Die bisher letzte schwarz-weiße Meistermannschaft
Die Mannschaft von 2010/11 war die letzte, die es schaffte, eine Meisterschale nach Graz zu holen. Und nicht nur das – viele behaupten auch, dass dies die letzte schwarz-weiße Mannschaft war, die sich so richtig in die Herzen der Fans spielen konnte. Grund genug für uns, einmal darauf zu schauen, wie elf ausgewählte Kicker aus dieser Sturm-Mannschaft heute ihr Geld verdienen.
Christian Gratzei: „Er steht im Tor, im Tor, im Tor und wir dahinter. Egal ob Ried, Rapid, GAK oder Inter.“ Mit diesem eigens von der Nordkurve für ihn erfundenen Gesang wurde die Grazer Tormannlegende bei seinem letzten Spiel lautstark verabschiedet. Nach 16 Spielzeiten im schwarzen-weißen Dress, in denen er einen Meistertitel und zwei Cupsiege feiern durfte, hängte der damals 36-Jährige nach der Saison 2017/18 seine Tormannhandschuhe an den sprichwörtlichen Nagel. Nach seinem Karriereende blieb Gratzei Sturm noch als Fanservice-Leiter erhalten. Im Sommer 2019 hieß es dann aber nach knapp zwei Jahrzehnten Sturm endgültig Lebewohl. Gratzei heuerte beim Europa-League-Teilnehmer WAC an und gibt seitdem dort sein Wissen als Tormanntrainer weiter.
Andreas Hölzl: Viele werden sich an Andi Hölzl noch erinnern können. Der Tiroler, der in Graz durch seine Lauf- und Einsatzbereitschaft schnell zum Publikumsliebling wurde, spielte sechs Jahre im Trikot der Blackys. Nach der Saison 2013/14 entschied sich der aus Kitzbühel stammende Flügelflitzer, wieder in die Heimat zurückzukehren und unterschrieb einen Vertrag bei den damals gerade in Liga zwei abgestiegenen Innsbruckern. Nach drei Saisonen bei Wacker Innsbruck zog es Hölzl zurück in den Amateurfußball, um genau zu sein zum FC Kitzbühel, welcher der Regionalliga Tirol angehört. Dort ließ der 34-Jährige bis vergangenen Sommer seine aktive Karriere ausklingen. Nun trainiert der ehemalige Profi seinen Heimatverein SV Brixen, bei dem er bereits in der Jugend kickte. Insgesamt kann Andreas Hölzl 255 Spiele in der österreichischen Fußball-Bundesliga für den FC Wacker und Sturm Graz sowie zehn Einsätze im Nationalteam aufweisen.
Imre Szabics: Der gebürtige Ungar, der bereits zwischen 1999 und 2003 bei Sturm kickte, kehrte nach einigen Stationen in Deutschland im Jahr 2010 wieder in die Mur-Metropole zurück. Die Kritiker, die nach seiner Rückkehr meinten, er habe seinen Zenit bereits überschritten, brachte er mit seinen Leistungen in jener Saison schnell zum Schweigen. Der damals 29-Jährige trug mit seinen Toren und Torvorlagen einiges zum Meistertitel bei. Drei Spielzeiten später beendete Szabics in Graz seine aktive Karriere und übernahm die Rolle des Chefscouts bei Sturm. Knappe vier Jahre scoutete er mit seinem Team Talente in Österreich und Europa, ehe er den Co-Trainerposten der ungarischen Nationalmannschaft annahm. Dieser Funktion ging der umtriebige Ungar gerade einmal elf Spiele nach. Nach einem halben Jahr Pause übernahm er gemeinsam mit Franco Foda den SK Sturm. Dieses Duo sollte nicht unentdeckt bleiben. Nachdem sie mit Sturm einen erfolgreichen Herbst spielten, lockte der ÖFB mit dem freien Nationalteamtrainer- und Co-Trainerposten. Seit dem 31.12.2017 trainieren sie gemeinsam das österreichische Nationalteam.
Roman Kienast: Als Kienast 2009 aus Norwegen zu den Grazern wechselte, traute ihm kaum einer etwas zu. Doch nach einer eher mittelmäßigen ersten Saison gelang dem gebürtigen Salzburger der Durchbruch. 2010/11 schoss er in 31 Spielen 19 Tore und trug so entscheidend zum Titel bei. In der darauffolgenden Saison konnte er aufgrund einer Verletzung nicht so überzeugen wie in der Saison davor. Trotzdem wurde die Wiener Austria auf den „Langen“, wie er in Graz häufig genannt wurde, aufmerksam und holte ihn an den Verteilerkreis. Dort ging er zwischen 2011 und 2015 auf Torjagd und schoss die Austria in die Champions-League-Gruppenphase. Im Sommer 2015 wechselte der 1,90 Meter große Stürmer wieder in die steirische Landeshauptstadt, jedoch konnte er bei seinem zweiten Engagement bei Sturm nicht mehr wirklich überzeugen. Nach weiteren Stationen beim FC Will (1. Schweizer Liga) und bei Wiener Neustadt kickt Kienast nun in der Regionalliga Ost beim SV Stripfing/Weiden.
