Die Abwehr

Saisoncheck 2022/23

Aufgeteilt auf vier Ausgaben, werden wir euch in den nächsten Tagen ein kleines Zwischenfazit über jeden eingesetzten Spieler der Blackys liefern. Hier fließen die durchschnittlichen Noten aus allen Leserzeugnissen, Spieldaten sowie unsere subjektive Meinung mit ein. Wir wünschen viel Spaß!

Gregory Wüthrich (ø-SturmNetz Leserzeugnisnote: 2,03):

Nicht nur privat läuft es bei unserem Schweizer Abwehrchef, der sich vor zwei Wochen im wohlverdienten Urlaub auf Ibiza verlobt hat – wir gratulieren! Auch auf dem Platz konnte der 28-Jährige erneut brillieren. Er hat genau da weitergemacht, wo er letzte Saison aufhörte – als Fels in der Brandung unserer Abwehr.
Wüthrich, der in dieser Saison ein Tor erzielte und eine Vorlage gab, zeichnete sich erneut durch seine Ruhe am Ball, sein Positions- und Laufspiel sowie seine sicheren und routinierten Zweikämpfe aus. Darüber hinaus verfügt Wüthrich über perfekte physische Voraussetzungen – groß gewachsen, bullig, aber doch flink und wendig. Der dreifache Schweizer Meister, der 2020 von Perth Glory nach Graz kam, entwickelte sich in den drei Jahren in Graz zu einem der besten Innenverteidiger der Liga und kann stolz auf seinen ersten Titel in Schwarz-Weiß zurückblicken.
Sein einziges erwähnenswertes Manko ist ein ausbaufähiges, schnelles Spiel nach vorne, aber auch hier konnte er im Vergleich zur Vorsaison Fortschritte machen.

Auch in der neuen Saison wird man wohl auf Wüthrich setzen können. Knüpft er wieder an seine Vorjahresleistungen an, werden wir auch in der kommenden Saison einen absolut routinierten und sicheren Rückhalt haben. Seine Nominierung im Bundesliga-Team der Saison hat er sich jedenfalls redlich verdient.

Jusuf Gazibegovic (ø-SturmNetz Leserzeugnisnote: 2,23)

Um die Aktie Gazibegovic ranken sich seit dem Winter schon Gerüchte, dass der eine oder andere Bundesligist aus Deutschland seine Fühler nach dem 23-jährigen bosnischen Internationalen ausgestreckt hat. Und das nicht ohne Grund. Gazibegovic kam immerhin auf 42 Pflichtspieleinsätze in diesem Jahr – wohl auch der Tatsache geschuldet, dass seine Vertretung Sandro Ingolitsch lange mit Verletzungen zu kämpfen hatte. Trotzdem merkte man „Gazi“ selbst gegen Ende der Saison keine Müdigkeit an. 

Die rechte Seite gehört in der Regel ganz ihm alleine. Durch sein starkes Laufspiel und seine Ausdauer schafft er es immer wieder, auch nach vorne hin Akzente zu setzen ohne die Defensive zu vernachlässigen. Das Zusammenspiel mit dem rechten „Achter“, in der Regel Stefan Hierländer, funktionierte in der vergangenen Saison hervorragend. Nach vorne hin sorgt Gazibegovic immer wieder für Aufsehen, defensiv arbeitet er größtenteils routiniert und lässt wenig zu, wenn auch nicht immer jeder Zweikampf zu hundert Prozent sauber ist. Den Vorwurf muss er sich gefallen lassen, immerhin haben nur zwei Spieler in der Bundesliga öfter den gelben Karton gesehen als er (Lukas Jäger & Strahinja Pavlovic). 

Unser Dauerläufer, der aktuell wohl vom 1. FC Köln umworben wird, hat sich seinen Stammplatz ob seiner physischen Qualitäten und seines Drangs nach vorne also redlich verdient. Sollte er uns in Graz auch nächstes Jahr erhalten bleiben, ist die Position des rechten Verteidigers bestens besetzt, auch wenn davon auszugehen ist, dass er nach dem Abgang von Sandro Ingolitsch einen neuen Konkurrenten auf der Position bekommen wird.

David Affengruber (ø-SturmNetz Leserzeugnisnote: 2,41)

Auch in seinem zweiten Jahr bei Sturm konnte der junge Niederösterreicher überzeugen. Zwar hinkt er seinem kongenialen Partner in der Innenverteidigung in Sachen Routine und Sicherheit noch etwas hinterher, trotzdem konnte er auch in diesem Jahr absolut starke Leistungen zeigen. Dabei begann seine Saison wirklich nicht nach Wunsch – am 23. Juli letzten Jahres schickte ihn Christopher Jäger in der Lavanttal Arena nach einem Handspiel und einem Foul zurecht vorzeitig in die Kabine, das Spiel endete 1:1.

