Du kannst nun wieder im Stadion sein!

Spielbericht: WAC vs. SK Sturm Graz 1:3 (1:0)

Ein bewölkter Himmel täuschte nicht über den Sonnenschein in den Herzen der österreichischen Fußballfans hinweg. Jung, alt, dick, dünn, groß und klein fanden sich rund um die Lavanttal-Arena ein, um endlich wieder Gigi D’Agostino aus den Kärntner Stadionlautsprechern zu hören. Puntigamer aus Plastikbechern, Wadeln in Punti-Stutzen und schon beim Aufwärmen richtig gute Stimmung auf den Rängen, auch in einem ausverkauften Auswärtssektor (wenngleich natürlich die Hälfte der Plätze frei bleiben musste). Stadionsprenkler noch ein Mal an, noch eine letzte Motivationsrede in der Kabine und dann brennheiß auf den Rasen für eine finale Partie, die für die Umbruchs-Elf von Sturm Graz die Kür einer starken Saison darstellen sollte. Gänsehautstimmung, als die Sturmspieler den Rasen betraten und die Fans ihre ersten Gesänge anstimmten. Meine Güte, hatten alle Beteiligten das vermisst. Anpfiff zum Schlusspfiff der Saison – Auswärts daheim!

(c) Martin Hirtenfellner Fotografie

Packende erste Hälfte mit schlechtem Ergebnis!

Der WAC durfte den Ankick vornehmen, den Kelvin Yeboah sofort abfing. Rausgeschaut hat aber leider nichts. Sturm spielte wie gewohnt im 4-4-2 mit Raute. Besonders hervorzuheben auf der Bank Samuel Stückler und auf dem Feld die aggressive, motivierte Zweikampffreudigkeit aller Spieler, die das Publikum augenscheinlich so schmerzlich vermisst hatten, wie die ZuschauerInnen den Stadionbesuch. Sturm bemühte sich um Ruhe im Spiel, der WAC versuchte den Ball um einiges schneller gen Tor zu jagen und gewann in der Anfangsphase die Spielkontrolle. Als Kuen einen Ball in der 8. Spielminute gewann und Yeboah steil schickte, pfiff der Schiedsrichter beim Zusammenstoß zwischen dem Stürmer und dem WAC-Keeper – Natürlich nicht Elfmeter, sondern Stürmerfoul, so wie man es gewohnt ist. Eine enge Entscheidung. Bei einem missglückten WAC-Seitfallzieher nach einer Standardsituation musste Siebenhandl nicht eingreifen. Das Spiel hatte nun an Fahrt gewonnen und das Publikum wurde lauter, vor allem die Sturmfans waren von allen Seiten zu hören.

In der elften Spielminute missglückte dem auffälligen Yeboah ein Dribbling. Er erkämpfte sich den Ball jedoch zurück und lief alleine in den Strafraum. Beim Elfmeter-reifen Tackling des Wolfsberger Verteidigers entschied der Schiedsrichter jedoch abermals nicht auf Strafstoß, sondern auf Schwalbe und gab der Nummer 23 die gelbe Karte. Sturm drückte nun aber an, rückte auf und gewann mehr Zweikämpfe. Der WAC mühte sich ab, um aus der eigenen Hälfte zu kommen. Nächste Chance für Sturm in der 15. Minute. Kiteishvili setzte sich links durch, spielte auf Jantscher, der das kurze Eck anvisierte und das Außennetz traf. Einen weiteren Elfmeteralarm gab es in der 25. Minute, als Gazibegovic nach einer Ecke zu Boden ging. Hameter ließ weiterlaufen und zeigte nach einem taktischen Foul die Gelbe.

