Die Stürmer

Saisoncheck 2022/23

Aufgeteilt auf vier Ausgaben geben wir euch ein Fazit über jeden eingesetzten Sturm-Spieler. Hier fließen die durchschnittlichen Bewertungen unserer LeserInnen, diverse Spieldaten und Statistiken, sowie unsere subjektive Meinung mit ein. Gute Unterhaltung mit dem vierten und letzten Teil: Die Stürmer!

Bryan Teixeira (ø-SturmNetz Leserzeugnisnote: 2,52)

Eine gute Leserzeugnisnote ergibt zwar noch keinen Sommer, verspricht aber zumindest einiges für die Zukunft – und so dürfte man auch das Ergebnis bei Bryan Teixeira lesen. Der in Frankreich geborene Kicker, der für die Kap Verde das Nationalteamtrikot überstreift, ist erst im Jänner in das Team der Grazer gestoßen, nachdem er bei der Austria in Lustenau einen fantastischen Herbst gespielt hatte. Aus der Jugend von Clermont Foot (wo mit Muhammed Chan ein fast gleich alter Österreicher seit geraumer Zeit Stammspieler ist) kickte sich der 2000 geborene Jungspund also immer weiter in den Osten, wo er bislang zwar im Abschluss glücklos blieb, in den Augen vieler Fans aber bereits Ansehen gewonnen hat.
Der geflügelte Satz, dass „dem Teixl demnächst der Knopf aufgeht“, dürfte auch in dieser Sommerpause ein paar Mal fallen. Sechs Tore und sieben Assists in der Hinrunde beim Aufsteiger deuten darauf hin, dass ein offener Knopf in der Hose auch bei Sturm für eine kleine Explosion auf dem Scoreboard sorgen könnte. Bislang stehen bei 15 Einsätzen immerhin vier Assists und ein vergebener Elfer in Liebenau zu Buche. Der Nächste sitzt, das wissen wir alle. Sechs Startelf-Einsätze in 15 Einsätzen sind für einen Winterneuzugang durchaus gut, wenn man (noch) kein Højlund ist. Es wird spannend zu beobachten sein, was für Auswirkungen der Transfersommer auf das Standing von Bryan Teixeira im Kader des SK Sturm haben wird. Sein Vertrag läuft bis 2026 – es wäre schön, wenn er seinen Marktwert bis dahin noch ein wenig in die Höhe treiben könnte. Für den Return of Investment neben dem Platz, aber auch als Belohnung für seinen lauffreudigen Einsatz auf dem Platz.

William Bøving (ø-SturmNetz Leserzeugnisnote: 2,53)

Die Bewertung von William Bøving in seiner ersten Spielzeit beim SK Sturm fällt zweischneidig aus. Das liegt vor allem an seiner Syndesmosebandverletzung, die ihn in der zweiten Saisonhälfte aus dem Spiel nahm. Bøving griff ab dem September 2022 aktiv in das Grazer Geschehen ein und spielte keinen herausragenden, aber überzeugenden Herbst. Von seinen zwölf Startelf-Einsätzen hatte der damals noch 19-Jährige alle vor der WM in Qatar und seinen größten Auftritt gegen Lazio, als er zwei Tore erzielte. Den Restart nach der langen Winterpause musste der Däne auslassen. Seinen 20. Geburtstag erlebte der Däne ebenfalls auf der Verletztenliste. Es ist die erste größere Verletzung für den jungen Profi, der den Cupsieg von der Bank aus miterleben durfte. In der 24. Runde feierte Bøving schließlich sein Comeback gegen den LASK, schaffte es in weiterer Folge aber nicht mehr in die Startelf. Das Trainerteam geht mit dem jungen Spieler behutsam um und führt ihn Schritt für Schritt wieder an das hohe Niveau im Team heran.

Als Sturmfan darf man hoffen, dass William Bøving mit der neuen Spielzeit wieder an seinen Herbst 2022 anschließen kann und topfit in die Vorbereitung startet. Sollte das passieren, wird man in Graz auch 2023/24 Freude mit ihm haben. Den Status zum Publikumsliebling und den eigenen Marktwert hat bekanntlich auch ein anderer junger Däne bei den Schwoazen ausbauen und so gutes Geld in die steirischen Kassen spielen können – das ist auch William Bøving zuzutrauen, wenn er weiter an seine Leistungsgrenze gehen kann.

