Ein Frühjahrsauftakt, der es in sich hat

Das Warten hat ein Ende: Nachdem am 14. Dezember mit einem 0:3 in Lissabon das erste europäische Überwintern seit 23 Jahren fixiert und damit eine äußerst erfolgreiche Herbstsaison abgeschlossen wurde, startet Sturm am Freitag mit dem Cupviertelfinalheimspiel gegen Austria Wien in das Frühjahr. Es bleibt zu hoffen, dass die Schwoazn vom ersten Spiel weg voll da sind, denn wie gesagt: Der Auftakt hat es in sich. Nach dem Cupspiel geht es gegen die Fußballsektion des Red Bull Konzerns um die Tabellenführung in der Bundesliga, anschließend gegen Slovan Bratislava um den Verbleib in Europa und zwischendrin gastiert noch der SK Rapid in Graz, den man trotz allem auch nicht auf die leichte Schulter nehmen sollte.

Aber alles der Reihe nach, da das nächste Spiel immer das Wichtigste ist, liegt der Fokus dieses Artikels auf den Rückrundenauftakt gegen die Austria.

1. Spieltag der Saison 2023/24. Foto SturmNetz.at

Auftakt gegen die Austria? Ja das hatten wir in dieser Saison schon einmal: Am 30.07.2023 traf der Sturm in der ersten Bundesligarunde auswärts auf die Violetten, Endstand 3:0, Sieg Sturm, Torschützen Jusuf Gazibegovic, Szymon Wlodarczyk und David Affengruber – ein Ergebnis, mit dem am Freitag wohl jeder zufrieden wäre. Während die drei Torschützen alle noch bei Sturm sind, hat sich seit dem Bundesligaauftakt aber doch einiges getan.

Bei der Austria stechen vor allem die Abgänge der beiden Stammspieler Matthias Braunöder und Aleksandar Jukic ins Auge. Trainer Michi Wimmer hat sich wohl mit der finanziellen Situation abfinden müssen und gemeint, dass die Kaderdecke zwar dünn ist, man aber nur Spieler verpflichten wolle, wenn diese sofort helfen können. Zum jetzigen Zeitpunkt wurde noch kein Spieler gefunden, der diese Kriterien erfüllt und den sich die Favoritner auch leisten können. Neben fehlenden Zugängen fallen am Freitag auch noch Stürmer Fisnik Asllani und Stammgoalie Christian Früchtl verletzungsbedingt aus. Früchtl kam in den ersten drei Cuprunden zwar nicht zum Einsatz, spielte davon abgesehen aber alle Partien durch und wird daher am Verteilerkreis sicherlich schmerzlich vermisst werden. In ihren fünf Vorbereitungspartien blieb die Austria ungeschlagen, es gab zwei Unentschieden und drei Siege gegen Mannschaften unterschiedlicher Spielstärke, die Generalprobe für das Cupspiel wurde gegen den Tabellenfünften der slowakischen Liga DAC Dunajská Streda souverän mit 3:0 gewonnen. Auch aufgrund der Kadersituation kann man davon ausgehen, dass es bei der Austria taktisch keine großen Überraschungen/Neuerungen geben wird. Wenn man sich in Erinnerung ruft, dass die Austria in ihren zehn Spielen seit Oktober acht Mal zu Null gespielt hat, ist das wahrscheinlich auch gar nicht notwendig. Neben einer inzwischen recht kompakten Defensive wird man vorne weiterhin besonders auf Ex-Sturmspieler Andi Gruber aufpassen müssen, dem mit zwölf Toren und fünf Assists mit Abstand gefährlichsten Spieler der Austria im Herbst.

Foto (c) SturmTifo

Aber bei allem Respekt gegenüber der Austria, hier spielt der regierende Cupsieger und aktuelle Tabellenzweite daheim vor eigenem Publikum gegen den Tabellenachten um den Aufstieg ins Cuphalbfinale – daher kann es nur einen Favoriten geben und das ist der SK Sturm Graz!

