„Dann einmal vom Platz da hinaufschauen zu dürfen, ist etwas Besonderes!“
Freitagabend im Trainingszentrum Messendorf. Den Kunstrasenplatz teilen sich zwei Teams, auf der einen Seite trainiert eine Mannschaft der Akademie, auf der anderen Seite zeigt ein ganz besonderes Team vollen Einsatz! Wie jede Woche absolvierten auch an diesem Freitag die Spieler der „Special Blackies“ ihre Übungseinheit. Unter den Augen der beiden anwesenden Trainer werden verschiedenste Dinge trainiert, wie bei jeder anderen Mannschaft auch. Das Team besteht aus Spielern mit kognitiven Einschränkungen. Dass dies allerdings keine Barriere für den Sport bedeutet, zeigen die Kicker seit der Gründung letzten Herbst eindrucksvoll. Wir haben die beiden Trainer Thomas Gruber und Ralf Müller sowie die Spieler Tobias Spiegl und Florian Bittmann zu Wort gebeten und durften den spannenden Antworten in den heiligen Katakomben zu Messendorf lauschen:

(c) Martin Hirtenfellner – Fotografie
Ihr seid ja quasi Pioniere in Sachen Special-Needs-Fußball in Graz. Wann und wie ist dieses Projekt entstanden?
GRUBER: Im Rahmen der Special Olympics World Winter Games 2017 in Graz gab es eine Kooperation mit Sturm. Der Verein trat dort als Werbeträger im Stadion und auf Trikots auf und dadurch entstand der erste Kontakt. Nach den Spielen ging Sturm auf Special Olympics zu, worauf Special Olympics wiederum mich kontaktierte. Zusammen haben wir dann ein Konzept erstellt und dann letzten Herbst mit den Special Blackies gestartet.
Wer darf bei den Special Blackies mitspielen? Welche Auswahlkriterien gibt es?
SPIEGL: Also wir spielen im Prinzip für zwei Mannschaften. Zum einen für die Grazer Kickers (Mannschaft der Lebenshilfe Freizeitassistenz „TUMAWAS“, Anm.) und zum anderen für die Special Blackies.
GRUBER: Genau! Die Idee ist, dass die Special Blackies eine Auswahl sind, ähnlich einem Nationalteam. Man kann sich dafür qualifizieren und man kann auch wieder hinausfallen. Die Grazer Kickers sind also der Stammverein, in dem viele Spieler auch dabei sind. Athleten, die dort viel Zeit und Einsatz investieren, sollen die Chance haben, bei Sturm spielen zu können. Dafür führen wir auch ein Trainingstagesbuch, in welchem jeder unterschreiben muss, der beim Training ist – sei es bei den Kickers, den Special Blackies bzw. gibt es auch Spieler, die von anderen Vereinen kommen. Wenn jemand eine gewisse Anzahl an Trainings unterschreitet und sich ein anderer Spieler von außen aufdrängt, würde derjenige dann nachrutschen.
MÜLLER: Es soll etwas Besonderes sein, bei den Special Blackies teilnehmen zu dürfen. Das ist dann sozusagen eine Trainingsbelohnung. Wer regelmäßig an Trainings z. B. der Grazer Kickers teilnimmt, der soll dann einfach damit belohnt werden. Wir beurteilen das aber nicht zu rigoros. Wenn jemand arbeitsbedingt ab und an fehlt, haben wir natürlich ein Einsehen, da die Arbeit für uns immer vorgeht.
Sehen es die Spieler als eine Ehre, für Sturm spielen zu dürfen? Erfüllt man sich damit vielleicht sogar einen Kindheitstraum?