Manprit Sarkaria (ø-SturmNetz Leserzeugnisnote: 2,59)

Wenn man bei einem in der Schwoazen Offensive sagen kann, dass die Saison 22/23 seine Saison war, dann ist das Mani Sarkaria. 40 von 46 möglichen Spielen absolviert, fünfzehn Tore und zwölf Torvorlagen auf dem Scoreboard vermerkt, davon die zwei Treffer im traumhaften Cupfinale gegen Rapid Wien und am Ende der Saison folgerichtig und hochverdient von ÖFB-Teamchef Ralf Rangnick für das Spiel in Belgien erstmals in den Nationalteamkader einberufen.

Dass die Durchschnittsnote von Sarkaria im Leserzeugnis dennoch nur bei 2,59 liegt, kann man auch als Ansporn des eigenen Publikums bewerten. Offensichtlich traut der schwoaze Anhang dem 26-Jährigen noch eine Leistungssteigerung in der kommenden Saison zu. Eine andere Interpretation lässt die Leistungskurve des Musterschülers von Christian Ilzer zu, denn Sarkaria hatte einen durchwachsenen Herbst in dem ihm kaum Scorerpunkte gelangen. Doch die in Österreich ohnehin schon lange Winterpause, die durch die WM 2022 nochmal verlängert wurde, konnte von Sarkaria und dem Trainerteam gut genutzt werden. Der gebürtige Wiener nutzte die Zeit und schien ab Februar in der Bundesliga nur in drei (!) Spielen nicht in der Scorerliste auf. Lass dir die Wadln im Urlaub ordentlich massieren, Mani, und leg nächstes Jahr noch ein Schäuferl drauf!

Albian Ajeti (ø-SturmNetz Leserzeugnisnote: 2,66)

Der Transfer von Albian Ajeti zum SK Sturm – eine Leihe mit Kaufoption – sorgte international durchaus für Aufsehen. Selten wechselt jemand von Celtic Glasgow zum SK Sturm nach Graz. Die Karriere des hochveranlagten Schweizers war in den letzten Jahren ins Stocken geraten, obwohl er sich bei namhaften Klubs probieren konnte. Graz sollte aus diesem Grund den Knick in der eigenen Leistungskurve mit einer Trendumkehr ausmerzen. Das ist leider nicht gelungen, so viel muss man am Ende festhalten. Ajeti überzeugte mit Vehemenz und Kampfgeist, öffnete Räume und ließ immer wieder aufblitzen, warum er einst zu West Ham in die Premier League transferiert wurde. Von 26 möglichen Bundesligaspielen konnte Ajeti nur fünfzehn absolvieren, acht in der Startelf, sieben von der Bank kommend. Aufgrund von mehreren Verletzungen, versäumte Ajeti am Ende dreizehn Spiele in allen Bewerben.

Der Vertrag mit Albian Ajeti endet in Graz zum 30.6.2023 und alle Seiten werden verstehen, dass für einen in seinen finanziellen Möglichkeiten begrenzten Klub wie den SK Sturm eine Kaufoption von deutlich über einer Million Euro ein zu großes Risiko nach dem Auf und Ab mit Ajeti darstellt. Trotzdem wird der Schweizer für lange Zeit in der Erinnerung der Schwoazen bleiben, hat er doch den legendären Treffer beim ersten Grazer Derby nach Ewigkeiten zum 1:0-Sieg über die Unaufsteigbaren erzielt. Der Sticker von seinem epischen Cornerfahnen-Jubel ziert in Graz einige Straßenecken, Stromkastl und Verkehrsmasten und freut auch den Sturm-Tifo-Fotografen, der diesen emotionalen Schnappschuss einfangen konnte. Danke für diese Ganslhaut, lieber Albian Ajeti. Vielleicht kreuzen sich die Wege in Zukunft wieder – das wäre schön!

