Die Abwehr

Saisoncheck 2020/21

Aufgeteilt auf vier Ausgaben, werden wir euch in den nächsten Tagen ein kleines Zwischenfazit über jeden eingesetzten Spieler der Blackys liefern. Hier fließen die durchschnittlichen Noten aus allen Leserzeugnissen, Spieldaten sowie unsere subjektive Meinung mit ein. Wir wünschen viel Spaß!

© Martin Hirtenfellner Fotografie

Jon Gorenc Stankovic (ø-SturmNetz Leserzeugnisnote: 2,18)

Der Slowene galt vor der Saison als absoluter Königstransfer und viele Sturmaficionados waren verwundert als Gorenc-Stankovic in Graz aufschlug. Die Erwartungshaltung war hoch, doch nun kann man konstatieren, dass er diese auf jeden Fall erfüllen konnte. Schon zu Saisonbeginn stieg er zum Vizekapitän auf, denn der Sommerneuzugang verfügt über Erfahrung in internationalen Topligen und gilt als absoluter Führungsspieler, auch wenn er häufig einen eher schüchternen Eindruck macht. Auf dem Platz agierte er dann aber umso abgebrühter und ließ sich selten in Bedrängnis bringen. Gorenc-Stankovic strahlt in seinem Spiel eine wohltuende Ruhe aus, die speziell auf der Sechserposition unfassbar wichtig für die Mannschaft ist. Er ist einer der Hauptfaktoren dafür, dass der SK Sturm mit eine der besten Defensiven der Liga stellt. Gorenc-Stankovic ist der Organisator im Spiel der Schwarz-Weißen und es wirkt so, als hätte nahezu jede Aktion in seinem Spiel Hand und Fuß, zudem besticht er durch hervorragendes Kopfballspiel. Sein fehlendes Tempo kompensiert er meist durch hervorragendes Stellungsspiel und auch in der Offensive weiß er zu überzeugen. Speziell in der Meistergruppe brillierte der Slowene durch traumhafte Zuspiele, wie beispielsweise gegen Wattens oder den WAC und zeigte so, dass er auch im Passspiel hervorragende Qualitäten besitzt. Zudem gelang es ihm vier Saisontreffer zu erzielen, insgesamt kommt er also auf sieben Torbeteiligungen (und auf zwei Man of the Match-Nominierungen von unserer Leserschaft), das sind Werte, die sich für einen Spieler, der hauptsächlich zwischen der Sechs und der Innenverteidigung pendelt auf jeden Fall sehen lassen können. Unterm Strich kann man sagen, dass der Transfer zu Sturm Graz für alle Beteiligten ein voller Erfolg war, Gorenc-Stankovic zählt zu den absoluten Leistungsträgern und ist mittlerweile nicht mehr aus der Startformation wegzudenken. Sein Marktwert taxiert derzeit bei 3,5 Millionen Euro, als er von Andreas Schicker ablösefrei verpflichtet wurde waren es 1,2 Millionen, dass bedeutet der Wert hat sich mittlerweile fast verdreifacht. Sprich dieser Transfer könnte sich zukünftig nicht nur sportlich, sondern auch auf der wirtschaftlichen Ebene absolut rentieren.

Gregory Wüthrich (ø-SturmNetz Leserzeugnisnote: 2,18)

