Bundesliga-Auftakt: Auf in eine geile 50. Saison

Spielvorschau: FK Austria Wien vs. SK Sturm Graz

57 Tage nachdem eine der erfolgreichsten Saisonen der Vereinsgeschichte mit einem 2:0-Heimsieg gegen den LASK würdig zu Ende ging, startet Sturm nach dem souveränen Cupauftakt mit einem 7:2 beim SAK Klagenfurt am Sonntag mit einem Auswärtsspiel bei der Wiener Austria in die 50. Bundesliga-Saison.

Die Transferzeit läuft noch länger, aber nicht nur bei den Schwoazn hat sich schon einiges getan, sondern auch bei der Konkurrenz. Deswegen folgt ein kurzer Blick auf die Mannschaften des oberen Playoffs der letzten Saison.

Sturm gegen Austria Klagenfurt in der vergangenen Saison. Foto: Martin Hirtenfellner Fotografie

Austria Klagenfurt hat auch in der zweiten Saison nach dem Aufstieg unter Peter Pacult den Einzug ins Meister-Playoff geschafft. Beide Male haben die Kärntner damit nicht wenige überrascht, egal ob es um den Marktwert der Mannschaften, die negative Berichterstattung der Kärntner Zeitungen oder den bösen VAR ging: Die Mannen von Peter Pacult hatten es nie leicht. Auch heuer wird es wieder nicht einfach, es unter die besten Sechs nach dem Grunddurchgang zu schaffen. Der wohl schmerzhafteste Abgang für die Klagenfurter passierte wohl bereits im April und zwar jener von Ex-Sturmspieler Markus Pink. Der erhält seine Pensionsvorsorge inzwischen in China von Shanghai Port. Abgesehen von Maximiliano Moreira und Florian Rieder konnten die wichtigsten Spieler ansonsten gehalten werden. Nennenswerte Zugänge gab es bisher keine und wenn nicht zumindest noch ein, besser vielleicht sogar zwei, Verstärkungen im Angriff kommen, dann könnte man die Klagenfurter Austria wieder in einer Außenseiterrolle für einen Platz im Meister-Playoff sehen. Egal ob mit oder ohne neuen Stürmer, eine Prognose kann man als fix ansehen: Peter Pacult wird auch heuer sicherlich wieder für die ein oder andere Wuchtl bei seinen Interviews sorgen.

Sturm gegen Rapid in der vergangenen Saison. Cup-Finale. Foto: Martin Hirtenfellner Fotografie

SK Rapid Wien hat sich im Vergleich zur Vorsaison um einen Platz verbessert, aber so wirklich glücklich wirkten deren Fans darüber nicht. Am besten beschreibt wohl das Cupfinale die Situation der Wiener. Ich habe mich vor und nach dem Cupfinale mit einigen Rapid Fans unterhalten bzw. durfte auch einigen Gesprächen im Zug lauschen und die durchgängige Meinung war „Sturm war stärker, hat verdient gewonnen und in Graz wird einfach besser gearbeitet“. Nicht einmal in der Osim-Ära kann ich mich an so „resignierende“ Rapid-Anhänger erinnern. Stallgeruch ist auch bei Sturm kein unbekanntes Wort, auch wenn es in Graz inzwischen der Vergangenheit angehört. Nachdem er mit dem von ihm noch als Sportdirektor zusammengestellten Kader gerade noch Platz 4 erreicht hatte, darf Zocki Barisic auch heuer wieder als Trainer fungieren. Ihm steht mit Mecki Katzer ein weiterer Ex-Grüner als Sportdirektor zur Seite. Vor der Saison wurden große Veränderungen angekündigt, was man bisher noch nicht erkennen kann. Abgängen wie Kevin Wimmer, Christoph Knasmüller und Ferdy Druijf stehen allen voran die Verpflichtungen des Serben Nenad Cvetkovic, der die Verteidigung stabilisieren soll, und Matthias Seidl, an dem Gerüchten zufolge letzte Saison auch mal Sturm interessiert gewesen sein soll, fürs Offensive Mittelfeld gegenüber. Barisic hat als Saisonziel nur das Erreichen des Oberen Playoffs und das Weiterentwickeln der eigenen Talente ausgegeben. Auch wenn das mit dem aktuellen Kader keine unverständliche Zielsetzung ist, so bin ich mir doch ziemlich sicher, dass das den Ansprüchen der Funktionäre auf der West-Tribüne nicht genügen wird.

