Der Freizeit-Profikicker feiert seinen 65er

Alles Gute zum Geburtstag, Hubsi Kulmer!

Er war pfeilschnell und brachte in den 1970er-Jahren gegnerische Abwehrspieler reihenweise zum Verzweifeln. Zwischen 1973 und 1982 ging Hubert „Hubsi“ Kulmer für Schwarz-Weiß auf Torjagd und erzielte dabei in 284 Pflichtspielen für die Blackys 57 Treffer. Auch nach seiner Karriere ist der Finanzbeamte dem Fußball immer treu geblieben. Heute feiert der Oststeirer seinen 65. Geburtstag.

Im Sommer 1973 luden die Rapid-Funktionäre einen jungen Steirer zum Vortanzen in den Wiener Bezirk Penzing: Auf Empfehlung eines Journalisten der Südost-Tagespost, befahl der damalige Präsident Joschi Draxler seine Untergebenen, „diesen Kulmer doch einmal zu testen“. Wie vereinbart holten Rapid-Funktionäre den etwas nervösen Hubsi vom Wiener Südbahnhof ab, um ihn gleich bei einem Testspiel einzusetzen und auf die Füße zu schauen. Doch trotz eines Treffers des Weizers hieß es seitens der Vereinsführung lapidar: „Solche Kulmer hat Rapid fast hundert Stück“. Karl Trenk, damals Sturms Sektionsleiter, bekam von der Hütteldorfer Absage Wind und war weitaus weniger kritisch. Für Sturm ein echter Glücksfall, Rapid allerdings sollte sich ob dieser Fehleinschätzung noch des Öfteren violett und blau ärgern.

So wurde Kulmer noch am letzten Transfertag der Saison 1973/74 an den Jakominigürtel geholt. Der Stürmer, der überhaupt erst 15-jährig mit dem Vereinsfußball begonnen hatte, zudem ein ausgezeichneter Leichtathlet und Skispringer war, reifte aus Anger kommend in Weiz zu einer echten Mannschaftsstütze. In der Landeshauptstadt kam er vom Start weg immer wieder zu Meisterschaftseinsätzen und konnte bereits in seiner ersten Saison vier Treffer beisteuern. Unvergessen dabei sein erstes Tor in der Nationalliga überhaupt: Erstmals in der Vereinsgeschichte lag Sturm nach fünf Siegen in Folge an der Tabellenspitze und dank Kulmers Goldtor in Salzburg-Lehen gelang auch der sechste Streich. Ein Rekord für die Ewigkeit, dachte man. Erst im Vorjahr konnten die Blackys diese Bestleistung unter Franco Foda zumindest egalisieren. Der Oststeirer entwickelte sich darüber hinaus zum echten „Rapid-Spezialisten“. Erstmals traf Kulmer gegen die Hütteldorfer bereits beim 4:0-Sieg im April 1975, als er den Führungstreffer erzielte, ein Jahr später sorgte er vor 20.000 Besuchern in Liebenau gegen Grün-Weiß für den 2:0-Endstand. Und das, obwohl die Wiener anno 1973 immerhin so freundlich waren und für sein Rückfahrticket hinter den Semmering aufgekommen sind. Siege gegen Rapid waren in jenen Zeiten äußerst rar, umso beeindruckender war es, dass Kulmer gleich zu Beginn seiner Karriere zwei Mal für so einen Erfolg mitverantwortlich zeichnete. Natürlich diente fortan jeder Treffer Kulmers vor allem in den Wiener Gazetten als Steilvorlage für Hohn und Spott in Richtung Hütteldorfer Klubverantworliche. Das „Wir haben hundert Kulmer“ wurde unterdessen beinahe umgangssprachlich. Der damalige Sturm-Coach, Karl Schlechta, wollte aus einer Laune heraus gar ein Dankesschreiben Richtung Hütteldorf verfassen. Als der Sir dann selbst Richtung Pfarrwiese wechselte, sah die Sache selbstredend anders aus.

