Der große SturmNetz-Jahresrückbilck (Teil 3/4)
Das 109. Bestandsjahr des Sportklubs Sturm Graz war ein – passend zum Vereinsnamen – mehr als stürmisches. Ein orkanartiges Frühjahr mutierte dabei im Mai in Klagenfurt zum Hurrikan, als man nach siebenjähriger Flaute mit dem Cupsieg wieder einen Titel holte. Doch Sturm wäre nicht Sturm, hätte sich der Wind rund um Messendorf nicht rasch gedreht: Ein äußerst enttäuschender Frühherbst sollte folgen. Larnaka und Trainerentlassung als Kulminationspunkte. Es bedurfte schon einer Vereinslegende, die die Segel neu setzte und den Klub wieder in ruhiges Fahrwasser brachte. Obwohl die schwarz-weiße Farbkombination zu den Blackys besser passt als jede andere, eine derart rasche Abfolge von himmelhoch jauchzend zu zu Tode betrübt ist selbst für Sturmverhältnisse durchaus außergewöhnlich. SturmNetz lässt das Jahr 2018, aufgeteilt in vier Kapitel, nochmals Revue passieren:
Saisonvorbereitung
Der dritte Teil unseres Jahresrückblicks beginnt mit dem 1. Juli. Jenen Tag, an dem die Blackys im Zuge der Vorbereitungen auf die neue Saison einen 1:0-Sieg gegen den FC Kopenhagen einfahren konnten. Nach Testspielsiegen gegen Deutschfeistritz (6:0), Voitsberg (3:2) und NK Domzale (3:1) der vierte en suite. Bis Mitte Juli folgten noch weitere Probeläufe (1:0 gegen Middlesbrough, 3:2 gegen Gnas, 0:1 gegen Krasnodar und 1:0 gegen den KSV 1919), somit blieb die blütenweiße Weste der Vogel-Elf beinahe unbefleckt.
Anfang Juli drehte sich wie gewohnt das Transferkarussell – so folgten nach den bereits getätigten Neuverpflichtungen noch Filipe Ferreira, Philipp Hosiner und Otar Kiteishvili. Der ehemalige Kapitän Deni Alar verließ Sturm Richtung Hütteldorf – zwei Wochen vor dem wichtigen CL-Quali-Spiel gegen Ajax Amsterdam. Das Missverständnis Martin Ovenstad wurde beendet, sein Vertrag aufgelöst. Fabian Ehmann wurde nach Kapfenberg verliehen und Fabian Schubert unterschrieb bei Aufsteiger TSV Hartberg.
Einen Tag vor Saisonstart war es Günter Kreissl noch gelungen, eine Personalie langfristig an den Verein zu binden: Nach turbulenter Transferphase mit vielen Abgängen konnte bereits über ein Jahr vor Vertragsende ein neues Arbeitspapier mit Emeka Friday Eze ausgehandelt werden. Eze verlängerte bis 2021.
„Ich hatte hier in Graz ein erfolgreiches und wunderschönes erstes Jahr. Leider konnte ich am Ende der Saison nicht mehr spielen, da ich verletzt war. Jetzt bin ich aber zurück und möchte wieder vollen Einsatz zeigen, damit wir auch in Zukunft gemeinsam mit unseren Fans feiern können“, so Eze nach seiner Unterschrift.
Wir siegen im Dorf – 20.7.
Saisonauftakt: 1. Runde ÖFB-Cup. Der SK Sturm fuhr einen 2:0-Sieg gegen den ASV Siegendorf ein. „Viel glückte den Schwarz-Weißen in dieser Cup-Begegnung noch nicht“, schrieb Kollege Niki Fink im Spielbericht. Zumindest zwei Tore konnten in diesem Spiel, das zumeist nur vor sich hinplätscherte, erzielt werden (Pink 25., Hierländer 51.). Hauptsache weiter.
Ex-Sturm-Coach Heiko Vogel zeigte sich zufrieden:
Ajax und das Ende des Champions-League-Traums – Hinspiel: 25.7., Rückspiel: 1.8.
Im zweiten Saisonspiel für die Grazer folgte auf den ASV Siegendorf niemand geringerer als Ajax Amsterdam in der zweiten Qualifikationsrunde zur Champions League. Im Hinspiel musste sich der SK Sturm mit 0:2 in Amsterdam geschlagen geben. „Ein aufgrund der unglücklichen Gegentreffer bitteres Ergebnis, das aber auch durchaus höher hätte ausfallen können“, stand in unserem Spielbericht.
Uns haben die Eier in der Hose gefehlt – Lukas Spendlhofer
Das Resümee von Lukas Spendlhofer fiel so aus:
In Amsterdam sorgten die Sturmfans für großes Aufsehen: Eskortiert von einigen Polizeipferden marschierten rund 2.000 mitgereiste Anhänger singend durch die Amsterdamer Straßen, mitsamt begeisterten Touristen und ein paar überraschten Niederländern in Ajax-Montur im Schlepptau. Momente für die Ewigkeit:
Das Rückspiel eine Woche später in Graz nahm leider kein besseres Ende für die Schwoazen. 1:3-Niederlage – der Traum von der Champions-League platzte gegen einen Gegner, der sich später für das Champions-League-Achtelfinale qualifizieren sollte und dort auf Titelverteidiger Real Madrid treffen wird.