Wenn man einen ablösefreien Spieler aus der australischen Liga verpflichtet, der zudem nicht mehr den Talentstatus innehat, dann ist ein wenig Skepsis zu Beginn mit Sicherheit berechtigt. All seine Zweifler konnte der sympathische Schweizer aber recht schnell mundtot machen. Denn auf dem Platz agiert Wüthrich als Fels in der Brandung im Grazer Defensivverbund, wobei vor allem seine körperliche Präsenz beeindruckend ist. Der Sommerneuzugang ist eine Erscheinung, ein Abwehrspieler, gegen den man als Stürmer sehr ungerne spielt. Speziell in der Hinrunde brachte der Schweizer gemeinsam mit seinen Abwehrkollegen die gegnerischen Angriffsreihen zur Verzweiflung. Dies gelang ihm mit herausragenden Stellungsspiel und starken Antizipationsfähigkeiten. In Luftzweikämpfen macht ihm sowieso niemand etwas vor, diese führten auch jeweils zu einem Tor und einem Assist. Der Jahreswechsel verlief für Wüthrich dann nicht mehr so erfreulich wie der Herbst, zwar waren die Leistungen immer noch in Ordnung, doch der ganze Defensivverbund des SK Sturm hatte mit leichten Formschwankungen zu kämpfen. Man stabilisierte sich in der Folge, doch gerade in der heißen Phase der Meisterschaft plagten den Schweizer Verletzungsprobleme. Somit verpasste er die wichtigen Hinspiele gegen Rapid und den WAC, sowie das LASK-Doppel. In der Folge gehörte er nur mehr in einer Partie zur Stammformation (WSG) und kam in der Regel von der Bank in die Partie. Mittlerweile ist die Verletzung jedoch auskuriert und man kann hoffen, dass Wüthrich ähnlich stark agieren wird, wie zu Beginn der Saison. Von den SturmNetz-Lesern und Leserinnen wurde er übrigens zwei Mal zum Mann des Spiels gewählt.

David Nemeth (ø-SturmNetz Leserzeugnisnote: 2,21)

David Nemeth ist 20 Jahre alt! Das ist ein Umstand, den man häufig vergisst, wenn man ihm beim Fußballspielen zusieht. Der Leihspieler von Mainz 05 weiß mit einem hohen Maß an Abgebrühtheit zu überzeugen und wirkt wie ein alter Abwehrrecke. Neben Gregory Wüthrich, der eher der Physischere von beiden ist, ist er mit Sicherheit der spielstärkere Innenverteidiger und somit in der Regel auch für die Spieleröffnung zuständig. Als eines seiner Saisonhighlights gilt hier mit Sicherheit der traumhafte hohe Ball auf Sandro Ingolitsch im ersten Auswärtsspiel gegen Salzburg, der dann in der Folge für den einschussbereiten Jantscher vorbereiten sollte. Die Beiden waren ein Innenverteidigerpaar, das sich hervorragend ergänzt HAT, muss man leider sagen, denn der Burgendländer wird zum deutschen Bundesligisten zurückkehren. Das ist ungemein schade, denn ein weiteres Jahr in Graz hätte seiner Entwicklung mit Sicherheit sehr gutgetan und von Spielern wie Gorenc-Stankovic hätte der Jungspund noch einiges lernen können. Nemeth konnte unter Beweis stellen, dass er auch mit Drucksituationen sehr gut umgehen kann, denn vor allem in der Meistergruppe lieferte er ganz starke Partien ab. Dabei glänzte er mit wichtigen Torbeteiligungen wie etwa gegen den LASK, Rapid oder Wattens (insgesamt kommt er auf zwei Tore und zwei Assists). Er ist also ein Spieler, der auch schon in jungen Jahren Verantwortung übernehmen kann, umso mehr wird sein Abgang schmerzen. Wirklich eine ganz starke Saison des 20-jährigen, nicht umsonst wurde er von unserer Leserschaft vier Mal zum Man of the Match gewählt.

Niklas Geyrhofer (ø-SturmNetz Leserzeugnisnote: 2,34)

Er galt vor der Saison neben Vincent Trummer als die größte Nachwuchshoffnung im Verein und sollte in den Planungen der Verantwortlichen eine große Rolle einnehmen. Die Entwicklung der Eigengewächse war Priorität Nummer Eins, doch es sollten Hiobsbotschaften folgen. Geyrhofer bestritt von den ersten drei Saisonspielen zwei von Beginn an, verletzte sich dann aber ähnlich wie Trummer schwer. Von Oktober bis Februar war er außer Gefecht gesetzt und die herausragende Form seiner Innenverteidigerkollegen erschwerte seine Gesamtsituation umso mehr. Jedoch nützte er die Einsatzminuten die er bekam und zeigte stets starke Leistungen. Speziell nach Wüthrichs Ausfall wurde er immer wichtiger und vor allem in den Spielen gegen Rapid auswärts in der Meistergruppe und gegen Salzburg zu Hause gehörte er zu den stärksten Akteuren am Feld. Man kann dem jungen Innenverteidiger so gut wie nichts vorwerfen, natürlich hat er Tempodefizite oder hin und wieder Abstimmungsprobleme im Zweikampf, doch alles in allem waren das sehr vielversprechende Auftritte des Eigengewächses. Unvergessen bleibt wohl auch sein Kurzauftritt auswärts gegen Wattens, als er in der Schlussviertelstunde eingewechselt wurde und nahezu im Alleingang jeden Ball aus der Gefahrenzone köpfte und somit einen hohen Anteil am Punktgewinn hatte. Auch wenn es in dieser Spielzeit nur zu 12 Einsätzen gereicht hat, dürfen wir uns in der kommenden Saison sehr viel vom 21-jährigen erwarten.

