Die Stürmer
Aufgeteilt auf vier Ausgaben geben wir euch ein kleines Zwischenfazit über jeden in der Herbstsaison eingesetzten Sturm-Spieler. Hier fließen die durchschnittlichen Bewertungen unserer LeserInnen, diverse Spieldaten und Statistiken, sowie unsere subjektive Meinung mit ein. Gute Unterhaltung mit dem letzten Teil: Den Stürmern!
Die Stürmer
Jakob Jantscher (ø-SturmNetz Leserzeugnisnote: 2,17)
Der Heimkehrer von 2018 ist ein Spieler, der bis zu dieser Saison wenig einhalten konnte, von dem, was sich Günter Kreissl (Anm. heute Tormann-Ausbilder beim ÖFB) im Wintertransferfenster 2018 zusammen mit Heiko Vogel (Anm. nun Trainer von Borussia Mönchengladbach II) versprach. Vielleicht lag es an den Trainern, wahrscheinlich an den vielen kleineren und größeren Verletzungen, die ihn immer wieder zurückwarfen. In diesem Sommer konnte Jakob Jantscher jedoch endlich eine komplette Vorbereitung mitmachen und in bester körperlicher Verfassung seit langem in die Saison gehen.
Das schlägt sich in der Winterpause nicht nur in der persönlichen Statistik wieder, sondern auch in der durchschnittlichen Bewertungen unserer LeserInnen. Das Grazer Publikum, stand Jakob Jantscher seit seinem Wechsel zu den verhassten Bullen nach Salzburg ab 2010 nicht immer positiv gegenüber und reagierte auch bei seiner Rückkehr nach seiner Reise durch Europa nicht ausschließlich positiv. Doch heute feiert man Pornobart-Jantscher nicht nur für die verboten freche Filzkante über der Oberlippe, sondern auch und vor allem für seine beständigen Leistungen als einer DER Stimmungsmacher und Führungsspieler in der Mannschaft.
In der Bundesliga ist JJ der Dauerbrenner mit einer 100-prozentigen Startelf-Quote. Mit vier Toren und sieben Assists in bisher elf Ligaspielen ist Jantscher derzeit das absolute Um und Auf der Offensive. Nimmt man die Cupspiele dazu, kommt Jantscher sogar auf fünfzehn Scorerpunkte in vierzehn Spielen. Das ist besonders bemerkenswert, da PBJ eigentlich als gelernter Flügelspieler nicht im zentralen Angriff zuhause ist.
Mit Andreas Kuen und Otar Kiteishvili weiß Jantscher zwei ideale Pass- und Vorlagengeber hinter sich, die ihm das Selbstvertrauen und die nötige Freiheit geben, selbst als Zielspieler ins letzte Drittel zu starten. Die eine oder andere Chance hätte Jantscher mehr verwerten können. Auch er startete, wie die ganze Mannschaft, langsam in die Saison und passte seine Formkurve der allgemeinen mannschaftlichen Leistung an. Mit dem Heimspiel am 4. Oktober gegen Altach ging sowohl dem SK Sturm als auch dem 31-jährigen aus der eigenen Jugend endlich wieder der Knopf auf. Nach einer Niederlage gegen den LASK, führte Jantscher mit fantastischen Laufwegen und grandiosen Touches bei seinen Toren den SK Sturm zu einem fulminanten Sieg gegen Salzburg. Ein Paukenschlag und Taktgeber für den ganzen Verein in einer Saison, die man sich schwieriger und durchwachsener vorgestellt hatte.
Jakob Jantscher spielt dennoch keine herausragende, aber eine starke Saison, weshalb auch die Wertung unserer LeserInnenschaft mit einem soliden Gut sehr passend anmutet. Herausragend ist Jantschers Leistung nur im Vergleich mit den anderen Stürmern der Schwoazen. Trotzdem hofft natürlich der gesamte schwoaze Anhang, dass der Herbst der Karriere des Jakob Jantscher, weiter so erfolgreich und schön verläuft. Möge diese tolle Form unseres Pornobarts noch lange andauern.
Bekim Balaj (ø-SturmNetz Leserzeugnisnote: 2,7)
Was war das nicht für ein Einstand, den Bekim Balaj am 4. August 2019 für den SK Sturm feierte. Siegestor gegen den WAC – endlich hatte der SK Sturm mit dem Wunschsspieler von Nestor El Maestro einen bulligen Stoßstürmer gefunden, der die Bälle in der Box zu verwerten wusste.
