Der Halbäugige unter den Blinden

Spielercheck: SV Grödig vs. SK Sturm Graz

Die SturmNetz-Leserbewertungen der einzelnen Spieler der gestrigen Bundesliga-Begegnung SV Grödig vs. SK Sturm Graz sind abgeschlossen und alle Einsendungen sind ausgewertet. Wir haben den Durchschnitt aus allen eingegangenen Benotungen zu jedem Spieler berechnet, sowie eine (subjektive) schriftliche Beurteilung hinzugefügt. Nach jedem Match wollen wir nicht nur Noten, sondern auch den ehrenvollen Titel „Man of the Match“ an den Spieler mit der besten durchschnittlichen Gesamtbenotung vergeben.

Man of the Match

IMG_8459

© Martin Hirtenfellner Fotografie

Anel Hadzic – Note: 3,44

Hadzic war in Grödig definitiv der präsenteste Sturm-Akteur. Die wenigen nennenswerten Offensiv-Aktionen liefen über den Bosnier, in der Defensive verrichtete er wie gewohnt einiges an Drecksarbeit. Sein Freistoß in der ersten Halbzeit war die beste Torchance im gesamten Spiel. Ein Zufallsprodukt – vielsagend. Hadzic geht über die Schmerzgrenze und übernimmt Verantwortung – hierbei gelingt aber auch noch längst nicht alles, es bleibt Luft nach oben. Im Moment aber unverzichtbar für die Mannschaft.

Wilson Kamavuaka – Note: 3,58

Es sollte zu denken geben, dass man jene Attribute, die man von Sturm sehen will – bedingungsloser Kampfgeist und vollster Körpereinsatz, großteils nur von den Legionären im Sturm-Trikot zu sehen bekommt. Kamavuaka zählte zu den wenigen Spielern, denen man nicht wirklich einen Vorwurf machen kann nach der gestrigen Partie. Der Kongolese bestritt zwar deutlich weniger Zweikämpfe als zuletzt, konnte dafür aber 2 Drittel davon für sich entscheiden und bereinigt Situationen oft schon, bevor der Ball in die gefährliche Zone vordringt. Auf seiner Position im Mittelfeld muss man von ihm aber mehr Akzente in der Offensive erwarten, so wie er dies im Rückspiel gegen Rubin Kazan gezeigt hat. Insgesamt in Ordnung mit Luft nach oben.

Michael Esser – Note: 3,60

Selbst der sonst so sichere Rückhalt im schwarz-weißen Gehäuse erwischte heute nicht seinen besten Tag. Bei den Gegentoren 2 und 3 trifft ihn sicher nicht die Hauptschuld, all zu gut sah der Deutsche bei diesen Treffern jedoch nicht aus. Beim Traumtor von Sulimani stand Esser zu weit vor dem Tor – jedoch ist anzumerken, dass niemand Sulimani an der Ballannahme oder am Abschluss gehindert hat und der Torhüter einfach nicht mit dieser Aktion rechnen konnte. Beim dritten Gegentreffer konnte er den ersten Schussversuch von Venuto mit einem guten Reflex abwehren, ließ den Ball jedoch prallen, sodass der Brasilianer den Abstauber versenken konnte. Hier wurden die schwerwiegenden Fehler aber bereits zuvor im Mittelfeld und in der Abwehrreihe fabriziert.

Donis Avdijaj – Note: 3,73

Kämpferisch wieder einmal herausragend, ließ der Deutsch-Kosovare in der tiefen Salzburger Provinz nichts unversucht. Die Statistik ist auf seiner Seite, Avdijaj hatte mit 6 Torschuss-Beteiligungen die meisten aller Sturm-Spieler (3 Torschüsse, 3 Torschussvorlagen) und war damit an über der Hälfte aller Schüsse aufs Grödiger Gehäuse direkt beteiligt. Zudem absolvierte der kleingewachsene Dribblanski die meisten Zweikämpfe (19) und hatte auch die beste Zweikampf-Bilanz (78,9%) aller Sturm-Akteure am gestrigen Nachmittag. Auf der Gegenseite steht eine quasi nicht nennenswerte Ausbeute, die dem enormen Aufwand den Avdijaj betrieb, einfach nicht gerecht wird – kaum etwas gelang, die Abschlüsse fielen zu harmlos aus, die Zuspiele häufig zu ungenau. Gestern bekam man vor Augen geführt, was offensiv bei Sturm übrig bleibt, wenn Avdijaj einen schlechten Tag erwischt.

Michael Madl – Note: 3,78

Unser Kapitän konnte keine Stabilität ins Spiel bringen, ließ sich viel eher von der Unsicherheit seiner Mitspieler anstecken. Zwei mal hatte Madl großes Glück, dass eine verunglückte Abwehr direkt zum Gegner nicht genutzt wurde, zudem muss sich der Abwehrspieler bei Schiedsrichter Schörgenhofer bedanken, der das klare Handspiel im Strafraum nicht bemerkt hatte – mit einem Elfmeter für den Gegner hätte der gestrige Abend noch bitterer ausgehen können.

