dieser Zeit das Nonplusultra im portugiesischen Fußball. Doch die Liga selbst war nicht sonderlich ausgeglichen und hatte keinen hohen Stellenwert. Somit lag das Hauptaugenmerk des Vereins in den internationalen Bewerben. Der Protest von Sturm gegen meinen Transfer erfolgte genau zu jener Zeit, als Porto seinen Champions-League-Kader bei der UEFA bekannt geben musste. Der Verein durfte nur 25 seiner 32 Kader-Spieler für diesen Bewerb nennen und verzichteten dabei, aufgrund des noch anstehenden Rechtsstreites, auf meine Nominierung.“

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Matchworn Trikot von Arnold Wetl (c) privat

Wetl bestreitet allerdings zwölf Meisterschaftsspiele für den FC Porto, wird mit der Mannschaft portugiesischer Meister und verdient dank eines 3,5-Millionen-Schilling-Jahresvertrages um ein Vielfaches mehr, als bei Sturm.

„Mit Spielern wie Jardel, Rui Barros, Sergio Conceicao oder Edmilson in einer Mannschaft zu spielen war schon ein Erlebnis. Auch die Infrastruktur des Vereines war beeindruckend. Zudem war ich gefordert eine neue Sprache zu erlernen – das hat mir sicherlich gut getan – und ich hab mit meiner Familie ein wunderschönes Haus in Toplage zur Verfügung gestellt bekommen. Daher hab ich diesen Wechsel keinesfalls jemals bereut.“

Im Frühjahr wird Wetl dann auch für die Königsklasse genannt und im Viertelfinale der Champions-League gegen Manchester United in der 47. Minute eingwechselt. Klingt aber aufregender, als es war, zumal Porto im Hinspiel im Old-Trafford bereits mit 0:4 untergegangen ist. Nach Abschluss der Meisterschaft sucht der Eibiswalder das Gespräch mit Trainer Antoio Oliveira und der versichert ihn, dass er in der nächsten Saison weiter mit ihm plane.

„Als ich jedoch erfuhr, dass ich auch für die kommende Saison nicht für die Champions League genannt wurde, konnte ich des Trainers Worte nicht mehr vertrauen. Die Chance auf die Teilnahme bei der anstehenden Weltmeisterschaft in Frankreich war mir zu wichtig. Mir war klar, dass Herbert Prohaska keinen Reservisten mitnehmen wird. Daher wollte ich, trotz 3-Jahres-Vertrag, weg aus Portugal und machte mich auf die Suche nach Alternativen.“

3 1/2 JAHRE IN HÜTTELDORF

In Graz zeigt man sich nicht sonderlich interessiert an einer Heimholung des ehemaligen Kapitäns. Ganz anders schaut es diesbezüglich bei Rapid Wien aus. Die Hütteldorfer mussten im Sommer 1997 einen gewaltigen Aderlass hinnehmen und daher schlägt man sofort zu. Schon im Oktober ist Wetl Rapid-Spieler und wird von Anfang an eingesetzt. Wie zu Sturm-Zeiten steht er fortan in jedem Spiel in der Startelf und kann in Hinblick Weltmeisterschaft genügend Spielpraxis sammeln. Bei der Endrunde in Frankreich bestreitet er dann auch alle drei Vorrundenspiele. Gut in Erinnerung ist noch sein Fallrückzieher im letzten Gruppenspiel gegen Italien, als die österreichische Nationalmannschaft gegen die Squadra Azzura speziell in der zweiten Halbzeit drückend überlegen war. Er scheiterte aber an Torhüter Gianluca Pagliuca, und Österreich musste durchaus unglücklich die Heimreise antreten. Insgesamt bestreitet Wetl 21 Länderspiele und kann dabei vier Treffer erzielen. Auch sein letztes Länderspiel ist tief im Gedächtnis jedes österreichischen Fußballfans eingebrannt. Bei der historischen 0:9-Niederlage gegen Spanien im Estadio Mestalla zu Valencia steht er 90 Minuten am Feld und erzielt zudem durch ein spektakuläres Eigentor das 8:0 für die Spanier. Bei Rapid jedoch schätzt man nach wie vor seine Leistungen, vorbehaltslos ist Wetl ein Vorbild in Sachen Einstellung und Kampfkraft. Insgesamt absolviert er 96 Bundesliga-Spiele für die Hütteldorfer und erzielt 9 Tore. Doch genau in diese Periode fallen auch die ganz großen nationalen sowie auch internationalen Erfolge seines SK Sturm.