(c) Martin Hirtenfellner Fotografie

Es folgten hitzige Minuten. Kuen lief alleine auf’s Tor zu, überlupfte den Torhüter zu Yeboah, der den Ball nicht im Tor unterbrachte. Es wurde geklärt zu Gazibegovic, der nach einem Haken brutal von Röcher gelegt wurde. Hameter besann sich auf seine Aufgabe und zeigte dem Ex-Sturm-Spieler die rote Karte und dem meckernden WAC-Trainer auch die gelbe Karte. Die Sturmfans waren zufrieden, die WAC-Fans außer sich. Im Sturmnetz-Ticker wurde die Entscheidung von Hameter für richtig befunden. Der Freistoß brachte nichts ein. (27. bis 30. Minute)

Sturm baute in der Folge gehörigen Druck um den Strafraum der Lavanttaler auf. Ljubic kam in der 31. Minute zum Schuss, traf Yeboah, der Ball purzelte zurück zu ihm und er zog ein weiteres Mal ab. Der Strich in der Kärntner Landschaft ging aber nicht ins Gehäuse, sondern wurde vom Torhüter entschärft. Aus dem Nichts in der 36. Minute dann ein Konter der Kärntner. Langer Ball von Liendl auf Joveljic. Nemeth ein paar Schritte zu weit weg um einzugreifen. Annahme der Nummer 9, Ball in halblinker Position auf den rechten Schlapfen gelegt und ab ins lange Kreuzeck damit. Das ganze Lavanttal sprang erleichtert auf. Jörgi konnte nur zusehen. Trocken. Eiskalt. Eintracht Frankfurt wird die Aktion der Leihgabe zufrieden zur Kenntnis genommen haben. Die Kärntner waren zum ersten Mal nach der roten Karte wieder laut, auf Sturm wartete nun ein hartes Stück Arbeit. Postwendend hagelte es Flanken in den WAC-Strafraum. Eine davon fiel in der 38. Minute Yeboah auf den Kopf, der die Kugel knapp über die Latte köpfte. Kaum Zeit zum Durchatmen für den Ticker, kaum Zeit für das Publikum – tolle erste Hälfte, auch wenn das Ende (noch) nicht stimmte.

In Hälfte zwei um Ergebniskorrektur bemüht.

Keine Änderungen außer der getauschten Spielrichtung gab es nach der Pause. Dafür kam die Sonne durch das Wolkendickicht und Sturm kombinierte bis zum Strafraum. Der letzte Pass und die rettende Idee für den Ausgleich, wollten aber einfach nicht passieren. Powerplay ohne Großchancen zu Beginn. Wieder und wieder krachten die wogenden Angriffswellen gegen das Granit der dezimierten Kärntner. Die Saison war lang und kurz erweckte das Grazer Team den Eindruck, als würde es nicht mehr die Kraft aufbringen können, um sich konzentriert aufzubäumen. Doch just in den Moment einer sich aufbauenden Stille in der Arena, nahm Andreas Kuen Fahrt auf, spielte einen Doppelpass mit Kiteishvili und brachte den Ball gefährlich zur Mitte. Der Kärntner Innenverteidiger klärte den Ball ins eigene Tor und die Sturmfans waren wieder aufgewacht (54.).

Ilzer wechselte und brachte Wüthrich an Dantes Stelle. Sturms Spiel blieb offensiv, wurde sogar zwingender. Ein Stankovic-Schuss fiel in der 56. Minute etwas zu hoch aus. Kärnten konnte sich nicht mehr befreien, alle warteten nur auf den erlösenden Führungstreffer. Und da flog auch schon die nächste Flanke von links in den Strafraum – etwas zu weit. Doch der Kapitän erlief den Ball, flankte aus der Drehung auf die zweite Stange, wo sich Kiteishvili durchsetzen konnte. Der Torhüter ließ den Ball abprallen und unser neuer Goalgetter Kelvin Yeboah drosch die Haut in die Maschen (60. Minute). Die Sturmspieler waren sichtlich gelöst und liefen zum Auswärtsblock, wo kurz etwas Bewegung zu sehen war. Da hielt es niemanden auf den Sitzplätzen. Unmittelbar nach dem Torjubel nahmen alle wieder ihre Ränge ein und waren bemüht, die Regeln einzuhalten. Ein nächster Schuss von Ivan Ljubic fiel zu schwach aus, aber signalisierte in welceh Richtung es weitergehen sollte (59.). Sturm war jetzt aufgekommen und der WAC nur noch an Lüfterl. Roman Stary hatte eine ordentliche Aufgabe vor sich.

