Der Vorhang fiel
Die SK Sturm Graz Damen trafen heute im Rückspiel des Sechzehntelfinales der UEFA Women’s Champions League auf die FC Zürich Frauen und das im berühmten Letzigrund Stadion, also in jenem schweizerischen Oval, das aufgrund seiner architektonischen Eigenart als Rarität unter den Spielstätten dieser Welt zu betrachten ist. Mit durch die deutliche Niederlage im Hinspiel (0:6) entsprechend niedrigen Erwartungen reisten die Ladies rund um Coach Markus Hiden in die größte Stadt der Schweiz: Es galt, sich mit Anstand aus der Champions League zu verabschieden – eine schwierige Aufgabe, denn schon in Graz ließen die Schweizerinnen einen phasenweise eklatanten Klassenunterschied erkennen. Trotz der Rekordkulisse von 1835 Zusehern konnte Sturm gegen einen außerordentlich stark auftretenden Gegner im besten Fall nur wenig ausrichten, wahrscheinlich auch weniger als insgeheim erhofft. Das Erreichen des Achtelfinales war vor diesem Mittwochabend nur mehr rein theoretisches Zahlenspiel, kombiniert mit übermäßiger Träumerei.

(c) Peter Ganser
Sturm stark verbessert
So schlimm, wie man es nach dem Hinspiel beinahe vermuten musste, kam es in Zürich letztendlich nicht. Auch wenn die Grazerinnen erneut nur die zweite Geige spielen konnten, waren sie in der Lage, sich lange im Spiel zu halten, zumindest bis Barla Deplazes mit einem satten Schuss aus 18 Metern für das 3:0 samt endgültiger Klarheit sorgte, und sich ordentlich zu präsentieren. Sturm zeigte sich stark verbessert, nahm das Spiel der Gastgeberinnen zum Teil an und brachte den Ball manchmal sogar gefährlich nach vorne. In der 12. Minute spielte Lara Lazarek nach starkem Lauf auf der linken Außenbahn einen gefährlichen Pass in den Fünfmeterraum der Schweizerinnen. Statt der dort lauernden Steffi Enzinger kam aber nur Torfrau Seraina Friedli an den Ball – mit Müh und Not klärte sie im Zusammenspiel mit ihrer Defensivabteilung diese Situation. Schon in den ersten Minuten machten die Gastgeberinnen gehörig Druck, ein Schuss von Selina Kuster verfehlte das Grazer Tor jedoch deutlich. Sturm stand tief, wartete auf Kontergelegenheiten, die es auch gab. Isabella Posch blieb in Minute 8 nach einem tollen Solo im Mittelfeld hängen. In der 20. Minute machte Fabienne Humm aber zaghaft aufgekommene Hoffnungen in Schwarz-Weiß zunichte: Nach einer Ecke versenkte sie den Ball unhaltbar für Anna-Carina Kristler in den Maschen – 1:0. Nur wenig später, Sturm wurde zusehends weiter in die eigene Hälfte zurückgedrängt, stellte sie dann nach einem gefährlichen Stanglpass auf 2:0.

(c) Peter Ganser
Keine Zweifel
Halbzeit zwei war ein Ebenbild der ersten 45 Minuten. Die Schweizerinnen dominierten das Spiel, auch wenn sie ihre Angriffe sehr oft nicht mit jener notwendigen Konsequenz zu Ende spielten, die letztendlich mit großer Wahrscheinlichkeit zu weiteren Treffern geführt hätte. Sie scheiterten oft an Sturms solider Defensive, die taktisch sehr klug agierte und durch besonders intensiven Einsatz so manche Chance verhinderte. Torfrau Kristler, die sich im Gegensatz zu ihrem Gegenüber dennoch nicht über Langeweile beschweren konnte, parierte einige gefährliche Torschüsse aus verschiedenen Distanzen und bewahrte ihr Team so vor einer höheren Niederlage. In der Offensive konnten die Mädels von Markus Hiden nur wenige Nadelstiche setzen, auf keinen Fall genug, um den letztendlich sicheren 3:0-Start-Ziel-Sieg der Schweizerinnen, der im Letzigrund übrigens von über 3600 Zusehern bestaunt wurde, noch irgendwie zu gefährden.

(c) Peter Ganser
Die Sturm Damen konnten in den beiden Begegnungen mit dem eidgenössischen Fußballplatzhirsch trotz oder vielleicht gerade wegen des deutlichen Ausscheidens aus der Champions League einiges an Erfahrung am internationalen Parkett sammeln und sind sicher auch auf den Geschmack gekommen, wieder auf der ganz großen Fußballbühne aufzutreten, selbst wenn der Vorhang für sie in dieser Saison schon sehr früh fiel. Man darf gespannt sein!
Spieldaten:
Sechzehntelfinale der UEFA Women’s Champions League 2016/17
FC Zürich Frauen vs. SK Sturm Graz Damen
Mittwoch, 12. Oktober 2016, Letzigrund Stadion, Zürich
Schiedsrichterinnen-Team: Lina Lehtovaara (FIN), Tonja Paavola (FIN), Jenni Mahlamäki (FIN)
Vierte Offizielle: Michèle Schmölzer (SUI)
Zürich:
Friedli; Megróz (67. Bernet), Mauron, Fischer (59. Stierli), Kuster; Gut, Ramseier, Deplazes; Humm, Franssi, Leon (59. Willi)
Ohne Einsatz auf der Bank: Studer, Cavicchia, Moser.
Sturm:
Kristler; Lazarek (73. Uka), Kovacs (78. Maier), Winter, Gatternig; Cancienne, Malle; Kofler, Naschenweng (84. Schwarz), Posch; Enzinger
Ohne Einsatz auf der Bank: Gritzner, Stolz.
Tore:
Humm (20. und 25.), Deplazes (72.)
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