Die 6 größten Pleiten des Sportklub Sturm im österreichischen Pokalbewerb

Am Sonntag gastiert der SK Sturm im ÖFB-Cup beim Elften der Regionalliga West FC Hard. Eine Begegnung, in der es für die Blackies nichts zu gewinnen gibt, allerdings einiges zu verlieren. Denn der Pokal hat seine eigenen Gesetze, lautet zumindest eine Binsenweisheit im Fußball. Auch wenn dieser Spruch vielen schon aus den Ohren heraushängt, die Kluft zwischen Arm und Reich im „Modernen Fußball“ immer größer wird, gibt es doch ab und an noch die eine oder andere Sensation im ÖFB-Cup. Der vermeintlich Schwächere besiegt den Stärkeren, David gewinnt gegen Goliath oder hauptberufliche Betriebselektriker, Bäckermeister, Soziologiestudenten respektive Gymnasiallehrer setzen sich gegen Vollprofis durch, die dann auch noch justament die ach so harte Doppelbelastung in Pokal und Meisterschaft als Grund für ihr Scheitern anführen. Eigentlich sind solch Sensationen das Salz in der Suppe, trifft es den eigenen Verein – Stichwort Breidablik, Stichwort Podgorica – könnte man jedoch gut und gerne auf diese verzichten.

Ein Traditionsverein wie der Sportklub Sturm hat in seiner langen Geschichte schon so einige „Waterloos“ erlebt. SturmNetz blickt zurück auf die sechs fatalsten Momente in der Pokal-Historie von Sturm Graz:

Platz 6: 17.4.1990, Viertelfinale, Sturm vs. SV Spittal 0:2 n.V.

Die Saison 1989/90 ist für Sturm im Grunde rein sportlich eine grundsolide. Zwar gibt es im Umfeld einige Unruhe, versucht doch gerade ein gewisser Hannes Kartnig erstmals das Zepter im Verein zu übernehmen, wird letztendlich aber in einer langen Nacht in der „Endstadion“ in Liebenau von Obmann Werner Mörth beurlaubt. Das Meister-Play-Off beendet man auf dem respektablen fünften Platz und auch im Pokal ist man dank der Erfolge in Ried, beim WAC und gegen Austria Salzburg bis ins Viertelfinale vorgestoßen. In der Runde der letzten Acht hat man zudem Heimrecht und mit dem SV Spittal einen mehr als machbaren Gegner zugelost bekommen. Bei den Kärntnern sitzt ein ehemaliger Erfolgs-Coach der Schwarz/Weißen, Professor Walter Ludescher, auf der Betreuerbank, trotzdem gehen die 4000 Zuschauer im alten Bundesstadion Liebenau von einem glatten Erfolg aus. Anfangs kommt Sturm auch zu ein paar Möglichkeiten, ab Minute 60 jedoch übernimmt der Zweit-Divisionär aus dem Drautal das Kommando. Otto Konrad rettet Sturm zwar in die Nachspielzeit, in der die Grazer dann allerdings konditionell völlig zusammenbrechen. Aus einem Freistoß gelingt Spittal in der 114. Minute das 1:0, und als Sturm im Mute der Verzweiflung in den letzten Minuten alles nach vorne wirft, gelingt Karl Pacher in der 120. Minute aus einem Konter die Entscheidung. Im Halbfinale war dann aber Endstation für Spittal, man unterliegt Rapid in Hütteldorf mit 1:3.

Ein Ordner entfernt einen Feuerwerkskörper vom Spielfeld in der Gruabn (c)Johann Dietrich

Platz 5: 4.4.2000, 3. Runde, SV Pasching vs. Sturm 1:1, 6:5 n.E.

Auch in der erfolgreichsten Ära vom Sportklub Sturm gab es im Cup einmal ein böses Erwachen: In den letzten vier Pokalsaisonen hat Sturm stets das Finale erreicht, und dieses auch dreimal gewonnen. Doch ein Regionalligist aus Oberösterreich stoppt im April 2000 diese beeindruckende Serie. Zwar geht Sturm durch ein Tor von György Korsos früh in Führung, doch der SV Pasching kann ausgleichen und kämpft sich bis in das Elfmeterschießen. Dort treffen alle fünf Paschinger, Mehrdad Minavand hingegen scheitert. Sturm ist draußen. Osim ist verstimmt, doch Kartnig bleibt ungewöhnlich ruhig. Immerhin war man im Waldstadion nur mit dem zweiten Anzug gestartet. „Solche Spiele gibt es. Sie haben sich bemüht, sind korrekt gelaufen, nur ohne jede Effizienz“, gab der Bosnier später zu Protokoll. Zu sehr steht diese Saison im Zeichen der Champions League, dem Uefa-Pokal-Spiel gegen den AC Parma und der erneuten Qualifikation für die Königsklasse. Für Pasching blieb dieser Sieg keine Eintagsfliege. Im Viertelfinale setzt man sich auch noch gegen Meister FC Tirol durch, erst im Halbfinale ist – aufgrund einer denkbar knappen 0:1- Niederlage gegen den GAK – vorläufig Schluss mit dem Fußballmärchen im Vorort von Linz.

