Blutdruck 180
Es war angerichtet, wie es Sturms Platzsprecher, Ludwig Krentl vor der Partie verkündete und es gab einiges gut zu machen nach dem blamablen Gastspiel in Wien vor einer Woche.
Trainer Franco Foda stellte seine Mannschaft an drei Positionen um – Kapitän Michael Madl stand nach seiner Gelbsperre wieder in der Innenverteidigung, im Mittelfeld bekam Sascha Horvath seine Chance und Andreas Gruber war nach längerem wieder von Beginn an am Spielbericht zu finden.
Wechselbad der Gefühle
Der Beginn war fulminant – nach zwei Minuten gingen die Gäste aus dem Innviertel durch Daniel Sikorski nach einem Konter mit 1:0 in Führung. Jener Daniel Sikorski, der im Sommer ein Probetraining beim SK Sturm absolvierte. Doch die Antwort folgte prompt. Roman Kienast ließ nach einem herrlichen Pass von Andreas Gruber mit einem fabelhaften Schuss von der Strafraumgrenze die Fans jubeln. Die Folge war ein Hin und Her, welches meist mit Ballverlusten in der gegnerischen Hälfte endete. Nach knapp einer Viertelstunde war es abermals der Tabellenvorletzte in Persona Dieter Elsnegg, der nach einem Solo die gesamte Sturm-Abwehr aussteigen ließ und die ersten 15 nervenaufreibenden Minuten mit einem Tor beendete. Die Grazer fielen vor allem durch kurze, sichere Pässe im Spielaufbau aber – ab der gegnerischen Hälfte mit zu wenig Durchschlagskraft – auf. Es wurde versucht, den Gegner früh zu stören und zu Fehlern zu zwingen, was jedoch viel zu selten gelang. Zwei Spieler attackierten den Ballführenden, die Rieder umgingen dies jedoch mit vielen Rückpässen gut und das riss teils große Lücken bei den Blackys auf. Der Stimmung tat dies jedoch keinen Abbruch, egal bei welchem Spielstand – die Nordkurve war immer laut, wollten ihre Mannschaft kämpfen sehen. Sturm wirkte bemüht aber vor allem, das Dauerproblem – oftmals schlechtes Stellungsspiel und zu wenig Durchschlagskraft – bekam man nicht in den Griff. Dazu kamen die oft angesprochenen „individuellen Fehler“ und deshalb war die knappe Führung der Gäste nach einer halben Stunde nicht unverdient. Das Publikum wurde langsam ungeduldig, den Schwoazen gelang es immer seltener, Roman Kienast mit hohen Bällen in Szene zu setzen. Bis zum Mittelkreis war das nicht schlecht doch dann wirkte man oft zu hektisch und ungenau. Doch einmal klappte es dann doch: Thorsten Schick nahm sich ein Herz und tankte sich rechts durch, legte ab auf Horvath, der in den Strafraum auf Gruber flankte. Von diesem kam der Ball eher zufällig nach Annahmeschwierigkeiten retour auf den mitgegangen Schick, der wuchtig einnetzen konnte und den abermaligen Ausgleich markierte. Das erste Tor für ihn seit April diesen Jahres in der Bundesliga. Ausgleich gut – alles gut?
Fest der Fehlpässe
Der Beginn von Halbzeit zwei war gezeichnet von Fehlpässen, Fehlpässen und ja – Ballverlusten. In dieser Statistik führte der SK Sturm. Was das unkoordinierte Herausschießen von Bällen anging, hatte die SV Ried eindeutig die Nase vorn. Für Sascha Horvath endete nach einer Stunde der Arbeitstag. Der 19-Jährige wirkte spritzig, jedoch in vielen Aktionen zu spritzig und daher überhastet. Ersetzt wurde die Nummer 29 durch die Nummer 37, Kristijan Dobras. Wenn nach vorne was ging bei den Oberösterreichern, dann war es durch Konter, wobei der erneut starke Rückhalt, Michael Esser, seine Stärken zeigen konnte. Roman Kienast, der in Halbzeit zwei, ganz alleine an vorderster Front verblasste, bekam ab Minute 62 Unterstützung: Josip Tadic ersetzte Daniel Offenbacher. Franco Foda erkannte, dass in der Offensive Handlungsbedarf bestanden hatte. Anscheinend fühlte sich Kienast mit einem Mann neben sich deutlich wohler. Nur zwei Minuten nach Tadic’s Einwechslung spielte Dobras einen scharfen Pass auf Sturms Nummer 42 in den Strafraum, welche diesen gut verarbeitete und zur Freude der 8.367 Zuschauer für die erstmalige Führung sorgte. Aus dem anfänglichen 4-2-3-1 wurde nun ein 4-4-2. Ried konnte den Schwung aus der Anfangsphase nicht in den zweiten Durchgang mitnehmen. Die Gäste nach der Pause vor allem offensiv enttäuschend, kamen kaum zu Chancen. Die Gefährlichkeit in den Kontern ging verloren. In den Schlussminuten durfte Sturms Charalampos Lykogiannis sein Comeback feiern: Er ersetzte Andi Gruber, der heute mit zwei Assists glänzen konnte. Links im Mittelfeld präsentierte sich der Grieche aktiv und schnell. Vielleicht einer, der das Problem in der Linksverteidigung lösen könnte.