Marvin Potzmann – Note: 3,82

Potzmann war einer von mehreren Akteuren, die sich beim dritten Gegentreffer gehörig angepatzt haben. Ansonsten spielte der Neuzugang gegen seinen Ex-Verein eine durchschnittliche Partie. Offensiv nicht vorhanden, defensiv nicht gänzlich sattelfest – seinen direkten Gegenspieler Denner hatte er nicht immer im Griff, gewann weniger als ein Drittel seiner Zweikämpfe.

Christian Klem – Note: 3,86

Ein doppeltes Deja-Vú für den Linksverteidiger: Wie schon im letzten Spiel hatte Klem die meisten Ballkontakte aller Sturm-Akteure (84) – spielte jedoch wie schon im letzten Spiel satte 16 Fehlpässe. Hier muss man definitiv ansetzen – Klem ist kein Talent mehr, hat schon einige Bundesliga-Spiele in den Beinen. Langsam aber sicher wäre es an der Zeit, Konstanz und Souveränität ins Spiel zu bringen. Der Brasilianer Venuto war am gestrigen Nachmittag für Klem nicht zu bändigen – dies war vor allem beim 3:0 erkennbar, als der Linksfuß seinem Gegner maximal freundlichen Begleitschutz gab.

Josip Tadic – Note: 3,97

Der Kroate kam nach 62 Minuten für Andreas Gruber ins Spiel, konnte das Ruder aber auch nicht mehr herumreissen. Er agierte zwar auffälliger als sein Sturmpartner Kienast, hatte aber aufgrund des nicht vorhandenen Offensivspiels keinen einfachen Job. Kurz vor Spielschluss hatte Tadic nach gutem Zuspiel von Avdijaj die Chance auf den Ehrentreffer, scheiterte aber aus kurzer Distanz mit seinem schwachen linken Fuß an René Swete.

Andreas Gruber – Note: 4,04

Offensiv war allgemein sehr wenig los am gestrigen Nachmittag. Für eine der wenigen Aktionen sorgte Gruber kurz vor der Halbzeitpause, als er vom rechten Flügel kommend Robert Strobl einpackte und nach einem starken Solo etwas Pech im Abschluss hatte. Ansonsten war von „The Finger“ relativ wenig zu sehen, vor allem in den 1:1 Situationen herrscht noch einiges an Verbesserungsbedarf, der Linksfuß konnte nur 30% seiner Zweikämpfe gewinnen.

Kristijan Dobras – Note: 4,13

Wurde bereits vor dem Pausenpfiff für Thorsten Schick ins Spiel gebracht, konnte jedoch auch nicht mehr Akzente setzen als sein Vorgänger. Keine einzige Torschussbeteiligung und nur einen seiner 7 Zweikämpfe gewonnen – der Sommer-Neuzugang ist noch nicht so richtig beim SK Sturm angekommen, man hat sich mehr von ihm erwartet.

Lukas Spendlhofer – Note: 4,15

In der ersten Halbzeit spielte Spendlhofer eine recht souveräne Partie. Danach folgte jedoch ein „ehrenreich’scher“ als Dosenöffner eines bitteren Nachmittags in schwarz-weiß. Der ehemalige Italien-Legionär verschlief den hohen Ball in die Spitze, ging dann erst zu unentschlossen in den Zweikampf mit Sulimani und kam dann aufgrund massiver Geschwindigkeits-Mängel nicht mehr nach. Streng genommen darf so etwas in der Bundesliga nicht passieren – allgemein konnte der 30-fache Nachwuchs-Nationalspieler im Jahr 2015 noch viel zu selten an sein herausragendes erstes Halbjahr beim SK Sturm anschließen.

Thorsten Schick – Note: 4,35

Auf Tauchstation. Nach 42 Minuten war das Spiel für den Flügelflitzer bereits beendet, mit hängendem Kopf schlich er vom Platz. Seine Bilanz bis dorthin liest sich „ausbaufähig“: Keine einzige Torschussbeteiligung, die Hälfte der Pässe zum Gegner gespielt und keinen einzigen seiner 4 Zweikämpfe gewonnen. So früh sie auch kam, die Auswechslung – sie war in mehrerlei Hinsicht eine Erlösung. Schick steckt seit Wochen in einer enormen Formkrise, kann sein zweifelsfrei vorhandenes Potenzial im Moment nicht ausspielen. Den Willen kann man ihm aber nicht absprechen.

Daniel Offenbacher – Note: 4,45

Offenbacher kam nach 62 Minuten für Wilson Kamavuaka ins Spiel. Mit diesem Tausch ging die defensive Souveränität des Kongolesen verloren, Offenbacher konnte jedoch auch offensiv keine Akzente setzen. Vor dem Tor zum 2:0 durch Sulimani fiel der Obersteirer durch konsequentes Nicht-Attackieren auf und machte auch beim dritten Gegentreffer keine gute Figur. Immerhin konnte er sich verbal gegen den Schiedsrichter in Szene setzen.