Sturm gegen den LASK in der vergangenen Saison. Cup-Halbfinale. Foto: Martin Hirtenfellner Fotografie

Der Grazer Stadtregierung kann man einen Blick zum nächsten Konkurrenten empfehlen, denn der LASK verfügt mit der im Februar eröffneten Raiffeisen-Arena nun über das wohl modernste und zugleich eines der schönsten Stadien in Österreich. Sportlich waren die Linzer letzte Saison der stärkste Konkurrent von Sturm und Salzburg, trotzdem hat sich dort bisher am meisten getan. An der Seitenlinie wurde Dietmar Kühbauer durch Thomas Sageder ersetzt. Dieser verfügt über nicht allzu viel Erfahrung als Profitrainer, durch seine letzten Anstellungen im Red Bull Konzern kann man aber erahnen in welche Richtung die LASK-Spielweise in dieser Saison gehen soll. Am Spielersektor wurden mit Ausnahme von Tormann Alexander Schlager und mit Abstrichen Marvin Potzmann die wichtigsten Spieler gehalten. Dazu wurden einige höchst spannende Spieler geholt, wie Stürmer Moussa Kone von Nimes, der wohl eine Rakete sein dürfte, Sanoussy Ba wurde von Leipzig für die Außenverteidiger Position geliehen, mit Andres Andrade kommt ein alter Bekannter aus Bielefeld, der mit George Bello einen weiteren jungen, talentierten Linksverteidiger mitgebracht hat. Mit Jörg Siebenhandl und Ivan Ljubic wurden auch zwei Ex-Blackys nach Linz gelotst. Allein alle Neuzugänge zu nennen wäre schon aufwendig, geschweige denn diese jetzt schon alle genauer zu analysieren. Fest steht, dass sich in Linz eine Menge getan hat, der Kader aktuell sicher nicht als klein bezeichnet werden kann und man den LASK in der neuen Saison vermutlich wieder auf der Rechnung haben muss. Auch hier bleibt abzuwarten, was sich noch tut – die spannendste Frage in diesem Zusammenhang betrifft wohl Keito Nakamura.

Sturm gegen RB in der vergangenen Saison. Cup-Viertelfinale. Foto: Martin Hirtenfellner Fotografie

Trotz einer ausgezeichneten Saison von Sturm hieß der Meister auch letztes Jahr zum inzwischen 10. Mal in Folge Red Bull Salzburg. Wenn man einen Blick auf transfermarkt.at wirft und sich den Marktwert der Mannschaften der Österreichischen Bundesliga der letzten Jahre anschaut, sieht man, dass der Konzernverein immer rund die Hälfte des Ligamarktwerts ausmacht => 50 % Red Bull, 50 % die anderen 11 Vereine gemeinsam.

