Das ist Sturm!
Ein Hauch von Spitzenspiel wehte am 28. November durch das Liebenauer Stadion. Normalerweise zählt eine Partie zwischen dem SK Sturm und Admira Wacker nicht zu den absoluten Leckerbissen in der Österreichischen Bundesliga, doch dieses Mal war irgendwie alles anders. Die Grazer waren nach dem glücklichen Last-Minute-Sieg gegen LASK gewillt, auch fußballerisch zu alter Stärke zurückzufinden und zumindest für knappe 24 Stunden neuerlich die Tabellenführung zu erobern. Dass dies nicht leicht werden dürfte, war aufgrund der ausgezeichneten Form der Gäste zu erwarten: Die Südstädter waren seit Ende Oktober unbesiegt und mussten in den vergangenen zehn Runden nur eine Niederlage hinnehmen. Zudem ging das letzte Duell dieser beiden Mannschaften an den Tabellenvierten. In der 8. Runde gelang der Admira durch einen späten Doppelpack von Christoph Knasmüllner ein 2:1-Erfolg. Spoiler: Diese Geschichte sollte sich in Graz nicht wiederholen.
Coach Franco Foda hatte sein Team daher auch vor dem gefährlichen Gegner gewarnt: „Sie haben große Qualität. Es kommt nicht von ungefähr, dass sie auch vorne dabei sind.“ Dass der 51-Jährige das Spiel nicht auf die leichte Schulter nahm, war auch an der Startaufstellung zu erkennen. Zwar musste der Neo-Öfb-Teamchef auf die angeschlagenen Christian Schulz, Thorsten Röcher (Magen-Darm-Virus) und Philipp Huspek verzichten, die erste Elf ließ sich dennoch sehen. Christian Schoissengeyr ersetzte den Kapitän der Blackys in der Innenverteidigung, Marvin Potzmann probierte sich am linken Flügel und Philipp Zulechner stürmte neben Goalgetter Deni Alar, der an diesem frischen Dienstagabend auch die Kapitänsbinde trug.
Fehlstart
Aufgrund der niedrigen Temperaturen waren wohl auch die Akteure froh, als Schiedsrichter Harald Lechner die Partie anpfiff. Sturm startete gut und fand bereits in der zweiten Minute eine aussichtsreiche Gelegenheit vor. Nach einer Ecke rutschte James Jeggo der Ball jedoch über den Schuh, der daraus resultierende Abschluss war ungefährlich. Danach entwickelte sich ein offenes Match zweier Mannschaften auf Augenhöhe. Bis zur zehnten Minute: Schoissengeyr legte Dominik Starkl im Strafraum, Lechner entschied auf Elfmeter. Gegen den LASK hatte Jörg Siebenhandl den Fehler noch ausbessern können, gegen die Südstädter nicht. Christoph Knasmüllner verwandelte sicher. 0:1, alles andere als ein Traumstart. Der Schock wäre beinahe noch größer geworden, doch in der 13. Minute konnte die Admira viel Platz in der Grazer Hintermannschaft nicht ausnutzen. Es schwante einem Böses. Zu Unrecht, wie sich bald herausstellen sollte.
Perfekte Antwort
Diese Großchance schien den Tabellenzweiten aufzuwecken, nur eine Minute später hätte Zulechner alleine vor Goalie Andreas Leitner ausgleichen müssen. Dass diese Möglichkeit nicht weiter zum Nachdenken anregte, war dem Pechvogel der zehnten Minute zu verdanken: Nach einer Ecke war Schoissengeyr per Kopf zur Stelle. 1:1, der schnelle und auch durchaus verdiente Ausgleich. Die Blackys gewannen jetzt an Selbstvertrauen und machten richtig Druck. Dies sollte sich bereits in der 17. Minute erneut bezahlt machen. Nach einem gut getretenen Freistoß nutzte Peter Zulj die kurze Abwehr des Gäste-Keepers aus und verwertete den Abpraller staubtrocken zur 2:1-Führung! Innerhalb von drei Minuten hatten die Grazer das Spiel gedreht und sie machten auch keine Anstalten, nun einen Gang hinunterzuschalten. Zwei Distanzschüsse fanden allerdings nur den Weg in die Arme des viel geprüften Andreas Leitner. Trotz der nur 6.527 Zuschauer war die Stimmung in Liebenau sehr gut, die Nordkurve sorgte wie gewohnt für ausgezeichnete Atmosphäre. Die Mannschaft schien sich von der Euphorie anstecken zu lassen und spielte sich phasenweise regelrecht in einen Rausch. Ein drittes Tor lag stets in der Luft, die Zwei-Tore-Führung war nur mehr eine Frage der Zeit. In der 31. Spielminute kam es dann so, wie es kommen musste: Nach herrlicher Einzelleistung von Zulechner schloss er wunderschön und unhaltbar zugleich zum 3:1 ab. Dabei schlenzte er aus etwa 18 Metern den Ball via Innenstange sensationell in die Maschen. Die Niederösterreicher wussten nicht mehr, wie ihnen geschah und hatten dem Spiel der Grazer fortan nichts mehr entgegenzusetzen. In der 36. Minute hätte Zulechner beinahe seinen zweiten Treffer des Abends erzielt, sein Kopfball wurde jedoch noch kurz vor der Linie geklärt. Sturm bot eine der stärksten Saisonleistungen und belohnte sich in der 42. Minute erneut. Nach wunderschönem Pass von Stefan Hierländer setzte sich Deni Alar unwiderstehlich durch und vollstreckte aus kurzer Distanz zum auch in dieser Höhe verdienten 4:1. Bei Minusgraden wurde es ob der Leistung der Murstädter jedem Fan warm ums Herz, viele waren wohl dennoch froh, als der Unparteiische zur Halbzeitpause pfiff: Kurzes Aufwärmen für Spieler und Zuschauer stand auf dem Programm.
