Ein gutes Omen?

Spielvorschau: USK Anif vs. SK Sturm Graz

Wieder einmal meinte es die Losfee in Runde 1 nicht ganz so gut mit den Blackys. Sportlich machbar? Ja – sollte man zumindest meinen – aber dazu später mehr. Attraktiv jedenfalls nicht unbedingt, schon gar nicht für potentielle Auswärtsfahrer. Freitag, 17:30 Uhr, dank dem fehlendem Flutlicht – für die meisten wohl ohne einen Urlaubstag zu beanspruchen nicht machbar. Auch die Gastgeber (und ganz besonders der Kassier) hätten sich hierfür wohl einen Spieltermin am Wochenende gewünscht, kamen aber dem Wunsch von Sturm nach, wegen der bevorstehenden Euro-League-Quali, bereits am Freitag zu spielen. Obwohl die beiden Teams bereits 2017 im Cup aufeinander trafen, ist es für Sturm dennoch eine Premiere. Denn heuer wird nicht wie damals, im nur einen Steinwurf entfernten Grödig, zu welchem Anif bis ins Jahr 1894 sogar gehörte, gespielt, sondern im heimischen Maximarkt Sportpark. Hexenkessel darf man wohl keinen erwarten, Anif-Obmann Norbert Schnöll rechnet im Vorhinein mit etwa 500 bis 600 Fans, darunter rund 150 Sturm-Anhänger. 

© Martin Hirtenfellner – Fotografie

Die Gastgeber im Portrait

Der USK Anif ist trotz seines mittlerweile 72-jährigen Bestehens noch ein recht unbeschriebenes Blatt, auch wenn man, vor allem im letzten Jahrzehnt, schon einige Veränderungen durchmachen musste. Gegründet 1947 als Turnverein, ging ein Jahr später die Fußballsektion hervor. In der Saison 1949/50 nahmen die Salzburger erstmals am Meisterschaftsbetrieb teil und beendeten ihre erste Saison (2. Klasse Nord B) als Meister, ohne einen einzigen Punk abgegeben zu haben. Im Jahre 1965 gelang der erstmalige Aufstieg in die Salzburger Landesliga. In der Saison 1976/77 qualifizierte man sich dann gar für die dritte Spielklasse, in der man in der folgenden Spielzeit souverän Meister wurde. In den Aufstiegsspielen konnten sich die Anifer gegen Austria Lustenau durchsetzen und standen damit völlig überraschend in der zweiten Spielklasse. In dieser konnte man von Anfang an sportlich wie auch infrastrukturell (die Spieler mussten den Weg von den Kabinen bis zum Platz mit dem Bus zurücklegen) nicht mithalten und stieg mit insgesamt nur 8 Zählern wieder in die Drittklassigkeit ab. 1982 belegte man auch in der Regionalliga den letzten Tabellenplatz und so fand man sich in der Salzburger Liga wieder. Drei Jahre nach dem Abstieg wurde die Eröffnung der neuen Sportanlage, auf welcher auch heute noch gespielt wird, zelebriert. Zum Eröffnungsspiel kam mit der Austria Wien kein geringerer als der damalige amtierende österreichische Meister in die brandneue Sportanlage. 1989 gelang erneut der Aufstieg in die Regionalliga West, in der man sich aber nur zwei Saisonen halten konnte, 1991 stieg man abermals in die Viertklassigkeit ab.

Es folgten viele weitere Jahre zwischen dritter und vierter Klasse, ehe man sich von der Saison 2007 weg in der Regionalliga zu etablieren wusste. Vor der Saison 2010/11 folgte eine Kooperation mit Red Bull Salzburg, die das Ziel hatte, einen Farmklub der Bullen in die zweite Spielklasse zu bringen, da ein Aufstieg der Red Bull Juniors nicht dem damaligen Regular entsprach. Dass die beiden Teams in derselben Liga spielten, führte landesweit zu heftigen Diskussionen. Das Ziel wurde allerdings zunächst verfehlt. Im Sommer 2012 folgte ein weiterer, tiefer Schnitt in der Vereinshistorie: Der USK Anif hieß von nun an FC Liefering, wechselte den Standort, nahm den Aufstiegsplatz der Red Bull Juniors ein und spielte von nun an in der zweiten österreichischen Spielklasse. Der Vorstand des ehemaligen USK Anif wechselte zum neu gegründeten FC Anif, der wiederum erneut eine Spielgemeinschaft mit Red Bull einging und daher weiter in der Regionalliga antreten durfte. 2014 folgte ein weiterer Abstieg in die Salzburger Liga, auf den aber der sofortige, souveräne Wiederaufstieg folgte. 2015 wurde die Kooperation mit den Bullen für beendet erklärt. Seither gehört Anif durchgehend zu den Spitzenteams der Regionalliga West, konnte in den Jahren 2017 und 2018 zwei Meistertitel in Folge feiern, auf einen Antrag einer Bundesligalizenz wurde aber in beiden Saisonen verzichtet. Am Ende der abgelaufenen Spielzeit belegte man immerhin den dritten Tabellenplatz. 

Personal

Im aktuellen Kader der Anifer wird man bei der Suche nach richtig bekannten Namen nicht fündig. Der Kader besteht aus vielen jungen Spielern, gepaart mit einigen erfahrenen Routiniers. Der mit 20 Treffern gefährlichste Schütze der letzten Saison – Marinko Sorda (erzielte auch die Führung der Anifer im Cup-Duell gegen Sturm 2017) – wechselte in der aktuellen Transferperiode zum SV Austria Salzburg. Der ebenfalls sehr treffsichere Semir Gvozdjar, der sogar zwei Spielzeiten beim FC Twente in Holland verbrachte, verließ den Verein diesen Sommer in Richtung Bischofshofen. Nur zwei Tore weniger als der Top-Scorer durfte Rene Zia bejubeln. Der 27-Jährige durchlief sämtliche Red Bull Akademie-Teams, schaffte es allerdings (bisher) nicht in den Profifußball. Ein weiterer interessanter Name ist Max Danner. Der 23-jährige defensive Mittelfeldspieler kam 2018 von Arminia Bielefeld nach Salzburg. 

