Legenden der Leidenschaft – Die Neuauflage des Vorjahresfinales
Der erste Mai ist ein Tag der Freude für den SK Sturm. Im letzten Jahr wurden am 1. Mai bereits früh morgens die Getränke für die Feier danach eingekühlt, nachdem am Vortag Manprit Sarkaria mit einem Doppelpack dafür sorgte, dass der Pokal an die Mur wanderte. Auch heuer wird der erste Mai ein Tag sein, an dem Getränke eingekühlt werden – wieder trifft der SK Sturm „daheim“ auf den SK Rapid, um sich erneut zum Pokalsieger des ÖFB-Cups zu krönen.
Der erste Mai ist aber auch ein Tag der Trauer – zwei Jahre ist es nun her, dass der SK Sturm mit Ivan Osim seine prägende Trainer-Ikone verlor. Aus diesem Grund beginnt diese Spielvorschau mit einem Zitat des Jahrhunderttrainers über Mut, denn Mut wird es auch dieses Jahr am 1. Mai brauchen.
“Nur mutige Mannschaften schreiben Geschichte. Es gibt immer die Möglichkeit, etwas mehr Selbstbewusstsein zu haben als der Gegner und etwas zu probieren.”
Sturm Graz in der Favoritenrolle
Der Finalgegner des SK Sturm durchläuft aktuell eine Krise. Nach der medial hochgepushten Trilogie – also den drei Spielen innerhalb von zwei Wochen – verstummten die selbstbewussten Stimmen in Grün-Weiß vor dem dritten und letzten Aufeinandertreffen. Denn auf euphorische Lobeshymnen und etwas provokante Sticheleien folgten nach zwei Spielen gegen Sturm und einem Spiel gegen den LASK gesenkte grün-weiße Häupter und rechtfertigendes Gebrabbel. In Graz konnte sich der SK Sturm durch einen Patzer von Niklas Hedl und einem hervorragend reagierenden Mika Biereth knapp und doch völlig verdient mit 1:0 durchsetzen, ehe es beim Rückspiel in Hütteldorf eine deutliche 1:3 Heimschlappe für den Hauptstadtklub setzte. Eine Leistungssteigerung war bei den Hütteldorfern auch am Wochenende nicht zu sehen: Der Linzer ASK fertigte Rapid gleich mit 5:0 ab – eine desaströse Leistung.
Währenddessen lacht der SK Sturm so spät wie seit seinem letzten Meistertitel nicht mehr von der Tabellenspitze. Nach den Siegen gegen Rapid konnte man sich eine komfortable Führung von drei Punkten auf den Serienmeister aus der Mozartstadt aufbauen, weil die ungewöhnlich instabilen Salzburger sowohl in Klagenfurt, als auch in Linz zuletzt als Verlierer vom Platz gingen und dann gegen Sturm nach Rückstand noch einen Punkt retteten, um die Meisterschaft offen zu halten.
Die Rollen im Cupfinale scheinen also klar verteilt: Der SK Sturm geht als Favorit und mit breiter Brust in dieses Spiel. Doch der Pokal schreibt seine eigenen Geschichten und spätestens nach dem sensationellen Pokalsieg des FC Pasching 2013 wissen wir, dass auch nominelle Underdogs durchaus am Titel kratzen können. Rapid, das beileibe nicht Pasching ist, und sein Trainer Robert Klauß könnten ihren leidgeplagten Fans noch einen Titel, den ersten Titel seit 2008 bescheren und die Saison mit einem versöhnlichen Ende abschließen – darüber hinaus hängt nach den Pleiten in der Liga auch die Teilnahme am Europacup für Rapid am seidenen Faden, eine Qualifikation über die Liga ist in weite Ferne gerückt, während der Gewinner des Pokals sich immerhin fix in der Gruppenphase der UEFA Conference League wissen.
Rapid kommt auf dem Zahnfleisch daher
Fortuna meinte es in den vergangenen Wochen nicht gut mit den Hütteldorfern, so ehrlich muss man sein. Nenad Cvetković, der nach einem starken Saisonbeginn in Grün-Weiß mit einer schweren Knieverletzung ausfiel, feierte im Spiel in Graz sein Comeback, gegen den LASK reichte es allerdings nicht für einen Kaderplatz – Cvetković mangelt es wohl noch an Matchfitness. Ebenso dürfte Abwehrchef Leopold Querfeld nicht ganz bei 100% sein, wie unsere internen SturmNetz-Vögelchen von den Dächern der Parkhäuser rund um das Allianz Stadion zwitscherten. Raubein Maximilian Hofmann und Martin Moormann sind ebenso angeschlagen wie Ismaïl Seydi, Thierry Gale und Oliver Strunz.
Der durch all diese Wehwechen und Verletzungen in Mitleidenschaft gezogene Kader Rapids trifft auf einen gesunden, aber womöglich erschöpften Sturm-Kader. Kjell Scherpen und Alexander Borković laborieren nach wie vor an Kreuzbandrissen, während Manprit Sarkarias Knöchel zwar Richtung Saison-Finale Fortschritte zu machen scheint, ein Einsatz am 1. Mai ist aber ausgeschlossen und ein Comeback in dieser Spielzeit weiterhin mehr als fraglich.
