Drei Punkte im ersten Showdown gegen Rapid
Freitagabend, 19. April – der Geburtstag von Magister Marko Arnautović – doch das Flutlicht in Graz-Liebenau strahlte aus vollen Rohren dem am 21. April offiziellen 50. Geburtstag der Bundesliga entgegen. Am Stadionvorplatz stimmte sich der Sturm-Anhang zu einem absoluten Spitzenspiel im Kampf um die Meisterschaft ein. Die Verkündung der Startaufstellung des SK Sturm Graz barg nur eine kleine Überraschung: Seedy Jatta bekam gegenüber William Böving den Vorzug in der Startaufstellung im Vergleich zum Gastspiel in Hartberg. Auf der Bank durfte Szymon Wlodarczyk nach einem Spiel Pause wieder Platz nehmen, nachdem Niklas Geyrhofer nicht rechtzeitig fit geworden war.
Markus Hameter pfiff die Partie wenige Minuten verspätet an, da sich der Rauch der Pyrotechnik der Auswärtsfans erst verziehen musste. Die Brandrede des Nordkurven-Capos dauerte hörbar bis in die zweite Spielminute hinein, danach war der Sturm-Anhang hinter dem Tor jedoch in voller Lautstärke für die Schwoazen da. Zwei aussichtsreiche Situationen konnten wegen ungenauen Pässen von Prass nicht fertiggespielt werden, ansonsten tasteten sich die Teams in der Anfangsphase ereignislos ab. Marco Grüll war übrigens in die Startelf zurückgekehrt, er ersetzte den an Hüftproblemen laborierenden Guido Burgstaller an vorderster Front.
Hälfte Eins: Ereignislose Spielkontrolle nach langsamem Beginn
Nachdem das Spiel mit mäßigem Tempo gestartet wurde, zeigte ein erster Blick auf die Veränderungen bei den Gegnern aus Wien durchaus unbekanntere Gesichter. Seydi war ein französischer 22-Jähriger am rechten Flügel, der den Vorzug bekam. Kerschbaumer kam anstelle des nicht ganz fitten Sattlberger zu Startelf-Ehren. Und Neraysho Kasanwirjo durfte überraschenderweise statt Sollbauer starten, nachdem Leopold Querfeld verletzt ausfiel. Nach zwölf Spielminuten gab es noch immer keine nennenswerte Torchance in Liebenau zu dokumentieren – die ersten 45 Minuten von insgesamt zumindest 270 in den nächsten Tagen waren von Vorsicht geprägt. In der 15. Minute ein Freistoß an der linken Seitenaus-Linie nachdem Max Hofmann in klassischer Max Hofmann-Manier zu hart gegen Seedy Jatta eingestiegen war – eine erste Chance für Jungpapa Wüthrich war die Folge. Generell war Rapid gut beraten, Standardsituationen zu vermeiden, hatte der SK Sturm aufgrund der vielen Ausfälle bei den Wienern doch einen kleinen Körpergrößenvorteil.
Das Spiel lief in dieser ersten Phase sehr einseitig ab: Rapid blieb abwartend in der verteidigenden Rolle und gefiel sich in dieser. Demgegenüber versuchte Sturm ohne großes Risiko die Gegner aus Wien immer mehr einzuschnüren und mit Fortdauer der ersten Hälfte immer vehementer in die Gefahrenzone zu kommen. Robert Klauß und Christian Ilzer nahmen die chancenarmen ersten 20 Minuten stoisch ruhig zur Kenntnis, offensichtlich waren beide Matchpläne zu diesem Zeitpunkt im Soll.
In der 22. Minute ein kluger Vorstoß von Wüthrich, spielte auf Jatta, der aufdrehte und halbrechts vor dem Strafraum überhastet abschloss – der Schuss war flach und zu schwach, Biereth konnte die Kugel nicht abfälschen. Trotzdem notierten wir diese Halbchance als erstes Highlight aus dem Spiel heraus. In der 31. Minute rettete Gazibegović dann nach einem Prass-Abspielfehler und fing einen Grüll-Pass in höchster Not ab. Aus dem Gegenangriff holte Jatta wieder gegen Hofmann zurecht einen Freistoß an der linken Ecke heraus. Es folgte eine Kopfball-Klärung vor Prass‘ Füße, der von der Strafraumgrenze volley Hedl prüfte, der wiederum abwehren konnte.
