Den Vogel abschießen, geht’s noch?
Lange hat es ja nicht gedauert, bis der erste Seitenhieb des steirischen Journalismus- und Medien-Etablissements gegen den Neo-Sturm-Coach Heiko Vogel ausgepackt wurde. Sogar noch vor dem verpatzten Bundesligaauftakt gegen den SV Mattersburg war es anscheinend Zeit für eine unerklärliche Negativstimmungsmache, inklusive dem unnötigen Zeichnen eines Worstcase-Szenarios und einer neuerlichen Liebeserklärung an den Teamchef. Auf welche Art hier versucht wurde, dem neuen Trainer noch vor seinem ersten Pflichtspiel ein erstes Haxerl zu stellen, war dann doch Grund genug, die persönlichen Gedanken zum Gelesenen aufs Papier zu bringen. Denn als intensiver Beobachter des schwarz-weißen Geschehens musste man sich am vergangenen Samstag schon etwas die Augen reiben, als man die Kolumne „Am Ball“ in der steirischen Ausgabe der Kronen Zeitung las. Mit der Überschrift „Vogel ist nicht zu beneiden“ ließ der Kolumnist hierbei einen durchwegs sinnbefreiten Kommentar heraus, der so nicht unkommentiert stehengelassen werden kann, zumindest wenn es nach dem persönlichen Ermessen des Verfassers dieser Zeilen geht.
Mit einer Einleitung, die nochmals als Danksagung an Franco Foda für das Übergeben des Winterkönigs, des Tabellenführers, gedeutet werden kann, meint der Autor, dass Heiko Vogel trotz Verstärkungen absolut nicht um sein Debüt gegen Mattersburg, ja eigentlich um seinen Beruf, zu beneiden sei, den er einen „undankbaren Traumjob“ nannte und ergänzte, er könne im Frühjahr ohnehin nicht viel gewinnen. Was folgte, soll unserer Leserschaft an der Stelle zum besseren Verständnis dieses Ärgers nicht vorenthalten werden:
Auszug aus der Rubrik „Am Ball“ in der Kronen Zeitung, am 02.02.2018: „Steht Sturm am Meisterschaftsende auf Platz zwei, hat der Mann aus der Pfalz die Pflicht erfüllt. Mehr aber auch nicht. Sollte der „Winterkönig“ in den verbleibenden 16 Runden aber gar den 10-Punkte-Polster auf Rapid einbüßen und somit die Qualifikation zur Champions League in den Sand setzen – dann heißt es nach dem Saison-Kehraus wohl oder übel: Sturm schießt den Vogel ab! Und falls es Vogel tatsächlich schafft die „Bullen“ in Schach zu halten und mit den „Schwarzen“ als Erster ins Ziel zu rauschen, dann wären dem 42-Jährigen zwar Ruhm und Ehre sicher, aber auch den begehrten Meisterteller müsste er sich mit dem Teamchef teilen, der im Herbst das Fundament dazu gelegt hätte. Der Schatten Fodas würde auch über einem Cup-Triumph liegen, wo Sturm mit einem halben Fuß ja auch schon im Halbfinale steht. Auf allen Linien gewinnen kann der Coach erst ab nächster Saison, wenn er ohne „Altlasten“ loslegen kann. Da könnte er sich mit dem Einzug in die Champions League gleich ein Denkmal setzen.“
Abgesehen davon, dass jeder Sturmfan, der sich mit dem heimischen Fußball ein bisschen auseinandersetzt, weiß, dass der Meistertitel, trotz Winterkrone, einer absoluten Sensation gleichkommen würde und der zweite Platz aufgrund der Endplatzierungen der letzten Jahre ebenfalls absolut keine Selbstverständlichkeit ist, wird hier ein Szenario kreiert, in dem Vogel seinen Trainerstuhl doch besser gleich räumen müsste. Noch vor der ersten Bewährungsprobe bereits von möglichen Situationen zu fantasieren, in denen Vogel entlassen werden könnte, ist schon ein starkes Stück. Zumal die Leserschaft diesbezüglich für dumm verkauft wird, erinnert sich wohl jeder Sturm-Fan nur allzu gut, wie es in der Regel nach einer starken Hinrunde für die Blackys läuft. Daher sei in aller Deutlichkeit festgehalten, dass auch ein zweiter Platz in der Endtabelle durchaus als Sensation zu werten wäre, selbst wenn die Vorzeichen hierfür außerordentlich gut stehen.