Obwohl die Salzburger nicht nur aufgrund konzerninterner Wechsel jedes Jahr ein dickes Transferplus erzielen und dementsprechende Abgänge verzeichnen, ist es natürlich schon so, dass diese Abgänge adäquat ersetzt werden und der Favorit auf den Meistertitel Salzburg heißt. Daran ändert sich auch heuer nichts. Die größten Abgänge in dieser bisherigen Transferperiode waren Benjamin Sesko und Nicolas Seiwald, die zur Filiale nach Leipzig gewechselt sind, Noah Okfor zog es nach Mailand, Junior Adamu nach Freiburg und Tormann Philipp Köhn zu Adi Hütter nach Monaco. Wenn man sich das anschaut, fällt einem auf, dass den Bullen somit die Torschützen ziemlich vieler Treffer abhandengekommen sind. Die Hoffnungen auf Tore dürften hier unter anderem wohl auf Neuverpflichtung Petar Ratkov, dem letzten Jahr noch teilweise an die Lieferinger Filiale verliehenen Karim Konate und einem Fitwerden von Fernando liegen. Der spannendste Neuzugang bisher ist wohl der schnellste Linksverteidiger der abgelaufenen Serie-A-Saison Aleksa Terzic, der um 5,5 Millionen Euro von der Fiorentina geholt wurde und Mittelfeld Spieler Mads Bistrup, der um kolportierte 6 Millionen Euro von Brentford verpflichtet wurde. Ob damit das Transferprogramm von noch Sportdirektor Christoph Freund abgeschlossen ist, kann bezweifelt werden. Freunds Dominanz mit Red Bull in der österreichischen Liga ist anscheinend in Deutschland auf Bewunderung gestoßen, denn dieser wechselt nach Ende der aktuellen Transferzeit zum FC Bayern. Nach Fertigstellung dieses Artikels kam noch die gewaltigste Meldung auf: Trainer Matthias Jaissle wird nur 48 Stunden vor dem ersten Meisterschaftsspiel freigestellt und von seinen Aufgaben entbunden. Der Deutsche soll den Wunsch haben, nach Saudi-Arabien zu Al-Ahli zu wechseln und stehe in der finalen Verhandlungsphase mit dem saudischen Klub. Gegen Altach werden die Co-Trainer Florens Koch und Alexander Hauser übernehmen. Egal wie diese Thematik auch ausgehen wird, eines ist klar: Auch ohne Freund und Jaissle und auch ohne weitere Transfers: Der Titelfavorit in Österreich heißt auch heuer wieder RB Salzburg.

Sturm gegen Austria Wien in der vergangenen Saison. Foto: Martin Hirtenfellner Fotografie

Nun aber zum Auftakt-Gegner und zur eigentlichen Spielvorschau für Sonntag: Austria Wien. Im Gegensatz zum Stadtrivalen wurden hier (vermutlich auch aufgrund der finanziellen Situation) keine großen Umbrüche angekündigt. Das spiegelt sich auch im wohl beeindruckendsten Transfer der Austria wider, nämlich in jenem, der nicht gemacht wurde: Haris Tabakovic konnte gehalten werden und dürfte allem Anschein nach auch heuer wieder für die Favoritner auflaufen. Neben Tabakovic konnten auch alle anderen Spieler gehalten werden. Dazu wurde Marvin Potzmann für die Außenposition geholt, Reinhold Ranftl kam fix von Schalke und beim dritten Zugang mit Sturm-Vergangenheit handelt es sich wohl um die spannendste Verpflichtung aus Sicht der Blackys, denn den talentierten 18-jährigen Moritz Wels hätte wohl nicht nur Günther Neukirchner weiterhin gerne in Graz gesehen. Man darf davon ausgehen, dass Michael Wimmer am Papier weiter auf ein 3-4-2-1 setzen wird, dass aber sehr flexibel angelegt ist. Im Aufbau steht die Dreierkette die, wenn er fit ist, von Lucas Galvao dirigiert werden soll. Davor wird’s dann schon flexibler, was öfter heißt, dass ein 6er tiefer bleibt, nicht um als spielerischer 6er alla Pirlo das Spiel anzukurbeln, sondern um bei einem etwaigen Ballverlust abzusichern. Vor ihm dann der zweite ‚spielerische‘ zentrale Mittelfeldspieler. Unterstützt von den „2 Flügel“ (zu denen ich gleich im Defensivverhalten noch kommen werde), die planmäßig wohl Potzmann und Ranftl sein dürften, was schon einiges sagt. Davor dann die beiden offensiven Mittelfeldspieler, wo man am Sonntag wohl vom neu gewählten Kapitän Manfred Fischer und Dominik Fitz ausgehen kann, die relativ viele Freiheiten genießen und auch viel rotieren. Und vorne wartet dann der schon angesprochene Tabakovic. Defensiv kommt es dann darauf an wie agiert wird. Wenn man Pressing betreibt, rücken die zwei 8er auf eine Linie mit Tabakovic, interessanterweise lässt sich aber trotzdem mindestens einer der beiden „Flügel“ nach hinten fallen, sieht man dann bei Pressing öfter eine Art 4-3-3. Wenn die Austria tiefer steht, lassen sich beide „Flügel“ auf ihre angestammte Position als Außenverteidiger fallen und man sieht ein 5-4-1 oder ein 5-2-2-1. Und das beschreibt generell das Spiel der Austria ganz gut: Nominell eigentlich mutig mit dem Personal, das zur Verfügung steht, aber eigentlich ‚Safety-First‘. Trotzdem hat die Austria Probleme im Defensivverhalten, wenn es schnell geht. Was war nochmal eine der Stärken von den Schwoazn in der letzten Saison?

