Die Torhüter

Wintercheck 20/21 – Teil 1/4

Aufgeteilt auf vier Ausgaben werden wir euch in den nächsten Tagen ein kleines Zwischenfazit über jeden in der Herbstsaison eingesetzten Sturm-Spieler liefern. Es fließen die durchschnittlichen Noten eurer Bewertungen, diverse Spieldaten und Statistiken, sowie unsere subjektive Meinung mit ein.

Foto: Martin Hirtenfellner Fotografie

Jörg Siebenhandl (ø-SturmNetz-Leserzeugnisnote: 1,86)

Unsere Man-of-the-Match-Votings waren im abgelaufenen Herbst zumeist ähnlich spannend wie Weltmeisterschafts-Rennen in der Formel 1. Sturms Lewis Hamilton heißt Jörg Siebenhandl: Gleich 6 Mal konnte sich der Schlussmann diesen Titel sichern, redaktionell wenig prickelnd, für den 30-Jährigen jedoch eines der vielen Indizien, welch überragende Halbsaison hinter ihm liegt. Die durchschnittliche Bewertung unserer Leser bedeutet auch den besten Wert in einem Herbstsaisonzeugnis in der Geschichte von SturmNetz.

Keine entscheidenden Fehler, zahlreiche Glanzparaden

Nur 6 Gegentore in 14 Pflichtspielen ist ein herausragender Wert, betrachtet man diesen näher, erkennt man, dass Siebenhandel selbst an den wenigen Gegentreffern (Demir-Ausgleich im Heimspiel gegen Rapid, Tadic-Elfer in Hartberg, Wunderli-Kopfball-Anschlusstreffer in Hohenems, Bajic-Kontertor sowie Eggestein-Treffer nach Dante-Patzer bei Sturms einziger Niederlage daheim gegen den LASK und das 1:3 durch Berisha in Wals-Siezenheim) keinerlei Schuld trifft. Statistisch interessant: In Halbzeit Eins konnte er in diesem Herbst gar nur einmal bezwungen werden, vier der sechs Gegentreffer fielen zudem in den Schlussminuten. Zwischen Minute 2 und Minute 67 trägt er die „Goalie-Weste“ sogar noch strahlend weiß. Zweifellos hat der Torhüter in diesem Herbst eine stabile Defensivabteilung vor sich stehen, trotzdem war so mancher Punktezuwachs keineswegs eine „gmahte Wiesn“. Obwohl durchschnittlich nur 3,37 Bälle pro Spiel auf Siebenandls Kasten flogen, war er in sechs Partien dennoch ein wesentlicher Faktor für den Erfolgslauf der Blackys: Zum Auftakt in St. Pölten brillierte er gleich mit vier Paraden, gegen Rapid entschärfte er zwei riesen Möglichkeiten von Taxis Fountas. In Hartberg zeichnete er sich bei einem Rep-Schuss aus fünf Metern aus und kratzte zudem noch einen Rotter-Kopfball sensationell von der Linie. Und auch in den Heimspielen gegen die Admira und St. Pölten (Weltklasse-Save gegen Hausjell beim Spielstand von 0:0 beziehungsweise als er gegen Davies mit großartigem Reflex den Ausgleich der Gäste verhinderte) war er ein wesentlicher Erfolgsgarant.

(c) Martin Hirtenfellner – Fotografie

Beste Halbsaison seiner Karriere

Jörg Siebenhandl befindet sich seit geraumer Zeit in Bestform und ihm ist in keinem Teilbereich mehr eine Schwäche zu attestieren. Bei Flanken wirkt er abgebrüht und Torschüsse pariert er – im Gegensatz zu manch anderen, die mittels Zwischenschritt weg vom Ball die Parade etwas spektakulärer erscheinen lassen wollen – zumeist schnörkellos. Im Eins-Gegen-Eins ist er ohnehin seit jeher eine Macht: Bezeichnend zwei solche Szenen aus der Partie in Salzburg, in denen er gegen Daka Sieger blieb. Der Wiener glänzt durch die Fähigkeit, diese Situationen perfekt zu lesen, er behält die Ruhe, bleibt so lange wie möglich stehen, um danach zumeist reaktionsschnell zu klären.

Auf Europameisterschaftskurs

Der Sturmgoalie ist mittlerweile der konstanteste Liga-Torhüter und muss – insofern er seine Form im Frühjahr konservieren kann – im Sommer bei einer eventuellen Euro zum Thema werden. Dazu ein schöner Vergleich: Während Siebenhandl in den letzten fünf Pflichtspielen ohne Gegentreffer blieb, gelang es einem seiner Hauptkonkurrenten – Cican Stankovic – schon seit 12 Partien nicht mehr seinen Kasten sauber zu halten. In der Spielereröffnung – ein Segment wo wiederum der vermeintlich zweite Konkurrent – Alexander Schlager – sich im Herbst den ein oder anderen Patzer leistete, wählt er häufig den riskanteren – im Erfolgsfall jedoch effektiveren – Weg über die Außen. Dennoch fanden 74 Prozent seiner weiten Abschläge einen Abnehmer. Gelingen der Sprung zum Einser-Nationalteamtorhüter sowie gute Leistungen bei der Endrunde, könnte er mit dann immerhin schon 31 Jahren doch noch zu einer schwarz-weißen Zukunftsaktie werden. Schließlich hat er als Torhüter noch fünf, sechs richtig starke Jahre vor sich und in Graz ein gültiges Arbeitspapier bis 2023.