Der legendäre Torjubel aus dem Cup-Derby | (c) Stickerfoto Basti Neugebauer

Emanuel Emegha (ø-SturmNetz Leserzeugnisnote: 2,69)

Kaum ein Offensivspieler in den letzten Jahren war unter den eigenen Fans so viel diskutiert wie Emanuel Esseh Emegha oder Triple-E, wie er im SturmNetz-Ticker gerne genannt wird. Selbst um Kelvin Yeboah war es ruhig im Vergleich zu EEE, wenn man sich an die Tickerbetreuung und die vielen Kommentare bei den Spielen erinnert. Dabei gerät oft in Vergessenheit: Emegha kam mit 19 Jahren auf dem Buckel und als Ersatz des „Höllenhunds“ aus den Niederlanden vom dortigen Mittelständler Sparta Rotterdam und sollte eine Rolle ausfüllen, die ihm zwar statistische Potenziale bescheinigten und die sportliche Leitung des SK Sturm zutraute, die der Jungprofi aber noch nie innehatte. Manchmal möchte man den Grazer Fans ausrichten, dass sie sich hier Dinge von einem 20-jährigen Spieler erwarten, der seine erste richtig gute Saison spielt, die man sonst nur von 29-jährigen gestandenen Profis in Österreich erwarten kann.

Als junger, offensiver Hoffnungsträger ohne große Erfahrung geholt, entwickelte sich Emegha in Graz schnell zum Dauerbrenner. Bislang kaum verletzungsanfällig und bei 38 Spielen mit von der Partie, sorgte Triple-E in jedem Spiel für Unruhe in der gegnerischen Defensive. Mit seiner Schnelligkeit können die meisten Innenverteidiger in der österreichischen Bundesliga nicht mithalten, mit seiner Präsenz öffnet Emegha viele Räume für seine Mitspieler. Die Chancenauswertung ist der Hauptgrund, warum Emanuel Emegha für Sturm Graz im ersten Jahr „nur“ zehn Tore erzielen konnte. Als klassischer Neuner, der die Augen zuallererst auf den Torabschluss richtet, könnte man noch etwas am Gespür für den freien Mann arbeiten – von seinen fünf Assists wurde ihm zumindest einer im ÖFB-Cupfinale gutgeschrieben, wo Emegha selbst ebenfalls zwei, drei Tore machen hätte können.

Fest steht, dass Emanuel Emegha schon jetzt seinen Marktwert beim SK Sturm beinahe verachtfacht (!) hat. Er wird Geld in die Grazer Kassen spülen, oder weiterhin für Furore im schwarz-weißen Trikot sorgen. Es gibt derzeit keinen schnelleren Neuner in der österreichischen Bundesliga, der viele Vorzüge mit sich bringt. Das merken auch immer mehr Sturmfans, die die sehr harte Leserzeugnisnote von 2,69 im neuen Jahr zusammen mit einer positiven Entwicklung von Triple-E bestimmt verbessern werden.

Zu kurz eingesetzt: Jantscher, Fuseini, Højlund, Lang, Wels, Grgić

Die Offensive der Schwoazen war 2022/23 wirklich auch in der Breite sehr gut aufgestellt im nationalen Vergleich und musste sich auch in der Europa-League-Gruppenphase nicht verstecken. Immer wieder las man im Ticker während Ligaspielen, dass der eine oder andere Bankspieler der Schwoazen bei einem Ligakonkurrenten in der Startelf stehen würde und die Vermutung hatten auch einige in der SturmNetz-Redaktion. Wer weiß – hätte Sturm in der CL-Quali Kiew gekickt und die Gruppenphase erreicht, vielleicht wäre Rasmus Højlund geblieben… Andererseits kann sich Sturm auch mit Transfererlösen und Emegha sehr glücklich schätzen.

Jakob Jantscher wird zwar nicht jünger, aber im kommenden Jahr nochmal mit guter Vorbereitung fit zurückkehren und hoffentlich verschont bleiben. Die Sturm-Legende wusste beim Feiern des ÖFB-Cups zu überzeugen und ist auch ohne Einsätze enorm wichtig für den Sturmgeist in der Mannschaft.

Mo Fuseini brachte viel Tempo auf den Platz und war nach einigen Joker-Einsätzen beim Anhang bereits sehr beliebt. Die Konkurrenz scheint derzeit einfach zu groß für viel Spielzeit, auch wenn der langfristige Vertrag bis 2026 auf viel Vertrauen von Seiten des Vereins schließen lässt. Der Abgang von Lang und Wels könnte ihm in die Karten spielen.

Denn Christoph Lang wiederum spielte sich zwar bei der abgestiegenen SV Ried mit einer Handvoll Toren und Assists durchaus gut durch seine Leihe, bei Sturm ist aktuell jedoch noch die Konkurrenz zu groß. Sein Vertrag wurde zurecht bis 2025 verlängert und der Schritt, sich nochmal einem Leihabenteuer zu stellen und Spielpraxis in der Bundesliga zu sammeln, nur richtig.