SPIEGL: Ich komme ja eigentlich aus dem Ländle und ich war schon damals, als ich noch dort gelebt habe, großer Ländle-Sturm-Fan. Also Vorarlberg- und Sturm-Fan, das geht eigentlich ganz gut. Das war damals die große Ära, als Sturm in der Champions-League gespielt hat, da gab es auch in Vorarlberg viele Sturm-Fans. Wir waren als Teenager alle große Sturm-Fans und ich bin da eigentlich als einziger übriggeblieben, als Sturm nicht mehr regelmäßig in der Champions-League vertreten war. Wenn Sturm auswärts gegen einen Vorarlberger Verein gespielt hat, war das für mich immer ein Highlight, denn diese Spiele habe ich immer gut besuchen können. Ich hatte auch schon immer Verwandtschaft in Graz und bin immer wieder rausgefahren. Nun wohne ich schon länger in der Steiermark bzw. seit nunmehr einem Jahr in Graz. Ich habe dann eine Freizeitbeschäftigung gesucht und deshalb bei den Grazer Kickers mitgespielt. Ich hätte es mir nie erträumen lassen, dass ich einmal wirklich für Sturm spiele, dass ich wirklich einmal so aktiv ein Teil von Sturm sein könnte. Es ist für mich doppelt schön, denn ich war immer ein großer Fan und jetzt trage ich selbst das Sturm-Trikot. Das ist wirklich eine große Ehre.
BITTMANN: Ja, für mich auch. Sturm ist super!
Gibt es für euch Vorbilder in den Reihen von Sturm oder blickt man eher in die großen Ligen im Ausland?
SPIEGL: Sowohl als auch. Also für mich als Torhüter ist Jörg Siebenhandl schon ein großes Vorbild. Ein Idol ist für mich einer, der praktisch seine ganze Karriere bei Sturm gespielt hat – Christian Gratzei. Und sonst – international, man schaut dann schon ein bisschen auf die Champions-League oder ich fahre auch ab und zu nach Italien zu Spielen, z. B. zu Inter. Dort mag ich den Handanovič ganz gerne. Wie gesagt, sowohl als auch. Es gibt international so einige Teams, mit denen ich sympathisiere, aber am wichtigsten ist natürlich, wie Sturm spielt, das steht für mich an erster Stelle und daneben freut man sich, wenn in Italien oder Deutschland der Lieblingsklub Meister wird.
BITTMANN: Mein Lieblingsspieler ist Deni Alar. (Anm.: Eine Antwort, die die anwesenden Personen natürlich amüsierte.)
Steht ihr mit den anderen Teams bzw. den Mitarbeitern des Vereins oft in Kontakt?
SPIEGL: Also mit Roman Mählich hatten wir gleich vor seinem ersten Heimspiel Kontakt. Bei dieser Pressekonferenz waren auch wir dabei. Das war schon ganz cool und da hatten wir eben gleich mit ihm zu tun. Mit den Nachwuchsteams sowie den Damen haben wir eher wenig Kontakt. Ein Highlight war dann natürlich, dass wir an der Sturm-Weihnachtsfeier teilnehmen durften. Da haben wir dann schon einiges gesehen.
GRUBER: Wenn wir trainieren, dann hat in der Regel die U-16 auch Training und man teilt sich mit ihnen dann den Platz, manchmal sind auch Mannschaften der Akademie vor Ort. Es kommt auch immer wieder vor, dass die Profis ihr Abschlusstraining am Nebenplatz absolvieren und dann passiert es manchmal, dass Spieler bei uns kurz vorbeischauen, um zu erfahren, wie es bei uns läuft und dadurch gibt es auch einen Austausch zwischen uns. Von den Mitarbeitern her haben wir mit dem Nico (Anm. Nicolas Auerbach), der seitens Sturm alles managt und unsere Ansprechperson ist, bzw. mit Alex (Pressesprecher Alexander Fasching, Anm.) am meisten zu tun.
