Damir Grloci ist 80
Obwohl der Sportklub Sturm im Sommer 1968 mit Dr. Günther Paulitsch und Franz Mikscha über zwei ausgezeichnete Torhüter verfügt, der Verein unter Trainer Gerdi Springer österreichweit für Furore sorgt, hielt der ob seiner Leidenschaft für das italienische Catenaccio als „Alpen-Herrera“ bezeichnete Coach stets Ausschau nach Verstärkungen. Und entdeckt im nicht weit entfernten Marburg einen 30-jährigen Schlussmann mit Mütze namens Damir Grloci, der bereits im ersten Testspiel aufgrund diverser Späßchen und Mätzchen sofort die Herzen der Sturmknofl erobert.
In seinen ersten sechs Spielen in der Nationalliga, frisst der Jugoslawe nur zwei Gegentore, vor allem aber ist er einer jener, für die es sich aus Fansicht stets lohnt, das Stadion zu besuchen. Anstatt Bälle leicht und locker an sich zu ziehen, köpft er diese so manches mal aus dem Gefahrenbereich oder fängt sie mit der Mütze. Er schießt lange vor Rene Higuita Freistöße und beantwortet einen Sager seines Landsmann Peter Radenkovic von 1860 München („Bin i Radi, bin i König“) indem er über sich behauptet, er aber sei „bestes Tormann weit und breit“.
Bereits in seiner ersten Sturm-Saison, spielen die Grazer erstmals an der Spitze in der Nationalliga mit, 1969/1970 – Grloci absolvierte 29 von 30 Partien – belegen in der Endtabelle gar Rang 3 und qualifizieren sich dadurch für den Messestädte-Pokal, dem Vorläufer der heutigen Europa League. Trotz seiner starken Reflexe, seiner Fähigkeit, innerhalb einer Mannschaft vorneweg zu gehen oder seiner Schneeballschlachten mit den Zusehern, bleibt doch wohl eine Schnurre im kollektiven Gedächtnis damaliger Zeitzeugen:
An einem regnerischen Samstagnachmittag gastiert Rapid in der Gruabn und kommt gegen eine stark aufspielende Sturm-Elf zu keinerlei Torchancen. Die Zuseher sind glücklich, auch der gestrenge Trainer Springer rundum zufrieden. Nur Damir Grloci ist es furchtbar fad. Im eigenen Strafraum jagt er eine Maus, fängt das Tier unter Gejohle des Anhangs mit seiner Mütze, streckt diese wie einen Pokal sekundenlang in die Höhe und übergibt die Trophäe anschließend einem Fan hinter dem Nordtor. Jahre später vermuten noch immer einige damalige Mitspieler, der Goalie hätte eine tote Maus bereits vor dem Spiel ins Tor gelegt. Wie dem auch sei, wieder einmal war es ihm gelungen, das Publikum bestens zu unterhalten.
Mit dem Abgang von Trainer Springer zu Rapid, endet der Erfolgslauf des Sportklub Sturm in der Nationalliga, auch wenn man im Herbst 1970 Arsenal London an den Rand eines blamablen Ausscheidens bringt. Jedoch ohne Grloci im Tor. Dieser war in beiden Spielen gegen die Engländer verletzt und seine Konkurrenten im Sturm-Kasten – Dr. Günter Paulitsch beim Heimspiel und der erst 18-jährige Fritz Benko im Highbury – wissen zu glänzen und so ist Grloci seinen Nimbus als Einser-Goalie los.
1972 wechselt der Slowene für eine Saison zu Schwarz-Weiß Bregenz und kehrt danach in seine Heimat zurück. Insgesamt absolviert Grloci 76 Pflichtspiele für Sturm Graz. Er ist dem Klub nach wie vor verbunden, so war er dabei, als im November 1982 die Gruabn wiedereröffnet wurde, auch als Sturm sein 100-Jahre-Jubiläum feierte und zu guter Letzt auch, als man im Mai 2017 im Raiffeisen-Festsaal in Raaba zum Legendenabend lud. Heute feiert der Kult-Goalie, der sich gerade von einer schweren Krankheit erholt, seinen 80. Geburtstag. Alles Gute und viel Gesundheit und Kraft.
Danke SturmNetz für eine weitere Annektote über meinen Herzensverein, von der ich absolut sowas von keiner Ahnung hatte (da einfach viel zu jung), die aber nur wieder unterstreicht, wie cool dieser Verein (sowie mit ihm verbundene Personen) einfach immer schon war..!!!
Alles Gute+Gesundheit Damir
Herrlich!! Alles Gute Grlo!!!
Vielen Dank für die Würdigung dieses so sympathischen Menschen.
Ich hatte vor ein paar Jahren das Vergnügen, Damir Grloci an der Theke des Cafe Dana persönlich kennenlernen zu dürfen. Gegen wen wir im Anschluss gespielt haben, habe ich schon lange vergessen. Die Erinnerung an das durchwegs unterhaltsame Gespräch bleibt mir jedoch ewig.
Wenn der Sportklub Sturm Graz Religion sein soll, könnte Grloci Don Camillo sein.
Alles Gute auf diesem Weg!
Anstatt sich warm zu machen, hat Grlo sich ab und an auch knapp vor dem Spiel, in der Gmeindl-Kantine ein Bier genehmigt.
Vor allem war er aber auch ein sehr guter Goalie, der – wie damals in Jugoslawien üblich – erst spät ins Ausland wechseln durfte, diese Zeit dann aber umso mehr genoß.
Alles Gute Grlo. Hoffentlich dürfen wir dich baldigst wieder einmal in Graz begrüßen.