Die SK Sturm Damen: Platz 4 und schlechte Aussichten
Zum letzten Mal geht die Frauen Bundesliga in ihre überdimensionierte Winterpause. Ein Cupspiel steht noch aus, dann pausiert der Klubfußball bei den Frauen in Österreich bis Anfang März. Ab der Saison 2024/25 gibt es dann einen ähnlichen Liga-Modus wie bei den Herren, der für mehr Spiele und eine kürzere Pause in der kalten Jahreszeit sorgen wird. Ein Play-off wird dann nach den gewohnten 18 Partien für weitere acht Spiele sorgen. Auch die umstrittene, aber bewährte Punkteteilung ist eingeplant. Trotz dieses Ausblicks auf eine spannendere und abwechslungsreichere Zukunft im heimischen Frauenfußball ist beim SK Sturm Graz nicht alles eitel Wonne.
Die Windmühlen, der Kampf…
Derzeit steht der SK Sturm in der Frauen Bundesliga auf Platz vier. Drei Punkte fehlen den Grazerinnen zur Halbzeit auf den dritten Platz, fünf Punkte Vorsprung haben die Schwoazn auf die fünftplatzierte Viola aus Wien. Liga-Krösus SKN St. Pölten ist Sturm Graz mit sechs, respektive neun Punkten (wenn das Nachtragsspiel gegen Altach/Vorderland gewonnen wird), so deutlich enteilt wie schon lange nicht mehr. Das Dauerabonnement auf Tabellenplatz zwei scheint vorerst verloren, selbst Platz drei nicht einfach zu erreichen. Doch wie konnte dieser sportliche Abwärtstrend so schnell passieren? Wer ist dafür verantwortlich? Was darf sich ein Sturm-Fan von seinem Frauenteam erwarten?
Zwei fulminante Heimpremieren gegen Lustenau und die Austria in der Grazer Gruabn sorgten bei vielen jungen und älteren schwoazn Fans für nachhaltige Erlebnisse mit den Sturm-Damen. Für einige Grazer Fans war es überhaupt der erste Besuch eines Bewerbsspiels des SK Sturm Graz in der Gruabn, über die sonst nur die Väter, Mütter, Onkel und Großeltern schwärmen. Das Experiment wurde von allen Seiten als geglückt bewertet, dennoch gab es bis zum Jahreswechsel keine weitere Möglichkeit für die SK Sturm Damen, noch einmal vor der historischen Tribüne aufzulaufen. Das täglich Brot wurde wieder Messendorf, das Team rückte mit dem Oktober und der Europa League der Herren wieder in den Hintergrund und fristete sein Schattendasein.
Ohne stetes Scheinwerferlicht fehlt augenscheinlich der Druck, den die Verantwortlichen im Verein benötigen, um die Damen-Abteilung seriös zu unterstützen. Die BetreuerInnen, das TrainerInnen-Team und die administrative Leitung rund um Mario Karner, Helmut Degen und Michael Erlitz geben alles für die jungen Mädels in der Akademie und die Spielerinnen der Bundesliga, um sportlich weiterhin konkurrenzfähig zu bleiben – ein Kampf gegen Windmühlen. Denn der SK Sturm Graz verliert im österreichischen Klubfußball der Frauen den Anschluss an die Spitze, weil Präsident Jauk und die Geschäftsführer Tebbich und Schicker es nicht schaffen, einen Bruchteil der generierten Gelder aus den Herrentransfers auch auf die Frauenabteilung umzumünzen. Ohne finanzielles Commitment aus der Spitze des Vereins wird die Abteilung im Mittelmaß versinken.
Wenn nicht jetzt, wann dann?
