Die Mittelfeldspieler

SturmNetz Winterzeugnis #3

Aufgeteilt auf vier wunderbar knackige Ausgaben werden wir euch in den nächsten Tagen ein kleines Zwischenfazit über jeden eingesetzten Spieler der Blackies liefern. Hier fließen die durchschnittlichen Noten aus allen Leserzeugnissen, Spieldaten sowie unsere subjektive Meinung mit ein. Wir wünschen viel Spaß!

Ausgabe #3: Die Mittelfeldspieler

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© Martin Hirtenfellner Fotografie

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Donis Avdijaj (ø-Leserzeugnis Note: 2,26)

Der Deutsche agierte in den meisten Spielen äußerst auffällig und präsentierte sich sogar stärker als in der vergangenen Saison. Mit seinen Dribblings, insgesamt 55 davon waren erfolgreich, schafft er immer wieder Räume für seine Mitspieler. Eine Schwäche fällt dabei allerdings auf: Oft versäumt er es, den Ball im richtigen Moment abzuspielen und verliert diesen dann an einen Gegenspieler beim Versuch ebenjenen zu überspielen. Nichtsdestotrotz bleibt er der mit Abstand auffälligste Mittelfeldspieler bei den Schwarz-Weißen. Sollte es Avdijaj gelingen, sein Temperament zu zügeln und vor dem Tor noch abgebrühter zuzuschlagen (natürlich sind elf Scorerpunkte in 15 Spielen sehr lobenswert), wird er auch für den FC Schalke 04 immer attraktiver werden, für den SK Sturm ist er es ja bereits zur Genüge.

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Sascha Horvath (ø-Leserzeugnis Note: 2,61)

Einer, der vor allem in den letzten Spielen gezeigt hat, dass er die Rolle des Schalke-Juwels übernehmen kann, ist Sascha Horvath. Auch er verfügt über eine extreme Stärke bei Dribblings, ist aber nicht ganz so zweikampfstark wie sein um drei Tage jüngerer Mannschaftskollege. Der U21-Nationalspieler agiert meist mannschaftsdienlicher, dafür aber nicht so auffällig wie der Deutsch-Albaner. Horvath hatte es am Anfang der Spielzeit schwer, da ihm immer wieder kleinere Verletzungen zusetzten. Trotzdem zählt der Wiener ganz klar zu den Gewinnern der abgelaufenen Herbstsaison. Legt er körperlich etwas zu und traut sich noch mehr in Eins-gegen-Eins-Duelle zu gehen, werden die Sturm-Aficionados noch viel Freude mit ihm haben. Eine offensive Dreierreihe mit Schick, Stankovic und Horvath hinter Avdijaj, der die Rolle der „Falschen Neun“ übernimmt, könnte mit genügend Rotation die eine oder andere Abwehrkette zum Verzweifeln bringen. So wäre eventuell auch das „Stürmerproblem“ in Graz zu lösen.

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Wilson Kamavuaka (ø-Leserzeugnis Note: 2,61)

Kamavuaka ist mit Sicherheit einer der am meisten unterschätzten Spieler im gesamten Kader. Der Kongolese ist variabel einsetzbar und kann sowohl in der Innenverteidigung als auch im defensiven Mittelfeld agieren. Er hat auf beiden Positionen in der Liga gleich viele Spiele absolviert. Gelistet haben wir ihn allerdings als Mittelfeldspieler und zwar aus folgendem Grund: Wir sehen ihn dort einfach besser aufgehoben. Neben Anel Hadzic, der auf der Foda‘schen Doppelsechs gesetzt ist, hat sich Kamavuaka als beste Option in der abgelaufenen Herbstsaison erwiesen. Immer wieder agiert er als Stabilisator in der Defensive und eröffnet seinen Mitspielern so die Möglichkeit, sich mehr in die Offensive einzuschalten. Außerdem ist der 25-Jährige ein wahres Zweikampfmonster – 248 bestrittene Zweikämpfe sprechen Bände. Davon konnte er auch knapp mehr als die Hälfte gewinnen – ein wirklich erstaunlicher Wert, der unterstreicht, wie wichtig Kamavuaka ist. Einziger Kritikpunkt: Seine Angriffsbemühungen könnten intensiver sein.