Kulmer trifft gegen „Gerngross“ Salzburg

Mit Kulmer durchwanderte der Klub spannende Zeiten, man qualifizierte sich denkbar knapp für die neue (Zehner-)Bundesliga, siegte dank eines Treffers des Stürmers im Europacup gegen Royal Antwerpen, konnte die große Austria aus Wien gleich drei Mal besiegen, bezwang Weltpokalsieger Bayern München in einem Testspiel in Liebenau mit 6:5 und feierte 1980 als erste steirische Mannschaft den Bundesliga-Herbstmeistertitel. Doch wo viel Licht ist, ist bekanntlich auch Schatten. Ein halbes Jahr später verspielte der Sportklub die erste Meisterschaft erst in der letzten Runde. Sargnagel damals? Natürlich Rapid Wien. Diesem gottverdammten und so lange Zeit sehnlichst herbeigewünschten ersten nationalen Titel war Kulmer und Surm bereits 1975 sehr nahe, als man zum erst zweiten Mal in der Klubgschichte in ein österreichisches Pokalfinale einzog. Damals noch in Hin- und Rückspielmodus ausgetragen, unterlagen die Blackys auswärts am Tivoli gegen Innsbruck mit 0:3. Nichtsdestotrotz verfolgten 12.000 Besucher das Retourspiel in Liebenau und wurden Zeugen, als Sturm bereits nach 53 Minuten dank eines Kulmer-Doppelpacks mit 2:0 in Führung lag. Dabei blieb’s allerdings, auch weil Schiedsrichter Franz Wöhrer ein drittes Tor des Stürmers wegen angeblichen Abseits aberkannte. Da sich das Tiroler Team rund um den unvergessenen Bruno Pezzey in dieser Saison auch den Ligatitel sicherte, durfte Sturm immerhin im Europapokal der Cupsieger ran und qualifizierte sich nach Erfolgen über Slavia Sofia und Haladas Szombathely für das Viertelfinale. Dort war erst gegen die große Eintracht aus Frankfurt Endstation.

Kulmer im Europacup-Viertelfinalspiel gegen Eintracht Frankfurt (0:2) am 2. März 1976

Neun Jahre blieb Kulmer seinen Blackys treu, als er sich 1982 mit Präsident Franz Gady nicht über einen neuen Vertrag einigen konnte, kehrte er zurück zum SC Weiz, ehe er 1990 zum UFC Jennersdorf übersiedelte. 1994 nahm er ein Angebot des FC Gleisdorf für die Position eines Spielertrainers an. Dort stieg er mit seiner Mannschaft gleich in seiner ersten Saison in die Oberliga auf und blieb dann einen Stock höher „nur“ noch als Trainer. Ab Sommer 1996 betreute er den SC Breitenfeld, für den er – bedingt durch viele Ausfälle – mit 45 Jahren sein letztes Meisterschaftsspiel als Aktiver absolvierte. Weitere Stationen in Pöllau, Fehring, nochmals Weiz, Kohfidisch, Gleichenberg und Feldbach folgten. Noch bis zum Sommer diesen Jahres betreute der UEFA-A-Lizenz-Trainer den FC Großklein in der Oberliga Mitte. Ein gutes Auge bewies er zudem, als er im Sommer 2010 den heutigen LASK-Stammspieler Reinhold Ranftl zu den Blackys vermittelte.

Kulmer anlässlich der Legendenehrung der 81er-Mannschaft im September 2016

Zeit seiner Karriere war der Oststeirer niemals bloß Fußball-Profi, sondern arbeitete über 40 Jahre lang Vollzeit in der Abteilung für Gebühren, Verkehrssteuern und Glücksspiel am Grazer Finanzamt. Sein Traum, einmal für das österreichische Nationalteam aufzulaufen, blieb für den pfeilschnellen Stürmer hingegen unerfüllt. Jedoch stehen mehrere Einsätze für die B-Nationalmannschaft und das UEFA-Team in seinem ballesterischen Lebenslauf. Das Team von SturmNetz wünscht der Vereinslegende alles Gute zum 65er und vor allem viel Gesundheit.

