Der Inbegriff der schwarz-weißen Tugenden verlor seinen letzten Kampf
„Ich weiß schon, dass ich mit meiner Spielweise in der heutigen Zeit nicht sehr lange am Feld stehen würde, aber ich hätte mir nach jeder Partie Vorwürfe gemacht, wenn ich nicht alles, was irgendwie möglich war, gegeben hätte“, erzählte mir Mandy Steiner vor nicht all zu langer Zeit. So gab es zwar Gegenspieler, die nach einem Zusammentreffen am Feld mit Steiner die Partie nicht mehr fortsetzen konnten, doch der ehemalige Sturm-Kapitän wurde nie müde zu betonen, dass er kein einziges Mal absichtlich jemanden verletzt hat, sondern „ich immer versucht habe, den Ball zu spielen.“ Unterm Strich waren es acht Rote. Im österreichischen Fußball bei Weitem nicht der Bestwert. Eine davon hat er gar nie gesehen. Denn als er bei einem Spiel in Salzburg seinen Gegenspieler weggrätschte, war Mandy „schon auf dem Weg in die Dusche, bevor der Salzburger überhaupt gelandet ist“.
Mit Manfred Steiner verstarb am Mittwoch ein Spieler, der das, was Sturm über Jahrzehnte ausmachte, wie kein anderer verkörperte. Mehr noch: Hätte es damals TV-Shows gegeben in denen ein Mr. Sturmgeist gecastet wird, hätte er das Rennen ohne eine einzige Gegenstimme gemacht. Denn niemand personifizierte Kampfkraft und Leidenschaft jemals mehr, als der „Eisenfuß“. Ein bleibendes Pseudonym, das ihm einst ein Frankfurter Journalist verpasste: Die Eintracht bekam Sturm Graz im Europacup zugelost, bei unseren Nachbarn eine große Unbekannte. Der Schreiberling war auf der Suche nach einer Story und man erzählte ihm, dass Steiner vor jedem Spiel mehrmals gegen die Torstange tritt, um sich warm zu machen. Der Mann glaubte diese Geschichte, die Headline war gefunden, der Spitzname blieb.
Steiner, 1950 in Murau geboren, war auch ein talentierter Nordischer Kombinierer. Doch irgendwann entschied er sich endgültig für den Fußball. Als schönste Nebensache der Welt. Profi war er nie. Maler und Anstreicher, Fabriksarbeiter, Bademeister, Baustellenleiter und schließlich Einzelhändler – alles Brotberufe abseits seiner großen Leidenschaft. Denn trotz der mehr als 300 Spiele für seine Schwoazen – zu denen er 1972 stieß und als Spieler, Co- und Interimstrainer bis 1989 blieb – war es ihm immer wichtig am Boden zu bleiben. Zudem gab es vor allem zu Beginn seiner Karriere, keine andere Option. Sein erstes Gehalt in Graz: 1500 Schilling brutto, von denen jeweils noch 50 an Platzwart, Masseur und Zeugwart abgegeben wurden. Legendär auch ein Zitat, des damaligen Teamchefs Branko Elsner, nach einer Länderspielniederlage gegen Wales 1976 in Wrexham: „Hätten wir heute elf Steiners gehabt, hätten wir nicht verloren.“ Trotzdem blieb diese Partie die zweite und letzte Teamberufung seiner Karriere.
Der „Eiserne Mandy“, der zwar nie einen Titel gewann und dennoch ins Jahrhundert-Team gewählt wurde, war bis zuletzt seinem Sportklub Sturm eng verbunden und mit seinem Humor und seiner Bescheidenheit stets ein gern gesehener Gast auf diversen Klubveranstaltungen. Mittwoch verstarb er nach kurzer, schwerer Krankheit im Alter von 70 Jahren viel zu früh. Nach Rudolf Schauss, Bernhard Leitner, Marcel Boyron, Heinz Schilcher, Kurt Stendal, Bozo Bakota und Gernot Jurtin bereits als achter Spieler jenes legendären Teams, dass in der Saison 1980/81 so knapp den ersten Titel für die Steiermark verpasste. Manfred Steiner wird in den Herzen vieler Sturmknofel für immer unvergessen bleiben.
alles gesagt hr. kolb, alles richtig gesagt. mandi, a schwoazer bis in die letzte faser. machs gut
Sehr sympathischer Mensch und echte Legende. Hatte das Glück, noch persönlich einige Anekdoten erzählt bekommen zu haben..
Unvergessen, 1975: Sturm spielt im Europcup gegen Haladas Szombathelyi, gewinnt zu Hause (Elfmetertor: Steiner) 2:0 und über 5.000 Grazer reisen zum Rückspiel nach Ungarn. Damals noch mit „eisernem Vorhang“ und stundenlangem Warten an der Grenze. Ungarns Bester hatte den Ball (so Mitte erster Halbzeit) und man sah Mandi Steiner zu einem 39-40 Meter Sprint ansetzen. Man hätte eine Stecknadel fallen hören können, als Mandi grätschend den ungarischen Spielmacher des Balles, der Schienbeindeckel und Socken beraubte. Das Krachen war im ganzen Stadion zu vernehmen. Uns war klar. „Steiner geht jetzt“. Doch der damalige Schiri sah „Ball gespielt“ und Sturm stieg zu Elft mit einem 1:1 auf. Dank eines unermüdlich kämpfenden, beißenden und rackernden Manfred Steiner. Ja, dieser Mann verkörperte Sturm, wie kein anderer!
Am Feld ein Tausendprozentiger
Privat ein bescheidener, ruhiger Mensch.
Nur dem Savo Ekmecic hat er es nie verziehen, als der sich 1981 beim Meisterschaftsfinale über jedes Gegentor für die Austria auch noch gefreut hat.
Danke Eiserner!! Unvergessen!
Grätsch nicht den Petrus um! RIP