Die Krone-Fußballerin des Jahres 2020

Ein kurzer Morgenplausch mit Steffi Großgasteiger

Es ist ein kleines Stück Sturm-Geschichte, das am Wochenende geschrieben wurde, denn Stefanie Großgasteiger ist die erste Frau des SK Sturm Graz, die die Krone-Wahl zur Fußballerin des Jahres gewonnen hat – und sie wird hoffentlich nicht die letzte sein. In Graz selbst wurden vor Großgasteiger bereits zwei Spielerinnen des LUV Graz Krone-Siegerinnen (Anm. Renate Vukits 1987 und Christina Peintinger 2007). Nach Stefanie Enzinger 2017, die damals noch beim SK Sturm spielend von der Vereinigung der FußballerInnen zur Spielerin des Jahres gewählt und bei der damaligen Bruno-Gala ausgezeichnet wurde, ist diese Auszeichnung ein weiteres Signal, welches die gute sportliche Arbeit in Graz unterstreicht. Großgasteiger, erst 2001 geboren, reiht sich nun nach Ivica Vastic (1999), Markus Schopp (2001) und Sebastian Prödl (2007) in die Sturm-Gewinnerriege, die dadurch zur GewinnerInnenriege wird, ein.

Am Montagmorgen stand Großgasteiger per Telefon für ein kurzes Interview zur Verfügung und beantwortete aus ihrer Heimat in Osttirol einige Fragen zum Status quo bei sich, dem SK Sturm und dem Frauenfußball im Allgemeinen. 40 Tore in 92 Spielen für den SK Sturm sprechen eine deutliche Sprache, vor allem, wenn man bedenkt, dass Großgasteiger meist eine eher defensive Außenposition im Spiel der Schwoazen bekleidet. Zum ersten Mal seit ihrem Q&A bei E-Mail für dich im September steht sie SturmNetz nun Rede und Antwort.

Statt auf dem Feld zu stehen: Heimtraining und lernen – der aktuelle Alltag von Steffi Großgasteiger | Foto: privat

Herzlichen Glückwunsch zu deiner Auszeichnung! Bist du dir bewusst, dass du die erste Sturm-Graz-Spielerin bist, die die Krone-Wahl zur Fußballerin des Jahres gewonnen hat?

Danke! Ja, mittlerweile habe ich das mitbekommen.

Ivo Vastic, Markus Schopp, Basti Prödl und Steffi Großgasteiger – wie hört sich das für dich an?

Das ist super. Eine wirklich schöne Sache für mich, mit diesen Namen in einem Atemzug genannt zu werden.

Die Krone-Wahl ist neben den Wahlen der APA und der VdF (Anm. Vereinigung der FußballerInnen) die dritte österreichische FußballerInnen-Wahl. Besonders an ihr ist, dass sie die meisten Stimmabgaben verzeichnet und für alle offen ist. Hast du Werbung für die Wahl gemacht?

Ich habe keine Werbung gemacht. Meine Familie hat ein bisschen Werbung im privaten Umfeld gemacht. Als ich dann bei einer Zwischenwertung ganz gut dastand, hat die Sache wohl selbst ihren Lauf genommen.

Vor drei Jahren gewann Viktoria Schnaderbeck (Anm. Arsenal FC, Kapitänin des Nationalteams), wohl auch nicht zuletzt, weil in ihrer lokalen Heimatregion die Leute sehr aktiv waren. Ist es eine schöne Begleiterscheinung, wenn Leute aus der eigenen Region einen selbst so sehr unterstützen?

Klar! Es ist einfach total schön, weil ich nicht damit gerechnet habe.

Kriegt man das unterm Jahr überhaupt mit, dass man Zuhause verfolgt wird und die Leute sehen, dass man gute Arbeit leistet?

Ja, zumindest ein bisschen, weil meine Mama mir immer wieder erzählt, dass die Leute sich nach mir erkundigen und Fragen stellen. Eben wie es mir geht, wie es beim Fußball aussieht und das bekomme ich natürlich jetzt auch mit.

Elfmeter: Versenkt. Steffi Großgasteiger übernahm in dieser Situation trotz erst 19 Jahren auch am Feld Verantwortung. | Screenshot: ÖFB-TV, Youtube

Da hast du nun eine große Auszeichnung gewonnen und darfst trotzdem am Wochenende nicht aufs Feld, um allen zu zeigen und zu beweisen, wie gut du mittlerweile geworden bist. Wie nervig ist das für dich?

Die Situation ist natürlich nicht optimal, aber ich muss eben das Beste daraus machen. Es bringt eben auch nichts, weil die allgemeine Gesundheit einfach wichtiger ist und vorgeht.

Die Gesundheit geht natürlich vor und dennoch wirst du dich bestimmt auch fit halten. Wie läuft das denn ab als Akademiespielerin? Hast du einen Trainingsplan von Sturm Graz oder von der Akademie in St. Pölten?