Sturm Amateure unterliegen dem GAK (3.8.)
In Runde 2 der Regionalliga Mitte hieß es: Endlich wieder Derby! Oder doch nicht? Heiß diskutiert wurde das Thema vor dem Spiel allemal. Nach der Erstrunden-Niederlage gegen Stadl-Paura wollten die Sturmfohlen Punkte mitnehmen. Am Ende setzte es im Liebenauer Stadion – trotz bärenstarker Leistung der Hösele-Elf – eine 3:2-Niederlage für die Jung-Blackys.
SturmNetz-User Arch Stanton kommentierte folgendermaßen: „Überrascht hat mich auch, dass der Gak2012 sich die vollen 90 Minuten in Liebenau hat leisten können. Haben die eigentlich einen Masseverwalter auf der Bank?“
Liga-Start: Siege gegen Hartberg (28.7.) und Innsbruck (4.8.)
Guter Einstand in die neue 12er-Liga für den SK Sturm. Zwischen dem Hin- und Rückspiel gegen Ajax gewannen die Blackys mit 3:2 im „Kernöl-Duell“ gegen den TSV Hartberg. Sturm-Torschützen: Spendlhofer, Pink und Hosiner. Bis zur 82. Minute stand es noch 2:2, ehe Sommer-Neuzugang Philipp Hosiner den Schlusspunkt setzte.
Günter Kreissl wollte nach dem Spiel nicht so viel sagen – es zählte das Resultat:
Eine Woche später stand das erste Auswärtsspiel in der Liga auf dem Programm. Sturm musste die Reise zum nächsten Liga-Aufsteiger Wacker Innsbruck antreten. „Sturm rockte bis zur 77.“, hieß es im Spielbericht dieses Aufeinandertreffens. 3:0 für die Blackys stand es nämlich bis zu diesem Zeitpunkt, ehe der eingewechselte Martin Harrer mit zwei Türl in den Minuten 80 und 84 auf 3:2 verkürzte.
Debakel und Europacup-Aus gegen AEK Larnaka (Hinspiel: 9.8., Rückspiel: 16.8.)
Heimspiel gegen den zypriotischen Verein AEK Larnaka in der Europa-League-Quali: ein absoluter Horror. „Es war eine unterirdische Leistung getoppt von einer unfassbaren Aktion eines Einzelfans“, so Günter Kreissl nach der Partie, welche mit 0:2 verloren ging. Kollege Günter Kolb beschrieb die Szene zur „Aktion des Einzelfans“ so im Spielbericht:
So schlimm das Auftreten der Sturmelf auch bis dahin war, das was sich in Minute 77 in Graz-Liebenau zutrug, überschritt dieses noch um ein Vielfaches. In jeglicher negativer Hinsicht. Ein voller Bierbecher traf Schiri-Assistent Fredrik Klyver, der blutüberströmt zu Boden ging. Der gute Herr wagte es doch Larnaka kurz zuvor einen Eckball zuzusprechen. Der Schiedsrichter unterbrach sofort das Spiel und schickte beide Teams in die Kabinen. Nachdem sich Vertreter der UEFA zu einem fast zwanzigminütigen Meeting zusammensetzten, fiel um 21:00 Uhr ein vorläufiges Urteil: Das Spiel sollte tatsächlich wieder angekickt werden, auch wenn so manchem Beobachter die Lust auf eine Fortsetzung längst vergangen war. 13 Minuten blieben den Blackys somit noch, ihr Publikum für die ganz schwache Darbietung ein wenig zu entschädigen.
Taten sie aber nicht und so blieb es bei einer bitteren 0:2-Niederlage. Die Strafe der UEFA folgte im November: 30.000 Euro Geldstrafe sowie ein „Geisterspiel“ beim nächsten, europäischen Antreten des SK Sturm. Die Grazer gingen aber in Berufung und somit wird die nächsthöchste UEFA-Instanz nochmals entscheiden.
Günter Kreissl forderte in einem emotionalen Statement trotz Hinspiel-Niederlage den Aufstieg:
Öhm, ja. Mit dem Aufstieg wurde es nichts. Man war weit davon entfernt, auf Zypern den Rückstand wettzumachen, um doch noch in das Play-off einziehen zu können. Ganz im Gegenteil: Mit einem Gesamtscore von 0:7 setzte es eine blamable Klatsche. „Bankrotterklärung. Peinlich. Katastrophal.“, schrieb Kollege Flo Karner in seinem Spielbericht. „Es war eine Frechheit von jedem Einzelnen“, meinte Markus Lackner.
Heiko Vogel ließ nach dem Spiel nur eine einzige Erklärung gelten:
Niederlage gegen St. Pölten und 3-Mal 1:1 in der Liga
Zwischen den EL-Quali-Spielen gegen Larnaka traf der SK Sturm in der dritten Bundesliga-Runde auswärts auf St. Pölten (12.8.). Gegen stark aufspielende Niederösterreicher setzte es eine 0:2-Niederlage.