Was wir erwarten können
Rapid wird fokussiert in dieses Spiel gehen, mit viel Ehrgeiz, Willen und Mut, aber auch mit einer nominell schwächer einzuschätzenden Mannschaft als jener des SK Sturm. Was die Aufstellung betrifft, steht Niklas Hedl als „Einser“ trotz seines Patzers in Liebenau und seines generellen Formtiefs fest im Sattel. Auch in der Verteidigung kann man davon ausgehen, dass Feyenoord-Leihgabe Neraysho Kasanwirjo spielen wird. Moritz Oswald wird wohl über rechts beginnen.
In der Innenverteidigung lässt sich spekulieren. Auch im letzten Jahr musste Rapid in der Innenverteidigung verletzungsbedingt rotieren, Martin Moormann und Kevin Wimmer sind wohl heute noch nicht gut auf Manprit Sarkaria und Emanuel Emegha zu sprechen. Sollte Leopold Querfeld fit sein – und geschont wurde in Hütteldorf reichlich – wird er wohl wie gewohnt an der Seite von Fulham-Leihgabe Terence Kongolo, der ebenfalls an einer Knöchelverletzung laborierte, auflaufen, wobei auch ein Einsatz von besagtem Nenad Cvetković, der in Wien gegen Sturm enorme Kopfball-Gefahr bei Standards ausstrahlte, noch im Raum steht.
Im zentralen Mittelfeld kann man von einer gesunden Mischung aus Erfahrung und Talent ausgehen. Die Erfahrung trägt den Namen Roman Kerschbaum, trat allerdings beim 0:5 gegen Linz nicht besonders glücklich in Erscheinung. Das Talent wiederum heißt Nikolas Sattlberger. Matthias Seidl und Marco Grüll stehen in der Offensive außer Frage, an deren Seite könnte mit Christoph Lang ein Absolvent der hauseigenen Sturm-Akademie zum Einsatz kommen. Ganz vorne – wie soll’s auch sonst sein – wird Guido Burgstaller auflaufen, der in den beiden Ligaspielen gegen den SK Sturm noch verletzungsbedingt fehlte bzw. auf der Bank Platz nehmen musste. Fally Mayulu wird sich hinter dem routinierten wiedergenesenen Angreifer einreihen müssen.
Gehen wir davon aus, dass Robert Klauß so oder so ähnlich aufstellen wird, muss man neidlos anerkennen, dass Rapid eine stärkere Elf ins Rennen schicken wird, als noch im Vorjahr. Qualität hat der Kader zweifellos, auch wenn Rapid Verletzungen oder Ausfälle nicht so einfach wegstecken und auch von der Bank nicht mit derselben Qualität nachlegen kann, wie der SK Sturm. „G’mahte Wies’n“ wird dieses Spiel jedenfalls keine und Christian Ilzer ist gut beraten, seine Mannschaft vor allem mental auf diese Herausforderung vorzubereiten.
Sportlich wird der SK Sturm das Spiel machen wollen. Dem Gegner das eigene Spiel aufzwingen. Kompaktes Verteidigen gepaart mit schnellem Spiel nach vorne und langen Bällen hinter die Abwehr auf die pfeilschnellen Stürmer. Ohne Ball wird man Rapid durch hohes Pressing zu Fehlern zwingen wollen, Räume dicht machen und vor allem im Sechzehner alle Augen auf die Solospitze werfen. Rapid hingegen wird sich nicht verstecken, wird mit vollem Fokus und einer Menge Wut im Bauch nach vorne spielen, wie immer wird es schnelles Umschaltspiel und vor allem auch hohe Bälle in den Sechzehner von Viteslav Jaros geben. Auf Ballbesitz wird es keines der beiden Teams anlegen.
Es ist angerichtet! Ein weiteres Fußballfest der Leidenschaft auf dem Rasen und auf den Tribünen erwartet uns. Die größten Fanszenen des Landes werden mit ihrer Stimmung den Spielern die Gänsehaut überziehen und wir werden am Ende sehen, ob der Titel verteidigt werden kann. Ein weiterer sonniger Tag am Klagenfurter Wörther See mitsamt ausverkauftem Stadion und vielleicht einem weiteren Cup-Titel im Kabinett des SK Sturm. Der erste letzte Akt im Titelkampf wartet auf uns, der zweite folgt in wenigen Wochen.
Sehr schöner Vorbericht. Es wäre wünschenswert , wenn der Matchverlauf früh klare Fronten bringt. Habe ein gutes Gefühl!
alles Gute!! hauts alles rein Burschen!!! wenn wir heute den Pokal holen, dann holen wir auch die Schale!!!
Danke an alle, die das Feuerwerk um Mitternacht abgezogen haben. Einerseits sehr geile Aktion, andererseits auch sehr bedacht das nicht ins Stadion zu tragen und Strafen zu riskieren.
ich wäre bereit den verdienten, ersten Titel zu feiern – ois für die Schwarzen!
PS: durch die Zulassungsverweigerung von Dornbirn und Leoben könnte Sturm II tatsächlich noch die 2. Liga halten, ein kleines Wunder.