Die 10 Kärntner Spieler stemmten sich nun gegen die Niederlage. Trotz Unterzahl versuchten sie Sturm wieder früher anzulaufen um nicht weiter unter Powerplay-Bedingungen zu Verteidigen. Doch das sorgte für viel Platz hinter den Verteidigern, den Gorenc-Stankovic ausnutzte. Langer Ball auf Kelvin, der heiß auf einen Doppelpack auf das Tor zulief, den Ball etwas verstolperte, sich aber mit einer geschickten Drehung wieder in Abschlussposition brachte und die WAC-Hintermänner aussteigen ließ, um dann lässig einzuschoben. Der Drops war gelutscht, der Fisch geputzt, die Stimmung ausgelassen und Sturm vollkommen verdient 3:1 in Führung (68. Minute). Der WAC hatte am Ende einer langen Saison weder die Kraft, noch die Mittel um zuzulegen, Sturm war aufgekommen und die Fans riefen „Hier regiert der SK Sturm!“

(c) Martin Hirtenfellner Fotografie

Es folgten ein härteres Einsteigen und eine gelbe Karte für einen Wolfsberger, sowie ein Doppeltausch auf Seiten der Grazer: Samuel Stückler durfte für den Kapitän auf’s Feld und Kelvin Yeboah machte für den scheidenden Bekim Balaj Platz (71. Minute). Die Wechsel änderten nichts am Spielgeschehen. Sturm schob eine ruhige, bestimmte Kugel, der WAC war um Ergebniskosmetik bemüht, aber lief nur noch hinterher und sah einen weiteren Abschluss von Gazibegovic in der 72. am Tor vorbeisegeln. Ein weiterer Doppeltausch gab Huspek und Jäger noch ein Mal die Chance, sich in dieser Saison zu zeigen (77.). Für den weniger auffälligen Jantscher war der Arbeitstag beendet. Oti Kiteishvili hatte noch Lust auf ein Tor, zwirbelte den Ball knapp am Tor vorbei (78. Minute). Den folgenden Abstoß spielte der WAC-Torhüter direkt auf Huspek, der Kiteishvili einsetzte, der wollte den Ball zu Balaj lupfen – Handelfmeter. Im Chat überschlugen sich die Kommentare. Doch anstelle das Geschenk anzunehmen, verpasste es Balaj, den Ball reinzumachen. Die Wolfsberger Fans und Spieler feierten ihren Keeper, der seinen eigenen Fehler wieder ausgemerzt hatte.

(c) Martin Hirtenfellner Fotografie

Und beim Torchancen-Festival gab es eine weitere unglaubliche Szene zu vermelden: Standardsituation und Flanke von links: Nemeth von der zweiten Stange am Torhüter vorbei. Der Ball wird weggedrückt und Stankovic schießt aus drei Metern noch einmal Keeper Kuttin an. Das hätte nach 82 Minuten das 4:1 sein MÜSSEN. Eine weitere Ecke in der 84. und wieder war es Nemeth, der es diesmal mit einem Fallrückzieher probierte und verzog. Auch sie änderte nichts mehr am Spielergebnis. Rapid Wien spielte leider erfolgreich gegen den LASK, somit verabschiedete sich Sturm mit einem Sieg und dem dritten Tabellenplatz aus der Meisterschaft 2020/21. Eine tolle Premieren-Saison von Coach Ilzer geht zu Ende und lässt Sturm-Fans von einer vielversprechenden, jungen Mannschaft im nächsten Jahr träumen. Das Europa League-Playoff kann kommen – Sturm spielt auf jeden Fall im Herbst international, wenngleich die Europa League finanziell und sportlich natürlich das i-Tüpfelchen im Vergleich zur neuen Conference League wäre. Der Kurs des SK Sturm stimmt und die Fans sind ENDLICH wieder mit an Bord.

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8 Kommentare

  1. Ivaneijew sagt:

    Trotz allem was war, geile Saison, geile Manschaft, geiles Sturmnetz Team!