Platz 4: 11.9.1994, 2. Runde, Eintracht Wels vs. Sturm 3:2

Man mag es kaum für möglich halten, doch Erfolgstrainer Ivica Osim hat sein erstes Pokalspiel mit Sturm verloren. Gegen den damaligen Regionalligisten aus Oberösterreich geht man zwar durch Tore von Alfred Hörtnagl und Mario Haas mit 2:0 in Führung, doch ein Spieler – Ende der 80er-Jahre noch selbst im Sturmdress – macht beinahe im Alleingang Sturm den Garaus. Jürgen Werner, damals Spielertrainer und Manager bei Eintracht Wels, leitet den Umschwung durch seinen Anschlusstreffer zum 1:2 ein und erzielt zudem noch in der 90. Minute den viel umjubelten 3:2-Siegestreffer. Für die Welser war eine Runde später – aufgrund einer Heim-Niederlage gegen den SV Braunau – das Abenteuer ÖFB-Pokal beendet, Sturm Graz hingegen bezog seine nächste Cup-Niederlage erst vier Jahre später.

Jürgen Werner, damals noch im Dress von Raika Sturm (c) Johann Dietrich

Platz 3: 12.9.2006, 1. Runde, SC Kalsdorf vs. Sturm 1:0

2006 war für Sturm in so vieler Hinsicht ein extrem schwieriges Jahr. Beinahe symbolisch gab es auch im Cup eine blamable Niederlage. In einer Auswärtsbegegnung, nur 14 Kilometer von der – damals noch – UPC-Arena entfernt, verliert man gegen den damaligen Landesligisten SC Kalsdorf mit 0:1. Im neugebauten Kalsdorfer Sportzentrum wohnen 4.300 Zuseher diesem Spiel bei, ein Großteil der Grazer Fans ist mit Motorrollern angereist. Thomas Hack – ein Spieler dessen erster Verein Sturm Graz war – erzielt in der 75. Minute das Goldtor. Es war dies die erste Auftakt-Pleite im Cup seit dem Debakel in Wels und wieder zeichnet ein ehemaliger „Blacky“ haupt verantwortlich dafür. In Runde zwei unterlag der SC Kalsdorf dem LASK zu Hause mit 1:3.

Platz 2: 11.4.2012, Viertelfinale, Sturm vs TSV Hartberg 2:4 n.v.

Nicht einmal ein Jahr liegt der überraschende Titelgewinn des SK Sturm zurück, doch in Graz rumort es gewaltig. Franco Foda wird mitgeteilt, dass sein Vertrag nach einer bislang schwachen Saison im Sommer nicht mehr verlängert werden würde, doch der Mainzer will die Saison noch mit einem Titel retten. Hartberg – zu diesem Zeitpunkt Letzter der Ersten Liga – soll dabei kein Hindernis darstellen. In einem – aus Sturmsicht – bestenfalls ausgeglichenen Spiel machten die Fans mit Transpartenten wie „11 Hydranten raus, 11 Löwen hinein“ oder „Ihr solltet arbeiten gehen“ ihrem Unmut Luft. Sturm lässt viele Großchancen überheblich aus, erst Florian Kainz rettet sein Team in eine Verlängerung. Dort wird es aber noch bitterer: Erst vergeben die Oststeirer einige Hochkaräter, dann produziert Andi Dober nach einer angeblichen Gratzei-Attacke eine Schwalbe und Lukas Mössner verwandelt den daraus resultierenden Strafstoß zur Führung. In Minute 119 macht ein gewisser Vait Ismaili den Sack endgültig zu. Der Verein zieht die Reißleine, der Cheftrainer muss gehen, Paul Gludovatz erklärt diese Entscheidung käme sogar eindeutig zu spät und die Ära Foda II endet mehr als unrühmlich am Messendorfer Parkplatz. Die Hartberger hingegen scheitern im Halbfinale gegen Salzburg nach einem Jantscher-Treffer mit 0:1.

Nicht einmal einen Monat nach seiner Amtsübernahme warf Sportdirektor Paul Gludovatz Franco Foda raus und ward danach eigentlich nie mehr gesehen (c) WC/Steindy