Sportlich schlägt sich das bereits in dieser Saison in weniger Toren, mehr Gegentreffern, niedrigerer Punkteausbeute und einer schlechteren Tabellenplatzierung nieder. Sechs Siegen stehen drei Niederlagen gegenüber. In der Champions-League-Quali wurde wie erwartet Erfahrung gesammelt, mehr war nicht drin, und im Pokalbewerb ist man erwartungsgemäß noch im Rennen. Das Team der SK Sturm Damen ist so jung und talentiert wie noch nie. Doch ordentliche Verträge mit stabilen Gehältern können kaum abgeschlossen werden. Spielt eine Spielerin über eine längere Phase sehr gut, wie die überragende Torjägerin Laura Krumböck in diesem Jahr, ist sie mit hoher Wahrscheinlichkeit im nächsten Transfersommer weg. Nur wenige Talente bleiben länger als zwei Jahre und dem SK Sturm danach nicht mal eine Ausbildungsentschädigung, da es noch keine verpflichtenden Regelungen der UEFA im Frauenfußball gibt. Mariella El Sherif ist hier eine der großen Ausnahmen, die in Graz geblieben ist und hoffentlich weiteren jungen Spielerinnen als Beispiel dienen wird. Modesta Uka kann als Sturm-Urgestein als so etwas wie der Fels in einer ständig wechselnden Brandung bezeichnet werden. Für den neuen Trainer Sargon Duran ist all das eine ungünstige Position, die regelmäßige Adaption verlangt und wenig Kontinuität bietet. Michael Erlitz und Co kann man wenig Vorwürfe machen, da der finanzielle Handlungsspielraum einfach nicht gegeben ist.
Sowohl bei der sportlichen Leitung als auch bei der Geschäftsführung hat man sich darauf geeinigt, nach außen von einer Saison des Umbruchs zu reden, von einer Phase, die in dieser Saison eben keinen Angriff auf die Spitze zulässt. Laut Angaben von Andreas Schicker in der „BlackFM“-Ausgabe vom 15.11. möchte man für das nächste Jahr mit den jungen, nachrückenden Spielerinnen wieder für einen Angriff (oder den Versuch „ranzuschnuppern“, wie es Schicker relativ defensiv ausdrückt) gerüstet zu sein. Die gute Arbeit in Altach, bei der Vienna, „bei der Konkurrenz“ wird anerkannt und gelobt. Natürlich ist eine spannendere Liga im Interesse aller Klubs. Es kann aber nicht im Interesse des SK Sturm sein, von allen Seiten überholt zu werden. Der Umbruch, die Kaderverjüngung und der Weg des Ausbildungsvereins, der Plattform sein will – dieses Narrativ kennt man beim SK Sturm Graz und wird bei den Herren seit Jahren stolz auch bei den Fans mitgetragen. Bloß ist es in einer Abteilung, in der man durch die derzeitigen Regularien als Ausbildungsverein am Transfermarkt kein Geld verdienen kann, ab einem gewissen Punkt unmöglich, sich zu verbessern, wenn nicht aus anderen Teilen mehr Geld für die Damen-Abteilung freigemacht wird.
Wo bleibt die Vision?
Wer die SK Sturm Damen in den letzten Jahren verfolgt hat, hat aufopfernde Spielerinnen gesehen und eine sportliche Abteilung, die das Maximum aus ihren Möglichkeiten herausgeholt hat. Es liegt die Vermutung nahe, dass die Trennung von Trainer Chris Lang auch mit der sportlichen Perspektivlosigkeit zusammenhängt. Der Zeitpunkt, um Titel mitzuspielen und Geschichte zu schreiben, könnte aber immer mehr verpasst werden. Der LASK rückt nach, Rapid beginnt mit einer Frauenabteilung, der Red-Bull-Konzern ist ebenfalls eingestiegen. Wann, wenn nicht jetzt, den Vorsprung des letzten Jahrzehnts ausspielen?