Jusuf Gazibegovic (ø-SturmNetz Leserzeugnisnote: 2,38)

Es ist die 95e Spielminute in Graz-Liebenau, eine Sturmmannschaft, die ein wenig aus dem Tritt gekommen ist und zuvor unzählige Großchancen gegen die SV Ried vergeben hat, kommt scheinbar nicht über ein Eins zu Eins hinaus. Der 21-jährige Yusuf Gazibegovic legt sich aus aussichtsreicher Position den Ball zu Recht und hämmert ihn in die Maschen, der Gänsehautmoment schlechthin in dieser Saison und das obwohl keine Zuschauer vor Ort waren. Die obligatorische Nominierung zum Man of the Match von unserer Leserschaft sollte folgen. Der Außenverteidiger begeistert mit seiner Art sowohl auf, als auch abseits des Platzes, nicht nur aufgrund seiner Variabilität. Es ist viel mehr die Spielweise, es gibt wohl derzeit kaum einen Akteur im Kader, der jeden Zweikampf mit solch einer hohen Intensität führt. Dabei ist es wahrlich eine Freude dem Austro-Bosnier zuzusehen, wie er seine rechte Seite sowohl defensiv, als auch offensiv beackert, dabei könnte sogar noch mehr als „nur“ ein Tor und ein Assist zu Buche stehen. Zwar schleichen sich immer wieder leichte Ballverluste oder Stellungsfehler ein, jedoch schafft es Gazibegovic in der Regel mit seiner starken Zweikampfführung diese zu beheben. Unvergessen ist mit Sicherheit auch seine ikonische Jubelszene samt Eckfahne gegen Rapid. Mit diesem Transfer hat Andreas Schicker einmal mehr sein gutes Gespür bewiesen, auch in der kommenden Saison dürfen wir uns auf einen tollen internen Konkurrenzkampf zwischen jungen hungrigen Spielern auf der Außenverteidigerposition freuen.

Amadou Dante (ø-SturmNetz Leserzeugnisnote: 2,47)

Zu Saisonbeginn hatten sich die Sturmfans sehr auf die Leihrückkehr von Amadou Dante zum SK Sturm gefreut, nachdem er mit starken Leistungen beim TSV Hartberg auf sich aufmerksam gemacht hatte. In der Vorbereitung agierte er in der Regel im Mittelfeld und war von Christian Ilzer wohl auch auf dieser Position eingeplant, doch aufgrund der schwerwiegenden Verletzung von Vincent Trummer wurde er stets auf der linken Verteidigerposition eingesetzt. Dort spielte Dante in der Regel die ganze Palette zwischen Genie und Wahnsinn ab, auf grandiose Leistungen folgten grottenschlechte. Weltklasse-Flanken wechselten sich stets mit leichten Ballverlusten ab, es war oftmals nicht einfach dabei die Nerven zu behalten. Aber so ist das nun einmal, wenn man jungen Spielern die Chance gibt, denn man darf dabei nicht vergessen, dass der Mann aus Mali erst 20 Jahre alt ist. Umso schöner ist es, dass man bei Dante noch ein unglaublich hohes Entwicklungspotenzial erkennen kann, denn in Ansätzen sieht man, dass der Linksverteidiger durchaus zu höheren Aufgaben berufen ist. Der 20-jährige schafft es immer wieder auch offensiv Akzente zu setzen, so wie beispielsweise gegen Salzburg, als ihm in Klagenfurt ein herausragender Assist auf Ivan Ljubic gelang oder auswärts, als er selbst für den Ehrentreffer sorgen konnte. Man darf gespannt sein, wie ihn der Cheftrainer nächste Saison einsetzen wird, gelingt es Dante ein wenig mehr Konstanz in sein Spiel zu bringen, so werden die Sturmaficionados noch viel Freude mit ihm haben. Zudem könnte er einiges an Geld in die Kassen spülen, denn er steht derzeit schon bei einem Marktwert von 2,5 Millionen Euro, Tendenz steigend.