SPIEGL: Ein Highlight war für uns die Vorstellung vor einem Heimspiel der Kampfmannschaft gegen den WAC. Da durften wir das Innere des Stadions sehen und auch den Spielertunnel. Da war ich ja noch nie. Das war schon etwas Besonderes. Dann haben wir mit der Mannschaft (Kampfmannschaft, Anm.) abgeklatscht. Sturm hat an diesem Tag gegen den WAC mit 3:0 gewonnen. Das hat super gepasst. Ich habe den Ehrenankick mit Markus Lackner durchführen dürfen. (Ralf Müller kommt ebenfalls ins Schwärmen und stimmt Tobias Spiegl begeistert zu.) Das war für mich eine große Ehre und da war ich natürlich auch etwas nervös. Dann haben die Spieler nach Abpfiff den Sieg vor der Nordkurve gefeiert und da durften wir auch dabei sein. Ich stehe normalerweise in der Kurve. Dann einmal vom Platz da hinaufschauen zu dürfen, ist etwas Besonderes.
Das war also dein bisher größtes Highlight …
SPIEGL: Das war eines meiner Highlights. Zu denen gehört auch der Spielerpass-Cup in St. Pölten. Das war unser erstes großes Turnier. Da haben Vereine mitgespielt, die man in Österreich kennt. Die Wiener Vereine zum Beispiel, der Chelsea FC, Ingolstadt, der FC Turin – gegen die zu spielen, ist schon ein Highlight. Wir haben zwar nicht gegen alle gespielt, aber von vier Partien haben wir eine gewonnen. Da haben wir Lehrgeld bezahlt, aber ich bin optimistisch, dass wir uns steigern können.
Ankick mit Begeisterung: „Special Needs”-Fußballteams
„Ich freu mich voll, vom Herzen raus!”: In Österreich entstehen immer mehr Fussball-Vereine für Menschen mit mentaler Beeinträchtigung. In Niederösterreich gibt es etwa dieses ganz besonderes Trainingscamp:
Gepostet von Zeit im Bild am Montag, 10. September 2018
Unser Partner Martin Hirtenfellner wirft ein, dass Tobias Spiegl in rhetorischer Hinsicht schon in der Bundesliga spielen könnte.
SPIEGL: Wenn man so viele Interviews mit den Profis führt … ich habe die Phrasen alle schon drauf (lacht).
MÜLLER: In der Pressekonferenz danach hat sich der Tobi zu Wort gemeldet und die Journalisten haben gestaunt, wie gut seine Fragen waren.
SPIEGL: Ich verfolge den internationalen Fußball und die österreichische Bundesliga besonders intensiv. Ich habe kaum Idole. Bei Sturm sind manche Spieler nur kurz da und dann wieder weg und gehen vielleicht zu einem Rivalen, mit denen kann ich mich nicht identifizieren. Das ist das Business. Identifizieren kann ich mich mit denen, die eine längere Zeit da sind oder die aus der eigenen Akademie kommen. Idole sind Christian Gratzei, Mario Haas, natürlich Ivica Osim, weil er wirklich viel für den Verein geleistet hat und auch Franco Foda.
An das Trainer-Team: Was sind die größten Erfolge aus eurer Sicht? Vielleicht nicht nur in sportlicher Hinsicht?
MÜLLER: Für mich waren das Turnier in St. Pölten, die Vorstellung im Stadion und die Weihnachtsfeier des SK Sturm die größten Highlights. Da waren wir wirklich Teil der Familie und wir haben gemerkt, dass wir von allen im Verein angenommen wurden. Das war sehr schön! Bei der offiziellen Vorstellung im Stadion standen die Fans von Anfang an voll hinter uns und gingen mit uns mit. Als wir aus dem Stadion rauskamen, feierten alle mit uns. Da hatten wir dann ordentlich damit zu tun, unsere Sportler zusammenzuhalten (lacht), weil wirklich jeder mit uns feiern wollte. Das war toll! Beim Cup in St. Pölten trafen wir auf Mannschaften aus anderen Ländern und konnten uns natürlich auch mit anderen Trainern austauschen.
Welche Ziele steckt ihr euch, auch abgesehen vom Sportlichen?
GRUBER: Wir wollen auf lange Frist gesehen ein Teil des Vereins bleiben und das Niveau im Training möglichst weit oben halten. Zurzeit funktioniert das ganz gut. Wir wollen auch jeden Spieler weiterentwickeln, denn jetzt haben wir bessere Trainingsvoraussetzungen und -möglichkeiten. Jetzt können wir die Infrastruktur eines Bundesligisten nutzen. Früher mussten wir improvisieren, jetzt steht uns alles, was wir uns wünschen, zur Verfügung.