Mario Kienzl: Nach der Meistersaison wechselte der unermüdliche Mittelfeldkämpfer nach Liechtenstein, um genauer zu sein zum FC Vaduz. Vom SK Sturm zum FC Vaduz, vom damaligen österreichischen Meister zu einem Verein, der zu diesem Zeitpunkt bloß in der zweiten Schweizer Liga herumgurkte. Vom Rampenlicht in den tiefsten Schatten der Fußballwelt. Warum es eines der größten schwarz-weißen Talente ausgerechnet dort hingezogen hat, können bis heute viele Fans noch nicht nachvollziehen. Mario Kienzl war schließlich nicht irgendjemand. Ehe er sich mit den Grazern nicht mehr über einen neuen Vertrag einigen konnte, war der damals 27-Jährige immerhin Kapitän von Sturm. Bei Vaduz kam Kienzl nie über eine Reservistenrolle hinaus. Nach einer kurzen vereinslosen Zeit wechselte er 2013 zum steirischen Unterligisten SV Lannach. Ein knappes halbes Jahr kickte er für die Weststeirer, dann startete er seine Trainerkarriere beim FC Kalsdorf, wo er bis 2017 Co-Trainer blieb. Im Sommer 2017 kehrte er wieder in die steirische Landeshauptstadt zurück und betreute dort als „Co“ die Sturm-Amateure. Im Sommer 2019 trennten sich wieder die Wege – seitdem ist er ohne Klub.
Manuel Weber: Der Kärntner Dauerbrenner kam 2010/11 auf 34 Ligaeinsätze für die Blackys. Zusammen mit Kienzl bildete er die zentrale Achse in der Meistersaison. Nach fünf Jahren im Grazer Trikot wechselte der Mittelfeldspieler wieder in die Heimat, um genauer zu sein zum Wolfsberger AC. Dort entwickelte sich Weber noch einmal zum absoluten Leistungsträger und half den Kärntnern, sich in der 1. Spielklasse zu etablieren. 2015/16 beendete der gebürtige Villacher im Alter von 30 Jahren seine Profikarriere und wechselte zum Ausklang seiner Karriere zum SV Rosegg (Kärntner Unterliga). Aktuell verdient er als Spielerberater seine Brötchen.
Gordon Schildenfeld: Schildenfeld kam in der Saison 2009/10 von Dinamo Zagreb. Nach einer guten ersten Spielzeit gelang dem Kroaten in der Meistersaison der endgültige Durchbruch im Trikot der Schwarz-Weißen. In dieser besagten Spielzeit konnte er 36(!) Ligaeinsätze verbuchen. Die Tatsache, dass man in dieser bloß 33 Gegentore hinnehmen musste, hängt wohl auch mit den guten Leistungen Schildenfelds zusammen. Logischerweise wurden nach dieser Saison viele andere ausländische Klubs auf den kroatischen Abwehrchef aufmerksam. Wenig verwunderlich war daher sein Wechsel zur Frankfurter Eintracht. Nach kurzen Aufenthalten bei Dinamo Moskau und PAOK Saloniki trieb es den wanderlustigen Verteidiger zu Panathinaikos Athen. Darauf folgte ein kurzes Intermezzo bei seinem Jugendclub Dinamo Zagreb. Momentan verdient der 34-Jährige sein Geld beim zypriotischen Club Famagusta.
Joachim Standfest: Der gebürtige Steirer kam im Sommer 2010 vom Verteilerkreis nach Graz. In der steirischen Landeshauptstadt sollte Standfest dann noch einmal so richtig durchstarten. Trotz seines damals schon relativ hohen Alters legte er auf der rechten Seite Spiel für Spiel ein enorm hohes Laufpensum hin. 2012 wechselte der zu diesem Zeitpunkt schon 32-Jährige nach Kapfenberg in die zweithöchste österreichische Spielklasse. Für die Falken lief er insgesamt 35 Mal auf. Viele dachten, nach Kapfenberg ist für Standfest Schluss im Profifußball – falsch gedacht. Nach bloß einer Saison in der Obersteiermark zog es ihn über die Pack zum WAC. Dort war er bis zur Saison 2016/17 Stammspieler und Dauerbrenner. Man könnte sogar meinen, mit dem WAC erlebte er seinen zweiten Frühling. Nach seiner aktiven Karriere folgte ein Trainerengagement bei den Sturm Amateuren. 2018 trat er den Co-Trainerposten bei der ersten Mannschaft an. Zusammen mit Heiko Vogel holte er den Cupsieg nach Graz. Auch unter Mähnlich blieb er noch Co-Trainer. Seit der Saison 2019/20 ist der gebürtige Leobener in der Südstadt als solcher tätig.
