Der „angeschlagene Tiger“ trägt Violett
Die Wiener Austria hat keine leichten Wochen hinter sich. In der dritten Runde der Europa-League-Qualifikation war nach zwei ernüchternden Niederlagen gegen den zyprischen Vertreter Apollon Limassol schneller Schluss, als man die Kopfhaare von Christian Ilzer abzählen kann, im ÖFB-Cup setzte es in Wattens eine schmerzhafte 2:5-Niederlage gegen Aufsteiger WSG Tirol und in der Liga muss man sich mit nur acht Punkten aus neun Spielen schön langsam Gedanken machen, ob es in der derzeitigen Verfassung überhaupt für das obere Play-off reicht.
Eigene Spieler werden aus dem Fanlager wie Abschaum behandelt, dazu gesellen sich immer lauter werdende Stimmen, die einen vorzeitigen Abschied von Neo-Trainer Ilzer fordern, den so mancher Schwarz-Weiß-Gesinnter vor dieser Spielzeit auch gerne in Graz gesehen hätte. Sportvorstand Peter Stöger attestiert den Veilchen nur Mittelmaß, welchem die Wiener aktuell beinahe nicht einmal gerecht werden, und sieht die ganze Situation zumindest nach außen hin relativ gelassen, sind ihm doch ob der vielen langfristigen Spielerverträge ohnehin zu einem gewissen Maße die Hände gebunden. Am Trainer will er festhalten, ein Fazit ziehen erst nach dem letzten Spiel vor der Länderspielpause. Dieses lautet FK Austria Wien gegen den SK Sturm Graz.
Die Grazer haben aktuell die doppelte Punkteausbeute zu Buche stehen und können mit einem Sieg die ohnehin kaum befahrene violette Überholspur vorläufig sperren. In der Tat wäre ein Dreier bereits zu diesem frühen Zeitpunkt der Saison ein großer Schritt Richtung Meister-Play-off und wichtig, um den Anschluss an die obersten Plätze zu halten. Während die Austria am vergangenen Spieltag beim Tabellenführer mit 1:4 unter die Räder kam, konnte Sturm mit demselben Ergebnis über den Tabellenletzten drüberfahren. Trainer Nestor El Maestro, der Anfang des Jahrtausends selbst bei den Veilchen im Jugendbereich tätig war und in der Saison 2016/2017 Thorsten Fink als Co-Trainer beistand, erwartet sich ein „enges Spiel“ und einen „riesigen Kampf“: „Wir müssen schauen, dass es in Wien keine Aufbruchstimmung gibt, die Fans dort feiern schon mit, wenn die Mannschaft gut spielt. Wir müssen unser Spiel durchziehen.“
Auf der Suche nach der perfekten Balance
Während die Steirer in den letzten drei Partien elf Tore erzielen konnten, erhielten die Wiener alleine in den letzten beiden Spielen neun Gegentreffer. Aber auch Sturm musste in den vergangenen Duellen mehr Verlusttreffer hinnehmen, als gewohnt. „Ich bin permanent auf der Suche nach der perfekten Balance, die es nicht gibt“, gibt El Maestro Einblicke über seine Arbeit. „Durch unsere Neuzugänge sind wir aber auf jeden Fall variabler und können nach Wunsch mehr auf Torgefahr oder Stabilität setzen.“ Um gegen die Austria nicht die in Graz berühmte Rolle des Wunderheilers zu spielen und einen Halbtoten wieder zu alter Stärke zu bringen, wird auch in Favoriten die Balance ein wichtiger Faktor sein, um keine Zweifel an einem Sieg aufkommen zu lassen. „Ein angeschlagener Tiger ist auch nicht ungefährlich, aber wir wollen unbedingt gewinnen.“
Bei Sturm, das unter der Woche sein Mannschaftsfoto (klugerweise nach Ablauf der Transferperiode, geilerweise in der Gruabn) präsentiert hat, sind einmal mehr alle Kaderspieler einsatzbereit. Emanuel Sakic, der nach seinem Mittelhandbruch, den er sich im Cup-Fight gegen Austria Klagenfurt zugezogen hat, gegen die Admira nicht im Spieltagskader stand, trainiert seit einer Woche bereits wieder mit der Mannschaft mit. Trotz Spezialschiene und etwas Schmerzen könnte der Rechtsverteidiger also wieder zum Einsatz kommen.
Spieldaten
FK Austria Wien vs. SK Sturm Graz
Österreichische Bundesliga, Runde 10
Sonntag, 06.10.2019, 17:00 – Horr-Stadion
Schiedsrichter: Markus Hameter
Mögliche Aufstellung: Siebenhandl; Sakic, Spendlhofer, Avlonitis, Schrammel; Dominguez, Kiteishvili; Despodov, Hierländer, Röcher; Balaj
Ersatz: Schützenauer, Koch, Donkor, Ljubic, Leitgeb, Lema, Jantscher,
Leider nur mehr ein Duell zweier Mannschaften, die mit der Spitze im österreichischen Fußball nichts mehr zu tun haben. Hier haben die Teams aus Salzburg, Linz und Wolfsberg (!!!) schon längst das Kommando übernommen und sorgen auch international für Furore. Alle anderen haben da den Anschluss versäumt. Wenn wir Glück haben, erleben wir auch tolle EL Spiele in Graz, aber mit einer Kärntner Heim-Mannschaft. Weit haben wir es gebracht!
„Längst“ is beim WAC und LASK wohl etwas übertrieben. Wir haben nämlich vor 2 Jahren unseren letzten Titel geholt, der LASK ist erst vor 3 Jahren aufgestiegen.
Konkurrenz belebt nur das Geschäft, dafür sollten wir dankbar sein und daraus lernen. Es liegt nur an uns, wieder die Spitze zu erklimmern. Und ganz ehrlich, Nörgler wie du stören dabei nur.
Ich denke übrigens, dass es bei uns derzeit bergauf geht und rechne morgen mit einem Sieg.
nach dem (viel zu späten) abgang von ff hast du scheinbar auch den anschluss versäumt…..
Was für ein geiles Mannschaftsfoto!
Dein Kommentar richtet sich nach diesem Spiel wohl von selbst, du „Experte“. Jetzt müssen wir auch von der Austria lernen, oder?