Am Ende blieb es dabei. Halbzeit eins für den neutralen Zuschauer sehr schön anzuschauen, Halbzeit zwei eher für den Sturmfan angenehm. Den Grazern gelingt mit dem Sieg der Sprung auf Platz vier. Sturm spielbestimmend dennoch oft mit den gewohnten Fehlern: Wenig Durchschlagskraft im Angriff, überhastete Fehlpässe und oft große Lücken. Der Sieg sicher nicht unverdient, jedoch sicher auch mit der enttäuschenden Vorstellung der Gäste nach dem Seitenwechsel verknüpft.
Stimmen zum Spiel
Franco Foda….
über das System und die Rolle von Thorsten Schick:
über den wiedererstarkten Roman Kienast:
auf die Frage, warum Foda und Gludovatz keine gemeinsame Pressekonferenz abhalten können:
über die Situation von Sandi Lovric:
Roman Kienast…
über den Spielverlauf und die Aufholjagd:
über seinen Doppelpack:
über verletzungsbedingte Rückschläge und den Konkurrenzkampf im Angriff:
über Platz 4 in der Tabelle:
Thorsten Schick…
über den frühen Rückstand und den Spielverlauf:
über Fodas taktische Überlegungen:
über die Tabellenposition und den 4. Heimsieg in Folge:
über sein Tor:
Dieter Elsneg…
ist nach dem Spiel hörbar ernüchtert:
über sein Tor zur zwischenzeitlichen Rieder 1:2-Führung:
Spieldaten
Fotos:
(c) Martin Hirtenfellner Fotografie
Die Leistung der Sturm-Spieler könnt ihr HIER bewerten.
Ganz klar positiv war heute, dass Sturm zweimal zurückkam und spielerisch meiner Meinung nach die Nase vorne hatte. Warum vor allem in der Anfangsphase defensiv allerdings gar nichts funktionierte, kann ich nicht nachvollziehen und noch weniger verstehen kann ich, warum Piesinger nach dem Spiel in Wien auch heute wieder Bälle nach Lust und Laune verjuxen durfte. Ich will jetzt nicht den Namen Lovric, bemühen, aber diese Leistung hätte der Junge locker übertreffen können. Auch Madl war nicht so stark, wie man es von ihm sonst kennt. Auch wenn Spendlhofer vor dem 0:1 den B all so stümperhaft verliert, Sikorski darf da nie so alleine zum Kopfball kommen!
Zu Kienast: Der ist für mich natürlich ganz klar Man Of The Match, nicht nur wegen seiner Tore, sondern auch deswegen, weil er immer anspielbar war und kaum Bälle verschenkt hat. Der ist derzeit wieder in Topform und es wäre schön, wenn er sie halten könnte. Seine beiden Tore waren schön, auch wenn Gebauer beim 3:2 noch seine Finger im Spiel hatte!
@Florian JA
sorry, bei welchem Spiel warst du, wenn du schreibst: „Nach einem Angriff über links bekam Thorsten Schick via Gruber unbedrängt den Ball perfekt serviert und markierte den abermaligen Ausgleich.“
der Angriff lief über rechts, Schick startete ein Solo aus der eigenen Hälfte – dann flankte Horvath von rechts auf Gruber und von diesem sprang der Ball glücklich zu Schick (perfekt serviert von Gruber – sorry, dann habe ich keine Ahnung von FB wenn du diese Aktion als gewollt beschreibst) der dann ohne Probleme einnetzen konnte
keine Kritik, nur eine sachliche Darstellung wie es wirklich war
Klar war er beim richtigen Spiel, er ist neben mir gesessen 😀 Wenn man ein Auge auf den Bildschirm und eines auf das Spielfeld richtet, kann man nicht jede Situation 100%ig korrekt wiedergeben. Aber danke für deine Richtigstellung dieser Situation. Ich habe sie so im Spielbericht – auch nach Einsicht der SKY Zusammenfassung – angepasst. LG
wie mario schon geschrieben hat, war es für mich in der szene leider sehr schwer zu sehen, wie der ball genau zu kienast gekommen ist, weil ich gerade mit dem tippseln beschäftigt war, ich werde auf jeden fall eine balance zwischen schreiben und zuschauen finden. das wird sich mit der zeit einfach verbessern, trotzdem danke für dein feedback und die ausbesserung!
SWG
Platz 4 in der Tabelle. Es passt eigentlich eh alles oder?
NEIN! Mit Offenbacher und Piesinger spielten wir mit 2 Mann weniger. Dass man es da mal nicht mit anderen Spielern probiert scheint mir schleierhaft. Gibt es keinen adäquaten Ersatz? Lernt Lovric ständig auf der Ersatzbank für die Schule? Das glaub ich kaum, auch nicht dass Sandi um einen Hauch schlechter wäre.
