Bleib da oben
Seit vergangenem Sommer ist in der österreichischen Fußball Bundesliga nichts mehr wie es einmal war. Vielfach angezweifelt und oft kritisiert, aber dennoch durchgedrückt unter der Prämisse „es kann ja nur besser werden“. Und besser geworden ist es. Niemals zuvor war der Kampf im Niemandsland der Tabelle so hart und euphorisch wie in dieser Saison. Eine Saison, die vor allem unter einem Stern steht, dem Kampf um den Strich. Um jenen Strich wird es auch am Sonntag gehen, wenn um 17 Uhr in Wien Hütteldorf zum Kampf der Giganten geläutet wird. Zwei Giganten, die nur eines im Auge haben: Den Strich, der gefühlt zwischen Himmel und Hölle entscheidet, zwischen den Höhen und Niederungen der Liga. Wer kommt drüber? Wer muss ins Abstiegs-Playoff? Nicht zuletzt ist es eine Frage des finanziellen Gedeihens oder Verderbens einer Saison. Ein Abstiegs-Playoff würde wohl auch mit erheblichen finanziellen Einbußen einhergehen. Andauernde Duelle gegen Mattersburg, Admira, Altach und dergleichen wären für die Klubkassen alles andere als förderlich. Auf der anderen Seite wartet ein Meister-Playoff mit den Topteams der Liga, welches auch die Fans ins Stadion lockt und, sofern ansprechende Leistungen geboten werden, ein internationaler Bewerb in der Saison 2019/20.
Tradition
Es ist das prestigeträchtigste Duell des heimischen Klubfußballs, wenn am Sonntag Rapid Wien auf Sturm Graz trifft. Der Arbeiterklub aus Wien gegen den Arbeiterklub aus Graz. Nicht zuletzt die Duelle im Frühjahr 2018 haben diese Leidenschaft, dieses Fieber wieder hervorgerufen. Duelle, in denen Sturm immer als Sieger hervorging. Generell ist man seit fünf Duellen in der Bundesliga gegen Rapid ungeschlagen – Rekord. Diese Siege waren vor allem Einsatz, Laufbereitschaft und Kampfgeist geschuldet. Attribute, auf die es in Hütteldorf wieder ankommen wird.
Dieses Mal geht es um kein Cup-Halbfinale, um keine Chance auf einen Titel, es ist lediglich ein ganz normal Meisterschaftsspiel. Auch wenn es in diesem nur um drei Punkte geht, ist es, wenn man auf die Tabelle blickt, ein klassisches Sechs-Punkte Spiel.
All-Mählich wird’s
Nach der spielerisch krachdürren, aber defensiv bockstarken Vorstellung im Ländle gegen den SCR Altach, fühlte sich der letztwöchentliche Heimsieg wie eine Erlösung an. Leidenschaft, die man in Liebenau in den heurigen Runden nur allzu selten sah, gepaart mit einem kleinen Fünkchen Spielwitz, ist eine Mischung, die Sturmherzen höher schlagen und den Klub die Tabelle hochklettern lässt. Doch was war das Rezept, um die Wölfe in Schach zu halten?
Mählich setzt, anders als sein Vorgänger, auf die Stärke, Schnelligkeit und unorthodoxe Spielweise eines Emeka Friday Eze. Gegen die Wolfsberger in der ersten Hälfte mit einer Passquote von heißen 0 % ausgestattet, vermochte er immer wieder für Gefahr zu sorgen und fungierte schließlich mit dem Führungstreffer auch als „Dosenöffner“ für den Sportklub Sturm. Dahinter setzt der Neo-Coach mit Stefan Hierländer und Otar Kiteishvili auf Spielstärke anstatt Tempo sowie auf eine äußerst kompakte Defensive, in der endlich auch ein Linksverteidiger funktioniert. Jener Linksverteidiger, der am Sonntag jegliche Träume seines Ex-Klubs den Garaus machen will. Und in der Zentrale? Dort wird mit sehr hoher grenzender Wahrscheinlichkeit wieder Peter Zulj zum Einsatz kommen. Wer für ihn den Platz räumen muss, ist ungewiss.
Rapid
Auch Rapid hat in dieser Saison schon einen Trainerwechsel hinter sich, wenngleich dieser nach emotionalen Höhenflügen im Fanlager noch nicht so ganz gefruchtet hat. Didi Kühbauer scheint die richtige Mischung ebenso noch nicht gefunden zu haben wie Deni Alar seinen Platz in der Startelf. Jener Deni Alar, der in 70 Bundesligaspielen 36 Tore für den SK Sturm Graz erzielte – mehr als in seinen 116 BL-Spielen für Rapid Wien (35 Tore).
Mit einem Tor in wortwörtlich allerletzter Sekunde konnte Rapid nach einem biederen Kick in Innsbruck die Chance auf das Meister-Playoff wahren. Die Formation wird jedoch zu jener in Innsbruck stark abweichen, Alar wird wohl wieder mit von der Partie sein. Marvin Potzmann, der in Innsbruck bereits nach 38 Minuten ausgetauscht wurde, ist hingegen für das Spiel gegen seinen ehemaligen Arbeitgeber mehr als fraglich. Bester Torschütze des Hauptstadtklubs ist übrigens Mario Sonnleitner mit drei Treffern, auf den es bei hohen Bällen verstärkt zu achten gilt. Ein Gegentreffer scheint jedoch schon fast gewiss, denn Rapid traf in den letzten 14 Bundesliga-Heimspielen gegen Sturm. Eine ähnliche Serie gelang Rapid zuletzt 2010, damals gegen den SV Mattersburg.
Gemma Schwoaze!
Wie viel dieses Duell dem schwarz-weißen Anhang wert ist, sollte jedermann bekannt sein. Ein Duell, das für Sturm die Welt bedeutet und dieses Mal aufgrund der angespannten Tabellensituation noch wichtiger wird. Zur Einstimmung gab es die vor ganz wichtigen Spielen bereits Tradition gewordene Verabschiedung der Mannschaft in Graz Messendorf. Hunderte Sturm-Aficionados sorgten somit bereits einen Tag vor der Partie für Gäneshaut-Stimmung. Spätestens jetzt sollte jeder, der die unsrigen Farben auf der Brust trägt, begriffen haben, was auf dem Spiel steht. Auf die Schwoazen!
Spieldaten
SK Rapid Wien – SK Sturm Graz
Sonntag 9.12.2018, 17:00, Allianz Arena, Wien Hütteldorf
Schiedsrichter: Robert Schörgenhofer
Mögliche Aufstellung: Siebenhandl; Koch, Spendlhofer, Avlonitis, Maresic, Schrammel; Hierländer, Zulj, Lovric; Kiteishvili; Eze
Ersatz: Schützenauer; Grozurek, Ferreira, Lackner, Pink, Hosiner, Lema
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