Cześć Raków! Der kommende internationale Gegner im Portrait.

Wir haben uns mit dem polnischen Erstligisten Raków Częstochowa beschäftigt – ein Portrait.

Der Klubfußball in Polen war so etwas wie ein Spätzünder. Während Sheffield United in England schon 1857 gegründet wurde, und sich selbst im benachbarten Deutschland bereits 1888 der BFC Germania ins Vereinsregister eintrug, ja sogar in Österreich der First Vienna FC 1894 schon existierte, dauerte es in Polen noch 12 Jahre, bis mit dem Verein KS Cracovia der erste noch bestehende Fußballklub gegründet wurde – was nicht zuletzt der innen- und außenpolitischen Gegebenheiten Polens geschuldet war.

Nach und nach schossen andere Fußballvereine aus dem Boden, zunächst der Krakauer Stadtrivale Wisla, später auch die international bekannten Klubs Legia Warschau oder Lech Posen. Es waren wohl auch Krakauer Fußballspieler und -fans, die der kleinen Stadt Raków 1921 einen Besuch abstatteten und eine Gruppe Einheimischer dazu bewogen, auch in Raków einen Fußballverein zu gründen. Im selben Jahr noch war der Fußballverein Racovia Raków geboren, sieben Jahre später kam es aufgrund der Eingemeindung Rakóws in die Stadt Częstochowa zum neuen und bis heute gültigen Namen Raków Częstochowa.

In den folgenden Jahrzehnten spielte Raków im polnischen Klubfußball eine untergeordnete Rolle. Während Cracovia, Pogoń Lwów, Wisła Krakau und Ruch Chorzów die Zeit zwischen ersten und zweiten Weltkrieg dominierten, begann in den Nachkriegsjahren die Dominanz von Rekordmeister Legia und des ehemaligen Klubs Szymon Wlodarczyks Górnik Zabrze. Raków spielte zwischen den Granden des polnischen Vereinsfußballs keine Rolle. Das sollte sich in den 90er Jahren ändern.

Endlich Ekstraklasa – vier Jahre Erstklassigkeit

Im Duell mit seinen Landsleuten wird er besonders motiviert sein. Ein Tor gegen Rakow erzielte er allerdings noch nie – Szymon Wlodarczyk Foto: SturmNetz.at

1994 folge der erste Aufstieg in die Ekstraklasa, ganze vier Jahre durfte man die Erstklassigkeit genießen, ehe man 1998 wieder abstieg und weitere 23 Jahre in der sportlichen Bedeutungslosigkeit versank. Michał Świerczewski sollte 2014 den Verein wieder auf Vordermann und im Idealfall wieder in die Erstklassigkeit führen. Der einheimische Unternehmer übernahm den Klub drittklassig und auf Anhieb schaffte man es zumindest in die Relegation um einen Platz im Profifußball in der 1. Liga, die in Polen die zweithöchste Spielklasse hinter besagter Ekstraklasa ist.

Mit dem Sportlehrer Marek Papszun als Cheftrainer änderte sich alles – 2017 schaffte man den begehrten Aufstieg in die 1. Liga, nur zwei Jahre später dominierte man die Liga und stieg hochverdient in die Ekstraklasa auf. Weitere zwei Jahre später dann der erste Meilenstein in der Geschichte der Schlesier – nach einem Finalsieg im polnischen Cup gegen den Zweitligisten Arka Gdynia durfte man zum ersten Mal in der Geschichte des Klubs einen Titel sein Eigen nennen. 2022 erreichte man neben der Titelverteidigung im Pokal auch die Vizemeisterschaft. Der Weg des Erfolges war geebnet. Und gipfelte in der vergangenen Saison mit der durchaus dominanten Meisterschaft in der Ekstraklasa. Nachdem man Flora Tallinn (4:0), Qarabag Agdam (4:3) und Aris Limassol (3:1) in den ersten drei Qualifikationsrunden für die Champions League überstand, war am Ende gegen den FC Kopenhagen denkbar knapp Schluss, was den Weg für diese Begegnung in der Europa League ebnete.