Platz 1: 23.4.1991, Viertelfinale, LUV Graz vs. Sturm 2:1

Die Mutter aller Pokalniederlagen des Sportklub Sturm: In Liebenau (der Sportplatz in Wetzelsdorf wäre dem enormen Fanandrang nicht gewachsen gewesen) verliert man gegen den damaligen Fünften der steirischen Landesliga. Sturm kämpft und zeigt Willen, doch gegen einen passiven Gegner ist man nicht in der Lage ein halbwegs vernünftiges Spiel aufzuziehen. LUV ist zu jener Zeit noch eine echte Adresse im Grazer Fußball und dessen Kader setzt sich zum Großteil aus ehemaligen Spielern von Sturm und GAK zusammen, die dort aus unterschiedlichsten Gründen kein Stammleiberl erringen konnten. Motivation pur also. Und so kommt es, wie es beinahe kommen musste. Zwar geht Sturm durch ein Kopfballtor von Arnold Wetl in der 33. Minute in Führung, doch Zebedin gleicht noch vor dem Halbzeitpfiff aus. In der zweiten Halbzeit sehen über 5.000 Besucher einen typischen Pokal-Fight: sehr viel Rasse, wenig Klasse. Die einzige echte Torchance verwertet Heimo Kump – nach Maßvorarbeit von Gerhard Schlatzer – sieben Minuten vor dem Schlusspfiff mit einem satten Volleyschuss. Zu allem Überdruss wird am Ende auch noch Walter Kogler nach einer Insultierung vom Platz gestellt und für drei Pflichtspiele gesperrt. Im Halbfinale unterliegt LUV Graz in Liebenau gegen Rapid Wien denkbar knapp mit 0:1.

Spieldaten:

LUV Graz: Hebenstreit; Meixner; Morschhauser (59. Painer), Kern; Hainzl, Zebedin, Klopf, Schlatzer, Gumhold; Kump, Trummer (79. Kolar).

Sturm Graz: Konrad; Petrovic; Koch, Kogler ; Temm, Lang, Kristensen, Holzer, Gruber; Radojevic (59. Pegam), Wetl.

Schiedsrichter: Günther Lindner
Tore: 0:1 Wetl (33.), 1:1 Zebedin (41.), 2:1 Kump (83.)
Gelbe Karten: Kump (35.), Morschauser (47.), Kern (63.). Rot: Kern (71.), Kogler (92.).

Auch Supergoalie Otto Konrad blamierte sich mit Sturm zweimal im Cup (c) Johann Dietrich

 

6 Kommentare

  1. django sagt:

    wenn Sturm nicht schnell 1 Tor gelingt , fliegt Sturm im Cup raus ,Hard wir 90 min Mauern , und das Sturm die Qualität nicht hat gegen solche Teams zu gewinnen ,hat man gestern gesehen , Sturm ist eine reine Konter Mannschaft unter Foda geworden , Kreisel und Co sehen da leider tatenlos zu weil man einfach keine Kohle hat , einen besseren Trainer zu holen , solange die Spieler den Fussball nur als gut bezahltes Hobby sehen , wird sich daran so schnell nichts ändern ,zum Glück hab ich  mein ABO nicht verlängert ,das gezeigte gestern war eine zumutung , 90 min ideenloser Planloser Fussball , die Foda raus Rufe werden mehr und lauter werden , in den nächsten 3 spiele ist es durchaus möglich das Sturm alle 3 Spiele verliert

  2. Schworza99 sagt:

    Ihr beiden „wahren“ Fans habt sicher auch den Hyballa so vehement verteidigt wie den Lord…

    • Thomas sagt:

      Nein das nicht, nur muss ich nicht bei jedem Artikel der hier gepostet wird, auf den Trainer hinhauen (schon gar nicht wenn der Artikel primär nicht mal von dem Trainer handelt).

      Nenn mir halt mal den, deiner Meinung nach, besten Trainer den Sturm Graz hatte – nach der Ära Osim?

      Du wirst zu dem Schluss kommen: da waren viele Blindgänger dabei (auch euer aller Wunschtrainer, der Messias, der Heilsbringer mit seinem attraktiven Spielstil, war eine absolute Niete – zum Glück kam Leeds).

      Kritik ist ja gut, aber hier, bei jedem einzelnen Artikel den Trainer zu verteufeln, finde ich einfach nicht ok. Wenn Foda so eine schlechte Arbeit machen würde, wie es hier immer dargestellt wird – dann wäre er doch schon lange hochkant rausgeflogen.

      also keep calm and trust  Sturm Graz

    • Schworza99 sagt:

      Tja der Grund für seine (1.?) Entlassung sollte schon ein Grund zum hinhauen sein…sonst wäre er nicht entlassen worden…

      Ewig auf die Erfolge von vor 6/7 Jahren zu bauen ist halt auch eine Möglichkeit…Foda 3.0 hat genau soviel geleistet wie Hyballa und Milanic…sich hier und da gegen schwache Gegner anschütten…nur Foda hat halt die Medien und den Vorstand im Rücken.

      (Btw hat diese Niete mehr Erfolge mit Maribor gefeiert als Foda jemals mit Sturm: 2x EL, 4x Meister, 3x Pokal…und Ablöse hat er uns auch gebracht…ob Foda die auch bringt…)

      Glaubst du der Goldbrich hätte ihn zuvor gefeuert wenn sogar Kreissl mit ihm (vorzeitig) verlängern durfte/musste.

      Das letzte mal als wir so einen Personenkult hatten war bald darauf als Folge der Konkurs da…also Vertrauen ist schön aber Kontrolle ist besser.

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