Zwischenfrage: Wo habt ihr zuvor trainiert?
GRUBER: Mit den Kickers trainieren wir im Jugendzentrum Don Bosco. Das ist super, weil die Spieler in ihrer Freizeit vorbeischauen und wir die Anlage kostenlos nutzen können, aber dort trainieren alle und der Rasen wird alle zwei bis drei Wochen gemäht. Das ist mit dem Trainingszentrum in Messendorf natürlich nicht vergleichbar. Hier finden wir perfekte Bedingungen vor.
SPIEGL: Den Kunstrasen muss man aber eh nicht mähen, der wächst nicht weiter (lacht)!
MÜLLER: Unser Ziel ist es natürlich, jeden zu fördern und nicht nur die Spitzen. Bei uns steht der Spaß im Vordergrund. Es soll jeder zu unserem Training kommen können, egal auf welchem Niveau er sich befindet, und Ziel ist es nicht, das beste Special-Needs-Team in Österreich zu werden.
GRUBER: Ich muss jetzt widersprechen! (Alle lachen) Der Spaß steht nicht im Vordergrund, sondern dass jeder die Chance hat, mitzuspielen. Wenn zwei Spieler bei allen Trainings sind und sich voll reinhauen, dann zählt für uns nicht, wer von den beiden in fußballerischer Hinsicht besser ist. Das ist für uns wichtig! Und auch wichtig ist, dass während des Trainings ordentlich trainiert wird und die Trainingsqualität hoch ist. Der Spaß ist ein Teil davon, aber das Sportliche soll im Vordergrund stehen und jeder auch die Chance haben, mitzuspielen. Wenn sich ein Spieler das gesamte Jahr über im Trainings anstrengt, dann ist er bei uns dabei!
Bleiben wir beim Training: Wie läuft das bei euch ab. Habt ihr Fixpunkte, wird individuell gefördert, trainiert ihr Taktik?
GRUBER: Wir sind insgesamt vier Trainer, um zu gewährleisten, dass jeden Freitag zumindest zwei von uns das Training leiten können. Wir sprechen uns dann immer über die zu setzenden Schwerpunkte ab. Markus (ein Spieler der Special Blackys, Anm.) hat zum Beispiel heute viel allein trainiert, weil er mit mir kommende Woche nach Abu Dhabi zu den Special Olympics World Summer Games fliegt. Das war sein Abschlusstraining, bei dem er Spielsituationen auf dem großen Feld trainieren konnte. Die Schwerpunkte legen wir immer situationsabhängig. Wenn z. B. ein Turnier ansteht, versuchen wir, dieses im Training vorab zu simulieren. Wenn nichts dergleichen ansteht, versuchen wir, die Spieler individuell weiterzuentwickeln und dabei geht es dann unter anderem auch darum, mannschaftstaktische Elemente zu trainieren.
SPIEGL: Ein Turnier in der Halle muss ganz anders gespielt werden als eines auf dem großen Feld. Jetzt haben wir hier in Messendorf die Räumlichkeiten und die großen Felder zur Verfügung. In der Halle trainieren wir mit den Grazer Kickers. Man profitiert dann von beidem – je nach dem, für welches Team man dann antritt.
MÜLLER: In der Winterpause ist uns dann auch wichtig, dass die Kondition bei den Hallentrainings nicht unter dem Winter leidet. Wir sehen zu, dass die gesamte Mannschaft konditionell nicht schwächer wird und auch auf dem Feld bauen wir das Konditionstraining als wichtiges Grundelement immer wieder ein.
An die Trainer: Welche pädagogische oder sportliche Ausbildung habt ihr absolviert?
GRUBER: Ich bin Behindertenbegleiter und Sportwissenschaftler. Anna (Doppelhofer, Anm.) ist ebenfalls Sportwissenschaftlerin. Pablo (Salinas Garcia, Anm.) kommt aus Spanien, der ist deswegen qualifiziert (lacht), aber er ist auch Sonderschulpädagoge und im Sportbereich sehr aktiv.