Qual der Wahl für die Start-Elf der kommenden Partie. Foto: SturmNetz.at.

Emanuel Emegha wäre für diese Austria prädestiniert gewesen, aber auch ohne dem zu Strasbourg abgewanderten Stürmer und der von Christian Ilzer geforderten Rakete im Sturm, sollte genügend Speed und vor allem schnelles Direktspiel vorhanden sein, um zu Chancen zu kommen. Hier könnte man die beiden Außenverteidiger als wichtige Komponenten im Angriff sehen. Wenn man früh drauf geht und den Ball erst gar nicht zu den „drei wahren Offensiven“ der Austria kommen lässt, sollte man hier auch auswärts sehr gute Chancen haben. In der Innenverteidigung muss man dann aber auf jeden Fall konzentrierter agieren als zum Beispiel im Test gegen Strasbourg. Wenn die Grazer das abrufen, was sie können, sollte der erste Auftaktsieg in der Ära von Chris Ilzer möglich sein. Sollte man aber gerade gegen Tabakovic nicht mit 100 Prozent zu Werke gehen, kann die Austria trotzdem gefährlich werden. Wobei hier auch wieder Jon Gorenc Stankovic eine Schlüsselrolle zukommen wird, damit der Ball erst gar nicht beim Austria-Stürmer landet. Die bisherige Bilanz in der Bundesliga von Ilzer gegen seinen früheren Arbeitgeber: 7 Siege, 1 Unentschieden, 2 Niederlagen, die 3 Duelle gegen Michael Wimmer konnten alle gewonnen werde.

Von Sturms Neuzugängen wird Kjell Scherpen wohl fix im Tor beginnen. Auch wenn die „Rakete“ noch fehlt, kann man sich einen mutigen, dominanten Auftritt von Sturm erwarten. Der dreifache Cup-Torschütze Szymon Wlodarczyk dürfte wohl den Vorzug im Angriff erhalten. Für Max Johnston kommt das Spiel sicher noch zu früh und auch die Leihgabe von Atletico Madrid Javi Serrano muss zu Beginn vermutlich mit der Bank Vorlieb nehmen. 

Eines ist fix: Die Fans der Schwoazn brennen auf den Ligaauftakt, denn für den Gästesektor sind nur mehr Restkarten erhältlich.

Der Auswärtsblock bei der Austria wird auch am Sonntag wieder gut gefüllt sein. Foto: SturmNetz.at.

Spieldaten

Sonntag, 30. Juli 2023, 17:00 Uhr, Generali-Arena

Österreichische Fußball-Bundesliga: Runde 1

Schiedsrichter: Stefan Ebner
VAR: Manuel Schüttengruber

Mögliche Aufstellung:

SK Sturm (4-4-2 Raute): Scherpen; Gazibegovic, Wüthrich, Affengruber, Schnegg; Gorenc-Stankovic; Bøving, Prass; Kiteishvili; Włodarczyk, Sarkaria

Ersatz: Maric, Geyrhofer, Dante, Horvat, Hierländer, Teixeira, Grgic

1 Kommentar

  1. MS82 sagt:

    Rasmus kurz vor der Verpflichtung bei Manchester….. Hojlund vs Haaland wie geil wird bitte. Und nebenbei fließen noch ein paar € scheine in die Kasse von Sturm.

    lang Leben Andi Schicker!!!!

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