Am 18. November spielen die SK Sturm Damen ihr letztes Bewerbsspiel 2023 in Wien. Im ÖFB Ladies Cup heißt das gegnerische Team erstmals Wiener Sport-Club aus der 2. Frauen Bundesliga. Gespielt wird am Sport-Club-Platz in Wien-Hernals. Es geht also nach den beiden Spielen in der Grazer Gruabn in diesem Herbst auch mit einem Spiel in einer altehrwürdigen Spielstätte zu Ende. Ein Sieg ist Pflicht, eine konzentrierte Leistung aber erforderlich, um mit einem guten Gefühl ins neue Jahr starten zu können. Im Januar wartet ein Transferfenster, in dem der SK Sturm womöglich tätig werden könnte. Budgetär sind aber mit der derzeitigen Geschäftsführung bei den Frauen keine Sprünge zu erwarten – die Damen-Abteilung scheint im Verein auf sich alleine gestellt. Denn aus jetziger Sicht fehlt den Herren an der Spitze offensichtlich die Vision und das Gespür dafür, sich mit wenig finanziellem Mehraufwand in die sportlichen Annalen der Vereinsgeschichte und der steirischen (Frauen-)Sportgeschichte einschreiben zu können.
Bitte hörts mit den Forderungen nach einer Vision auf. Graz ist pleite und kann sich 2024 nicht mal mehr warmes Wasser im Rathaus leisten für die Mitarbeiter. Präsident Jauk kann sich noch 10 Jahre mit dem Arbeitskreis im Rathaus im Kreis drehen da passiert nichts. Ohne private Investoren geht heute nichts mehr im Profifußball. Wer hier an Visionen leidet sollte zum Arzt gehen. Ohne entsprechende Infrastruktur kannst auch bei den Damen nichts reißen.
Von wem hast denn den schönen Satz mit den Visionen? Ah ja, das war der Vranitzky, der war ehemals ein guter Basketballer und hatte noch ein bisschen Hausverstand und Realitätsbezug.
Sturm pulvert jedes Jahr (lange vor Rapid, Red Bull usw…) mehr als eine halbe Million in die Frauenmannschaft. Dieses Geld ist weg, da kommt kein Euro jemals wieder rein. Da hat Sturm eine absolute Vorbildfuntion. Mit Frauenfußball lässt sich hierzulande kein einziger Euro zu verdienen. Trotzdem macht das Sturm und das ist auch gut so. Da die Verantwortlichen zu kritisieren ist schon ein bisserl……
Es ist ganz einfach:
Sturm Profis: Infrastruktur mangelhaft
Sturm Amas: mangelhaft bis ungenügend
Sturm Damen: ungenügend bis wurscht
Realpolitisch gesehen ist es unrealistisch den Damen mehr Infrastruktur und Budget bieten zu können wenn bereits die Männer und Amas in großer Seenot sind. Das Problem lässt sich halt nur von oben herab lösen da wenn die Frauen Meister werden es vlt. 2-3 Tage (mediales) Lob gibt aber wenn die Herren gleichzeitig 7. werden es fehlende Einnahmen in Millionenhöhe gibt, Trainerwechsel etc…
Dieser Stellenwert der Damen mag unfair sein er ist aber hausgemacht. 51% der Bevölkerung sind Frauen…aber selbst bei den Damespielen sehe ich viele Väter mit der Tochter etc. Also des is kein Männerproblem sondern eines welches die gesamte Gesellschaft betrifft.
Am Ende ist es aber wurscht. Ohne Transfereinahmen kannst sowieso nicht wachsen und international brauchst ned spielen wennst dann gegen Real Madrid Quali spielst die ihre Damen mit den Peanuts ihres Budgets finanzieren um Öffentlichkeitsarbeit zu machen, was aber dennoch im Vergleich locker reicht um uns um ein paar 0er zu übertreffen.
Gehts einfach mit Tochter, Mutter, Freundin, Tante, (Geliebten va mir aus) den Damen zusehen. Des Problem wird über Jahrzehnte gelöst und nicht von heute auf morgen.