Sandro Ingolitsch (ø-SturmNetz Leserzeugnisnote: 2,6)

Sturm hatte schon seit Jahren Probleme auf der rechten Verteidigerposition, mit der Verpflichtung von Sandro Ingolitsch schienen diese beseitigt zu sein. Er ist ein Spieler, der schon länger bei den Schwarz-Weißen gehandelt wurde, vergangen Sommer hat es endlich mit einer Verpflichtung geklappt. Der Saisonbeginn verlief für den 24-jährigen durchaus positiv, so zählte er ausschließlich zum Stammpersonal, auch ein verursachter Elfmeter, der mit Sicherheit vermeidbar gewesen wäre, änderte nichts an dieser Tatsache. Ein paar Runden später gegen Salzburg folgte wohl sein Saisonhighlight, als er eine bärenstarke Leistung bot und diesen Auftritt mit einem traumhaften Assist auf Jakob Jantscher krönte. Das Jahr 2020 verlief sehr gut für Ingolitsch, es gelang ihm mit konstant guten Leistungen seinen Stammplatz zu festigen, nach Jahreswechsel folgte dann aber leider ein kleines Formtief. Immer wieder wurde auf seiner Position rotiert, auf starke Leistungen (gegen Salzburg in Klagenfurt), folgten schlechte (Salzburg im Cup). Diese leichte Abwärtsspirale nahm einen dramatischen Höhepunkt, als er sich nach einem Brutalo-Foul gegen die Austria schwer verletzte und sich das Kreuzband riss. Wir wünschen Sandro Ingolitsch auf seinem Weg zur Rückkehr weiterhin alles Gute und hoffen, dass er an die starken Auftritte im Herbst anschließen kann.

 

2 Kommentare

  1. bianco nero tifoso sagt:

    Guter Text Sturmnetz Team, feine Klinge!

    Danke Schicker And und Chris Ilzer, ich nehme euch ab, dass ihr schwarz-weisse Brüder seid.
    Der moderne Fussball ist nicht mehr normal, es ist Geld im Spiel, sprachlos, ohne Worte, Sturmgeist zusammen halten, diese Kicker leben in einer anderen Welt, nur mehr *kopfschüttl*

    Alaba, baba und voi net, 22 Millionen pro Jahr und dann grinst er no deppat und wird abgefeiert im Internetz, pass auf es wird besser, Marko Arnautović, goldener Rolls-Royce, roter Teppich, jede Sekunde was er spielt kostet 5000 €, anyway, Anakonda in der Hosn, grosse Schlange, ich borg mir deinen Rolls-Royce aus, Marko, Hannes Kartnig, lasst grüssen.

    Is this real? In welcher Welt leben wir?

    Helmut A. Gansterer, geboren 1946, Mateschitz, 1944 , Helmut Marko, die Grossauer Dynastie, Judith und Gerald Schwarz, ich gehe gern in euer Lokal, das Problem ist, ich habe kein Geld für diese Lokalbesuche, Hotel, sei ma net bös, unrealistisch, die Wahrheit,

    Ohne Geld, keine Musi müssma jetzt weiter dis­ku­tie­ren, comprende?

    Bilden wir einen Sitzkreis und geben uns die Hand, Sturm Graz du bist mein Verein, ohne dich kann ich nicht sein.

    So einen Stürmer wie Mario Haas werden wir nie mehr bekommen, sehr viel Wehmut dabei, Meisterfeier 1998, Tränen Mario Haas.

Schreibe einen Kommentar