Im weiteren Saisonverlauf war „Affi“ hauptsächlich als Partner von Gregory Wüthrich in der Innenverteidigung gesetzt, wobei Affengruber sicher auch von seinem Partner profitierte. Für sei zartes Alter von 22 Jahren wirkt Affengruber in den meisten Situationen sehr routiniert und abgebrüht, abgesehen von vereinzelten Ballverlusten und Mängeln im Spielaufbau.
In bester Erinnerung bleibt uns natürlich das Bild, dass Affengruber auf den Banden stehend und in Richtung Nordkurve jubelnd zeigt – im Hintergrund hängende Köpfe in grün-weißen Trikots. Der Last-Minute Treffer gegen Rapid am 10. Februar in Liebenau bescherte Sturm wichtige drei Punkte. Affengrubers Torgefahr, speziell mit dem Kopf, zählt offensiv zu seinen Stärken. Gleich viermal traf Affengruber ins gegnerische Tor, einen torgefährlicheren Verteidiger hatte nur Lustenau mit Anderson (5 Tore). 
Affengruber hat im Spielaufbau und vereinzelt im Timing in Zweikämpfen noch Luft nach oben, ist aber in Summe speziell mit Wüthrich an seiner Seite ein absolut stabiler Innenverteidiger mit einem hervorragenden Kopfballspiel. Eine gelungene Saison für ihn.

Aleksandar Borković (ø-SturmNetz Leserzeugnisnote: 2,41)

Aleksandar Borković ging nominell als Nummer drei in der Innenverteidigung in die Saison, kam am Ende aber immerhin auf 20 Bundesliga Einsätze, in denen er ein Tor erzielte und in der Regel sehr stabil wirkte. Meistens ersetzte er David Affengruber im Verletzungsfall oder aus taktischen Gründen, dabei ließ er selten Wünsche offen und meisterte seine Aufgaben fast immer sehr souverän, wobei sich auch bei ihm ab und an Stellungsfehler oder Ungenauigkeiten einschlichen. Mit steigender Spielpraxis wurden diese aber weniger.
Bei der bitteren 0:6 Niederlage in Rotterdam zeigte er leider wie viele im Team eine extrem schwache Leistung, steigerte sich im Laufe der Saison aber und näherte sich einem Stammplatz immer mehr. Im Strafraum ist Borković meist sehr souverän, gewinnt seine Kopfballduelle und führt seine Zweikämpfe kompromisslos, aber fair. „Borko“ sah einzige gelbe Karte, was als Innenverteidiger bei 20 Einsätzen wirklich beachtenswert ist. (Gazi, schau her!) 

Borković Leistungen waren in der vergangenen Saison zusammengefasst durchaus solide und für seine Rolle als dritter Innenverteidiger mehr als souverän. Die Kaufoption in Höhe von etwa 500.000 EUR wurde mittlerweile gezogen, dazu kann man den Verantwortlichen nur gratulieren.

David Schnegg (ø-SturmNetz Leserzeugnisnote: 2,58)

Der Neuzugang aus Venedig musste sich zu Beginn der Saison einiges an Kritik anhören. Seine ersten Leistungen waren in der Tat überschaubar, oft wirkte er auf seiner linken Seite defensiv überfordert und offensiv ideenlos. Schnegg brauchte wohl etwas Zeit, um sich an die neue Mannschaft und Ilzers Spiel zu gewöhnen, arbeitete über die Saison hart und das machte sich bezahlt. Er wurde von Spiel zu Spiel stärker und verdrängte Amadou Dante immer öfter auf die Bank. Sein Zweikampfverhalten war gegen Ende der Saison nicht mehr wiederzuerkennen. David Schnegg wirkte sicher, enorm solide und brachte auch nach vorne vermehrt gute hohe Bälle oder Laufpässe an den Mann. 

Dabei ist er spielerisch die absolute Antithese zu seinem Konkurrenten Dante. Schnegg wirkt oft etwas unbeholfen, offenbart technische Mängel, schaffte es aber im Laufe der Saison, diese Mängel mit Einsatz, Laufbereitschaft und „Biss“ zu kompensieren. In Erinnerung blieb vor allem sein Tausend-Gulden-Schuss im Mai gegen die Klagenfurter Austria. Auch im neuen Jahr darf man auf den Kampf um die Position des Linksverteidigers gespannt sein, der sich mit seinem Frühjahr sogar eine Kadernominierung für das ÖFB-Team erspielte.

Amadou Dante (ø-SturmNetz Leserzeugnisnote: 2,64)

War Amadou Dante letztes Jahr noch einer der stärksten Spieler der Saison und dementsprechend fixe Konstante im System von Christian Ilzer, musste er sich in der vergangenen Saison mit nur 21 Einsätzen in der Bundesliga zufriedengeben. Die Gefahr, die in der letzten Saison noch von ihm ausging, ließ er 2023/24 zum Teil vermissen. Dante wirkte weniger selbstbewusst und manchmal müde, oft endeten seine Dribblings in einem Ballverlust, seine Flanken kamen seltener an. 

Seine Qualitäten hat er ohne Zweifel, ist er doch viel spielfreudiger als sein direkter Konkurrent Schnegg. Pfeilschnell, technisch sehr beschlagen, hat Amadou Dante jedoch mit bulligeren Gegenspielern so manchmal seine Probleme. Seine Qualitäten konnte er in dieser Saison nicht so auf den Platz bringen wie früher, was einerseits der Tatsache geschuldet ist, dass Schnegg ihm den Rang ablief und andererseits dass er selbst seine Spielzeit nicht überzeugend nutzen konnte. Seine Leistungen waren solide, aber doch ein Stück von den Erwartungen entfernt, die man mittlerweile in ihn setzt. Wenn Christian Ilzer es schafft, Dante wieder in die Spur zu bringen, können sich die Sturm-Fans freuen, auf dieser Position in der kommenden Saison jedenfalls zwei facettenreiche Top-Verteidiger zur Verfügung haben.

Zu kurz eingesetzt: Geyrhofer, Ingolitsch, Oroz

 

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