Ich habe sowohl einen Trainingsplan von St. Pölten als auch von Sturm Graz und versuche, sie zu vermischen und beide abzuarbeiten.

Wie viele Stunden pro Tag musst du denn trainieren?

Stundenzahl kann ich dir keine sagen, aber ich gehe eigentlich jeden Tag laufen und mache Krafteinheiten.

Eure Physio bei Sturm Graz lädt auf Instagram immer wieder Challenges für euch und andere Sportlerinnen, für die sie zuständig ist, hoch. Machst du bei so etwas auch mit?

Ich bin auf den sozialen Medien nicht so aktiv und poste auch nicht so gerne und oft Sachen, aber was ich weiß, machen schon einige von uns mit. Mir macht es mehr Spaß, das alles anzusehen und zu verfolgen.

Es ist mir natürlich bewusst, dass du „erst“ 19 Jahre alt bist und am Beginn deiner Karriere stehst, aber du bist eben auch eines der größten Talente in Österreich. Hast du denn beim SK Sturm schon einen Profivertrag?

Nein. Ich glaube, dass keine in unserem Team einen Profivertrag hat, weil das einfach nicht geht.

Wirst du trotzdem entlohnt für deine Arbeit beim SK Sturm?

Ja, schon. Ich bekomme eine Aufwandsentschädigung, weil ich ja eigentlich während der Saison nie zuhause bin.

Wir verhält sich das während der Coronakrise? Bekommst du irgendeine Entschädigung für die Zeit während der Krise?

Nein, weil ich ja zuhause bin und weil man auch vom Finanziellen her nicht weiß, wie das weitergeht.

Hast du ein Gefühl, wie es weitergehen könnte und unterhältst du dich mit Kolleginnen manchmal darüber?

Schon hin und wieder, aber uns wäre es wichtiger, möglichst bald wieder gemeinsam auf dem Platz zu stehen. Auf alles andere habe ich keinen Einfluss.

Stimmt, Einfluss haben wir tatsächlich keinen darauf. Was ich mich trotzdem frage, ist, was das denn für den Frauenfußball bedeutet. Man liest, dass bei den Herren nun gespart werden muss. Den Gürtel muss man nun wohl enger Schnallen. Kann man beim Frauenfußball überhaupt sparen?

Das ist eine schwere Frage. Ich glaube, dass beim Herrenfußball so viel Geld im Spiel ist und in den letzten Jahren wurde es noch mehr… Da ist es dann natürlich auch möglich, zu sparen. Den Frauenfußball kann man bei den finanziellen Aspekten gar nicht vergleichen, da ja keine großen Summen ausgezahlt werden.

Glaubst du, dass alle Frauenfußballvereine, die keine Herrenabteilung haben, so eine Krise überstehen können?

Ja, ich glaube schon. Zumindest einige, denke ich. Es ist aber generell für alle Vereine zur Zeit schwer. Ich hoffe, dass alles gut ausgeht. Je mehr Vereine überleben und spielen, desto besser.

Zum Abschluss noch einmal zurück zum Positiven: deiner Auszeichnung zur Krone-Fußballerin des Jahres 2020. Das ist eine schöne Ehre, auch wenn sie womöglich überraschend kam. Hast du dich selbst gewählt?

Ich habe an der Wahl nicht teilgenommen, das fände ich ein wenig seltsam. Hätte ich teilgenommen, wäre meine Stimme auf jeden Fall auf eine Kollegin gefallen. Aber welche genau weiß ich nicht, denn es gibt so viele tolle Spielerinnen. Wir leisten alle täglich sehr viel und die Wertschätzung, die einem so eine Wahl gibt, die gilt natürlich für alle.

Ein Mal Teamplayer, immer Teamplayer – Die Krone-Fußballerin 2020 | (c) Martin Hirtenfellner Fotografie

In der Krone hast du Trent Alexander-Arnold als sportliches Vorbild angegeben. Gibt es denn bei den Frauen auch ein spielerisches Vorbild?

Ein direktes Vorbild gibt es nicht, da kommt dann eben Alexander-Arnold am ehesten ran. Er spielt auch am Flügel mit einigen Defensivaufgaben, was meinem Spiel sehr ähnlich ist. Bei den Frauen fällt mir jetzt gerade keine ein. Das liegt auch daran, dass man kaum Liga-Fußball bei den Frauen zu sehen bekommt. Bei den Nationalteam-Bewerben sind mir aber immer Lieke Martens und Alex Morgan aufgefallen. Einfach starke Fußballerinnen.

Was wünschst du dir, wie es weitergeht?

Ich möchte natürlich wieder auf den Platz und weiterspielen. Die Saison ist nur zur Hälfte gespielt und ich glaube jede hat sich auf das Frühjahr gefreut.

Möchtest du den Sturmfans noch etwas ausrichten?

Bitte bleibt alle zuhause und achtet auf eure Gesundheit!

Danke für das Gespräch.

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