Sturm drückte nun früher an, versuchte Rapid schneller zu stören und erzwang durch Prass einen Kasanwirjo-Fehler. Jatta schlug einen Haken und war allein vor Hedl, scheiterte jedoch an ihm, Hofmann eilte dem Abpraller hinterher und rettete zur Ecke – eine Riesenchance in der 35. Minute. Nur zwei Minuten später eine weitere Ecke – leider brachte auch diese nichts ein. 39. Minute: Eine Hereingabe aus dem Spiel heraus von Lavalée wurde von Hedl gerade noch vor Wüthrich heruntergefangen, gleichzeitig fiel der Rapid-Trainer unsympathisch auf, weil er ein Ballkind anpöbelte und daraufhin vom vierten Offiziellen zur Contenance ermahnt werden musste.
Und eine Rapid-Chance gibt es in der 42. Minute doch noch in Hälfte eins. Denn Lang kommt in den Sturmstrafraum und dort zum Abschluss, wird jedoch geblockt. Seidl holt sich den Abpraller und legt ihn flach knapp rechts am chancenlosen Jaros und dessen Tor vorbei. Der Schiedsrichter entschied unmittelbar danach jedoch auf Abseits. Trotzdem zeigte diese Szene, dass Rapid trotz aller Unterlegenheit nicht zu unterschätzen war. Eine äußerst langweilige erste Halbzeit plätscherte danach unspektakulär zu Ende.
Halbzeit zwei: Kurzweiliger und härter umkämpft
Sturm eröffnete mit Anstoß und weitem Ball in den Strafraum in Richtung Nordkurve, ein Offensiv-Foul stoppte aber jäh die Hoffnung auf einen schnellen Führungstreffer. 50. Minute und die erste offensive Möglichkeit bei einer Standardsituation am linken Strafraum-Eck nach Foul an Alexander Prass. Horvat flankte zu weit, Affengruber spielte den Ball zurück auf Kiteishvili, der abzog – knapp strich der Ball an der rechten Stange und Hedl vorbei. Ein Weckruf auch für die immer lauter werdende Nordkurve.
In der 54. Minute holte Biereth eine Ecke heraus, die Horvat ins Getümmel trat, ein Kopfball verlängerte und Jatta kam an der zweiten Stange frei zum Abschluss – und verzog am Fünfer. Ein ganz bitterer Abschluss einer riesigen Gelegenheit zu treffen. Mit Fortdauer der Partie wurde der bislang blasse Mika Biereth immer aktiver, Seedy Jatta wirkte gegenteilig jedoch zunehmend wie ein Fremdkörper im überlegenen Grazer Spiel. Wir notierten den harmlosen Schuss von Grüll in der 56. Minute dennoch, um nicht den Eindruck von Parteilichkeit eines Fanportals entstehen zu lassen. Nach einer längeren Behandlungspause, weil Grgić im Duell mit Kiteishvili umgeknöchelt war, entschied Ilzer William Böving und Amady Camara für Tomi Horvat und den abbauenden Seedy Jatta einzuwechseln (61. Minute).
In der 63. Minute ein Ballverlust von Camara an Seydi, der den Ball im Doppelpass mit Lang bis in den Sturm-Strafraum trug und aus spitzem Winkel ans Außennetz abschloss. Keine Großchance, dennoch das Zeichen, dass auch Rapid zwingender werden wollte. Das Spiel bot nun mehr und wurde auch spannender. Nur anderthalb Minuten später spielte Sturm Camara frei, der den Ball etwas vertändelte, Kiteishvili passte zu scharf und ungenau auf Biereth, ging jedoch nach und kam bis vor Hedl, der aber parierte und auch den Nachschuss von Camara vereiteln konnte – Rapid brachte im Verbund den Ball aus der Gefahrenzone. Viele Gelegenheiten des SK Sturm wurden wiederholt nicht klar und zwingend genug, weil im entscheidenden Moment die Präzision und richtige Dosierung der Passstärke fehlten. Trotz Feldüberlegenheit wirkte Sturms Spiel im Powerplay etwas ideenlos und festgefahren – Robert Klauß hatte sein Team geschickt eingestellt und Chris Ilzer musste handeln.