Von einem Ausverkauf war in Częstochowa allerdings wenig zu sehen. Man konnte den Kader nicht nur zusammenhalten, sondern auch verstärken, wodurch Raków Buchmachern zufolge auch diese Saison als Mitfavorit in die Ekstraklasa-Saison geht.

Foto: Twitter: Raków Częstochowa

Devise: Zentrum zumachen!

Trainer Dawid Szwarga bevorzugt ein 3-4-2-1 System mit einer kompakten Dreierkette, zwei klassischen Sechsern, die von zwei offensiven Außenverteidigern unterstützt werden, sowie zwei Zehnern und einer Solospitze. Davon ausgehend, dass die Außenverteidiger mit dem Verteidigen beschäftigt sein werden, kann man offensiv also damit rechnen, dass sehr viel übers Zentrum passieren wird. Genauer gesagt werden die beiden Zehner hauptsächlich mit Technik versuchen, im eng gestaffelten Zentrum den Stürmer in Szene zu setzen. Und die Zehner haben es in sich. John Yeboah wechselte erst ligaintern für eine Rekordablöse von 1,5 Millionen Euro nach Schlesien, sein kongenialer Partner Vladyslav Kochergin kam auf tragischerem Wege nach Raków – er musste im März vergangenen Jahres aus bekannten Gründen seine Heimat Lugansk im Osten der Ukraine verlassen und floh nach Polen, wo er sich Raków anschloss. Dahinter lauert immerhin ein gewisser Sonny Kittel, der den Fans der 2. deutschen Bundesliga ein Begriff ist, spielte er doch bis zuletzt (teilweise auch als Kapitän) beim Hamburger SV, ehe er im Sommertransferfenster ins benachbarte Polen wechselte. Als Solospitze dürfte Fabian Piasecki für Furore sorgen. Oder auch nicht, denn seine Torausbeute hält sich in bisher in Grenzen.

Da das Miejski Stadion, seines Zeichens Heimstätte des Meisters, nur 5.500 Plätze fasst und aus diesen (und diversen anderen) Gründen nicht europacuptauglich ist (ein Schicksal, das bekanntlich auch den SK Sturm in naher Zukunft treffen könnte), wird das Heimspiel am 05. Oktober im Zagłębiowski Park in Sosnowiec stattfinden – etwa sechs Autostunden von Graz entfernt.

Sturm Graz ist in der heimischen Liga noch immer ungeschlagen auf dem zweiten Tabellenrang und fährt mit einem Pokalerfolg, einem 1:0-Arbeitssieg gegen Nachzügler WSG Tirol nach zwei Unentschieden in der Liga wieder mit Erfolgserlebnissen im Gepäck nach Polen. Raków konnte sogar die vier letzten Spiele in der heimischen Liga allesamt für sich entscheiden. Tordifferenz der letzten beiden Spiele: 8:3! Einem Tor-reichen, aufregenden und am Ende hoffentlich erfreulichen Europacup-Abend steht also nichts mehr im Wege!

 

4 Kommentare

  1. Ennstaler sagt:

    Mit Rasmus Höljund gäbs keinen Zweifel über den Sieg von Sturm, schießt doch dieser Teufelskerl auch in der Champagnerliga schon sein erstes Türl!

  2. Nock-74 sagt:

    Kleine Korrektur @ennstaler. Rasmus 2 Spiele, 3 Tore und an Lukas, das Heimspiel in der Euroleague ist doch am 5. Oktober, oder etwa nicht?

    • Lukas Gradischnig sagt:

      Da hast Du vollkommen recht, danke für den Hinweis, korrigiere ich gleich. 🙂

    • Ennstaler sagt:

      Hab mich gerne korrigieren lassen! Holjund – der Haaland 2.0!

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