Ebenfalls merkwürdig mutet an, dass in der jüngeren Vergangenheit nie über derartige Szenarien, ja gar mögliche Trainerentlassungen, bei ähnlichen Konstellationen spekuliert wurde. Denn war es nicht Vogels Vorgänger, dem ähnliche Kunststücke, wie sie im Artikel beschrieben werden, nicht gleich mehrmals gelungen sind? Wurde sich dabei auch einer Rhetorik bedient, die eine mögliche Entlassung einschließt und mögliche Erfolge herabwürdigt? Hier wird definitiv mit zweierlei Maß gemessen, und das nicht erst seit Vogel das Trainerzepter schwingt. Extrem lächerlich und zur Gänze absurd ist ebenfalls, dass nach Meinung des Autors Vogel sich selbst über einen Meistertitel oder gar den Cupsieg nicht sonderlich zu freuen bräuchte, weil ja ohnehin den viel größeren Anteil dieses Erfolgs Foda zuzuschreibe wäre. Ernsthaft? Jeder weiß, dass es speziell im Frühjahr viel schwerer ist, mit den Bullen aus Salzburg mitzuhalten und es wohl noch etwas Zeit in Anspruch nehmen wird, bis das System Vogel greift. In Hinblick auf den ÖFB-Cup kann ebenfalls nicht von Teilerfolgen die Rede sein, sollte Sturm den Pokal tatsächlich nach Graz holen. In einem möglichen Halbfinale oder Finale werden nämlich andere Kaliber als Hard, Anif und Altach warten.
Am Ende des Artikels wird auch noch unterschwellig dazu aufgefordert, sich für die Gruppenphase der Champions-League zu qualifizieren, was jeglichen Realitätssinn dieses Artikels ohnehin ausschließt. Zusammengefasst: Vogel kann eigentlich nichts gewinnen. Bei einem Meistertitel oder einem Cup-Sieg hat den gleichen oder fast größeren Anteil Franco Foda. Wenn er Vizemeister wird, die beste Platzierung seit 2011, dann wäre das nichts Besonderes, doch würde er gar nur Dritter werden, dann ist man ja direkt geneigt zu glauben, die Kündigung hänge bereits an einer Brieftaube gen Messendorf. Erst die Gruppenphase der Champions League könne als echter, großer Erfolg gewertet werden. Das wird man wohl noch erwarten dürfen, nicht?
Natürlich ist jedem bewusst, dass ein erfolgreicher Abschluss dieser Saison klarerweise auch zu einem Teil seinem Vorgänger gehört. Und weiter? Deshalb wäre ein Titel, der – das gilt es natürlich nochmals zu betonen – nach wie vor einem Wunder epischen Ausmaßes gleichkäme, nicht weniger wert. Das wäre es auch nicht für einen Trainer, der einen intakten Tabellenführer übernehmen konnte.
Spätestens nach dem verpatzten Ligastart sollte man nun Nerven bewahren, keine schlechte Stimmung verbreiten und Vogel wenigstens ein paar Spiele Zeit geben. Was man im Trainingslager vor Ort mitbekommen konnte, lässt nämlich weiterhin äußerst positiv in die Zukunft blicken. Andere haben währenddessen lieber dem Neo-Teamchef Beachtung geschenkt, der die Blackys in Spanien beehrte. Anders ist auch deren Berichterstattung im Zuge des Trainingslagers nicht zu erklären, stand ja selbst dabei zumeist der Mainzer im Mittelpunkt, der eigentlich für den SK Sturm reserviert gewesen wäre. Bereits da konnte man sich getrost fragen: Geht’s noch?
Also: Werden wir Meister wars Foda, überholt uns noch Rapid kann Foda nix dafür, weil schon laange weg von Sturm…aha. Qualitätsjournalismus pur. Kreissl gibt ihnen eh schon jetzt so wenig Infos wie möglich unseren geliebten Hausmedien…wären sie nicht Geldgeber würde ich Ihnen einfach keine Interviews mehr geben…denn aktive Stimmungsmache können wir nicht brauchen. Wir haben schon genug damit zu tun auf die Wiener aufzuholen…da brauchen wir nicht Nebenschauplätze die vom eigenen Sponsor forciert werden.
Schöner Artikel, aber meine Aufregung hält sich in Grenzen.
Die Krone ist der gleiche Maßstab für Qualitätsjournalismus,
wie Lemmy von Motörhead es für gesunde Ernährung war.
Ganz ehrlich und unironisch: Einen besseren Vergleich gibt es nicht!
Lieber Stefan!