Nach einem kurzen VAR-Check (Kasanwirjo hatte kein Handspiel beim Biereth-Schuss begangen) wechselte Klauß doppelt (Lang und Seydi gingen für Mayulu und Janssen) und Ilzer brachte Max Johnston für den platten Jusuf Gazibegović. Augenscheinlich hatten die lange Saison und der ehemalige Leichtathlet Grüll dem bosnischen Teamkicker den Stecker gezogen. Die schimmlige Schlussviertelstunde hatte begonnen, der Auswärtssektor brannte zeitgleich ein stattliches Arsenal an Fackeln ab, Roman Kerschbaum holte sich zeitgleich den gelben Karton nach einem taktischen Vergehen an Camara. Es folgte das kuriose 1:0 in der 79. Minute: David Affengruber klärt einen Steilpass hoch und weit nach vorne. Kasanwirjo springt unter dem Ball durch, der von Camaras Rücken abprallt. Camara reagiert schnell und spielt einen Lochpass auf Biereth, der viel zu weit gerät. Sichere Beute für Hedl, möchte man meinen, auch Biereth ärgerte sich bereits sichtlich. Doch aus dem Augenwinkel erkannte er schnell, dass der Ball Hedl aus der Hand rutschte – Biereth schnappte sich ungläubig die Kugel und jubelte sie entspannt ins Tor. Eine verdiente Führung, wies Sturm doch zu diesem Zeitpunkt bereits einen expected Goals-Wert von 1,45 gegenüber 0,2 bei Rapid aus.
Auftakt zu hitziger Schlussphase
Christian Ilzer nahm den glücklichen 5. Ligatreffer Biereths trocken hin und wechselte defensiv: Kiteishvili bekam einen verfrühten Feierabend in der 83. Minute und machte Platz für David Schnegg. Damit war klar, dass Lavalée und Gorenc Stankovic in der Mitte dicht machen mussten. Auch neutrale Beobachter fragten sich zu diesem Zeitpunkt zurecht, wie Rapid dieses Spiel noch irgendwie spannend machen sollte…
Der traurige Schlusspunkt einer einseitigen Partie war ein Ellenbogen-Check von Marco Grüll gegen Gregory Wüthrich, der im Begriff war, dem Bald-Werderaner den Ball abzunehmen. Der VAR checkte während der Behandlungspause eine mögliche rote Karte, stufte die Entscheidung von Schiedsrichter Hameter am Ende aber nicht als klare Fehlentscheidung ein – Glück für Rapid, hätte Grüll andernfalls auf jeden Fall im nächsten Spiel, womöglich sogar in den nächsten beiden gefehlt. Wüthrich wiederum kam nach gestillter Blutung mit dicker Lippe wieder auf’s Feld.
Die folgenden sechs Minuten Nachspielzeit begannen mit zwei riesigen Chancen für Mayulu, doch Jaros und seine Vorderleute blieben Sieger. Plötzlich machte sich doch nochmal Unsicherheit ob des knappen Spielstands im Sturmstadion Liebenau breit. Viteszlav Jaros prellte den Ball dann zwei, dreimal zu oft, Grüll meinte die Kugel wegspitzeln zu müssen und sah dafür die gelbe Karte. Da Grüll davor gegen Wüthrich nicht einmal die Gelbe gesehen hatte, blieb der Rapidler unverdienterweise dennoch am Platz. Rapid drückte weiter an und Sturm verabsäumte es, Entlastungsangriffe zu setzen, weil die Zuspiele ob der schwindenden Kräfte zu ungenau blieben. Grüll trieb als Unruheherd und Führungsspieler sein Team weiter unangenehm an und gab das Spiel nicht auf, holte in der 96. Minute nochmal einen Freistoß heraus, der erst in der 97. Minute ausgeführt wurde. Schnegg klärte zur Ecke. Die flog in der 98. Minute in die Mitte, doch Hedls Kopfball landete im Toraus – Abstoß und Schlusspfiff.
Sturm gewann gegen den ungeliebten Rivalen das erste von drei Duellen hochverdient und doch am Ende knapp und glücklich mit 1:0. Die Tabellenführung bis zum Spiel von Red Bull Salzburg am Sonntag ist damit sicher, der Druck auf die Dosen wächst. Trotz allem muss sich Sturm heute beim Rapid-Torwart bedanken, dass er dieses verspätete Oster-Ei unter den Nordkurven-Baum gelegt hatte. Im Rückspiel wird der Sieg wohl nicht so leichtfertig geschenkt daherkommen – Sturm muss kommende Woche offensiv entschlossener auftreten. Dann wird Rapid auch im zweiten Spiel keine Punkte holen können.
Edin Salkic lässt grüßen!
Den Rest kennen wir..
Genau, erinnere mich gut an Wiener Neustadt
Klare Rote gegen Grüll am Ende des Spiels, Wahnsinn, dass so etwas der VAR nicht anzeigt.
Hedl macht’s wie sein Namenspatron: bringt den braven Kindern Geschenke!
Jetzt keines der 3 Auswärtsspiele in Linz, Wien und Salzburg verlieren, daheim Klagenfurt und Hartberg schlagen, dann könnt’s gut ausschauen. Salzburg hat zuhause auch noch den LASK und muss zu Rapid, diese beiden Spiele müssen sie auch erst mal gewinnen.