Tobias Schützenauer (ø-SturmNetz-Leserzeugnisnote: ohne Einsatz)

(c) SturmNetz

Sturms Ersatztorhüter blieb im Herbst 2020 ohne Pflichtspielminute in der Kampfmannschaft. Bei den Amateuren durfte er hingegen zwei Mal den zu ÖFB-Ehren berufenen Stammtorhüter Luka Maric (beim 1:1 in Wels und dem 2:2 gegen St. Anna) ersetzen. Anders als – vor allem international – durchaus üblich, wird in der Kampfmannschaft auf der Torhüterposition auch in Cuppartien nicht rotiert. Seine letzte Bundesliga-Partie absolvierte Schützenauer am 19.8.2018 gegen Altach, sein letztes Pflichtspiel ein paar Tage später im ÖFB-Cup gegen Wimpassing. In einer Phase, in der Jörg Siebenhandl zwölf Tage aufgrund muskulärer Probleme passen musste. Es war dies überhaupt die einzige Verletzung des Einsergoalies in den letzten fünf Jahren. Trotz tristem Reservistendasein, bleibt für Schützenauer in seiner Profi-Vita immerhin die Statistik, nur ein einziges Gegentor in insgesamt fünf Profi-Einsätzen erhalten zu haben.

Christopher Giuliani (ausgeliehen)

(c) SturmNetz

Der Grazer, der sämtliche ÖFB-Nachwuchsnationalmannschaften durchlief, wurde im Sommer beim neuen Kooperationspartner Kapfenberger SV geparkt, um dort möglichst viel Spielpraxis zu bekommen. Tatsächlich stand er auch in den ersten drei Partien der Obersteirer in der Startelf: Gegen Wacker Innsbruck (0:3) machte er bei zwei Gegentreffern nach Eckbällen nicht den sichersten Eindruck, in Steyr (3:0) blieb er ohne Fehl und Tadel, um in Runde 3 (2:4 gegen Blau-Weiß Linz) erneut sein bislang noch größtes Manko, die Strafraumbeherrschung bei hohen Bällen, aufleben zu lassen. Auch aufgrund einer Sprunggelenksverletzung verlor Giuliani im Anschluss seinen Stammplatz an den 19-jährigen Franz Stolz und durfte nur noch in einer Meisterschaftspartie (0:2 gegen Austria Lustenau) ran. Erneut fielen beide Gegentreffer nach hohen Bällen von den Außenpositionen. Ein junger Torhüter braucht vor allem Einsatzminuten, um an Erfahrung zu gewinnen. Es bleibt zu hoffen, dass es für solche im Frühjahr wieder reicht.

5 Kommentare

  1. Schworza99 sagt:

    Am 7 gibt es halt kein Vorbeikommen.

    Schützi durfte glaube ich gegen Larnaka ran…spielst alle Jubeljahre mal und dann bei dem Spiel. Glück hat er keines.

    Ich würde trotzdem zumindest in Zukunft bei eventueller Teilnehahme an drei Bewerben im Cup dann doch rotieren…7 hat Vertrag aber ist auch nicht mehr der Jüngste und kommt ein unverschämtes Angebot stehen wir ohne TW da. Entweder baut man Schützi zum Nachfolger von Schützi auf oder man setzt einen Amateur auf die Bank. Die jetzige Situation kann für keine Seite zufriedenstellend sein. 7 hatte seine beste Zeit laut Artikel auch erst mit 30.
    Schützi ist auch am längsten im Verein, sollte auch erwähnt werden.

    • weizenheizer sagt:

      Es ist sehr bitter, dass Schützi nicht spielt! Gegen die Vienna würd ich ihn gern sehen. Gegen Insbruck bin ich froh, dass wir 7 hatten. Ich würd Schützi nächstes Jahr an Hartberg verleihen. Wenn’s gegen Svete nicht reicht, wirds für Sturm auch nimmer reichen.

    • Schworza99 sagt:

      Glaube kaum jemand wird einen TW in dem Alter mit der Erfahrung leihen…
      Problem ist ja Schützi könnte zur Zeit wohl überall außer bei den Großen fix spielen und würde trotzdem nicht am 7 vorbei kommen. Dennoch wird der 7 auch irgendwann einen Nachfolger brauchen und einen Legionär holen ist immer russisches Roulette (Esser – Lück).
      Ich kann Schützi halt nicht einschätzen weil er bisher 5 Spiele oder so gemacht hat. Mir würde ja ein künftiger Kampf um das Tor mit ihm, Maric und Guiliani gefallen aber alles Zukunftsmusik.

  2. scheno sagt:

    ich würde mir wünschen, dass schützenauer immer wieder mal zum einsatz kommt – und wenns nur immer wieder bei 3:0 für 20 minuten ist.
    ansonsten haben wir trotz vieler goalietalente erst wieder keinen vertrauenswürdigen schlußman, wenn 7handl mal nicht zur verfügung steht…

  3. Neukirchner sagt:

    Seh ich ähnlich. 7 derzeit wohl gleichauf mit Schlager aber vor Stankovic.
    Generell Torhüter in den letzten 10 Jahren unser kleinstes Problem (Gratzei Esser 7), nur der Hyballa-Focher war für nix. Bene so 1 Mittelding.

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