Nach dem Europacup-Aus folgte das Heimspiel gegen den SCR Altach. „REAKTION. HIER UND HEUTE.“ So stand es bereits eine Stunde vor Anpfiff im Norden des Stadions. Zurecht. Selten war das Setzen eines Zeichens angebrachter als an diesem Tag. Gernot Hofer, Autor unseres Spielberichts am 19.8., betitelte seinen Artikel jedoch mit: „Auf Reaktion folgt Gnackwatsch’n“. 1:1 lautete das enttäuschende Resultat an diesem Abend. Nach Abpfiff hallte ein gellendes Pfeifkonzert durch Liebenau. Selbst die Nord verzichtete auf die übliche Verabschiedung der Mannschaft.
Den Unmut der Leute müssen wir heute aushalten – Günter Kreissl
1:1 war auch das Ergebnis der beiden nachfolgenden Partien gegen den Wolfsberger AC (25.8., auswärts) und Rapid Wien (2.9., zuhause). Für die Hütteldorfer traf ausgerechnet Ex-Blacky Deni Alar in der 78. Minute zum Ausgleich. Peter Zulj hatte Sturm bereits in der ersten Halbzeit in Führung gebracht.
Heinrich Tavcar ist 80 – 6.9.
Leseempfehlung:
SturmNetz-Historiker Günter Kolb widmete Heinrich Tavcar zu seinem 80. Geburtstag ein besonders lesenswertes Porträt.
Amas kommen besser in Fahrt, Sturm-Damen sind vorne dabei
Nach den zwei Auftaktniederlagen in der Regionalliga gegen Stadl-Paura und GAK fuhren die Jung-Blackys den ersten Dreier gegen Bad Gleichenberg ein (3:1). Bis Ende September folgten weitere sieben Spiele, in denen die Amas vier Mal siegreich vom Platz gehen konnten, drei Mal endeten die Spiele mit einem Remis. Nach zehn Partien lagen die jungen Schwarz-Weißen mit 18 Punkten auf den vierten Tabellenrang.
Nach einer Auftaktpleite gegen den SKN St. Pölten konnten Sturm-Damen vier Siege en suite feiern. Nach 5 Runden liegen die schwarz-weißen Damen hinter Ligakrösus St. Pölten punktegleich mit USC Landhaus auf Platz 2.
Mau
Für die Kampfmannschaft gab es in Runde 7 der Bundesliga endlich wieder drei Punkte. Ein Sieg, der bis zum 25. November der letzte gewesen sein soll. 3:2-Auswärtserfolg bei der Admira in der Südstadt (15.9.). Nach dem Spiel war von einem „derrangeltem Sieg“ die Rede.
Es folgte das Heimspiel gegen den SV Mattersburg (22.9.). Und ja… die Burgenländer durften gegen Sturm ihren erste Dreier in dieser Saison einfahren: 2:1-Sieg des SVM gegen schwache Sturm-Akteure. Stichwort: „Trauerspiel“. Einen Tag zuvor hatte Fabian Koch seinen Vertrag vorzeitig bis 2021 verlängert.
Heinz Thonhofer ein 60er! – 25.9.
Leseempfehlung:
SturmNetz gestaltete zu Ehren des einstigen Kapitäns dieses lesenswerte Porträt.
Aus im Cup gegen Austria Wien
Nach dem Ausscheiden im Europa-Cup, gab es für den SK Sturm auch ein Aus im nationalen Pokal-Bewerb (26.9.). Es setzte eine 2:0-Auswärtsniederlage gegen Austria Wien. Der Titelverteidiger schied somit bereits in der zweiten Runde des Cups aus. Die Ex-Blackys Michael Madl, Christian Schoissengeyr, Jimmy Jeggo und Uros Matic standen in der Startelf der Veilchen, gegen die die Schwarz-Weißen kein Rezept fanden.
In diesem Jahresquartal war am letzten Tag, am 30.9., noch eine Partie zu spielen. Die Blackys mussten nach Pasching, um gegen den LASK, der gerade einen echten Lauf hatte, zu bestehen. Am Ende hieß es immerhin 0:0 – zum ersten Mal in dieser Bundesligasaison stand die Null. Laut Sportdirektor war es ein „Schritt in die richtige Richtung“.
Auf die Frage, ob der Punktgewinn etwas Ruhe in die Trainerdiskussion, die es zumindest außerhalb des Vereins gab, bringt, antwortete der Geschäftsführer Sport so:
Nach neun Liga-Spielen hielt Sturm am Ende des dritten Jahresquartals bei 13 Zählern und befand sich auf Platz 6.
Wie das Jahr 2018 für den Sturm endete, erfahrt ihr im vierten und letzten Teil unseres „SturmNetz-Jahresrückblick“.
Bisherige Teile:
Der große SturmNetz-Jahresrückblick: Teil 1/4
Der große SturmNetz-Jahresrückblick: Teil 2/4
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