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Anel Hadzic (ø-Leserzeugnis Note: 2,70)

Hadzic ist vielleicht der Spieler, den man bei einem Abgang am schwersten ersetzten könnte. Leider wird der Bosnier von sehr vielen „Experten“ unterschätzt. Er ist wahrscheinlich jener Akteur, der über die höchste Spielintelligenz verfügt. Löcher zu stopfen und die Drecksarbeit zu verrichten zählen ebenso zu seinen Aufgaben wie die Spieleröffnung, die zumeist über ihn läuft. Im Gegensatz zu einigen seiner Mittelfeldkollegen verfügt der bosnische Nationalspieler über eine gute Passstatistik, denn er bringt ebenso wie Kamavuaka drei Viertel seiner Zuspiele an den Mann. Man sollte auch hervorheben, dass er am Platz endlich wie ein Leader auftritt und für seine Verhältnisse mittlerweile auch disziplinierter spielt. Dies spiegelt sich in seiner Kartenstatistik wider (vier Verwarnungen). Außerdem sind vier Scorerpunkte für einen Sechser im System Foda keine schlechte Bilanz, da ein solcher darin meistens sehr defensiv agieren muss.

[sc:hadzicherbst15]
© Martin Hirtenfellner Fotografie

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Thorsten Schick (ø-Leserzeugnis Note: 2,90)

Leider konnte der Dauerbrenner auf der rechten Seite des SK Sturm Graz nicht ganz an seine gute Form aus der Vorsaison anschließen. Würde Thorsten Schick den Großteil seiner Chancen verwerten, wäre er sicher nicht bei den Grazern unter Vertrag, so viel ist sicher. Beeindruckende zwölf Scorerpunkte stehen auf der Habenseite der Pferdelunge (sieben aber in den drei Cuppartien), außerdem hat er die meisten Pflichtspieleinsätze aller Mittelfeldakteure der Schwarz-Weißen absolviert. Für ich ihn gilt unbedingt, die Pass- sowie Flankengenauigkeit zu verbessern, denn mit 403 Ballverlusten ist er in dieser Statistik Spitzenreiter. Er hat aber auch die meisten Zuspiele (303) in der gegnerischen Hälfte zu verantworten. 38 Torschussvorlagen sind der Spitzenwert der Liga. Anhand der angeführten Statistiken lässt sich der Licht-Schattenwechsel Schicks in den bisherigen Spielen gut nachweisen. Mit einer soliden Wintervorbereitung ist es dem ehemaligen Admiraner zuzutrauen, wieder zu der Topform aus der Vorsaison zurückzufinden.

[sc:schickherbst15]

Kristijan Dobras (ø-Leserzeugnis Note: 3,22)

Kristijan Dobras ist vielleicht jener Spieler unter den Verpflichtungen in der Sommerpause, der mit den meisten Vorschusslorbeeren in die Saison startete, denn bei Wiener Neustadt konnte der Mittelfeldspieler mit einigen guten Leistungen auf sich aufmerksam machen. Auch im ersten Pflichtspiel gegen Hartberg überzeugte der 23-Jährige mit einer tollen Leistung. Im Endeffekt war diese Cup-Partie aber auch sein bisher einziges Highlight. Es gab einige gute Ansätze, wie beispielsweise das Heimspiel gegen Rapid im Herbst oder die letzten 30 Minuten gegen die SV Ried vor ebenfalls eigenem Publikum, aber eine über 90 Minuten gute Leistung hat es von ihm eigentlich nie wirklich gegeben. Weil Marko Stankovic wieder genesen und einsatzbereit ist, wird es für Dobras sehr schwer werden, sich in der Mannschaft einen Stammplatz zu erarbeiten. Bei ihm gibt es noch sehr viel Luft nach oben.

[sc:dobrasherbst15]

Simon Piesinger (ø-Leserzeugnis Note: 3,26)

„No Piesi… and at least a bit of Party“, so könnte man die Spiele beschreiben in denen Simon Piesinger nicht spielen durfte. Zu feiern gab es für die Sturmfans quasi gar nichts, aber mit dem baumlangen Oberösterreicher auf dem Feld wollte sogar noch weniger Feierstimmung aufkommen. In der letzten Saison war er noch absoluter Publikumsliebling und jetzt ist er nicht einmal mehr Durchschnitt. So schnelllebig ist das Fußballgeschäft. Das Schöne daran: Bereits in der Frühjahrssaison kann sich alles wieder ändern, was natürlich wünschenswert ist. Zu viele unnötige Fouls und Fehlpässe bremsen das Spiel Piesingers – bezeichnend für seine bisherige Saison war der Ballverlust zum 1:0 gegen Rapid in Wien. Zugutehalten muss man dem 23-Jährigen jedoch, dass er regelmäßig versucht, tödliche Pässe zu spielen.

