Charalampos Lykogiannis – Auf zu neuen Abenteuern

Arrivederci il nostro amico

Es scheint so, als würden die Fahnen des Restaurants „Dionysos“ am Grazer Färberplatz derzeit auf Halbmast wehen. Obwohl Kostas Papanastasious, Inhaber des einstmals als Gambrinuskeller bekannten Lokales, natürlich auch gerade mächtig stolz auf seinen ehemaligen „Schützling“ ist. Der Hausherr war gerade zu Beginn seines Engagements in Graz Babis Lykogiannis´ Bezugspunkt und es verging bis vor kurzem kaum ein Tag, an dem der Sturm-Kicker nicht bei seinem Landsmann vorbeischaute, um sich Spezialitäten aus der Heimat hinzugeben. Beinahe allen, nur den Ouzo ließ er links liegen. So wie jede Form von Alkohol, denn dem hat der 24-Jährige, der dem Fußballsport schon seit der Jugend fast alles unterordnete, völlig abgeschworen. Fokussiert darauf, einmal in einer richtig großen Liga aufzutrumpfen. Anstelle des Schnabelholz oder der Südstadt heißt der verdiente Lohn nun Giuseppe Meazza oder Stadio Olympico, die gegnerische Elf nicht mehr Mattersburg oder St. Pölten, sondern Napoli und Juventus. „Ich hab mir den Abschied nicht einfach gemacht, denn ich habe Sturm viel zu verdanken. Hier durfte ich mich erstmals im Ausland beweisen und es waren emotionale zweieinhalb Jahre für mich. Doch irgendwann kommt die Zeit, wo man den nächsten Karriereschritt machen muss. Natürlich kann man sagen, so ist das Geschäft, für mich allerdings ist es ein Auf zu neuen Abenteuern.“

(c) Martin Hirtenfellner/Micka Messino/SturmNetz

Günter Kreissl blickt im Gespräch mit SturmNetz auch ausschließlich positiv auf den Menschen Charalampos Lykogiannis zurück: „Er ist ein sehr positiver, lustiger Typ mit stets hoher Einsatzbereitschaft und einer tollen Physis. Angebote gab es einige, viele wurden abgelehnt, doch es hat sich abgezeichnet, dass eine Vertrags-Verlängerung für uns nicht mehr machbar ist und der Wechsel ohnehin spätestens im Sommer über die Bühne gegangen wäre. Bezeichnend ist, dass alle seine erzielten Tore spektakuläre waren.“ Etwas Negatives über den Griechen zu finden, fällt dem Sportdirektor sichtlich schwer, um dann doch augenzwinkernd festzustellen, „dass er leider gegen die deutsche Sprache resistent war“. Daran wird Lyko wahrlich auf Sardinien arbeiten müssen, denn es ist kein Geheimnis, dass sich die Tifosi in Italien eher daran stoßen, wenn Legionäre nach einigen Monaten Interviews noch nicht in der Landessprache führen, denn an eventuelle Patzer im Abwehrverhalten.

(c) Martin Hirtenfellner Fotografie

Anlässlich seiner heutigen Präsentation in Cagliari ließ Lyko, der für die Sarden mit der Rückennummer 22 auflaufen wird, verlautbaren, dass er sehr glücklich darüber ist, die Rot-Blauen in einer schwierigen Phase unterstützen zu dürfen. „Erst im Dezember habe ich das erste Mal über das Interesse von Cagliari Calcio erfahren. Ich habe mich mit meinen Teamkollegen Panagiotis Tachtsidis und Marios Oikonomou ausgetauscht und von den beiden nur positive Dinge über meinen neuen Klub erfahren. Daher war die Entscheidung für diesen Verein und gegen den FC Crotone, der mich auch verpflichten wollte, gefallen.“ Angesprochen auf den Klassenunterschied zwischen der österreichischen und italienischen Liga, erwiderte der Grieche lapidar: „Mir ist dieser Unterschied bewusst, er macht mir jedoch keine Angst. Ich bin hier, um mich jeden Tag zu verbessern, wenn unser Trainer meint, ich sei schon so weit, bin ich bereit.“ Besonders freue er sich auf Duelle gegen eines seiner Vorbilder, dem Argentinier Paulo Dybala, derzeit im Dienste von Juventus Turin.

(c) Cagliari Calcio

Lyko war nicht nur der Lieblingsspieler der beinahe gesamten SturmNetz-Redaktion, sondern auch stets eines der bevorzugten Motive unseres Fotografen Martin Hirtenfellner. Die beiden verbindet nicht nur die Vorliebe für eine stets gepflegte Gesichtsbehaarung, sondern auch das sprichwörtliche Easy Going. Als der Vater unseres Martin seinen 50er feierte, stellte sich der Grieche bereitwillig als Gratulant inklusive Match-Worn-Trikot zur Verfügung. Bei diesem Anlass wurde spürbar, dass Lyko in dieser Rolle gleich viel Freude hatte, wie der Beschenkte selbst. In guter Erinnerung werden wir auch unser erstes Interview mit Lyko behalten. Aus einer vereinbarten halben Stunde wurden fast drei und „off records“ der Fußball an und für sich kaum noch zum Thema gemacht. Über sein damaliges Versprechen „Ohne Titel gehe ich aus Graz sowieso nicht weg“, wollen wir gnädig hinwegsehen, denn für uns gilt: Sollte der Sportklub Sturm in dieser Saison den Meistertitel oder den Cupsieg einfahren, darf sich Babis dann auch ganz offiziell Titelträger nennen. In Italien endet heuer die Saison am 20. Mai, sieben Tage vor jener in Österreich. Sollte dem Sportklub Sturm in diesem Jahr der ganz große Wurf gelingen und der Hauptplatz Ende Mai ganz in schwarz-weiß verhüllt sein, nehmen wir Lyko allerdings ohne Ausrede beim Wort. „Wenn Sturm Meister wird, kauf ich mir ein 5-Liter-Fass Puntigamer und laufe damit durch die Herrengasse“, hat er uns damals zugesichert. Ci vediamo!

 

5 Kommentare

  1. Schworza99 sagt:

    Wünsche dem Lyko viel Glück in der Serie A und vielleicht doch einmal einen Umfaller in der Toskana durch einen Roten 😉

     

  2. graz4ever sagt:

    Hey Lyko!

    Viel Glück und Erfolg bei deiner neuen Aufgabe und vielen Dank für die letzten 2,5Jahre (die für heutige – und besonders Sturm-Verhältnisse der letzten Jahre – Zeit, eh net sooo kurz waren)!!!

    Warst echt ein absoluter Publikumsliebling und wirst auf ewig mit deinen Traumtoren in Erinnerung bleiben 🙂

  3. Superivo sagt:

    Vielen Dank für die wunderschönen Stunden die du uns mit deinen Hammer-Toren gegen Rapid beschert hast und mit denen du immer in unseren schwarz-weißen Herzen in Erinnerung bleiben wirst. Alles Gute Lyko

  4. Siro sagt:

    Guter Typ, ewig schade. Aber so läufts nunmal im heutigen Profifußball.

  5. Ennstaler sagt:

    Wie es aussieht, hat Lyko ein erfolgreiches Debüt gefeiert, siehe:

    https://www.cagliarinews24.com/cagliari-lykogiannis-felice-debutto/

     

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