Dass junge, talentierte Spieler anderswo Spielzeit sammeln werden, dürfte auch vor allem an Moritz Wels und Leon Grgić liegen – hätte der Autor dieses Artikels vor kurzem noch geschrieben. Doch Moritz Wels selbst entschied sich nun für einen Wechsel zur violetten Konkurrenz nach Wien, deren neuer Weg mit jungen Spielern wohl mehr Spielzeit versprach, als der offene Zugang von Andreas Schicker. Sein Premierentor in der Bundesliga beim 4:0 gegen Altach und das mit nur 18 Jahren, zudem gute Leistungen bei Sturm II – der Abgang von Wels schmerzt auf jeden Fall und zeigt ein Manko der ansonsten so erfolgreichen Kaderpolitik beim SK Sturm.

Auch Leon Grgić legte in der 2. Bundesliga eine starke Spielzeit hin. Mit einer geschlossenen Teamleistung konnte der Klassenerhalt, das Saisonziel in der Premierensaison in #LigaZwa auch erreicht werden. In der vergangenen Saison belohnte Christian Ilzer beide Zukunftshoffnungen mit jeweils zwei Kurzeinsätzen in der Bundesliga – wenn der 17-Jährige seine Leistungen in der Sommervorbereitung bestätigt, dürften mehr Spielminuten „ganz oben“ dazukommen. Selbiges hätte wohl auch für den um ein Jahr älteren Moritz Wels, der sogar sieben Minuten CL-Quali-Luft schnuppern durfte, gegolten. Grgić befindet sich im Blickfeld seines Trainers, aber ob er auch wirklich eine realistische Chance hat, ist als Außenstehender schwer zu sagen. Die Transfers von Moritz Wels, Dardan Shabanhaxaj, Paul Komposch (uvm.) und die Leih-Abgängen von Luca Kronberger und Christoph Lang lassen eher Pessimismus walten – das Niveau im Grazer Angriff in der Spitze ist einfach verdammt hoch.

 

4 Kommentare

  1. Schworza99 sagt:

    Nicht schlecht von Texeira bei der Konkurrenz Platz 1 zu holen. Bei ihm merkt man förmlich dass das wenn er explodiert es wieder in der Kasse klingeln wird. Ein Edeltechniker wo es halt noch an Anpassung an unsere Spielweise fehlt. Mit Vorbereitung könnte er nun sehr wertvoll werden.

    Boving eh klar lange verletzt.

    Sarkaria und Emegha brav. Eventuell Abschluss trainieren 😉

    Fuseini sollte man auf keinen Fall verleihen. Der könnte 1:1 den Kaderplatz von Wels übernehmen. Hier jemanden zu holen wäre unnötig und den Versuch wäre es alle mal wert ihn oben zu etablieren.

  2. Ritter2016 sagt:

    Vielen herzlcihen Dank für die schöne Aufbereitung der Saisonanalyse. Zur neuen Saison: Man sollte jetzt einmal gut aufgestellt sein. Nachdem Lang ja in Hartberg geparkt wurde wäre es wichtig, dass man auch Fusseini irgendwo unterbekommt. Teixeira war in Lustenau sehr gut, seine Spielweise passt derzeit aber noch nicht mit der von Sturm überein. Ilzer sieht in ihm aber irgendwas, also hoffe ich noch. Interessant wird, ob Jantscher sich nach der langen Verletzungspause noch einmal erfängt. Ich glaube es eher nicht mehr, schade. Der war die letzten beiden Jahre wirklich ind er Form seines Lebens.

    Und wenn jetzt wirklich noch ein neuer Stürmer kommt wird es e schon wieder recht voll…

  3. CrazyBusiness sagt:

    Danke für diesen großartigen Saisonrückblick! Wird’s nich eine Fortsetzung mit Trainerteam und Schiedsrichter geben?

  4. fid82 sagt:

    Emegha könnte uns diese Woche wirklich noch verlassen.
    Schicker hat in der Krone ein offizielles Angebot für einen Spieler bestätigt.
    Die Krone ist sich sicher, dass es sich um EEE handelt und dass dieser um einen 2stelligen Millionenbetrag wechseln könnte.
    Wohin, steht nirgends.

Schreibe einen Kommentar