MÜLLER: Ich habe ein Psychologiestudium absolviert und ich bin gerade dabei, Übungsleiter bei Special Olympics zu werden.
Gibt es für die Spieler ein Alterslimit?
GRUBER: Alterslimit gibt es keines. Wir arbeiten noch nicht mit Kindern. Die Spieler müssen schon einige Zeit mit Fußball verbracht haben. Der jüngste Spieler ist derzeit 19 Jahre alt, der älteste 56.

(c) Martin Hirtenfellner – Fotografie
In Gruppen gibt es in der Regel immer wieder Konflikte. Kommt es hin und wieder zu Problemen und wie werden diese bei euch gehandhabt?
SPIEGL: Es gibt vielleicht vereinzelte kleine Reibereien, aber die sind nicht weltbewegend. Wo auch immer Menschen zusammenkommen, gibt es kleinere Techtelmechtel. Innerhalb der Mannschaft herrscht gute Disziplin.
Gibt es auch kein Konkurrenzdenken?
SPIEGL: Nein, wir sind auch so aufgestellt, dass wirklich jeder zum Zug kommt. Die Trainer geben mit Wechseln während der Spiele jedem Spielzeit. Wir haben mit den Grazer Kickers ja eigentlich immer zwei Mannschaften, die Einser- und die Zweiermannschaft. Da ist man überall gefordert. Für mich läuft es super und auch im Team insgesamt auch. Man lernt hier neue Freunde kennen.
MÜLLER: Im Sport kochen natürlich Emotionen hoch, das gehört dazu und jeder hat vielleicht einmal einen schlechten Tag. Sowohl im Profi- als auch im Amateursport, kann es sein, dass es bei einem entweder gerade sehr gut und beim anderen eben nicht. Da gibt es dann immer wieder einmal Konflikte. Damit können wir aber gut umgehen! Wenn sich einer einmal nicht benehmen kann, dann muss er eben kurz aussetzen, wie es im Fußball Usus ist.
GRUBER: Auf die Regeln legen wir Wert. Insgesamt läuft allerdings alles locker ab und jeder weiß, wie weit er gehen kann. Zwischendurch muss es aber Konsequenzen geben.
SPIEGL: Die meisten Konflikte entstehen aus der Emotion heraus. Die, die ich erlebt habe, konnten schnell wieder beigelegt werden.
Wie steht Sturm im Bereich des Special-Needs-Sports im Vergleich mit anderen Bundesligisten da?
GRUBER: Wir sind momentan erst im Begriff, mit den anderen Vereinen Kontakt aufzunehmen, damit wir gegen sie spielen können. Aber Sturm ist in dieser Hinsicht ziemlich gut aufgestellt. Es hat Vereine gegeben, die schon früher Special-Needs-Teams ins Leben gerufen hatten, aber bei Sturm gab es vor der Gründung ein klares Konzept, das jetzt umgesetzt werden kann und dahinter steht der gesamte Verein. Dieses Projekt hatte hier von Anfang an professionellen Charakter. Sturm hat für jeden Spieler das Trainingsgewand gestellt und wir trainieren, wie auch die Kampfmannschaft, das gesamte Jahr auf den Trainingsplätzen in Messendorf.
Wie steht Österreich im internationalen Vergleich da?
SPIEGL: Wir haben bisher noch kein internationales Spiel bestritten. Beim Spielerpass-Cup in St. Pölten waren zwar Turin, Chelsea und Ingolstadt dabei, aber leider hat der Turnierplan dort für uns kein Duell gegen eine dieser Mannschaften ergeben. Aber das wird noch!
GRUBER: International gibt es die Special-Needs-Teams schon länger und meines Wissen sind Klubs in einigen größeren Ligen Europas sogar dazu verpflichtet, solche zu stellen bzw. dass ein gewisser Teil der TV-Einnahmen in derartige Projekte gesteckt werden muss – in England zum Beispiel. Der Chelsea FC hat an die 190 Special-Needs-Sportler. In Spanien haben die gesamte Primera Division (La Liga, Anm.) und die zweite Liga Special-Needs-Teams.