Die Weihnachtsfeiertage wurden zum Aufladen der Batterien nach einem intensiven Herbst genutzt, aber ab 5. Jänner wurde dann wieder intensiv gearbeitet, um in allen drei Bewerben, in denen man noch vertreten ist, so erfolgreich wie möglich zu sein. An der Spielerfront tat sich bei Sturm mehr als beim Auftaktgegner: Allen voran musste Andi Schicker sich dann doch nach einem Ersatz für Kjell Scherpen umsehen. Um das nochmal herauszustreichen: Der holländische Riese wurde mit/trotz Kreuzbandriss von vielen, völlig zu Recht, als der beste Goalie der Liga bezeichnet! Es bleibt zu hoffen, dass Scherpen schnell wieder fit wird und dass es dann tatsächlich gelingt, ihn nochmal für ein Jahr nach Graz zu holen. Als Reaktion auf den Ausfall von Scherpen, sah man, dass es die sportliche Leitung keinem der jungen Sturmgoalies wie Luka Maric, Matteo Bignetti oder Elias Lorenz (inzwischen verliehen an Voitsberg) zutraut, dass Tor der Kampfmannschaft zu hüten. Also machte man sich auf und warf einen Blick ins neue ‚Lieblingsleihland‘ und wurde dieses Mal beim FC Liverpool fündig. Der Goalie fürs Frühjahr heißt somit nicht Alisson Becker sondern Vítězslav Jaroš, dieser hat den jungen Sturm Goalies ein Jahr in Irland und Spiele in der fünften und vierten englischen Liga voraus. Ich hoffe, dass er diese internationale Erfahrung voll ausspielen kann und als unumstrittener Einser im Frühjahr ein genau so sicherer Rückhalt sein wird wie Scherpen im Herbst. Zusätzlich zu Scherpen erwischte es relativ früh in der Vorbereitung zum leider wiederholten Male Seedy Jatta. Nach Verlautbarung der Verletzung wurde Christoph Lang umgehend von Hartberg zurückgeholt, aber nicht um in die Kampfmannschaft nachzurücken, sondern um an Rapid verkauft zu werden. Ja Jatta ist ein anderer Spielertyp, Lang bereits 22 geworden und Rapid auch kein direkter Konkurrent – also kann man den Transfer schon nachvollziehen… Für die Nachfolge gab es dann, man ist schon fast versucht zu sagen „was sonst“, den Blick auf die Insel und wurde dieses Mal im Arsenal Nachwuchs fündig. Weiterverkaufswert wird bei Leihspielern, egal ob bei Goalies oder bei Stürmern, bekanntlich keiner generiert, aber wenn man der schottischen Liga folgt oder dem letzten Testspiel von Sturm, dann kann man erahnen, dass mit Mika Biereth hier, wenn auch nur für ein paar Monate, eventuell ein wirklich guter gefunden wurde. Weiters wurden Vesel Demaku und Mohammed Fuseini verliehen. Bei dem mit den Kap Verden im Halbfinale des Afrika Cup stehenden Bryan Teixeira wird auch noch über eine Leihe nachgedacht (mittlerweile ist er in die 2. deutsche Liga verliehen worden). Ansonsten gab es zwar wie in jeder Transferzeit üblich einige Gerüchte aber aktuell nichts konkretes.

Insgesamt gab es für Sturm in der Vorbereitung bei sieben Testspielen zwei Niederlagen, zwei Unentschieden und drei Siege. Hier wurde einiges probiert, es waren auch viele Spieler von Sturm II dabei, womit man auch einige eher bescheidenere Leistungen erklären könnte. Im letzten Test der übertragen wurde, gab es mit einer Mannschaft, die so durchaus auch am Freitag gegen die Austria auflaufen könnte, einen überzeugenden 2:1-Sieg gegen den aktuellen Tabellen-Zweiten der ukrainischen Liga SC Dnipro-1 – Torschützen waren dabei Biereth und Alexander Prass. 

Die Pause ist vorbei, vor uns steht ein hoffentlich denkwürdiges aber definitiv sehr spannendes Frühjahr und da haben sich die Schwoazn zum Auftakt ein volles Haus verdient. Aktuell sieht es nicht danach aus, aber es ist noch etwas Zeit und die Hoffnung bleibt, dass man im ausverkauften Liebenauer Stadion gemeinsam einen gelungen Frühjahrsauftakt mit einem Aufstieg ins Cup-Halbfinale feiern kann.