Roman Kienast – Note: 4,49

Es ist denkbar schwierig, seine Leistung in Grödig zu beurteilen. Zwar stand er laut offiziellem Spielbericht auf dem Feld, war dort aber de facto nicht zu sehen. Man könnte an dieser Stelle zwar  mit dem vielzitierten „Sturm-Geist“ argumentieren, je nachdem wie man diesen auslegt, um ganz ehrlich zu bleiben war es aber einfach „nix“. Keine Präsenz im Angriffsdrittel, keine Offensivakzente und nur 1 Torschuss in 90 Minuten (Josip Tadic konnte diese Marke in einem Drittel der Spielzeit erreichen). Kienast ist meilenweit von seiner Top-Form entfernt und damit beileibe nicht der einzige Akteur.

 

Das Team von SturmNetz bedankt sich bei seinen Lesern für insgesamt 192 eingegangene Bewertungen.

 

8 Kommentare

  1. Schworza99 sagt:

    Nach dem Spiel werden wird „The Finger“ wohl nicht nochmal sehen…

    • Neukirchner sagt:

      Der kann zruck nach Weinzöttl. Mehr als Landesliga wird das nimmer. Aber große Klappe, Swagen, Haare schön richten während dem Spiel und Finger zeigen.

  2. Rene90 sagt:

    Schlecht waren Alle und da einen Blacky zu wählen ist aus meiner Sicht sowieso ein Schwachsinn.
    Böse Zungen behaupten ja, dass FF den falschen vor der Pause ausgetauscht hat (laut Interview hat er ein Zeichen setzen wollen und damit die Mannschaft wach rütteln wollen und es hätte jeden treffen können) bei Schick ist es wenigstens 0:0 gestanden, dann hat man 3:0 verloren -> nur so viel für die Statistiker :-)))))))

  3. Nock-74 sagt:

    Man(n) muß dem Spiel aber auch etwas positives abgewinnen! Schlechter kanns ja jetzt wirklich nicht mehr werden!

    • Arch Stanton sagt:

      mal seh’n..

    • black_aficionado sagt:

      Das haben auch alle Hyballa-Raus Rufer behauptet und wir bekamen die Rechnung in Form von Milanic präsentiert. Dann wurde der große Heilsbringer, der „verlorene Sohn“, zurückgeholt und alle haben geschwärmt, dass es wieder bergauf geht (spielerisch war und ist es um nichts besser als unter Milanic zu Ende seiner Amtszeit) und in Graz ist schon wieder von heißen Eislutschern phantasiert worden…
      Ergebnis? Wir sind am Boden der Tatsachen zurück, die Fehler in der Kaderplanung werden immer offensichtlicher, der Franzl hat sich Null-Komma-Nüsse seit seiner letzten Periode geändert, die Freunderlwirtschaft grassiert wieder in Messendorf, das Kuschelklima in der Umgebung ist wieder hergestellt und alle Kritiker sollen gefälligst die Goschen halten…

      Allein wenn man sich vorstellt, dass bei einem professionellen Verein ein Spieler so eine Geste zu den Fans tätigt wie dieses Gruber-Würstchen. Nach den gezeigten Leistungen….Was dann los wäre!!!

      Aber in Graz alles kein Problem, Durchhalteparolen wohin man blickt. Die Rolle rückwärts was die Modernisierung betrifft.
      Man gibt sich offensichtlich damit zufrieden, dass man als Verein sein Potenzial nicht einmal ansatzweise ausschöpft, Hauptsache es haben sich alle lieb und man hat seine, gut vernetzten, Freunderl versorgt (Nur zur Erinnerung ad Goldbrich: 3 Jahre im Amt, bei einem Schnitt von nicht einmal 1,5 Pkte/Spiel…..)

    • fauli sagt:

      @black_aficionado

      totally agree!

      es wäre noch nie so leicht gewesen, sich in deser pimperlliga im oberen drittel dauerhaft festzusetzen. wie stark sturm wirklich ist, sieht man an den euro league auftritten…
      aber am ende wirds wohl wieder mangels stärkerer gegner für platz 3 oder 4 reichen und alle in graz sind happy.

  4. Schworza99 sagt:

    Wir könnten ja Liverpool den Klopp wegschnappen…..

    Aber in Ernst: Vielleicht hätte ein Michael Wiesinger wirklich etwas neuen Schwung in den Verein gebracht, Aber jammern hilft wenig. Alles was Wir als fans tun können ist den Verein zu unterstützen den Wir lieben. Wir können zwar Kritik üben, ob diese Aber auch vom Verein beachtet wird, ist mehr als fraglich. Nur sollte den Herren GG und FF eines klar sein: Wir sind keine Erfolgsfans, Wir schauen Sturm nicht wegen der Qualität oder den Erfolgen. Wir kommen ins Stadion weil Wir Sturm lieben. Und auch in modernen Zeiten der Mega Ablösen ist das wichtigste im Fussball DER FAN

Schreibe einen Kommentar