„Ich will die Zeit bei Rapid nicht missen. Wir blieben zwar ohne Titel, doch insgesamt gesehen war es auch in Wien eine sehr schöne Zeit. Dass Sturm just zu jener Zeit seine größten Erfolge feiern konnte, hatte für mich keinen faden Beigeschmack. Ich wollte ja diesen Weg machen. Ich hab mich entschlossen, es in Portugal zu versuchen. Hätte ich dies nicht gemacht, hätte ich es sicherlich später auch bereut. Darüber im Nachhinein zu grübeln ist ohnehin sinnlos. Es war eben so. Punkt.“

2001 RÜCKKEHR NACH GRAZ

Als der Vertrag bei Rapid 2001 ausläuft, kommt es für Arnold Wetl dann doch noch zu einer Heimkehr an seine alte Wirkungsstätte.

„Natürlich hab ich einen völlig anderen Verein vorgefunden. Viel hat sich geändert. Die Zwistigkeiten mit Präsident Kartnig rund um meinen Wechsel zum FC Porto waren längst vergessen. Die Zeit heilt bekanntlich viele Wunden. Daher war das kein Problem mehr. Die meisten der damaligen Akteure bei Sturm hab ich jedoch nicht mehr gekannt. Insgesamt war damals das Familiäre etwas in den Hintergrund gerückt, jetzt waren hauptsächlich Fußball-Profis am Werk, die ihren Job erledigten.“

Wetl ist zwar auch in Graz wieder von Beginn an Stammspieler. Doch die Erfolge bleiben aus. Das Scheitern in der Champions-League-Qualifikation gegen Maccabi Haifa in der Folgesaison bedeuten unumstößlich das Ende des Grazer Fußballwunders. Und mit Ivica Osim tritt der Hauptverantwortliche an diesen Erfolgen kurz dannach ab. Der ehemalige Kapitän bleibt noch an Board. Doch unter Trainer Mischa Petrovic spielt er kaum noch eine Rolle. Sein letztes Bundesliga-Spiel bestreitet er am 4.10.2003. Sturm gewinnt in Kärnten 3:0 und Wetl wird in der 86. Minute symbolträchtig für den nun jüngsten Kapitän in der Sturmgeschichte – Jürgen Säumel – eingewechselt.

„Im Herbst 2003 habe ich kurzzeitig noch über einen Vereinswechsel nachgedacht. Aber dann habe ich es vorerst doch gelassen. Ich wollte nie einer sein, der die Zeichen der Zeit übersieht. Speziell die letzte Saison bei Sturm habe ich mir schon anders vorgestellt, aber es war nun mal so. Zudem hat sich der Verein nach meiner aktiven Karriere korrekt verhalten und mich weiter beschäftigt. Doch es hat sich bald herausgestellt, dass ein Bürojob nicht zu mir passt.“

Und so ergibt sich doch noch ein Vereinswechsel. Der erstarkte FC Gratkorn, damals noch in der zweithöchsten Spielklasse tätig, buhlt um ein Comeback des ehemaligen Nationalteamspielers. Zu sehr bemerkt Wetl, wie wichtig ihm der Sport noch ist. Zu sehr fehlt ihm der Geruch des Rasens und der Wettkampf. Daher versucht es Wetl nochmal. Zwar fällt es ihm schwer, sich wieder an das Training zu gewöhnen, sich konditionell wieder in Schuss zu bringen, doch auch in Gratkorn ist Wetl sofort Stammspieler. Und wie bei Sturm Graz unter Trainer Ivica Osim bestreitet er auch in Gratkorn unter Coach Michael Fuchs alle 36 Meisterschaftsspiele von Beginn an.

TRAINER IN DER AKADEMIE

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2005 ist dann aber endgültig Schluss. In 504 Einsätzen in diversen Bewerben wurde der Vorzeige-Profi kein einziges Mal ausgeschlossen. Zudem war er auch kein einziges Mal gelb-gesperrt und seit über 10 Jahren verletzungsfrei. Zweifellos Ergebnis einer Einstellung die stets vorbildhaft war. Kein Wunder, dass Sturm bemüht war, so einen ehemaligen Spieler langfristig in die Nachwuchsarbeit einzubinden, wo er bis heute tätig ist. Zur Zeit betreut er in der Fußball-Akademie Steiermark Sturm Graz die U-16.

SturmNetz.at bedankt sich bei Arnold Wetl herzlichst für das ausführliche Gespräch.

 

 

 

 

 

 

3 Kommentare

  1. Arch Stanton sagt:

    Guter Mann, der Arnold Wetl.
    Guter Autor, der Günter Ko!

  2. Neukirchner sagt:

    Tolle kompakte Darstellung einer Fußballer-Karriere.

  3. Arch Stanton sagt:

    Da fällt mir ein: gibt’s denn gar nichts zum Bozo von und auf Eurer Seite?

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