Mit Josef Wehrbauer, Marco Oberst, Thomas Gastager und dem gebürtigen Grazer Matthias Felber verließen vier weitere Stammspieler den Verein. Im Gegensatz dazu, stießen ganze 17 neue Spieler dazu, darunter zum Beispiel Florien Wiedl, der immerhin ein Jahr mit der SpVgg Unterhaching in der deutschen U19-Bundesliga zum Stamm gehörte. 

Ein gutes Omen?

Wie in der Einleitung bereits kurz erwähnt wurde – gab es genau diese Cup-Paarung bereits in der Saison 2017/18. Damals allerdings nicht in der ersten, sondern in der zweiten Runde, nachdem Anif zuvor den FC Kufstein ausgeschaltet hatte und Sturm sich mit etwas Bauchweh beim FC Hard durchsetzte.

Gegen die beherzt kämpfenden Gastgeber hatte eine nach zwei knappen Bundesliga-Niederlagen in Folge müde wirkende Sturm-Elf vor allem in der ersten Spielhälfte lange das Nachsehen und ging folglich sogar mit einem durchaus verdienten Rückstand in die Pause. Marinko Sorda setzte sich nach einem von Christian Schulz verursachten Freistoß im Kopfballduell gegen Marvin Potzmann locker durch – zumindest dieser Name bleibt Sturm heuer bekanntlich erspart, Sorda wechselte zur Austria Salzburg. In der zweiten Hälfte steigerten sich die Grazer doch noch, hatten kurz nach Wiederanpfiff die große Möglichkeit auf den Ausgleich, doch Peter Zulj scheiterte am Schlussmann der Anifer. Als die Sensation schon immer realistischer wurde, traf Philipp Zulechner in der 78. Spielminute doch noch zum Ausgleich. In den letzten Augenblicken der regulären Spielzeit rettete zunächst Jörg Siebenhandl mit einer Parade Sturm vor einer Blamage, im Gegenzug tauchte dann Philipp Zulechner alleine vor dem Kasten des Gegners auf, überhob Josef Stadlbauer im Tor der Anifer und setzte mit seinem zweiten Treffer den Schlusspunkt eines Cup-Thrillers, aus dem Sturm etwas glücklich als 2:1-Sieger vom Platz ging. 

Was folgte nach dieser Partie? Sturm fand schnell wieder in die Spur, holte in der Bundesliga bis zur Winterpause 26 Punkte in 12 Partien und überwinterte als Tabellenführer. Auch im Cup gab man sich daheim gegen Altach keine Blöße und besiegte die Vorarlberger mit 4:1. Im Frühjahr folgte in der Meisterschaft eine kleine Durststrecke, in welcher die Tabellenführung schnell abhanden kam, im Cup-Bewerb lief es aber weiterhin nach Wunsch – im Duell gegen das Überraschungsteam aus Wimpassing setzte sich Sturm trocken mit 3:0 durch und hatte damit das Halbfinale gegen Rapid vor sich. Was dann geschah, wird wohl noch lange in Erinnerung bleiben: Nach einem heroischen Sieg über die Hütteldorfer, streckte Kapitän Stefan Hierländer am 9. Mai 2018 den Pokal nach dem 1:0 Final-Erfolg gegen die Bullen in den Klagenfurter Nachthimmel. Auch in der Meisterschaft reichte es am Ende für den Vizemeister-Titel. 

© Martin Hirtenfellner – Fotografie

Zurück zur Gegenwart. Was man von Sturm kurz vor Saisonstart für die neue Spielzeit erwarten kann, steht noch in den Sternen. Eine bisher fast schon zu ruhige und für viele nicht zufriedenstellende Transferphase (mit Ausnahme von Thorsten Röcher) lässt die Anhängerschaft nicht gerade in Euphorie schwelgen. Schon alleine wegen des Selbstvertrauens wäre ein klarer Sieg zum Auftakt sehr wichtig, auch um nicht schon nach dem ersten Pflichtspiel unter gehörigem Druck zu stehen, denn eine Woche später warten mit dem FC Haugesund und St. Pölten zwei weitere Aufgaben innerhalb von vier Tagen. 

Nestor El Maestro sprach in der Pressekonferenz vor dem Spiel Sturm klarerweise die Favoritenrolle zu, meinte aber auch, dass es angenehmere Gegner in Runde 1 gegeben hätte. Die Marschroute für das Spiel in Anif wird laut dem Trainer „volle Konzentration, volle Intensität“ lauten. 

Pressekonferenz

Spieldaten

USK Anif vs. SK Sturm Graz

ÖFB-Cup, Runde 1, Freitag, 19. Juli 2019, 17:30, Maximarkt Sportpark Anif

Schiedsrichter: Manuel Schüttengruber

Mögliche Aufstellung: Siebenhandl; Sakic, Spendlhofer, Avlonitis, Schrammel; Huspek, Dominguez, Kiteishvili, Jantscher; Eze, Hosiner

Ersatz: Schützenauer; F. Koch, Maresic, Lackner, Ljubic, Lema, Pink

Es fehlen: Stefan Hierländer

Fraglich: Thorsten Röcher 

 

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