Tonart bleibt gleich
Die zweite Halbzeit begann so, wie die erste zu Ende gegangen war. Sturm dominierte und hätte in der 50. Minute 5:1 in Führung gehen müssen. Philipp Zulechner scheiterte jedoch völlig freistehend am zu bemitleidenden Gäste-Tormann. Auch zwei Wechsel in der Pause verliehen dem Tabellenvierten keine Stabilität. Die Schwarz-Weißen waren bissig in den Zweikämpfen und gedanklich immer einen Schritt voraus. Auch offensiv wussten sie in der zweiten Halbzeit zunächst zu überzeugen. So auch in der 58. Minute: Nach gutem Querpass von Hierländer konnten die Admiraner jedoch noch vor dem einschussbereiten Zulechner klären. Die allerletzte Konsequenz fehlte nun im Abschluss, was aufgrund der famosen ersten Halbzeit verständlich war und auch kein Problem darstellte. So verwunderte es auch nicht, dass die Gäste wieder etwas besser ins Spiel fanden. Eine gute Offensivaktion in der 63. Minute führte jedoch nicht zum gewünschten Resultat.
Noch nicht genug
In der 69. Minute wechselte Franco Foda das erste Mal, Oliver Filip kam für den leicht humpelnden Stefan Hierländer ins Spiel. Kurz darauf lag den Fans schon der nächste Torschrei auf den Lippen. Einen hervorragenden Freistoß von Charalampos Lygokiannis konnte Leitner gerade noch über die Latte drehen. Die Einwechslung von Filip brachte noch einmal neuen Schwung und beinahe war es ihm bereits unmittelbar danach vergönnt, sein Premierentor für Sturm zu feiern. Nach einer Ecke beförderte er den Ball jedoch in den Grazer Nachthimmel anstatt ins gegnerische Tor und kurze Zeit später vermochte er aus spitzem Winkel nicht, den Ball im Tor unterzubringen. In der 76. Minute war der Ball dann aber wieder im Tor. Nach erneut guter Aktion von Filip war es Fabian Koch vorbehalten, sich in die Torschützenliste einzutragen. Mit einem brachialen Schuss ins Kreuzeck sorgte er für den fünften Grazer Streich an diesem Abend. Danach nahm Foda zwei weitere Änderungen vor: Sandi Lovric ersetzte den überragenden Peter Zulj und Emeka Friday Eze kam für Zulechner. Der Nigerianer durfte sich dann auch fast über einen Treffer freuen. Allerdings scheiterte er zwei Mal äußerst knapp, zumindest ein Torerfolg hätte dabei herausschauen dürfen. Dies änderte freilich nichts an der exzellenten Stimmung in der Nordkurve, die ihr Team völlig zurecht frenetisch feierte. Und einmal durften die Fans noch richtig jubeln. Nach Pass von Sandi Lovric erzielte Oliver Filip doch noch nach herrlicher Ballbeherrschung und sensationellem Abschluss das 6:1. Das halbe Dutzend war voll, die Tabellenführung zurück und die spielerische Leistung passte ebenfalls wieder. Ein rundum gelungener Abend ging nach fulminanten 93 Minuten zu Ende, am Samstag geht es gegen den SCR Altach. Mit einer ähnlichen Leistung sollte auch das kein Problem werden.
Stimmen
Oliver Filip freut sich über seinen ersten Treffer und spricht über einen etwaigen Einsatz von Beginn an …
Christian Schoissengeyr verschuldete einen Elfmeter und machte diesen praktisch innerhalb einer Minute wieder wett …
Günter Kreissl über die Comeback-Qualitäten seiner Mannschaft …
Franco Foda mit einer sachlichen Analyse und mit lobenden Worten für Oliver Filip …
Andreas Leitner darüber, wie man in Graz nicht auftreten darf …
Galerie
Spieldaten
Sensationelle Leistung gestern abend, war so nach dem LASK Spiel wohl nicht zu erwarten. Freu mich sehr über diesen fulminanten Sieg!
