Déjà-vu erwünscht

Spielvorschau: SK Sturm Graz vs. SK Rapid Wien

Peter Zulj treibt den Ball im Mittelfeld. Es läuft bereits die 102. Minute in einem der dramatischsten ÖFB-Cup-Halbfinali der Geschichte. Stefan Hierländer bekommt das Leder auf der linken Außenbahn und chipt die Kugel weiter auf Thorsten Röcher. Viel zu weit gespielt, scheint er, der Ball. Manuel Thurnwald, der direkte Gegenspieler des Neunkirchners, stellt gar seinen Sprint ein. Anders Thorsten Röcher. Bereits seit der ersten Minute im Vollgas-Modus, zündet der Offensivmann noch einmal den Turbo und bringt Millimeter vor der Torauslinie eine punktgenaue Flanke in den Strafraum. Mit der Sprungkraft eines Kängurus und der Entschlossenheit eines Löwen wuchtet der eingewechselte Emeka Friday Eze den Ball per Kopf in Liebenaus wichtigste Maschen. Das Stadion steht Kopf, der Torschütze bei seinem obligatorischen Flik-Flak ebenso und der SK Sturm Graz im Cup-Finale!

Es ist Zeit – © Martin Hirtenfellner Fotografie

Rechnet man diesen emotionalen Fight, in dem es nach 90 Minuten noch unentschieden stand, als Sieg, war es für die Steirer bereits der vierte Erfolg aus den letzten sieben Spielen gegen die Hütteldorfer. Bei zwei (bzw. drei) Unentschieden musste man sich den Wienern nur ein einziges Mal geschlagen geben. Seit dem 13. August 2011, an dem die Blackys dank eines Last-Minute-Treffers von Haris Bukva glücklich mit 1:0 als Sieger vom Platz gegangen sind, brauchte man insgesamt 23 Spiele, um ebensoviele Siege gegen den grün-weißen Rivalen einzufahren. Der 2:1-Auswärtserfolg am 27. November 2016 war nach einem 2:0 im Dezember 2013 und einem 2:1 im November 2012 der erst vierte Sieg gegen die Wiener in mehr als fünf Jahren. Dieser Dreier war der Beginn einer seit daher sehr erfolgreichen Bilanz gegen den SK Rapid.

Boli Bolingoli (li.) fällt aufgrund eines Risses im Syndesmoseband bis Saisonende aus – © Martin Hirtenfellner Fotografie

Ein Jubiläumsspiel

Eine Bilanz, welche am Sonntag fortgesetzt werden soll. Das Heimspiel gegen die Wiener, welches nur elf Tage nach dem fantastischen Final-Aufstieg in gleicher Konstellation stattfindet, ist ein Spiel der Jubiläen. Zum einen ist es das 2000. Spiel des SK Sturm in der Österreichischen Bundesliga, zum anderen die 200. Partie in der Liga gegen die Hauptstädter. Außerdem ist es das 100. Heimspiel gegen Rapid in der Liga. Käme Ex-Rapidler Thomas Schrammel gegen seine alte Liebe zum Einsatz, hätte auch er mit seinem 200. Bundesligaspiel Grund zur Freude. Mehr noch hätte man im Lager der Schwarz-Weißen jedoch mit einem vollen Erfolg gegen die Grün-Weißen. Bei einem Sieg könnte der alte Vorsprung von acht Punkten wiederhergestellt werden, verliert man den Sonntagsschlager jedoch, ist man nur mehr zwei Zähler vom Rivalen entfernt. Noch sind die Blackys in dieser Spielzeit ungeschlagen gegen den Tabellendritten, den Wienern gelangen in der Liga zuletzt aber fünf Siege in Serie. Bleibt man auch im letzten Saisonspiel gegen das Team von Goran Djuricin ohne Niederlage, wäre dies nach der Saison 1999/2000 die nächste Premiere und außerdem ein starkes Ausrufezeichen im Kampf um Platz 2.

Stefan Hierländer (re.) wird auch künftig für Sturm die Rapid-Abwehr austanzen, nicht umgekehrt – © Martin Hirtenfellner Fotografie

Und obwohl Rapid erst vor etwas mehr als einer Woche zu Gast in Graz war, ist das Stadion in Liebenau schon fast wieder ausverkauft. Trainer Heiko Vogel sieht es als Vorteil, so kurz hintereinander gegen denselben Gegner zu spielen und zeigt sich in der Pressekonferenz vor dem Spiel sichtlich erfreut über die Verpflichtung von Anastasios Avlonitis und der Vertragsverlängerung von „Mr. Zuverlässig“ Stefan Hierländer. „Ich könnte Hierli zu jeder Tageszeit auf jedem Ort der Welt anrufen und sagen, ‚Ich brauche dich auf dieser Position‘, und bekomme allerhöchstes Niveau“, verdeutlicht der Deutsche. Hierländer selbst betont, dass es immer ein Wunsch von ihm gewesen sei, in Graz zu bleiben. Gegen den Verein, der sich wohl am Heftigsten um seine Dienste bemüht hat, darf er am Wochenende zeigen, dass er sich richtig entschieden hat. „Für uns geht es darum, das zu zeigen, was wir im Pokal gezeigt haben“, meint auch Vogel. Einen leistungstechnischen Aussetzer wie gegen den WAC darf sich der SK Sturm am Wochenende nicht erlauben. Der langfristige Ausfall von Boli Bolingoli, der im letzten Ligaaufeinandertreffen den späten Ausgleich erzielt hat, dürfte sich für die Grazer als kleiner Vorteil erweisen. Die Steirer selbst müssen um Cup-Held Bright Edomwonyi und Jakob Jantscher bangen, die beide mit muskulären Problemen zu kämpfen haben. 

Spieldaten

SK Sturm Graz vs. SK Rapid Wien

32. Runde der Österreichischen Bundesliga, Sonntag, 29. April 2018, 16:30 Uhr, Stadion Liebenau

Schiedsrichter: Manuel Schüttengruber

Mögliche Aufstellung: Siebenhandl; Koch, Maresic, Spendlhofer, Hierländer; Huspek, Lovric, Zulj, Röcher; Alar, Eze

Ersatz: Schützenauer, Schrammel, Schoissengeyr, Jeggo, Schulz, Schmerböck, Schubert

Fraglich: Edomwonyi, Jantscher

Es fehlen: Potzmann, Zulechner

 

1 Kommentar

  1. Arch Stanton sagt:

    Ich glaube nicht, dass man das Halbfinalspiel in Sachen Stimmung, Ergebnis und Leistung heute noch toppen wird können und freu mich schon sehr auf die positive Überraschung..

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