MÜLLER: In Deutschland gibt es Special-Needs-Ligen.
SPIEGL: So weit sind wir in Österreich noch nicht.
GRUBER: In Österreich gibt es jetzt das Ziel, dass wir mit den anderen Vereinen Kontakt aufnehmen und etwas Regelmäßigkeit in den Spielplan bekommen. Wie dieser dann aussehen wird, muss sich noch zeigen und in organisatorischer Hinsicht entwickeln. Vorerst spielen wir Freundschaftsspiele und fühlen auch vor, was die anderen Vereine so alles vorhaben.
SPIEGL: Einen richtigen Ligabetrieb aufzuziehen, ist natürlich nicht so einfach. Wir müssen uns zuerst einmal die Frage stellen, welche Vereine denn in so einer Liga spielen könnten. Dann muss man einschätzen können, wie weit man zu Auswärtsspielen fahren müsste. Es gäbe dann Spieltermine, die man einhalten müsste. Eine Partie in Altach wäre für uns gar nicht so einfach zu organisieren.
GRUBER: Aber wir waren schon in Altach!
SPIEGL: Ja, da sind wir mit den Grazer Kickers als Kooperationspartner des SK Sturm aufgetreten, wurden dort am Platz allerdings schon als „SK Sturm“ angekündigt. Das war auch ein Highlight! Da hat Sturm am Nachmittag gegen den SCRA Altach 0:0 gespielt, in einem Spiel, in dem es um nichts mehr gegangen ist. (36. Runde der tipico Bundesliga 2017/18, Anm.) Wir haben am Vormittag ein Freundschaftsspiel gegen das Vorarlberger Special-Needs-Team gespielt und die österreichische Auswahl für die Special Olympics hat dort auch trainiert.
GRUBER: Es gibt eine Österreich-Auswahl für die Special Olympics, die nächste Woche bei den World Summer Games in Abu Dhabi dabei sind und ich bin als Unified Partner dabei. Da spielen Menschen mit und ohne Behinderung zusammen.
Wie werden die Spieler für diese Österreich-Auswahl gesucht?
GRUBER: Vor zwei Jahren hat es ein Probetraining gegeben, zu dem Unified-Pärchen (Paare bestehend aus Sportlern mit und ohne geistige Beeinträchtigung, Anm.) aus ganz Österreich gekommen sind. Da wurde dann eine Mannschaft zusammengestellt, die sich regelmäßig für Trainings trifft.
Wie sieht es in den kommenden Wochen und Monaten mit Spielen und Turnieren der Special Blackies aus?
GRUBER: Wir haben eine Anfrage von Rapid bekommen. Die veranstalten im Juni ein Turnier, an dem wir teilnehmen wollen. Auch Southampton und Ajax haben eine Einladung bekommen. Außerdem ist angedacht, dass wir im Rahmen des letzten Matches im Grunddurchgang der Bundesliga gegen das Special-Needs-Team der Wiener Austria antreten. Das muss allerdings erst organisiert werden. Außerdem wollen wir, sofern der SK Sturm ins obere Play-off kommt, gegen die Special-Needs-Teams anderer Vereine aus der Meistergruppe antreten und das vorzugsweise an jenem Tag, an dem auch die Kampfmannschaft spielt.
Und das am besten im Stadion …
Das steht nicht im Vordergrund, wäre aber cool. Das würde für mehr Publicity sorgen: das Abschlusstraining am Vormittag in Messendorf mit anschließendem Spiel und dann der Besuch im Stadion, wo wir in der Halbzeit schließlich eine Aktion veranstalten, ein Elferschießen oder ein kurzes Match. Dann sehen die Leute dort, dass es uns gibt!
Alles Gute für die Zukunft!
Danke dafür und danke, dass ihr vorbeigeschaut habt!
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