[sc:piesiherbst15]

Andreas Gruber (ø-Leserzeugnis Note: 3,28)

Der junge Steirer konnte seine Bundesligatauglichkeit bisher noch nicht unter Beweis stellen. Hauptgrund dafür sind seine technischen Schwächen, die ausgemerzt werden müssen. Er lebt hauptsächlich von seiner Schnelligkeit, die aber in Fodas Spielsystem, ebenso wie jene Edomwonyis, viel zu selten zur Geltung kam. Als die Nordkurve „Eigengewächse“ wie Lovric und Gruber forderte, dankte er dies mit einer fragwürdigen Geste – ein trauriges Highlight der Herbstsaison. Ein solches ist auch folgende Statistik: sieben angekommene Flanken bei 29 Versuchen! Grubers Alter darf man bei all der negativen Kritik jedoch nicht vergessen: Er ist erst 20 Jahre alt und etwas Zeit, sein Talent zu bestätigen, sollte er noch bekommen. Allzu viel Geduld darf er sich allerdings nicht mehr erwarten!

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Daniel Offenbacher (ø-Leserzeugnis Note: 3,32)

Aufgefallen ist der gebürtige Scheiflinger hauptsächlich durch ständiges Lamentieren. Spielerische Akzente konnte er, abgesehen von wenigen Ausnahmen, wie zum Beispiel im letzten Heimspiel gegen den SV Grödig, nie wirklich setzen. Immerhin muss man festhalten, dass Offenbacher mit 80 Prozent angekommener Pässe ganz weit vorne in der mannschaftsinternen Passstatistik liegt. Außerdem weist er 30 Torschussbeteiligungen auf und liegt damit bundesligaweit gemeinsam mit Raphael Holzhauser (FK Austria Wien) auf Platz vier! Sechs Scorerpunkte sind für einen Sechser im System Foda ein eigentlich recht guter Wert. Drei Assists, die in dieser Wertung aufgeführt sind, leistete er allerdings in den Cup-Spielen. Alles in Allem ist Offenbachers Auftreten im Widerspruch zu diesen Statistiken aber meist enttäuschend. Er braucht bei der Entscheidungsfindung im Spielaufbau immer wieder viel zu lange und bremst so das Spiel, statt es anzutreiben. Erschwerend kommt seine fehlende Schnelligkeit hinzu. Offenbacher ist der lebende Beweis dafür, dass Statistiken nicht immer die tatsächlichen Qualitäten und Leistungen eines Spielers wiedergeben. Das zeigen auch die Bewertungen der SturmNetz-User, die den 23-Jährigen völlig zu Recht auf den letzten Platz gewählt haben.

[sc:offiherbst15]
© Martin Hirtenfellner Fotografie

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Zukunftsaussichten

Für Marko Stankovic und Sandi Lovric ist es schwer, eine Benotung abzugeben, da der eine monatelang verletzt ausfiel und der andere aufgrund seiner schulischen Verpflichtungen nicht spielen durfte. Stankovic lieferte bei seinem Startelf-Comeback in der letzten Partie vor der Winterpause, sogar von Anfang an mit Kapitänsbinde, ein starkes Spiel ab. Das macht zumindest ein bisschen Hoffnung für die Frühjahrssaison. Mit Avdijaj, Horvath, Schick, Stankovic und einem Dobras in Form verfügt man über ein eigentlich sehr spielstarkes offensives Mittelfeld, das jeder Abwehr in der Liga Probleme bereiten sollte. Dahinter könnten sich Hadzic und Kamavuaka zu einer sehr soliden Doppelsechs entwickeln. Obwohl Fodas Spielanlage veraltet ist, dürfen wir auf einen positiven Verlauf der Frühjahrssaison hoffen, denn im Kader ist zweifelsfrei genügend Qualität vorhanden.

Statistik

Das defensive Mittelfeld macht zu Teilen, was es soll. Statistisch gesehen sticht hier vor allem Wilson Kamavuaka deutlich hervor. Kein anderer in der Mannschaft bestreitet auf ein Spiel gesehen mehr Zweikämpfe, kaum einer erobert mehr Bälle für die Mannschaft.

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Offensiv hingegen geht vom defensiven Mittelfeld der Grazer überhaupt keine Gefahr aus – jedoch ist das auch nicht die Hauptaufgabe der Sechser. Doch auch auf das gesamte Mittelfeld inklusive Offensivspieler bezogen, sollte zu denken geben, dass Anel Hadzic mit 2 Saisontoren der drittbeste Torschütze unter Sturms Mittelfeldspielern ist – und das auch nur, weil wir Donis Avdijaj zu den Mittelfeldspielern und nicht zu den Stürmern zählen.

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Offensiv sticht vor allem Donis Avdijaj heraus – in jeder Hinsicht und Statistik. Randnotiz: Die Quote an erfolgreichen Flanken mag auf den ersten Blick erschreckend wirken und ist auch alles andere als eine Meisterleistung. Jedoch muss man dies insofern relativieren, da man auch bei der Liga-Konkurrenz großteils nur minimal bessere, oder gar noch schlechtere Bilanzen finden wird.

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