Du sprichst mir mit deinem Artikel aus der Seele, denn ich hatte beim lesen ähnliche Gedanken und konnte darüber nur den Kopf schütteln…
Was wir überhaupt nicht brauchen können ist schlechte Stimmung – schon gar nicht von diesen Pseudojournalisten alà Kallinger,Klimkeit,Enziger.
Wir sollten HV den Rücken stärken – am besten gleich in seinem ersten Heimspiel gegen den WAC!!!
Ich bin FF wirklich dankbar für alles was er erreicht hat mit unserem SK Sturm. Aber dennoch muss man als „Journalist“ auch mal einen FF kritisieren und nicht immer nur den Bauch pinseln. Schon gar nicht in einem Sturm-Artikel, wenn FF seit 01.01. offiziell NICHTS mehr mit Sturm zu tun hat. Immerhin hat auch er Fehler und unter anderem völlig sinnbefreite Aussagen alà „besser kann man Auswärts nicht spielen“ oder „durch meine Hände sind schon viele Talente gegangen“ (wo ich mir denke, die sind eher abhanden gekommen) zu genüge gemacht.
HV muss man eine faire Chance und auch die Zeit geben!
gratulation zu diesem artikel, der es auf den punkt bringt, wie ein lokales printmedium, das jahrelang totgeschwiegen hat, was unter foda alles schiefgelaufen ist, diesem extrainer, der erst seit kreissl nach jahren der stagnation wieder land sah, demselben noch immer den bauch pinselt.
einem neuen trainer derart in gestell zu fahren, obwohl noch nicht mal in die saison gestartet, zeugt einfach von riesengrossem frust, von persönlicher charakterschwäche, geschuldet wohl dem fakt, dass man seit kreissl und ohne fodas dauerprivatinfos ans haus und hofmedium, zu einem medium verkommen ist, das sich in der berichterstattung in einen bereich „zurückgearbeitet“ hat , der es eigentlich nicht mal mehr wert ist, darüber ein paar zeilen zu verlieren.
ich tat es trotzdem, weils einfach gesagt gehört, damit vielleicht irgendwann wieder auch dort ein niveau einkehrt, das dem begriff journalismus gerecht wird.
Nein, du hast es wie bei 99% deiner Beiträge getan um dich selbst ein bisserl zu beweihräuchern.
Ansonsten ist der Kroneartikel natürlich Schwachsinn
1909% agree!!! Dachte schon, ihr lassts den Schmarrn unkommentiert stehen, danke dafür, dass ihr nun doch eine völlig korrekte Replik veröffentlicht habt.
Ja so ein Artikel ist richtig und wichtig, um auch zu publizieren was für einen Schmarrn manche Journalisten von sich geben.
Weiter kann man festhalten, dass die Meinung des Journalisten eins zu eins die Blattlinie der Krone widerspiegelt. Auch bei anderen Themenfelndern wird teilweise sehr tendenziös berichtet.
Leider aber sind wir, die Leser von sturmnetz.at, die falschen Adressaten eines solchen Artikels, da, dass unterstelle ich jetzt einmal den meisten sturmnetz.at Lesern, wir ja so und so differenzieren und über den Tellerrand blicken.
Danke für diesen Artikel!
Frage an das Sturmnetzteam: wurde dieser Text auch dem betroffenen Schreiberling zugägnlich gemacht? Weil von selber findet der ihn nicht……
Ein Leserbrief wäre das richtige Format. Aber böse Zungen behaupten ja, diese schreibt sich die Krone selbst.
Abwarten und Tee trinken, in alle Richtungen. Der erste offizielle Auftritt war ein „Bodenholer“, um vorab einmal unbegründete Euphorie zu bremsen. Mag durchaus sein, dass Vorort im sonnigen Süden die Trainingsspielleistungen sehenswerter rüberkamen, als im heimatlichen Schneegestöber auf ruckenden PC-Bildschirmen. Es wird wohl dem Quäntchen Wahrheit entsprechen, dass wir nicht so gut sind, wie viele es erträumen, aber auch nicht so schlecht, wie mancher Post-Foda-Journalist es nach Mattersburg in die Tastatur klopfte. Und unbestritten wird wohl bleiben, dass Vogel natürlich eine gewaltige Vorlage (Winterkönig) übernehmen musste und bei einem Frühjahrsrückfall ins Straucheln geraten würde. Es liegt an ihm und seiner Mannschaft schon gegen den WAC zu zeigen, wohin der Weg gehen wird.
Vornehmlich halte ich allerdings weder im Sport, noch im Leben sehr wenig davon „Kollegen“ an zu patzen, man wird selbst dadurch einfach nicht besser!