Für den SK Sturm hält Bekim Balaj nun nach 39 Bundesliga-Spielen bei neun Treffern. Keine berauschende Quote für einen Heilsbringer, der zwischen der 21. Runde der letzten Saison und der 9. Runde in diesem Jahr keinen einzigen Scorerpunkt verbuchen konnte. Trotzdem muss man den Albaner auch verteidigen, der für einen Fußball geholt wurde, der unter dem aktuellen Trainer wohl der Vergangenheit angehört. Bekim Balaj spult Kilometer ab, stellt seinen Körper zwischen Gegner und Ball und lässt jeden Zuschauer wissen, dass er um seine Spielminuten kämpft. Seine Einstellung ist vorbildlich, was auch stets von allen Seiten betont wird. Das scheint langsam auch Früchte zu tragen, denn Balaj hat in seinen letzten vier Joker-Einsätzen drei Mal getroffen und es endlich auch geschafft in zwei aufeinander folgenden Ligapartien Tore zu erzielen.
Letztendlich werden Stürmer an ihren Scorerpunkten gemessen und die liefert Bekim Balaj leider trotzdem sehr unregelmäßig. Ein Mittelstürmer wie Balaj, der ein wirklich lässiger Spielertyp wäre, wenn man ihm öfter präzise Flankenbretter auf seine flache Stirn zimmern würde, ist für jeden Klub ein Gewinn. Dieser Torinstinkt flackert bei Balaj immer wieder auf, erlischt jedoch auch sehr schnell. Das erweckt den Anschein, dass Bekim Balaj beim SK Sturm zur falschen Zeit angedockt hat und (wie viele Kollegen auf dieser Position) glücklos bleiben könnte. Zwar gibt es auch bei „Balaj Boom“ einen Aufwärtstrend wie im gesamten Mannschaftsgefüge, aber ob sich der albanische Nationalspieler mit seinen bald 30 Lenzen (11. Januar) mit der Joker-Rolle in Graz auf Dauer anfreunden möchte, sollte bezweifelt werden. Die nächsten Transferfenster werden für einen Stürmer seines Formats wohl spannender, als die Wartezeit auf der Ersatzbank. Im Konkurrenzkampf um den Platz neben Jantscher im Sturm wäre das ein Verlust. Auf dem Gehaltszettel wäre ein Abgang von Balaj aber eine Erleichterung für Andreas Schicker. Eine Vertragsverlängerung wird es wohl nur mit Gehaltseinbußen geben.
Kevin Friesenbichler (ø-SturmNetz Leserzeugnisnote: 2,82)
Als der Sohn des schwoazen Scouts Bruno Friesenbichler im letzten Winter von einem Missverständnis in Osnabrück nach Messendorf kam, roch es schwer nach Freunderlwirtschaft. Friese reihte sich im Frühjahr nahtlos in die harmlose Offensivabteilung ein und bekam (wenn überhaupt) nur Komplimente für seinen Einsatz. Als mit Neo-Trainer Ilzer dann auch noch ein alter Freund seines Vaters Trainer wurde, hatte Friesenbichler zumindest beim Autoren dieser Zeilen einen sehr schweren Stand. Selten wusste Friesenbichler anfangs seine Einsatzzeiten sportlich auf dem Platz zu rechtfertigen. Die teilweise niveaulosen Kommentare der Sturm-AnhängerInnen in den sozialen Medien und die schlechten Bewertungen unserer LeserInnen trugen ihres dazu bei, dass Friesenbichler bestimmt keine leichte Anfangszeit bei Sturm Graz durchlebte. Vieles davon tut hoffentlich nicht nur mir Leid, das hat sich kein Spieler verdient, schon gar nicht des SK Sturm.
Es ist auch nicht weiter verwunderlich, dass Kevin Friesenbichler unter allen bewerteten Kaderspielern in unserem Zeugnis sehr schlecht dasteht. Wenn man zum bisherigen Verlauf seiner Sturm-Karriere auch noch die nicht überzeugenden Statistiken addiert, ist es nur eine logische Folge. Das wird dem Weizer mit der Rückennummer 20 aber ganz und gar nicht gerecht. „Fußball ist ein Laufsport“, hat mein Jugendtrainer beim LUV damals immer gesagt und nicht alle Leistungen sind auf Anhieb mit einfachen Statistiken belegbar.
Friesenbichler steht mit seinem unbändigen Willen, seiner Einsatzbereitschaft für den Sturmgeist wie kaum ein anderer Spieler auf dem Platz. „Wir sind vom Sturmgeist beseelt, kämpfen mit Leidenschaft und geben niemals auf“, lautet einer der Grundsätze im Leitbild unseres Vereins. Das Einzige, was Kevin Friesenbichler in diesem Kalenderjahr aufgegeben hat, war die Weihnachtspost. Gemeinsam mit Bekim Balaj zog sich der oft so glücklose Stürmer nicht erst in den letzten drei Ligapartien vor dem Winter mit starken Leistungen und Treffern in aufeinanderfolgenden Partien aus dem Dreck, um beim nächsten Pressing gleich wieder sein Trikot schmutzig zu machen. Vielleicht ist der Albaner der bessere individuelle Fußballer als der Weizer, aber der „steirische Weg“ und das mutmaßlich deutlich geringere Gehalt sind schlagkräftige Argumente um weiter an Friesenbichler festzuhalten.
