Der Sturmgeist, er lebt

Der Sturmgeist – in den vergangenen Jahren vor allem in Krisenzeiten ein strapazierter Begriff. Und für viele ist er auch genau das: ein Begriff eben. Ein solcher, den man sich an die Fahnen heftet, um sich nicht zuletzt auch von anderen abzugrenzen. Um etwas Besonderes zu sein. Oder um einfach eben anders zu sein. Das in den letzten Jahren Dargebotene kann es jedenfalls nicht gewesen sein, was dieses Phänomen ausmacht. Genauso wenig vierstellige Besucherzahlen, wenn es um Platz zwei geht. Ist der sagenumwobene Sturmgeist also doch nur ein Mythos oder gar ein Relikt vergangener Tage? Nicht im Geringsten. Der Sturmgeist lebt, aber wie.

Zu verdanken hat man diese jüngst gewonnene Erkenntnis drei Herren. Mit ihrer Initiative Für den Erhalt der Gruabn-Holztribüne haben sie etwas geschafft, was der Verein schon lange schuldig blieb: ein Zusammenrücken, ein Besinnen auf die Werte dieses Klubs und eine zwar propagierte, aber nicht umgesetzte Kampagne zur Förderung von Stolz und Leidenschaft. Sie haben für ein beispielloses Event gesorgt, das jedes Sturm-Herz höher schlagen ließ und durchaus notwendigen Balsam für die schwarz-weiße Seele bescherte. In diesem Zusammenhang seien auch die Fanclubs hervorgehoben, die das Ganze schließlich auch perfekt umrahmten, Graz einmal mehr in den schönsten Farben strahlen ließ und zusammen mit allen anderen für zahlreiche Gänsehaut-Momente in und um einen geradezu magischen Ort sorgten.

© SturmNetz.at

Just als diese Zeilen in die Tastatur gehauen wurden, ertönt die erfreuliche Nachricht, dass das Ziel der Initiative erreicht und somit die notwendigen 50.000 € gesammelt wurden. Ein regelrecht historischer Moment für einen Sturmfan. Die Gruabn und somit eine tragende Säule des Sturmgeists leben damit weiter. Man ziehe den digitalen Hut vor den Initiatoren. Dankeschön! Denn was diese Spielstätte und deren Erhalt für den Anhang und den gesamten Verein bedeutet, konnte man am 1. Mai eindrucksvoll bestaunen. Alle Zweifel über die tatsächliche Relevanz dieses Ortes sollten damit ein für alle Mal auch aus der Welt geräumt sein. Dieser wunderbare Tag mit der Enthüllung der Geburtsgedenktafel im Augarten, dem anschließenden Corteo zur Gruabn und das dort stattfindende Legendenmatch wirft gleichzeitig allerdings auch Fragen auf.

© Martin Hirtenfellner Fotografie

Warum hat es Privatpersonen bedurft, die sich derart leidenschaftlich für diese Sache engagierten, um einen solchen Feiertag in schwarz-weiß aus dem Hut zu zaubern? Warum können drei Privatpersonen dieses kostbare Stück Sturmgeschichte bewahren, der Verein aber offensichtlich nicht? Warum hat man Sturms Geburtstag zuvor nicht ähnlich gefeiert? Klar sollte spätestens jetzt allen sein, welch großes Potenzial hier seit Jahren brach liegt. Langfristig betrachtet ist eine stärkere Bindung zum Verein, die mit derartigen Veranstaltung einhergeht, nämlich Gold wert. Denn der Sturmgeist lebt, das hat man gesehen. Man muss ihn aber auch weiterhin erhalten. Ihn nur als Begriff zu verwenden und auf Fans zu hoffen, wird irgendwann zu wenig sein.

5 Kommentare

  1. vampy99 sagt:

    Sehr guter Artikel! Daumen hoch!

  2. saurons_mouth sagt:

    Danke vielmals für diese Zeilen!

    Doch eine kleine Anmerkung habe ich: Wir haben das MINIMALZIEL erreicht, sprich, das Projekt kommt zustande. Es gilt jedoch weiterhin, jeden einzelnen Euro zusammenzukratzen, um die Tribüne wirklich nachhaltig und „gscheit“ zu sanieren!

    27 Tage ist noch Zeit, um auf https://1000×1000.at/gruabnfunding zu spenden und die Tribüne zu retten!

    DANKE jedoch für eure mediale Begleitung und diesen wunderbaren Bericht!

    saurons_mouth (oder besser: JS 😉 )

    • SchwarzerRabe sagt:

      Sehr gute Aktion, von dir und deinen 2 Freunden!

      Aber, solange die Stehplatztribünen nicht wieder hergestellt werden, ist es für mich ohne Wert.

       

    • 12terMann sagt:

      @SchwarzerRabe: „ohne Wert“??

      Da darf man durchaus mal die Frage stellen, wie viel du denn persönlich bereits dazu beigetragen hast, eine Wiederherstellung der Stehplatztribüne auch nur ansatzweise zum Thema zu machen?

      Ich finde es ehrlich gesagt eine Frechheit von dir – ich akzeptiere deine Meinung, kann sie nur so überhaupt nicht nachvollziehen – ein derartig einzigartiges Projekt von Privatpersonen, welches ohne Unterstützung großer Firmen realisiert wird,  als „ohne Wert“ zu bezeichnen.

      Btw.: für einen Schwarz-weißen kann es eigentlich niemals „ohne Wert“ sein, wenn unsere alte Heimat erhalten bleibt.

  3. django sagt:

    tolle Sache , aber warum so wenig Fans gekommen sind (2000) , bleibt mir ein Rätsel , und wo waren die ganzen Spieler der KM ? ich hoffe es kommt noch mehr Geld zusammen ,

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