FF’s Antwort warum er nicht die PK mit PG macht: „Schauen Sie… ich hab ihm die Hand geschüttelt. Auch in Ried war die Pressekonferenz bereits getrennt. Warum ist das jetzt Thema?“ Good Job!
Also wenn Stankovic zurück ist hat sich das Problem Offenbacher erledigt. Nur leider wird Hovrath dann auch kein Leiberl mehr haben. Verstehe nicht warum FF Kamavuaka nicht aufstellt auf der 6. Klar ist er kein Messi, jedoch gewinnt er Zweikämpfe und Bälle. Und Wilson hat auch schon die ein oder andere schwache Partie gehabt und wurde mit der Bank belohnt. Warum er es nicht immer so macht Verstehe ich nicht.
Wenn FF so weiter macht ist der Lovric bald weg. Selbst wenn er nie trainiert wurde er es schaffen, die Fehler von Piesinger zu machen…
Fazit: gut für die Moral, gut für die Tabelle, gut für uns Fans.
Mit Ausnahme von 20 ernüchternden Minuten nach dem 1-2 sah ich im Stadion kein schlechtes Spiel von uns.
Einzig die quälende Unform Piesingers, der sich aber auch in Hälfte 2 etwas fangen konnte, die immer wiederkehrenden Individualfehler, nagen an mir und machen fast jede 2.Partie zu einer Zitterpartie.
Kienast in Bombenform, Madl für mich gewohnt souverän, Schick und Hadzic auch gut, Horvarth sehr bemüht, aber noch etwas feige und wohl übermotiviert, aber einer mit großer Zukunft.
Richtig schlecht leider abermals Piesi, auch Gruber für mich schwach, ohne Durchschlagskraft und Mut, meist mit Alibipässen, Offi sah ich nicht durchschnittlich, aber nicht schlecht, dafür brachte der eingewechselte Dobras endlich Pfeffer ins Spiel und bot für mich seine bisher beste Saisonleistung.
Mit den wieder fitwerdenden Stanko, Donis und Horvath hat man nun nach vorne noch mehr Variabilität und Unausrechenbarkeit, mit Lyko kommt für die Außenbahn eine nicht üble Alternative dazu, Potzmann und Kayhan sind nach der Länderspielpause wohl auch wieder dabei.
Sieht insgesamt zumindest personell ganz gut aus, jetzt gilts nur noch die richtige Mischung zu finden in der Länderspielpause und in den verbleibenden 5 Herbstspielen zumindest 9 – 10 Punkte zu holen.
Und heute Abend darf und die Cupauslosung ein machbares Los bringen!
@wama
Madl für seine Verhältnisse eher durchschnittlich, 1:2 geht auf seine Kappe – klarer Stellungsfehler und schlechtes attackieren
Schick als RV stärker als unsere dafür vorgesehenen Potzmann / Kayhan / Ehrenreich und spielerisch eine starke Vorstellung und seine Leistung war nicht gut, für mich war sie sehr gut – war als RV offensiver und gefährlicher als Horvath. Bei Horvath ist noch sehr viel Luft nach oben
Dobras war verbessert, ist aber auch nicht schwer bei seinen bisher gezeigten Leistungen
@Schworza99
warum soll Horvath dann keine Chance haben, Stanko spielt nicht auf der Seite und Donis wird nicht ewig in Graz bleiben und so ist dann Horvath eine Alternative für die Mitte wie für die Außenbahn
@rene
madl war mitbeteiligt, klar, der muss nicht so weit draußen attackieren, der begleitschutz für elsnegg begann aber bereits im mittelfeld und war wohl mit ausschlaggebend für seinen fehler, sonst war er für mich ein bollwerk.
schick war stark verbessert, stimmt, und horvath war seine verletzungspause noch klar anzumerken, in ihm sehe ich aber zumindest offensiv noch viel positives auf uns zukommen, auch dobras hat noch viel mehr drauf, als er bisher nur ansatzweise zeigte.
@Rene90
Körperlich ist Horvath wahrscheinlich der schwächste im Kader. Und FF hat eben lieber die Abräumer als die Techniker auf dem Feld.
Das erste Gegentor war eine totale Katastrophe, wie Esser den Ball unnötig in eine Sackgasse auf Spendlhofer spielte. Sie müssen unbedingt lernen, unkomplizieter in den eigenen Gefahrzonen zu spielen. Insgesamt fand ich die Leistung durchschnittlich gegen einen bescheidenen Gegner, der Unterschied zwischen den Mannschaften war Roman Kienast, 2 tolle Tore.
Es freut mich, dass Kienast wieder zu alter Stärke gefunden hat. 🙂 Es ist ihm zum Glück wieder der Knopf aufgegangen; hoffentlich passiert das auch bald bei Piesinger.
Vielleicht ist Piesingers Knopf schon offen und er hat schon wieder zu alter Stärke gefunden. Vielleicht war das Frühjahr nur Glück, Zufall oder was auch immer. Oder vielleicht ist es gar nicht Piesinger, sondern… 🙂