Trotz der schwachen Bewertungen ist Kevin Friesenbichler einer der Spieler, denen man sehr wünschen muss, dass der Aufwärtstrend über die Winterpause konserviert werden kann. Es gibt keine Garantie, dass es im Frühling so weitergeht wie im Herbst, aber es gibt bei Kevin Friesenbichler die Garantie, dass er nach jedem Einsatz seine Lunge irgendwo am Feld einsammeln muss und alles für den Verein gibt, so wie es Sturmfans gerne sehen. Wenn sich dieser 26-jährige weiter so reinhängt, dann wird er sich für seine Mühen selbst belohnen. Das Umfeld nahe seiner Heimat hier in Graz scheint dem Wandervogel jedenfalls besser zu bekommen, als bei seinen letzten Stationen.
Francisco Mwepu (zu kurz eingesetzt)
Als Kaderergänzung und Perspektivspieler geholt, sieht der sambischen Internationale nach einem halben Jahr Graz derzeit kein Land und kurzfristig wenig Perspektive. Der Trainer hat den Kern seines Teams gefunden. Nun haben auch die Stürmer angefangen ab und an zu treffen, in der Regionalliga wird erst im März wieder gekickt. So bleibt kein Platz für mehr Spielzeit. Drei Bundesliga-Kurzeinsätze stehen im Vermerk. Im Oktober in Ried spielte Mwepu drei Minuten, im November gegen den LASK und gegen Salzburg durfte „Franz“ auf’s Feld um den Abpfiff des Schiedsrichter aus der Nähe zu hören.
Die Leistungen der eigentlichen Stürmer Friesenbichler und Balaj waren über weite Strecken nicht sehr überzeugend, doch langsam scheinen sich die Konkurrenten von Mwepu zu fangen. Es wird nicht leichter, sich durchzusetzen, trotzdem ist es dem jungen Mann zu wünschen. Ein weiterer schneller Stürmer, der vielleicht sogar etwas treffsicherer werden könnte, wäre für alle Seiten ein Geschenk. Jemand, der mit 20 Jahren aus Sambia während einer Pandemie nach Österreich wechselt, muss sich bestimmt auch erst akklimatisieren. Das soziale Umfeld kenne ich zwar nicht, ich stelle es mir aber überschaubar vor. Durchbeißen und dranbleiben muss die Devise sein. Francisco Mwepus Vertrag läuft mindestens bis 2022 und es wäre schön, wenn sich der Franz für seinen Mut zum Wechsel nach Graz selbst belohnt.
Emeka Eze (nie eingesetzt)
Mal schauen, was der Januar bringt. In einem Testspiel sah man Eze im Herbst für kurze Zeit neben Mwepu auf dem Feld. Ob es für ein Comeback beim SK Sturm für den einstigen Fan-Liebling noch taugt, oder doch nur zum bezahlten Spazierengehen reicht, sehen wir spätestens mit dem nächsten Transferfenster. Der Vertrag des 24-jährigen läuft bis Ende dieser Saison, von der spielerischen Veranlagung her (und den Statistiken) ist Emeka Friday Eze jedenfalls die jüngere Kopie von Bekim Balaj.
Jantscher ist kein Stürmer und trotzdem unser bester vorne…
Danke Sturmnetz! Für die ganze Seite, die klugen Kommentare, die lässigen Interviews und überhaupt, bleibt’s so fleißig! Ihr macht die stadionlose Zeit erst erträglich.
Alles gute euch und oisfiadeschwoazn! im neuen Jahr!
Was Frise betrifft: Ein leidenschaftlicher Kämpfer ist er auf alle Fälle. Auch wenn ich ihn jetzt nicht persönlich kenne, glaube ich gerne, dass er auch ein netter Typ ist. Das er jetzt vielleicht seinen Doktor nicht mehr machen wird, ist vollkommen wurscht. Dann komm für mich aber ein großes ABER: das des fussballerischen Könnens! Hier habe ich halt das Gefühl, dass er fussballersich, für die Ansprüche die wir haben (haben sollten), einfach zu schwach ist. Fussballerische Schwächen kann man dann halt auch schwer längerfristig durch Einsatz wegmachen.