War mal eine Nacht wo alles funktionierte…sogar der Schiri.
Ich hoffe inständig, dass das Zulechner nach einem Jahr endlich mal der Knoten geplatzt ist. Er hat zwar ne 1000%ige ausgelassen, trotzdem extrem starkes Spiel von ihm. Jetzt muss er nur mehr daran anschließen.
Mit Eze und Filip werden wir auch noch sehr viel Spaß haben…
Schoisi hat sich jetzt hoffentlich auch gefangen.
Einheitlich starke Leistung. Bitte mehr davon.
Admira hat zwar nicht viel Gegenwehr geleistet trotzdem musst mal solche Traumtore schießen.
Der Lord könnte sich noch verbessern, oder?
Osim Interview Sturm12 2010
Sind Sie mit Ihrem Erreichten als Sturm-Trainer zufrieden? Wenn ich heute an die Generation denke, mit der wir die Meistertitel gefeiert haben, bin ich ein wenig traurig. Wir hätten damals viel mehr erreichen müssen. Das war eine Chance, die man nur einmal im Leben bekommt.
Aber die Mannschaft schaffte doch schließlich auch in der Champions League ihre Erfolge. Ja, aber denken Sie an die Spiele gegen Real Madrid. Wir waren nicht schlecht, hätten aber viel besser sein müssen. Wir haben zweimal hoch verloren.
Gibt halt einen Unterschied wenn man ein 5:0 gegen Red Bull gar nicht analysiert und wenn man mit einem 5:1 gegen Real (!) unzufrieden ist…
Kannst gerne dann im ÖFB Forum den Lord weiter anhimmeln, aber Vorwarnung: Stöger ist bald frei…
Nach der Freude gestern darüber wie geil Sturm diese Saison ist und wieviel Spaß es heuer macht, dieser Mannschaft zuzusehen…
…bin i heut, nachdem i gelesen hab, wer angeblich die besten Chancen als Trainer hat, einfach nur enttäuscht:
Vogel..
Ernsthaft? Ein Trainer der seine beste Zeit als Co von nem, jetzt bei uns mäßig erfolgreichen Trainer hatte u danach bei Basel+Bayern Amas wg Erfolglosigkeit entlassen wurde??
Nestor el Maestro..WTF???
Mählich..
Dann doch bitte ihn noch am ehesten..
Aber dachte mir ehrlich, daß Kreissl bissl wen „Spektakuläreres“, vor allem aber Erfolgreicheren, ausm Hut zaubert, der wirklich das Format hat, diese HAMMER-SAISON bis zum Schluss auf dem Level durch zuziehen (Foda brauchte fast ü 2Jahre bis das so jetzt greift..)
Vom Vogel halte ich persönlich auch nicht viel.
Nestor el Maestro ist aber ein ziemlicher Fachmann… trotz seiner Jugend schon 11 Jahre Erfahrung als Trainer – und jetzt in der Slowakei mit einem gemächlichen Kader überlegender Tabellenführer.
Ich frage mich aber, was mit Foda in diesem Jahr im Sommer passiert ist. Sturm hat viele Jahre lang sehr „starr“ gespielt. Starres System, wenig Ideen, Angriffsspiel fast ausschließlich über die Flügel. Gut, man hatte auch nie wirklich ein Spielermaterial für etwas anderes. Jetzt ist man total flexibel. Das System im Spiel ist variabel. Die Innenverteidiger bleiben meistens hinten, wechseln aber von zentral auf die Seite, Maresic spielt dann fast schon einen Libero. Das Spiel geht über die Mitte und über die Flügel, es gibt Wechselpässe, man schaltet um … man baut auch hier und da einen jüngeren Spieler ein, mit ein paar Minuten …
Jetzt funktioniert und der Foda geht …
@Ritter
Super analysiert+perfekt aufn Punkt bracht!!!
Das werd i dem Öfb in meim Leben net mehr verzeihen, vor allem könnt i mir denken, daß sie Foda relativ schnell wieder loswerden wollen, wenn Stöger mal frei wird..
Aber anders können uns die Wiener netmal durch Stadt-/Staat-Subventionierung aufhalten, also nehmens uns halt kurzfristig den Trainer sobald er so spielen lässt wie wir uns das auch wünschen..
Tja, schade..
