Ein Sinnbild

Im Vorfeld dieser Partie war noch so einiges los: Sportlich ging es bei Sturm um die Absicherung des 3. Tabellenplatzes, bei Ried vielleicht noch um Wiedergutmachung nach der blamablen 0:2 Heimschlappe gegen die Austria. 

Unter der Woche klärte Sturm einige Personalien, so wurde Christian Gratzei um 2 Jahre, Wilson Kamavuaka um ein Jahr plus Option auf ein weiteres verlängert und Donis Avdijaj bleib uns mindestens bis Winter erhalten. Über die Länge von Gratzeis Vertrag kann man freilich diskutieren, Kamavuaka hat einen leistungsbezogenen Vertrag erhalten und bei Avdijaj ist jeder Tag in schwarz-weiß statt blau-weiß für Sturm zu bevorzugen; hier hat man also vieles richtig gemacht. Verabschiedet wurde neben Publikumsliebling Bene Pliquett auch Milanics Quoten-Japaner Taisuke Akiyoshi und Aushilfs-Verteidiger Igor Oshchypko. Keiner wird Sturm nächste Saison fehlen, auch wenn viele Fans sicherlich Pliquett statt Gratzei als Backup bevorzugt hätten. Die Causa Beichler wurde noch nicht geklärt; die Option ist nicht gezogen worden, man verhandelt lieber ein neues Arbeitspapier aus. Außerdem hatte man unter der Woche noch 3 Defensivspieler zu Gast um sie sich mal genauer anzusehen. Recht viel los in Messendorf, der Fokus liegt schon voll auf nächster Saison. 

Bei Ried trat hingegen der Supergau ein. Man verlor mit Glasner einen Trainer, dem man die ganze Saison über immer den Rücken stützen musste, der sportlich zu wenig Konstanz in das Rieder Spiel brachte, der eigentlich nicht wirklich überzeugen konnte. Wieso dann Supergau? Weil er ausgerechnet zum Erzrivalen nach Linz wechseln wird. 100.000 € soll Glasner dem LASK wert sein und man ist sich so sicher, dass er die nächsten vier Jahre in der Linzer Gugl an der Seitenlinie werkeln darf. Der Ehrenkapitän und Rekordspieler wechselt zum Erzrivalen, ein Alptraum für alle Fans der SV Ried und auch der Rest von Fußball Österreich blickte verdutzt nach Linz. Glasner wurde vor dem Spiel beurlaubt und man schweigt die Sache aus, bis er offiziell nicht mehr im Verein ist. Das muss man erst man verkraften. 

Fußball gespielt wurde in der letzten Runde dann ja auch noch und nachdem sich im Vorfeld der Partie die Sturm Damen durch ein 4:2 gegen FC Südburgenland den 3. Tabellenplatz sicherten wollten es die Herren den Damen gleich machen.  Die Vorzeichen waren allerdings nicht die Besten: Lukas Spendlhofer, Christian Gratzei, Marc Schmerböck, Roman Kienast, Bright Edomwonyi, Marko Stankovic, Benjamin Rosenberger und David Schnaderbeck sind verletzt, Simon Piesinger und Martin Ehrenreich gelb-gesperrt. Andreas Gruber ist bei der U20-WM. 13.176 Zuschauer fanden, nach dem Kreuzerl setzen, den Weg ins Liebenauer Oval, um das letzte Spiel der Saison live zu erleben. 

© SturmNetz.at (Mario)

(c) SturmNetz.at (Mario)

Taktisch sah Fodas System nicht viel anders aus als die letzten Wochen, die Ausfälle wurden alle ersetzt, die Bank blieb spärlich gefüllt. Im Tor bekam Schützenauer den Vorzug gegenüber Pliquett der damit zu keinem Einsatz mehr kam, Schick rutschte nach hinten in die Viererkette und Lovric durfte/musste wieder von Anfang an ran. Mit der jüngsten Startaufstellung der Saison begann man druckvoll. Ziel war es mit vielen Steilbällen das Mittelfeld schnell zu überbrücken um ohne großen Umweg zum Torabschluss zu kommen. Die Rieder hielten erstaunlich wenig dagegen und so kam man zu einigen sehr guten Chancen in der Anfangsphase. Ein sehr agiler Tadic zeigte, dass er kluge Laufwege im Köcher hatte, aber im Torabschluss wollte es in schwarz-weiß einfach nicht mehr klappen. Läuferisch und kämpferisch stimmte in Halbzeit eins alles, man sah den Jungs deutlich an, dass man im Kampf um Platz 3 sich nicht auf Wr. Neustadt verlassen wollte. Nach etwas mehr als einer halben Stunde fand Ried in die Spur und kam auch zu einigen Chancen; in dieser Phase stellte sich die Grazer Hintermannschaft nicht besonders klug an. Man stand zu weit vom Gegenspieler entfernt, so fanden in die Innviertler immer wieder Lücken um die Grazer Viererkette auseinander zu spielen. Kurz vor Ende der ersten Halbzeit stellte Foda um, schickte Avdijaj neben Tadic in die Spitze und Offenbacher kam ab jetzt über rechts. Sturm spielte weiterhin schön nach vorne, nur ein Treffer wollte nicht gelingen. 