 

5 Kommentare

  1. Ferdi sagt:

    Hubert Kulmer, „Liebenau-Toni“ Haas, Gernot Jurtin,….. Echte Sturm-Legenden.

  2. Fanatiker sagt:

    So habe ich Sturm Graz noch in Erinnerung…
    Eine richtige Kämpfertruppe.

    Besten Dank!

  3. Arch Stanton sagt:

    Wie immer bis ins Detail gut recherchiert(Kohfidisch!).

    Und als Ablenkung vom tristen Jetzt herrlich geeignet.. Vielen Dank

    Man beachte auch die zu schlichter Schönheit designeten Heimdressen von damals.

  4. bianco nero tifoso sagt:

    Tradition und Historie in diesen kapitalistischen Zeiten des Fussballs.

    Net schlecht, tut gut fürs Sturm Herz, danke sehr, mein Herr, Respekt. Man glaubt es gar nicht, wieviel Arbeit, Recherche dahinter steckt.

    Fussball so wie es früher war, old school, vergiss es, is leider so.

    Scheisse ist es, nicht mehr im Cup dabei zu sein, Hallowien, ohne Sturmspiel im Cup 2018, Horror Party, Nightmare

    Du hast den Dreck von der Gosse geleckt,

    du weißt wie Scheiße schmeckt,

    du hast die Straßen geseh’n,

    wie Freunde untergeh’n

    Nie wieder ganz unten sein.

    Bitte keine untere Play Off, Looser Partie, sonst bekomm ich eine Allergie,  SK Sturm Graz nicht würdig, ohne Schmäh jetzt, wir reden immer noch von der kleinen, österreichischen Fussballwelt, sorry aber, unter die ersten Sechse, wir sind Sturm, sonst krieg ich Komplexe und eskaliere auf alle Viere, sowas hast du noch nicht gesehen, ich schwere, fratello!

    Ich rieche Gier, die Gier nach Geld, im Fussball stinkt es gewaltig, glaube mir.

    Sorry, aber ich bin jetzt lästig, muss ich fragen:

    Sommer 2018, Messedorf, Sturm Graz: schleichts eich ihr Schweinepriester des Kapitals, was wurde aus dem Vizemeister und Cupsieger?

    Nix is auch eich gworden, bei keinem Verein, Looser bei jedem Verein, so ehrlich muss man sein.

    Jeggo und Alar?

    Schleichst eich, ihr sads afoch kane Sturm Hawara, ich versteh es nicht, sorry, nix kapiert.

    Welchen Fussballspieler kannst du heut noch vertrauen, wem soll man die Lügen glauben, das Problem ist, dem Kapital, Geld kannst du keine reinhauen.

    Soviel zum Thema Fussball.

    Hallo Wien, der Schmäh is a vorbei, traurig aber wahr, wir san ausgschieden gegen die Austria.

    Sturm Graz ist so ein großer Verein, musst du selbst erleben, kannst nicht beschreiben.

    Fratello, pico bello, comprende?

    So sind wir und das ist unser Leben, was kann es Schöneres geben, als ein Schwoaza  zu sein.

     

    • magictriangle sagt:

      Das hat aber nix mit dem Artikel zu tun. Also Thema verfehlt.  Wurscht.

      Was soll das sein , ein verkorkster Rapversuch??? (HOSINER, SCHRAMMEL, OBERMAIER, FERREIRA sind mindestens die gleichen Looser, wenn nicht schlimmer, wie die oben genannten). Wurscht.

      Auf jeden Fall alles Gute und das allerbeste für den Kämpfer Hubsi!!!! War immer ein Genuss und eine absolute Legende!!!

Schreibe einen Kommentar