Ferdinand „Ferdl“ Feldhofer: Er bildete 2010/11 abwechselnd mit Thomas Burgstaller das Innenverteidiger-Duo gemeinsam mit Gordon Schildenfeld. Seine zwischenzeitlichen Engagements in Wien-Hütteldorf und Innsbruck verzieh man dem gebürtigen Vorauer schnell. Er entwickelte sich in der Meistersaison rasch, so wie viele andere, zum absoluten Sympathieträger. In den folgenden Jahren ließ der zweikampfstarke Innenverteidiger seine Profikarriere in Graz ausklingen. 2015 übernahm Ferdl Feldhofer das Traineramt vom SV Lafnitz, die damals noch in der Regionalliga kickten. Was zuerst bloß ein persönlicher Gefallen dem Präsidenten gegenüber war, entwickelte sich zu einer kleinen Erfolgsgeschichte. 2018 stiegen die Oststeirer mit Feldhofer in die 2. Liga auf. Im Oktober 2019 erwarb Feldhofer zudem die UEFA – A Lizenz.
Samir Muratovic: Für satte 1,1 Millionen wechselte der gebürtige Bosnier 2007 vom roten Stadtrivalen zu den Blackys. Gleich in seiner ersten Saison nach seiner Verpflichtung zeigte er, dass er die Millionen wert war und entwickelte sich im schwarz-weißen Trikot zum Leistungsträger. Auch in der besagten Meistersaison kam Mura auf 23 Einsätze, in welchen er vor allem als Joker von der Bank glänzte. Im Sommer 2012 wurde Muratovic von Foda aussortiert und fand sich nur mehr selten im Kader. Argumentiert wurde das von Sportdirektor Oliver Kreuzer damit, dass Muratovic nicht fit genug sei. Jeder, der Sturm zu diesem Zeitpunkt verfolgte, weiß, dass diese Begründung nicht viel Wahres in sich hatte und der eigentliche Grund mit persönlichen Differenzen zusammenhing. Eine adäquate Verabschiedung, wie sie andere verdiente Spieler bekamen, blieb für „Mura“ also aus. Nach dem Auslaufen seines Vertrags bei Sturm ließ der damals 33-Jährige seine Karriere beim FC Gratkorn ausklingen. Was danach folgte, waren diverse Trainertätigkeiten in der Sturm Jugend. 2017 bekam er einen Job in der Sturm Scouting-Abteilung.
Mario Haas: Das Beste kommt zum Schluss, behauptet man ja oft. So wahrscheinlich auch in dieser Ausgabe von „Was wurde aus…?“
„Ein Spieler geht, eine Legende bleibt!“ las man bei seinem letzten Spiel auf einem Banner der Nordkurve. Da können wir nur zustimmen. Es gibt wenige Spieler, die es zu schwarz-weißen Legenden geschafft haben, aber Mario Haas ist definitiv einer davon. Der Junge vom „Schönaugürtel“ stellte über Jahrzehnte eine Identifikationsfigur für Jung und Alt dar. 451 Mal lief der steirische Bomber für die Blackys in der Liga auf, ehe er seine aktive Karriere beendete. Heute noch haben viele Grazer Fans das Bild vor Augen, wie Mario Haas mit einem Bengalo in der Hand sich vom schwarz-weißen Anhang verabschiedete. Nach Sturm übernahm Haas für viele überraschend das Traineramt beim SV Tobelbad (damals noch Gebietsliga). Dort ging er zwei Jahre der Cheftrainertätigkeit nach. Danach folgten Trainerstationen bei Pachern und Radkersburg. 2018 heuerte Haas beim SV Mettersdorf an, jedoch musste er dort nach zehn Spielen bereits wieder gehen. Bei keiner seiner bisherigen drei Trainerstation schaffte Haas den Durchbruch. Trotzdem war es vielen Zusehern eine Freude, als Haas als Trainer im österreichischen Unterhaus durch die Kickplätze der Steiermark zog. Seit 2019 geht der „Bomber“ der Aufgabe als ÖFB LAZ-Betreuer nach.
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