Nach der Pause passierte nur mehr wenig, als Altach im Parallelspiel in Wr. Neustadt in Führung ging, konnte man nicht mehr zulegen. Der Wechsel Beichler für Offenbacher verpuffte völlig, ob man Beichler nächste Saison wieder in der Mannschaft von Sturm sehen wird, darf spätestens nach diesem, wieder enttäuschenden Auftritt Beichlers, bezweifelt werden. Sollte man sich wirklich auf ein neues Arbeitspapier einigen können, kann man Max Hagmayer zu seinem Meisterstück gratulieren. Avdijaj spielte von nun an eine Art Freigeist, es gelang ihm aber zu wenig um noch für die entscheidenden Akzente sorgen zu können. 

In der Schlussphase ging Sturm völlig die Puste aus, die beiden letzten Wechsel Sharifi und Akiyoshi konnten für keinen frischen Wind mehr sorgen und so beendet man die Saison doch nur auf Platz 4. Das ist sehr ärgerlich und hinterlässt einen bitteren Beigeschmack nach dieser Saison, ein Sieg für Platz 3 und die Saison wäre sehr positiv zu Ende gegangen. Niemand hätte sich großartig über die letzten Wochen beschweren können, am Ende habe man ja alles richtig gemacht. So erreichte man zwar sein Saisonziel, am Ende auf einen internationalen Startplatz zu stehen, ließ sich aber von einem Aufsteiger die Schneid abkaufen und allein das ist indiskutabel. 

Altach mag zwar der beste Aufsteiger der Bundesliga Geschichte sein, aber die Aufgabe SV Ried in der letzten Runde, besonders nach dieser turbulenten Woche, war eine lösbare, so ist sie doch ein geheimer Lieblingsgegner; die letzten drei Spiele konnte man alle gewinnen. Es war aber schon unnötig es zu einem Endspiel kommen zu lassen, ein mauer Punkt gegen die Austria und eine Niederlage gegen den WAC kosteten am Ende den Platz, der alles positiv erscheinen hätte lassen. So muss man doch noch mal gründlich nachschauen, und unzähligen vergebenen Chancen nachtrauern. 

Dank wiedermal schlechter Chancenverwertung verlor man die so wichtigen letzten Punkte, also steigt man nächste Saison schon in Runde 2 statt 3 in die Europa League ein und muss womöglich weite Wege, gegen einen unattraktiven Gegner aus dem Ostblock hinnehmen, mit der Gefahr, nach der Schmach gegen die Isländer, sich wieder in der 2. Runde zu verabschieden. Das hätte man sich alles ersparen können. Man hätte all die weniger guten Leistungen der letzten Wochen vergessen machen können, wenn man gegen Ried gewonnen hätte, aber hätte-hätte-Fahrradkette ist es jetzt nun mal so und so bleibt dieses letzte Spiel ein Sinnbild der letzten Spiele, in denen uns einfach zu oft die Luft ausgegangen ist. 

In den nächsten Wochen werde ich mich noch ein wenig genauer vorstellen, euch mein dunkelstes Geheimnis verraten, einen kleinen Rückblick auf die Saison wagen und den Aufsteiger genauer unter die Lupe nehmen. 

Bis dahin, schwarz-weiße Grüße.

4 Kommentare

  1. sturm1909 sagt:

    Ich finde deinen ersten Bericht der Kolumne sehr gelungen war interessant zu lesen freue mich schon weitere Artikel von dir zu sehen 🙂

    • hurricamo sagt:

      Vielen Dank, ich habe schon einiges geplant und freue mich über jeden Leser und Kommentar!

  2. Lupo sagt:

    Danke Hurricamo für deine treffende Einstandsanalyse. Schließ mich sturm1909 an und mach bitte weiter so.

  3. matthiash. sagt:

    Super Analyse!!!

Schreibe einen Kommentar