Aber i werds einfach voll auskosten, solange es eben dauert u freu mi einfach tierisch auf das geilste Sturm Graz seit Jahren 🙂
Gestern hat wirklich viel zusammen gepasst und man hatte in der ein oder anderen Situation das nötige Glück, alles zusammen eine sehr gute Leistung unserer Mannschaft. Mir haben vor allem auch die Wechsel gefallen wobei man sagen muss, Lovric für Zulj kann ich auch frühe machen. Zulj hat eine sehr gute Partie geliefert und hat sich eine Pause verdient. Lovric hat seine Sache wirklich gut gemacht, der Zuckerpass auf Filip beim 6:1 war Weltklasse. Wenn Lovric wieder mal die Chance bekommt sieht es für „Alibi-Jeggo“ schwer sein Platz zu verteidigen. (Spielt wirklich nur Quer und Sicherheitspässe, ist defensiv nicht schlecht aber im Aufbauspiel zu schwach hier muss Zulj eigentlich alles selbst machen. Zulechner….Wahnsinn wie der den reingemacht hat, wie ein richtiger Stürmer. Dann aber auch ein 1000er liegen lassen, trotzdem sehr gut, weiter so.
Klar die Admira ist da gestern schön unter die Räder gekommen aber trotzdem musst du das dann erst so fertig spielen und bis zum Schluss auf das 6:1 spielen, top Einstellung….bravo SCHWOAZE!
PS: Bei der Trainer Frage hoffe ich wirklich das hier einfach die richtige Entscheidung getroffen wird. Jemand der die Arbeit von FF weiterführt und verbessert, die Jungen noch mehr fördert. Auch mal Entscheidungen trifft die bei der Mannschaft vielleicht nicht so beliebt sind. (Einen Schulz fix auf die Bank setzten z.B. [Hat diese Saison mehr „Schaden“ angerichtet als er geholfen hat]) Hier muss GK auch beim Trainer Fingerspitzengefühl beweisen. Mein Gefühl sagt mir das es Thomas Letsch wird aber lassen wir uns überraschen.
Stimme dir in allem zu – außer was das Tor von Zulechner betrifft: Im Stadion war ich auch noch ganz verblüfft, aber die Fernsehbilder zeigen (leider) eindeutig, dass dies wenig mit Schusstechnik zu tun hatte, sondern einfach extrem „gut“ abgefälscht war…
Wahnsinn – die Leute haben sogar nach einem 6:1 etwas zu sudern.
Wahnsinn – Leute denken nur bipolar.
Zur Trainerfrage:
Schluss mit den Verschwörungstheorien, die Wiener Vereine hätten den ÖFB veranlasst, Foda von Sturm wegzuholen und so den Steirern den möglichen Meistertitel zu vermasseln. Zu einem Vertragsabschluss gehören immer zwei, wenn Foda absolut nicht gewollt hätte, wäre er nicht weggegangen.
Von vielen hier wurde gut beobachtet, dass Foda seit Sommer eine auffällige Wandlung von einem starren, leicht durchschaubaren System zu flexiblen und überraschenden Spielformen vollzogen hat. Wenn er bei seiner Mannschaft auf Veränderung setzt und diese von allen beklatscht wird, muss man ihm selbst auch zugestehen, etwas Neues auszuprobieren.
Und beim arschigen ORF zeigens netmal die Zusammenfassung vom Spiel (alle anderen schon), weils soviel Zeit mit der Rapidniederlage-Nachberichterstattung verschwendet haben…da kann man ja aufs geilste Spiel der Runde verzichten..
Außerdem „enteilt Salzburg der Liga“ lt Orf -Heini..wohl eher Salzburg UND Sturm Graz enteilen den Wiener Versagern..
Der größte Trick der Wiener Mafia ist es, uns durch solche Spiele glauben zu machen, dass es sie nicht gibt.
Was die Berichterstattung im ORF betrifft, gebe ich Dir vollkommen recht.
Die war schon in meiner Kindheit wienlastig, aber wenigstens gab es da noch Schwarzweiss(!) Fernsehen..
Eine Zusammenfassung des Sturmspiels gabs am Dienstag nach der ZIB 2
War übrigens das erste Mal seit mehr als neun Jahren dass Sturm in einem Heimspiel sechs Tore erzielt hat – das letzte Mal ist uns das im Oktober 2008 beim 6:0 (4:0) gegen Altach gelungen.
Das letzte Mal zur Pause vier Tore erzielt haben wir im August 2012 (noch unter einem gewissen Peter H.) beim 4:1 (4:1) gegen den WAC.
Wundervoll der Mannschaft zuzuschauen, nach langer Zeit eine Sturm Mannschaft mit Sturm ID. Eine Mannschaft die Rückstände wegsteckt, Spiele umdrehen kann, bis zur letzten Nachspielminute um den Sieg fightet. Das ist genau was wir wollen! Ich lebe ja in Wien u ich kann euch sagen, die Mundeln reden zur Zeit nur ungern über Fussball. Sehr schön! Haben eh wenig Ahnung davon..
🙂