    Danke für die schöne Zeit, die tollen Artikel und den spitzen Ticker!
    Ich freu mich schon auf die nächste Saison, Europa wir kommen!

  2. Grazer1909 sagt:

    Sollt die EL quali nicht aufgehen hätt ich gern Union Berliner in der Conference League als gegner einfach für die Auswärtsfahrt

    • Ferdi sagt:

      Im Sommer für 3-5 Tage inkl. „Die Eisernen“ gg. Sturm nach Berlin ist Porno!

  3. skblack1e sagt:

    Was für eine geile Saison!

    Danke an alle die in so schwierigen Zeiten das Beste aus sich rausgeholt haben.

    Egal wer international kommt, ich hoffe einfach auf knackige Spiele, und das sich die Spieler wieder so zerreißen für den Verein wie in dieser Saison! Wir werden uns nicht verstecken müssen!

    Hoffentlich keine schweren Verletzungen dabei und bleibts Gsund Buaschn!

    Die Tage so spekuliert, eigentlich braucht man den Kader gar nicht mehr groß aufrüsten.

    Sakaria wird vermutlich so geplant wie Jantscher, Yeboah.

    Trummer, Ingolitsch werden auch wieder zurück kommen in hoffentlich voller Stärke!

    Wie stehts eigentlich um Lema, hoffe er findet den Weg zurück!

    Die Posi Hierli, Kuen sind vl noch dünn besetzt, aber da hat man auch zur Not BackUp Huspek bzw die Jungen, Schendl zum Bsp. Links Zettl oder Stückler einfach.

    Vorallem Dante und Gazi kann man zur Not nach vorne rücken lassen, und zur Not hinten wen anderen dann rein.

    Also vl maximal noch einen IV holen als BackUp vl wird es ja doch noch was mit Nemeth Leihe Verlängerung, ansonsten mit Geyrhofer, Wüthrich rein. BackUp Komposch Nelson?

    So oder so ich vertrau auf Ilzer dem ganzen Trainerteam und Schicker, der eingeschlagene Weg gefällt mir sehr gut, weitermachen nur nicht bitte zu viel Panikkäufe und co, einfach mit der Basis weitermachen und ich bin schon happy (x

    Ich wünsche auch Balaj und Friesenbichler für die Zukunft, vorallem zweiteres hat immer alles gegeben, wenn er gespielt hat, ich finde er kann sehr wohl für einige Mannschaften, ein wichtiger Spieler sein.

    Balaj hat scheinbar nie wirklich gepasst bei uns, obwohl auch bei ihm sagen muss, er hätte shcon Qualitäten, aber es war dennoch richtig nicht zu verlängern, vor allem weil man eher spielstarke Stürmer möchte.

    Alles in allem wünsche ich jedem eine schöne „Sommerpause“ , vielen Dank auch an das Sturmnetzteam so weit, und ich freue mich schon auf die nächsten Berichte 🙂

  4. fid82 sagt:

    Sehe ich auch so. Wenn Sarkaria für vorn eingeplant ist, brauchen wir nur evtl Prass und einen Nemeth Ersatz. Gugganig von der WSG wäre noch in einem guten Alter 24, und ablösefrei. Er könnte dann mit Geyerhofer um die Position als IV 2 neben Wüthrich kämpfen.
    Außer Komposch/Nelson sind schon soweit bzw Jäger wird auch dort eingeplant. Dann wäre ich für keinen neuen IV und warten was Mainz mit Nemeth vor hat.

    • Zu Deinem Kommentar, 1 Stürmer sollte schon noch kommen, für die IV
      was waere mit Boateng von Ried, der ist ab Sommer frei

  5. fid82 sagt:

    Stürmer muss einer kommen wenn Sarkaria nicht dafür vorgesehen ist. Ansonsten haben wir eh 4 Stürmer mit Jantscher, Yeboah und Krienzer.
    Vom restlichen Kader kann niemand vorne zumindest aushelfen. Weder Kite noch Kuen können Stürmer sein. Evtl Mwepu. Mal schauen wie Strahlhofer nach seinem Kreuzbandriss zurück kommt.

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